Fangberichte Die Kaufrauschfalle – Kontrollverlust beim Köderkauf

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Ich habe gerade mit meinem Teamkollegen Veit telefoniert und muss immer noch grinsen. Es ging darum, wie man dem Chaos im Angelzimmer Herr werden kann. Und wie es überhaupt zu diesem Chaos gekommen ist. Einer von einigen guten Gründen ist die Kaufrauschfalle, in die wir Angler besonders gerne tappen, um Monate später festzustellen, dass man seiner eigenen Euphorie zum Opfer gefallen ist und nur ein Bruchteil von den Ködern zum Einsatz kam.

Unser größter Coup: Winter 2012. Veit und ich stehen auf der Warnow, wollen Mefos angeln. Wir haben uns ein Boot gemietet und übernachten sogar in Rostock, weil wir’s ernst meinen und 2 ½ Tage fischen wollen. Es beißt bescheiden. Ich bekomme an diesem WE ungefähr 15 Fehlbisse und fange eine Kleinstforelle.

warnow-forelle
Eine Forelle am ganzen WE. Und dann so eine kleine. Das sollte uns nicht wieder passieren.

Veit steigt eine gute Mefo aus. Am Ufer sehen wir die Wurmangler immer wieder einen Fisch herauskurbeln. Im Angelladen empfiehlt man uns den Wurm an der Pose bzw. am Sbiro. Ein fischgeiler Bekannter von uns fängt sogar Forellen auf den mit der Posenangel ausgelegten Tauwurm. Auf der Heimfahrt besprechen wir uns. Alles klar! Wir müssen uns Wurmfliegen für den nächsten Fördeneinsatz kaufen. Am nächsten Abend die Telefonkonferenz. Veit bestellt für über 200 Euro feinste Wurmimitate. Shrimps noch dazu. Logo. Die Wurfgeschosse besorgen wir im Angelladen.

Ein kleiner Auszug aus dem Wurm- und SAhrimpfliegen-Sbiro-Programm.
Ein kleiner Auszug aus dem Wurm- und Shrimpfliegen-Sbiro-Programm.

Allerdings sind wir 2012 nicht mehr auf die Warnow-Mefo losgezogen. 2013 hatte ich die Schnauze voll, weil ich mir im Vorjahr beim Mefoblinkern in der Lübecker Bucht eine Lungenentzündung zugezogen hatte, die mich 2 Wochen ins Krankenhaus zwang. 2014 war auch kein Sbirojahr und die Mefo-Saison 2015 ist auch schon so gut wie vorbei, ohne dass eine unserer Wurmfliegen das Wasser berührt hat. Jetzt liegen sie da und warten auf den Tag, an dem man sie gebrauchen könnte und doch nicht dabei hat, weil man einfach nicht auf Sbiroangeln steht.

Oder – ganz aktuell: Ich fische am Lake Caspe. Erster Tag. Jan und ich versuchen, Barsche zu fangen. Die wollen aber nicht. Tieftrübes Wasser. Ich packe meine Rubber-Jigs aus (Keitech Modell 2 in 3/8 Oz. und Norries Jigs in 1/2 Oz.) und fange 6 Barsche hintereinander.

rubberrausch
Mit der halben Unze konnte ich an der Stelle noch 2 Tage fischen. Als das Paket kam, waren 5 und 7 Gramm besser als 14.

Jan schaut erstmal zu und fängt dann auch noch zwei Barsche und zwei Zander auf einen Rubber-Jig. Ich bin noch eine Weile da. Ich bekomme Gäste. Wir fischen hängerträchtiges Terrain. Also bestelle ich 55 Rubber-Jigs in Gewichten zwischen 5/16 und 1/2 Oz. bei Camo und lasse sie mir nach Spanien kommen. Problem: Der Wasserstand. Der fiel jeden Tag um fast einen halben Meter. Die Fische hielten aber größtenteils ihre Position. Meine Rubber-Jigs wurden zu schwer. Von den 55 Neuzugängen habe ich 50 ungefischt wieder nach Hause gebracht. Ok. Das ist nicht so schlimm wie die Wurmfliegennummer. Ich bin mir sicher, dass ich die Fransendinger noch gut gebrauchen kann. Aber das Investment hätte man auch auf die nächsten Jahre verteilen können.

rubber-kaufrausch

Als ich ihm die Geschichte erzähle, lacht mich der Veit aus. „Jedes Jahr so ein Blackout. Sei froh. Du hast Deinen schon hinter Dir.“ „Wart mal ab, Veit. Wenn sich die Spybaits beim Barschangeln als Flop erweisen, bist Du auch schon im 2015er-Club.“ Veit hat nämlich auf Kuba entdeckt, wie gut die Spybaits auf Blackbass funktionieren. Nicht dass er mehr mit denen gefangen hätte als auf einen Twitchbait. Aber die großen fingen David und Veit mehrheitlich mit den subtilen Propeller-Ködern, von denen sie 3 Stück mit dabei hatten (dank Manuel aka potsdam-rockt).

