Barsch Dickbarsch-Strategien: So beißen die Großen.
Beitrag enthält WerbungDieser Beitrag ist im Blinker erschienen und war ein Teil einer ganzen Barsch-Serie. Es geht es um den Großbarschfang. Keine Sorge. Ich will euch nicht mit Hechtködern an die besten Großbarschgewässer Europas schicken. Das wäre sicher eine sehr gute Strategie, das großköderschleudern und Dickbarschdrillen am Hechtprügel macht dem eingefleischten Barschangler aber wenig Spaß. Deshalb geht’s hier um das gezielte Herausfiltern der besseren Barsche aus beliebigen Gewässern. Die sind dann natürlich unterschiedlich groß. Der 52er aus dem Rheindelta, ist an der Berliner Stadtspree nur 38 Zentimeter lang. Und trotzdem ist das ein kapitaler Fisch. Schließlich korreliert das Maximalmaß mit dem Gewässer.
Mentalität: Ich will‘s jetzt nicht übertreiben, aber zum Gesamtpaket eines erfolgreichen Großbarschanglers gehört auch Mentalität. Man angelt gezielt auf die ausgewachsenen Exemplare einer relativ kleinen Fischart. In vielen Gewässern schwimmen die Ü40er nicht in großen Rudeln durchs Wasser. Vielmehr sind es Formationen von drei bis zehn Fischen oder gar Einzelgänger, die so selten sind, dass man Ausdauer braucht, um sie aufzuspüren. Im Gegensatz zum Großhecht, der Monstermefo oder dem Gigazander wartet dann kein minutenlanger Kampf auf Biegen und Brechen, sondern ein sportlicher Drill, der teilweise in unter einer Minute abgehakt ist. Eine Herausforderung ist es auch, mit großen Dickbarschködern zu schmeißen, wenn der Kollege nebendran mit dem Mini-Gummi einen Halbstarken nach dem anderen dingfest macht. Zu guter Letzt dann muss man auch ein bisschen experimentierfreudig sein. Wer immer das macht, was alle machen, wird immer Köder durchs Wasser zerren, die die Barsche schon seit Jahrzehnten kennen. An Großgewässern mit Fischaustausch mag das funktionieren. An übersichtlicheren Gewässern kann man sich sicher sein, dass die Barsche lernen und dann nur noch in den relativ seltenen Aggro-Phasen auf die altbewährten Köder gehen.
Dickbarsch-Spots und -Zeiten: Barsche sind Vagabunden, die auf Nahrungssuche große Strecken zurücklegen, vorhin hier waren, nachher dort sind und wieder zurückkommen. Auch im langweiligsten Kanal und in der gleichmäßigsten Badewanne gibt es immer Plätze, an denen sich die Großbarsche immer wieder einstellen. In Gewässern mit schönen Strukturen kann man sich sicher sein, das Sandbänke, Drehströmungen, Landzungen, verholzte Uferpartien etc. immer wieder Barsche anziehen. Wo man einmal einen guten Barsch gefangen hat, ist die Wahrscheinlichkeit groß, dass man wieder einen fangen kann. Gut ist es immer, sich die Jahres- und Tageszeiten zu merken, an denen es geklappert hat. Denn die Bewegungsmuster wiederholen sich.
Große Köder – große Barsche: Auch wenn der Spruch ein bisschen abgedroschen ist, fangen Barschangler, die nicht unter 4 Inch gehen und auch mal einen 5er oder 6er Seashad ranschrauben, wenn es richtig kachelt, im Schnitt sicher die größeren Fische als die Kleinköder-Freaks. Ich habe zwar schon viele große Barsche auf kleine Köder gefangen. Aber wenn ich selektiv auf Dickbarsch jigge, ist ein 4er Easy Shiner das Filigranste, was an den Haken kommt. Auf ebenjenen habe ich auch meinen größten Barsch gefangen. 52 Zentimeter hatte er und war die Krönung eines Barschgewitters vor einem Hafen im Rheindelta. Zwar waren die Barsche damals im Stichlingsrausch und haben vor der Landung immer ein paar 3 bis 4 cm lange Stichlinge ausgespuckt, trotzdem hat der große Köder gepunktet. Auch wenn sich Barsche auf kleine Beute einschießen, schlagen sie einen ordentlichen Happen selten aus.
