Tipps & Tricks Die Mutter aller Kunstköder
Was in grauer Vorzeit einmal mit abgesägten Löffeln angefangen hat, ist
heute eine Wissenschaft für sich. Inzwischen gibt es Blinker wie Sand
am Meer. Die Blinkerschmieden machen es dem Anfänger richtiggehend
schwer, sich für ein Modell zu entscheiden. Wer sich aber ein bisschen
mit der Materie auseinandersetzt, wird schnell Freude an der Vielfalt
finden.
Weil die verschiedenen Modelle außerdem auch noch unterschiedlich
präsentiert werden können, kann man in fast jeder
(Spinn-)Angelsituation erfolgreich Fische aus dem Wasser „löffeln“.
Natürlich ist es unmöglich, hier die Vorzüge aller Blinkermodelle und
alle dazu passenden Führungstechniken durchzukauen. Doch sollte es
machbar sein, dem Eisen-Einsteiger eine kleine Übersicht
anzubieten.
Klassiker sind natürlich der Effzett und dessen Plagiate an. Die Vorzüge: gut zu werfen und einfach zu führen, weil er schon beim simplen Einholen schön hin- und herwedelt.
Ein anderer Old-Schooler ist der Heintz-Blinker und dessen überarbeitete Version, der Fish Expert-Blinker(der mit der grünen Glitterfolie), der auf der Schnur gleitet (die beste Versicherung gegen Aussteiger).
Die dritte klassische Form ist schmal und weist eine Biegung der Längsachse auf (bekanntester Vertreter der Toby von ABU).
Dann gibt es noch schlanke Meerforellenblinker mit Bleikern (z.B. Gno von Falkfish, Gladsax „Snaps“, Hansen Flash etc.) oder solche ohne (z.B. den Thor von Falkfish), die speziell für weite Würfe gebaut wurden.
Fürs Angeln in krautigen Bereichen werden Spezialblinker mit einem Krautschutz versehen. Allerdings fische ich im Kraut lieber andere Köder als Blinker (z.B. Spinnerbaits). Dünnwandige Blinker (z.B. Profi Blinker, Falkfish Big Catch – alle oben um den Fish Expert-Blinker zu sehen) oder Perlmuttblinker (Bezugsquelle: raubfisch.com) eigenen sich zum Befischen flacher Bereiche in stehenden Gewässern oder zum Schleppen hinter Downriggern, Flashern etc.
Prinzipiell gilt: Je schmaler und schwerer ein Blinker ist, desto tiefer und schneller kann man ihn anbieten bzw. desto besser eignet er sich fürs Fischen in der Strömung.
Den Köderlauf beeinflussende Faktoren
Es macht einen großen Unterschied, ob man einen Köder direkt am Sprengring anknüpft oder einen zusätzlichen Wirbel anbringt. Wenn ein Wirbel im Spiel ist, werden die Bewegungen enger, sind dafür aber intensiver. Beim Spinnstop rotiert der Köder (wenn dafür vorgesehen) dann besser um die eigene (Längs-)Achse. Wenn man den Blinker hingegen direkt an den Sprengring anknüpft (für einen gleichmäßigen Lauf den Knoten in die Kerbe schieben) hat er weniger Spiel und bricht deshalb stärker zur Seite aus. Aber auch die Hakengröße und das Gewicht des Hakens haben einen Einfluss auf den Lauf. Je schwerer der Haken und je leichter der Blinker, desto heftiger wirkt sich das auf die Aktion aus. Wer mit großen Haken Fehlbisse bekommt, sollte es mal mit kleineren Haken versuchen. Wer mit Drillingen agiert und die Bisse ausbleiben, kann mit einem Einzelhaken evtl. voll ins Geschehen einsteigen. Besonders beim Schleppen beeinflusst auch die Schnurstärke die Blinkeraktion. Je dicker die Sehne, desto träger und weiter läuft der Löffel. Achtung: Sobald der Blinker beim Einkurbeln rotiert, läuft etwas falsch. Ein Herunterfahren der Einholgeschwindigkeit oder eine andere Montage lenken ihn schnell zurück in geordnete Bahnen.
