Gewässer-Tipps Die Oder, das Eldorado der Rapfen
Mit der Schonzeit von Januar bis Mai beginnt für den Raubfischangler eine triste Zeit. Wer es dann nicht ohne Angeln aushält, der kauft sich entweder jeden Monat den „Blinker“, schaut sich wahrscheinlich die neusten Angelruten im Geschäft an oder lässt seiner Angelausrüstung endlich mal die dringend benötigte Pflege zukommen. Alles schön und gut. Doch wer im neuen Jahr nicht Schneider sein will, der sollte sich jetzt schon Gedanken machen, wo die Brummer ihre Runden ziehen. Eine Möglichkeit: Man schlägt den Atlas auf und schaut was Deutschland so zu bieten hat oder man…
Nichts oder, ich sag es Euch gleich: Holt Euch lieber die wertvollen Gewässertipps von Euren Angelkollegen ab. Lasst dabei Euer Misstrauen in der Schublade und seit total offen. Rapfen, Hechte, Zander und fette Waller werden Euch dafür belohnen. Und hier kommt mein Tipp: Wenn man an Top-Gewässer denkt, dann fallen einem im ersten Moment Rhein, Elbe, die Müritz, der Greifswalder Bodden usw. ein. Ich sage Euch Naturfreaks aber, dass das atemberaubendste und wildeste Gewässer, zum Erstaunen der meisten, ein ganz anderes ist. Keines besticht in seiner Schönheit, den unterschiedlichen Gegebenheiten und Herausforderungen so sehr wie die Oder.
Die großen und kleinen Buhnen mit ihren verschiedenen Strömungsverhältnissen , die Stillwasserbereiche mit angrenzenden Altwassern, die Altarme, die Hafenanlagen, die reichlich vorhandenen Kurven mit ihren Ausspülungen in Ufernähe sowie ausgedehnte flache Bereiche. Die durch die Überschwemmungen entstandenen Tümpel sind vorwiegend von Seerosenfeldern überbewuchert. Schilfgürtel und durch Bäume verwurzelte Böden kommen aber genauso vor und bieten den Fischen ideale Lebensbedingungen. Auf eine Sache muss man sich jedoch erst mal einstellen. Und das ist der wechselnde Wasserstand. Manchmal ist die Überschwemmung so stark, dass nur noch Baumkronen aus dem Wasser gucken und ein Angeln fast unmöglich ist. Umgekehrte Verhältnisse gibt es aber auch. Unzählige Sandbänke, die wieder alles anders ausschauen lassen. Hat man es jedoch durchschaut, stehen einem alle Türen offen. Egal auf welchen Fisch man auch aus ist, es kann jeder gezielt beangelt werden.
Meiner Meinung nach gibt es kein besseres Gewässer für Rapfen als die Oder. An manchen Tagen hat man das Gefühl, dass das Wasser rapfenverseucht ist. Sie rauben in flachen Wasserzonen, an der Buhnenspitze, im Buhnenkessel und an den Strömungskanten, sie sind einfach überall. Kleine Jungfische springen voller Panik aus dem Wasser, in der Hoffnung nicht erwischt zu werden. All das ist so aufregend, dass Suchtgefahr besteht. Was ich Euch empfehle: Nehmt Euch eine gefühlvolle Rute bis 30 Gramm mit, Länge am Besten 3 m, um einen großen Radius abangeln zu können. Alle Köder, die Jungfische imitieren sind geeignet. (Meine Lieblingsköder: Mini-Wobbler und -Spinner.) Natürliche Farben ziehen, Firetiger natürlich auch. So habt Ihr den größten Spaß!
Ab Mai könnt Ihr die Rapfen antreffen. Richtig zur Sache geht es aber erst von Juli bis August. Die besten Fänge habe ich bei knallender Sonne und 30 Grad Celsius gemacht, die Abendstunden sind wahrscheinlich genauso gut. Meine Devise: Angelt die Oberfläche ab, bis die Finger wund sind. Aber erkundigt Euch immer über den Wasserstand an der Oder, bevor Ihr losfahrt. Gegebenenfalls ist eine Wathose fällig.
Auch die Zanderangler kann ich beruhigen, es gibt sie und zwar auch kapitale. Im Sommer beißen sie in den Abend- und Morgenstunden. Den helllichten Tag könnt Ihr dabei völlig außer Acht lassen. Nada. Platziert Eure Würfe in die Flachwasserzonen. Gute Köder sind Twister und Wobbler. Ab September kann man sie dann auch am Tag sehr gut fangen. Je näher es dem Winter zugeht, desto schwerere Köpfe sind angesagt. Scheut Euch nicht den Twister mal in die Fahrrinne zu werfen. Auch da stehen Fische. Denkt dran, da es ein großer Fluss ist, am Besten zusätzlich immer eine kräftigere Rute mitzunehmen, bis 70 Gramm. Der Twister durchstreift bei stärkerer Strömung so die fängigen Zonen am Grund.
Der Hecht hat ähnliche Beißgewohnheiten wie der Zander, wobei ich speziell den vom Hochwasser zurückgebliebenen Tümpeln, die Aufmerksamkeit schenken würde. Die Seerosen bieten den Fischen idealen Schutz. In dem trüben Fluss werden ab und zu auch Waller gefangen.
Noch eine kleine Warnung: Wer an die Oder fährt, der sollte sich ein paar Köder mehr mitnehmen. Viele Äste lassen ein hängerfreies Angeln oftmals nicht zu. Deshalb benutzt nicht allzu teure Gummis!
Auf der Strecke von Hohenwutzen nach Hohensaaten befindet sich eine Vielzahl von guten Buhnen. Man kann mit dem Auto vorfahren und sie dann leicht zu Fuß erreichen. Dadurch sind dies auch die Stellen, die am häufigsten und intensivsten beangelt werden. Mag man es einsamer, sollte man die kleineren Dörfer anfahren. Die besten Buhnen liegen jedoch im Naturschutzgebiet bei Stolzenhagen oder Stolpe. Mit dem Fahrrad sind sie schnell erreichbar, ansonsten ist ein Fußmarsch von 30 Min fällig. Und wem die Buhnen auf der deutschen Seite nicht gefallen, der kann ja mal in Polen rumschnuppern.
Die bevorstehende Schonzeit sollte einen nicht davon abhalten, schon mal das Gebiet zu erkunden. Selbst für einen Ausflug ohne Angeln lohnt es sich. Der asphaltierte Deich sorgt für ein angenehmes Fahrradfahren.
Zum Schluss noch eine kleine Mahnung: Nicht nur Biber richten im Gehölz ziemliche Verwüstung an, es gibt leider auch einige Angelkollegen, die an ihren Lagerstätten Müll und leere Bierflaschen (Dosen gibt es ja nicht mehr) zurück lassen. Wirft ein schlechtes Licht auf uns Angler!
Habt Ihr noch Fragen, könnt Ihr Euch bei einem Fachkundigen vor Ort schlau machen. Im Gasthaus „Zur Oderbrücke“ gibt man Euch gerne Auskunft zu geeigneten Angelstellen, zum Wasserstand und zum Beißverhalten. Öffnungszeiten: Montag Ruhetag, Dienstag-Sonntag von 11.00 – 23.00 Uhr. Die Gaststätte befindet sich unmittelbar am Grenzübergang Hohenwutzen (Altglietzen). Die Raubfischkarte kostet 6 Euro, mit Nachtangeln 8 Euro. (Tel.: 033369 / 525)
Also viel Spaß!