Barsch Die Fischbrut-Vagabunden – Barsch-Alarm im Freiwasser
Beitrag enthält WerbungInzwischen hat sich die Brut fast überall so weit entwickelt, dass so ein Schwung Frischfisch eine Mahlzeit für die Barsche darstellt. Und so sieht und hört man es nun ab und an richtig rauben. Besonders am Abend. Aber auch tagsüber. Und keineswegs nur am Ufer. Manchmal tobt es mitten auf dem See. Mal nur für ein paar Sekunden. Mal tauchen die Barsche nach dem ersten Angriff nur kurz ab, um sich an einen zweiten Kleinfischschwarm heranzupirschen und erneut zuzuschlagen. Je länger die Barsche rauben, umso leichter wird’s natürlich, ein paar Fische aus dem Verbund heraus zu angeln. Aber schon das kleinste Anzeichen einer Raubaktion ist es wert, die Angel schnell einzukurbeln und die zurückbleibende Turbulenz anzuwerfen. Nicht jedes Mal bleibt ein Barsch kleben. Aber ab und zu klappt’s ganz gut.
Grundvoraussetzung für das Raub-Barsch-Anwerfen im Freiwasser ist natürlich, dass man die Raubzüge wahrnimmt. Dazu müssen erstens die Kleinfische an die Oberfläche kommen. Zweitens muss man das Schmatzen hören bzw. Jagdszenen beobachten können. Dazu ist eine ruhige Wasseroberfläche nötig. In diesem Fall gilt: Je windstiller, desto besser. Am Vorabend des Barsch-Alarm-Treffens am Wandlitzsee konnte man es z.B. regelmäßig um den Berg rauben sehen. Nicht an der Kante, sondern weit davon entfernt. Über 15 Metern oder mehr. Auch bei meinen Renken-Exkursionen auf dem Wörthsee haben wir die Barsche mitten im See beim Rauben beobachtet. Am ersten Tag waren unsere Barsch-Ruten leider nicht montiert, so dass wir zu spät kamen. Aber an den folgenden beiden Tagen waren Walter und ich präpariert. Und obwohl der Fokus ganz klar auf der Renke lag und das auch ganz genial gelaufen ist, war es eine Barsch-Sequenz im Freiwasser, die der Exkursion nach Bayern das Sahnehäubchen aufgesetzt hat.
Es war am Montag bei brütender Hitze, Windstille und blauweißem Himmel. Wir waren auf der Suche nach den Renken, die es an diesem Tag nicht so richtig ballen wollten. Nachdem im Bereich zwischen 12 und 20 Metern nix los war, wollten wir mal ganz ins Tiefe schauen. Unser Blick ist auf dem Echolot. Gleichzeitig schauen wir hoch. Da war doch was. Und tatsächlich: 50 bis 100 m von uns entfernt, rauben Barsche.
Man sieht’s nicht wirklich gut. Aber hinter den sich im Wasser spiegelnden
Wolken ist das Wasser noch leicht verkrisselt.
Jetzt heißt es Gas geben und einen passenden Köder einklinken. Walter wählt einen großen Easy Shiner. Ich entscheide mich für einen kleinen Stick Shadd. Als wir die Stelle erreichen, sind die Barsche schon wieder abgetaucht. Mist. Walter wirft trotzdem mal ins verkrisselte Wasser und bekommt einen Fehlbiss auf ca. 3 Metern. Dann fängt es ein paar Meter weiter wieder an zu rauben. Ich lade voll durch und treffe auch dank der Flugeigenschaften meines Köders voll in den wütenden Pulk. Zwei kurze Twitches. Absacken lassen (der Stick Shadd vibriert beim Absinken auf der Längsachse). Noch ein Twitch. Hängt. Kein Schlechter!
Die Wörthsee-Barsche haben alle eher orangene Flosse als rote…
Im Gefolge war eine Wand aus Barsch zu sehen. Viele kleine und mittlere Fische. Darunter aber auch ein paar richtig große Eumel. Als sie das Boot sehen, drehen sie ab. Ob der Spuk nun vorbei ist? Wir schauen auf die Wasseroberfläche mit durchgeladenen Ruten im Anschlag. Da! 70 Meter weiter gibt’s wieder kleine Detonationen an der Wasseroberfläche. Annähern. Durchladen. Schuss. Twitch. Twitch. Pause. Twitch. Sweep. Pause. Sitzt. Diesmal ein etwas kleinerer aber sehr gut genährter Barsch.
So kann’s weitergehen!
Auch diesmal folgt der Schwarm bis kurz vors Boot, um dann das Weite zu suchen. Walter’s 5-Incher verzeichnet bis jetzt nur Fehlattacken. Aber er bekommt die nächste Chance. Die Barsche rauben jetzt direkt in Wurfweite. Kaum ist der Köder durch die Kleinbarsch-Fraktion durchgesunken, haut er an. Und dann ist die Latte krumm.
Jetzt ist der Walter dran!
Mein Angebot an die hungrige Meute bleibt diesmal unbeantwortet. Im glasklaren Wasser sieht man Walters schönen Fisch 4 oder 5 Meter unter uns den Kopf schütteln. „Johannes. Da ist noch ein dickerer dabei, der sich das alles anschaut!“ „Ich seh’s!“ Mein Stick Shadd wackelt schon hinunter und hat das Level von Walter’s Barsch erreicht. „Der Dicke kommt! Schnapp zu!“ Tut er nicht. Er dreht ab. Ein kurzer Twitch lässt ihn umdrehen und den Köder anschauen. Aus ca. 10 Zentimetern Entfernung. Er dreht nochmal ab. „Er will nicht! Du Ratte!“ Twitch. Und dann geht’s ganz schnell. Eine Umdrehung. Ein Aufreißen des Mauls und dann hängt er. Doppeldrill.
Der hier hat den Weg…
… zu dem hier geebnet.
Das war’s dann leider. Obwohl wir uns noch eine ganze Weile im Umfeld aufhielten und die Wasserfläche mehr als aufmerksam beobachteten gab’s nichts mehr zu holen. Vielleicht hätte ein lauter Toppi nochmal eine Jagd inszeniert. Aber die Toppi-Box hatte ich nicht dabei.
Was man aber auf jeden Fall im Gepäck haben sollte, sind eine fertig montierte Barsch-Rute mit Weitwurf-Potential, einen Stickbait, der möglichst weit fliegt und im Sinkflug wackelt und ein paar schlanke Gummis – auch wenn man nicht primär auf Freiwasser-Barsche aus ist. Es kann immer und überall passieren. Diese Raubaktionen im Freiwasser sind absolut spektakulär. Also schön die Augen aufhalten und beim kleinsten Anzeichen zum Probewurf ansetzen. Wenn alles blitzschnell geht, kann man sich oft den einen oder anderen Barsch abgreifen.