Farbwahl
Hinsichtlich der Farbwahl gibt es zwei übergeordnete Herangehensweisen: Entweder man passt den Köder der aktuellen Lieblingsbeute der Räuber an oder macht genau das Gegenteil und versucht die Aufmerksamkeit auf den Blinker zu lenken, indem man ihn durch seine Farbe von den Beutefischen abhebt. Letzteres macht vor allem dann Sinn, wenn man in, über oder unter Köderfischschwärmen fischt und die Raubfische tausend und eine Option haben. Ein Blinker im Firetigerdekor kommt in einem Laubenschwarm deutlich besser zur Geltung als ein kleiner silberner Blinker.
Führungstechniken
Die klassische Führungsvariante ist das Einleiern des Blinkers in verschiedenen Geschwindigkeiten und unterschiedlichen Wassertiefen. Da muss man immer experimentieren. Allerdings gibt es Raubfische, bei denen man schon im Vorfeld weiß, wie man seinen Löffel am besten anbietet. Meerforellen fängt man zuverlässig, wenn man den Blinker schnell unter der Oberfläche führt. Auch Hechte jagen gern nach oben. Ebenso der Rapfen. Zander stehen meistens tief und kommen abends dann ins Flache. Barsche muss man suchen, weil sie sich – genauso wie Salmoniden auch – auch gern mal im Mittelwasser aufhalten. Das einfache Einkurbeln ist oft sehr effektiv. Wenn Nichts beißen will, kann man mit ein paar Kniffen versuchen, die Räuber aus der Reserve zu locken:
• Wenn man die Schnur beim Einholen mit dem Zeigefinger der rechten Hand touchiert, kommt etwas Unregelmäßiges in den Köderlauf. Diese kleinen Ausbrecher lieben vor allem Rapfen.
• Um die Fische (vor allem Welse, Hechte aber auch Barsche) auf den Köder aufmerksam zu machen, wirft man die Köder am besten im hohen Bogen direkt an den Standplatz. Das laute Platschen beim Aufprall wirkt auf wie eine Initialzündung zum Angriff.
• Weil Blinker auch im freien Fall blitzen und blinken sind Spinnstops noch effektiver als beim Spinnern. Je besser sich ein Blinker um die eigene Achse dreht, desto eher wird der Blinker in der Absinkphase attackiert. Aufgrund seiner herausragenden Rotationseigenschaften steht der ABU Toby nicht nur bei Salmonidenanglern hoch im Kurs. Aber auch im Meer fängt der Toby so seine Fische.
Verschiedene Blinkertechniken
Blinker können noch viel mehr. Wenn die Bisse auf einen eingeleierten Köder ausbleiben, kann man die Dinger auch jiggen, twitchen, schleppen oder vertikal anbieten.
Jiggen: Blinker kann man auch wie einen Gummfisch oder Pilker führen. Besonders Dorsche, Zander, Barsche und Hechte stehen auf diese Präsentation.
Am besten ist es, den Blinker hinter den Standplatz zu werfen, ihn absinken zu lassen, anzuzupfen, wieder sacken zu lassen usw. Die Bisse kommen oft in dem Moment, in dem der Blinker anfängt, herunterzuflattern. Der Flattereffekt wird umso stärker, je mehr Spiel der Blinker hat. Wenn man die Rutenspitze etwas absenkt, kann er am besten arbeiten. Weil der Kontakt zum Köder nicht mehr ganz so direkt ist wie beim schnellen Einkurbeln, muss man die kontrolliert lockere Schnur beobachten. Wenn diese seitlich wegzuckt oder stehen bleibt, ist es Zeit für einen schnellen Anschlag. Besonders die Toby’s von ABU und der (verkehrt herum montierte) Fish Expert-Blinker eignen sich für diese Zupferei, weil sie in den Sinkphasen schön um die eigene Achse rotieren. Der Toby flattert auch noch zur Seite weg (was besonders Dorsche anspricht).