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Als Veit dann wieder in Deutschland war, hat er sich ziemlich direkt hinter die Kiste geklemmt und Tiemco-Spybaits bestellt. Und weil die gerade im Sonderangebot waren, hat er nochmal nachgelegt. Kleine für unsere scheuen Barsche. Und nochmal. Und inzwischen besitzt er die größte Tiemco-Spybait-Sammlung Deutschlands. Weil wer weiß – vielleicht werden die ja irgendwann nicht mehr gebaut. Außerdem läuft der Tiemco-Sale in diesen Tagen aus.

Das sind nur drei Beispiele, die zu einer riesigen Anhäufung an Gummis, Jigs & Wobblern geführt haben, die man anglerisch nicht mehr abbauen kann und die man eigentlich monetarisieren sollte. Auf der anderen Seite könnte es ja sein, dass man das Zeug tatsächlich noch einmal braucht.

Johannes

PS: Dieser Artikel erscheint in der Kategorie Fangberichte. Diesmal hat’s die Angler erwischt, nicht die Fische.

Kennen wir doch wahrscheinlich alle das Problem ;)
Mal mehr, mal weniger heftig, über's Jahr verteilt oder auf einen Streich...
Ist mir letztes Jahr fast mit ner Kompletten Karpfen-Ausrüstung passiert...zum Glück bin ich mir noch gewahr geworden, dass das doch nix für mich ist... da konnte ich den Blackout grad noch abwenden...bzw hat der Spin-Tackle-Affe (der mittlerweile zu nem waschechten Sasquatch herangewachsen ist) dem Karpfen-Tackle-Affen den Hals umgedreht, als er dahinter gekommen ist :)
Das Problem ist ein Klassiker, solltest du einige der Rubbers loswerden wollen, ich wäre bereit einige abzunehmen :D
Grüße
Ach ja, als ich gelesen habe "...Also bestelle ich 55 Rubber-Jigs in Gewichten zwischen 5/16 und 1/2 Oz...", hatte ich plötzlich so ein komisches zucken im rechten Auge und mein Klick-Finger wurde ganz nervös, ist das normal? :lol:
Hab grad bei Camo nach dem Spybait Sell Out geschaut. Zum Glück konnte ich mich grad noch fangen...
In der Damenwelt auch bekannt unter Nußloch syndrom
Da muß man auch mal hart mit sich selbst sein. Ich habe vor ca. 2 Jahren den Entschluß gefasst keine Gummiköder mehr zu kaufen, bis sich mein Bestand nicht um natürlichen Verlust am Wasser deutlich reduziert hat.
Das hab ich sogar einige Monate durchgehalten, seitdem wird nachgeholt...
Freut mich immer bestätigt zu bekommen, das ich nicht der einzige Süchtige bin!
Hahaha jo so einen Blackout hab ich auch manchmal. So ein bis zweimal im Monat :) Ich brauche mittlerweile Boxen für die Boxen mit den Boxen, damit wenigstens etwas Übersicht bestehen bleibt.
N
Das Problem ist, dass die fängigsten Köder immer wenn man sie braucht gerade im Laden hängen..
kenn ick zu gut - bei mir zu Hause sieht es aus wie bei Angeljoe im Laden :D

meistens schleppt man Tonnen von Ködern mit aufs Boot und angelt dann doch nur eine Hand voll Köder...
Haha! Saugeil! Wat bin ich froh, dass es mir nicht alleine so geht!
B
Nur frag ich mich: was machen um de tackleaffen unter kontrolle zu halten? Mein aktueller plan ist es auf eine mittelgroße kiste pro zielfisch und gewässer zu reduzieren.
@barschzanker, Gegenfrage,warum unter Kontrolle halten resp. reduzieren ? :)
Oh ja das kenn ich nur zu gut bei mir füllen sich auch schon die boxen der boxen.....
Bin über den Winter den ganz anderen Weg gegangen und hab konsequent und rabiat ausgemistet, nachdem ich eh auf dem Minimaltrip bin uns sich letztes Jahr wirklich gezeigt hat, dass ich nicht mehr als die sprichwörtliche handvoll Köder das ganze Jahr gefischt hab.
Bis auf zwei neue Zanderwobbler ist seitdem auch nichts mehr dazugekommen.....und ich hoffe das bleibt so (vom evtl. Verluste ausgleichen mal abgesehen).
Ich hab momentan eher das Problem, dass ich mir jede Woche am liebsten a neue Wallerkombo kaufen will. :)
Die Spybaits gingen die letzten beiden Wochen in Kuba übrigens überhaupt nicht;-)
wer kennt das nicht :)
und diese ganzen Onlineshops machen das auch nicht besser ;D
P