Selektion über die Hakengröße: Oft liest man, dass sich die Barschschwärme aus Mitgliedern der selben Größe rekrutieren. Das kann ich nicht oder nur teilweise bestätigen. Im Umfeld eines Barschschwarms halten sich oft auch ein paar große Fische auf. Diese fängt man dann mit großen Ködern. Allerdings stürzen sich im Fressrausch auch kleine Barsche auf 5er Shads. Man muss verhindern, dass diese hängen bleiben. Eine Halbstarkenverhinderungsstrategie ist das Angeln mit kurzen Jigs. Also einem 2/0er Haken am 12 bis 15 cm langen Köder. Wenn man mit flexiblen No-Action-Shads oder langen Curly-Tail-Würmern angelt, bleiben nur die Kopfbeißer und Kapitalen hängen, die das komplette Gummi einfalten.
Selektieren über Köderart: Jenseits vom Gummifisch gibt es für mich drei Ködertypen, die im Schnitt immer größere Barsche fangen. Das sind Rubber-Jigs, bullige Crankbaits in der Größe von 5 bis 10 cm, und große Stickbaits ab 10 cm. Bei den Rubber-Jigs fehlt die Größenangabe deshalb, weil ich auch auf kleine Modelle im Verhältnis viel mehr große Fische gefangen habe als auf kleine Gummis und Wobbler.
Der Rubber-Jig selektiert also an sich schon mal (ein bisschen). Bei Crankbaits ist das anders. Auf einen kleinen Chubby oder Rapala Ultralight Crank knattern die Kleinbarsche im Sommer wie die Wilden. Anders sieht es aus, wenn man mit der Ködergröße nach oben geht: Je bulliger, desto Dickbarsch.
Das trifft auch auf große Stickbaits zu. In meinem Barschbuch habe ich dazu ein Kapitel verfasst mit dem schönen Titel „Maxi-Toppies für Alpha-Barsche“, in dem ich die Theorie aufstelle, dass sich primär die Alpha-Tiere im Rudel an einen großen Popper oder Stickbait herantrauen. Tatsächlich sieht man ja oft Fische nachlaufen. Manchmal ganze Trupps. Und doch sind es zumeist die großen Alpha-Barsche, die sich dann lösen und den Oberflächenköder wegsmashen.
Dickbarschführung: Gibt es eine Dickbarsch-Führung? Dazu habe ich drei Theorien parat, die allesamt schon dickes an Land befördert haben, sich teilweise aber widersprechen: a. Eine schnelle Köderführung lässt auch ausgefuchsten Fischen keine Chance, lange zu überlegen. b. Großfische sind oft ein bisschen träger, als ihre kleinen Artgenossen und stehen deshalb auf eine lineare Präsentation. c. Eine betont langsame Führung kitzelt auch extrem vorsichtige Alttiere.
Und so kurble ich Cranks oft im Highspeed-Modus durchs Wasser, lasse die Toppies über die Wasseroberfläche flitschern und fische ganz oft auch mit 20 Gramm, wo 10 eigentlich ausreichen würden. Auf der anderen Seite drehe ich Spinnerbaits und Swimbaits manchmal ganz langsam auf einer Linie durchs Mittelwasser. Wenn das nichts hilft, lasse ich Rubber-Jigs und Gummi-Würmer und Action-Würste am Texas-Rig nur zentimeterweise vorwärtskommen bzw. fische Action-Shads am 5 Gramm-Kopf, wo andere 15 Gramm für optimal halten. Oft ist es auf jeden Fall die Führung, die die Fische an den Haken bringt und nicht nur der Köder(typ).
Summa Summarum muss man sich also an die Großbarsche anpassen, ihnen mit einer gewissen Mentalität begegnen und nicht zuletzt die Spots kennen, an denen sie regelmäßig präsent sind. Dann klappt’s auch mit dem Dickbarsch.