Twitchen: Kleine regelmäßige Zupfer aus der Rutenspitze während des Einholens beschleunigen den Köder in Intervallen. Folge: Der Blinker bricht zur Seite aus. Außerdem droht er den Räubern zu entfliehen und provoziert so eine schnelle Entscheidung, die oft „pro“ Zuschnappen ausfällt.
Vertikalangeln: Blinker können auch direkt unter der Rutenspitze angeboten werden. Gerade wenn die Fische tiefer stehen, kann ein schwerer Blinker (z.B. der Deep Willow Spoon von Bait Rigs) zum Retter des Angeltages werden.
Im Gegensatz zu einem Gummifisch spielt ein Blinker viel mehr mit dem Restlicht und hat somit ein größeres Potential, Fische aus einiger Entfernung anzulocken. In Amerika motzen viele Angler den Blinker mit einem Köfi oder einem Wurmstück auf. Mit sparsamen Bewegungen lockt der Kunstköder die Fische an, während der „Livebait“ die Fische dann zum Zuschnappen überredet. So genannte Glow-in-the-dark-Löffel sind Modelle mit einer fluoreszierenden Lackierung, die da unten noch mehr auf den Köder aufmerksam macht. Um in hindernisreichen Gewässern Hänger zu vermeiden (der unten sitzende Drilling birgt Gefahr), nimmt man nach der Absinkphase erstmal Kontakt zum Köder auf. Spürt man keinen Widerstand beim leichten Anheben, kann man ihn heftiger anjiggen. Spürt man Widerstand, lässt man den Blinker wieder taumeln und versucht es erneut.
Schleppangeln: Das Schleppangeln ist eigentlich ein ganzes Thema für sich. Wer seine Köder nicht gleich mit Downriggern auf Tiefe bringen will, kann zumindest in flacheren Gewässern auch mit einer vorgeschalteten Bleiolive arbeiten. Zu beachten ist, dass der Blinker umso heftiger arbeitet, je kürzer die Verbindung zwischen Vorschaltblei und Köder ist. Eine andere Methode, den Köder herunter zu schicken ist, einen tieftauchenden Wobbler zu verwenden, dessen Enddrilling man gegen ein Vorfach austauscht, an dem der Blinker befestigt ist. Solche Blinker sollten möglichst dünnwandig (also leicht) sein. Perlmuttblinker sind hier z.B. sehr geeignet. Schwere Modelle (wie z.B. der große Effzett) kann man einfach so hinter dem Boot herschleppen. Zwar läuft der Blinker dann nicht tief. Aber oft genug kommen die Jäger von unten hoch, um sich die leichte Beute zu schnappen.
Blinker-Tuning
Kleine Details sind oft entscheidend für große Fänge. Sofern der Blinker nicht mit einem künstlichen Auge versehen ist, sollte man sich solche kaufen (z.B. von JENZI) und aufkleben. Manche Angler sind der Meinung, die Fische brauchen diesen Fixpunkt zum anvisieren der Beute. Andere vertreten die Ansicht, dass es keine Fische ohne Augen gibt und die Imitation eben so natürlich wie möglich sein muss. Sei es wie es sei: Blinker mit Augen fangen mehr als solche ohne. Das gilt auch für Modelle mit Hakendeko (in Form von Federn, Gummifransen, roter Wolle, einem Twister etc.). Und auch die roten Plastikplättchen zum Einhängen in den Drilling sind wichtiger als viele Angler denken. Gegen Aussteiger hilft ein zweiter Sprengring vor dem Haken, der verhindert, dass sich die Fische aushebeln.