Barsch Dick-Barsch-Magnet Spinnerbait
Beitrag enthält WerbungDa die Raubfisch-Saison vielerorts begonnen hat, möchte ich euch nochmal den Spinnerbait ans Herz legen. Er fängt Hechte überm Kraut, ist aber auch ein hervorragender Dickbarsch-Köder. Ich fische seit Jahren mit einem Vorschalt-Drahtgestell auf Barsch und habe sehr gute Erfolge damit.
Die großen Modelle, die die Schwarzbarschangler in den USA und Japan benutzen, hatte ich aber lange ignoriert. Sie erschienen mir zu mächtig. Außerdem habe ich mir eine unter Hechtanglern weitverbreitete Meinung angeeignet, die besagt, dass man mit Spinnerbaits zwar keine Seerosenstängel und Schilfhalme sammelt, dafür umso mehr Fehlbisse.
Und dann war da die WPC 2016 in Holland. Zwei Tage vor dem Turnierstart findet ein gemeinschaftliches Abendessen mit anschließendem Umtrunk in einer Bar statt. Diesem Umtrunk bleibt manch einer fern, um sich nicht zu schwächen. Aber es gibt auch unter den Wettkampfanglern genug gesellige Typen und mit denen wird dann über Plätze, Strategien und Köder schwadroniert. Spätestens nach der fünften Gerstenkaltschale fällt dann auch das letzte Hemmnis und so ist man am nächsten Tag um ein paar Hirnzellen ärmer, aber eben auch um ein paar Erkenntnisse reicher. Die Holland-Barsche, so hieß es, würden wohl voll gut auf große Spinnerbaits beißen. Am nächsten Tag bekam ich sogar ein paar geschenkt. In einem hochdotierten Turnier fischt man aber halt die Köder, denen man vertraut. Und so schlecht lief es ja nicht (Dustin und ich wurden 5. von 50 Teams). Als ich aber wieder daheim war, habe ich mich ans Internet gesetzt und erstmal 10 Spinnerbaits gekauft. Die lagen dann erstmal in einer Box. Doch als wir uns im September wieder am Haringvliet trafen, hatte ich diese Box dabei. Ich wollte mich zwingen, in den nächsten Tagen viel mit Spinnerbaits zu fischen und herauszufinden, ob das wirklich so ein Knallerköder für dicke Barsche sind. Es hat exakt einen Tag gedauert, Vertrauen aufzubauen.
Dieses Vertrauen in Spinnerbaits ist seit jenem Trip so unerschütterlich, dass ich es an euch BAler weitergeben will.
Köderbeschreibung:
Als Spinnerbait bezeichnet man die V-förmigen Drahtgestelle, an deren einem Schenkel ein meist fischkopfähnliches und von einem Skirt aus Gummifransen ummantelten Bleigewicht vor einem fest fixiertem Haken sitzt, während am oberen Schenkel ein bis zwei Spinnerblätter angebracht werden. Die Öse sitzt im Knick. Durch die Drahtarme ist der Haken abgedeckt, so dass man dieses Konstrukt spielend durch Hindernisse manövrieren kann, ohne Gefahr zu laufen, dass der Köder hängen bleibt bzw. Kraut aufsammelt. Wenn man den Köder anzieht oder fallen lässt, fangen die Spinnerblätter an zu rotieren. Sie verursachen große Turbulenzen unter Wasser und reflektieren in alle Richtungen. Ein Spinnerbait soll den Raubfischen einen ganzen Futterfischschwarm vortäuschen. Man unterscheidet ein- von zweiblättrigen Spinerbaits. Außerdem haben die Blätter verschiedene Formen. Das Colorado-Blatt (amerikanisch Colorado Leaf) ist fast rund, verdrängt deshalb viel Wasser und eignet sich für eine langsame Gangart bzw. fürs extreme Flachwasser. Das Willow Leaf ist schmaler und kann schneller geführt werden. Dazwischen ist das ovale Inidiana Leaf angesiedelt. Eine große Bedeutung kommt auch dem Skirt zu, das es in den verschiedensten Farbkombinationen gibt.
Riesige Reizdosis
Von allen Ködern, die ich kenne, sind Spinnerbaits die mit der größten Reizdosis:
- Druckwellen von (meist) 2 (oft ziemlich großen) Spinnerblättern
- Flashen von 2 großen Spinnerblättern
- Imitation eines Kleinfischschwarms (2 Blätter + 1 Jig mit Trailer = 3 Einheiten)
- Fransenrauschen vom „Skirt“ (dem Fransenkleid)
- Leichtes Rollen von einer Seite auf die andere
- Bewegungen vom Trailer
Auffälliger kann ein Köder nicht sein, weshalb man Spinnerbaits auch in die Kategorie „Searchbait“ einstuft. Mit einem Spinnerbait kitzelt man keinen ultraverprellten Barsch heraus. Man erzeugt entweder Reaktionsbisse (aus Wut) oder holt sich raubende Barsche zum Köder. Soweit die Theorie.
Ösen-Problematik
In der Praxis stellt sich erst einmal die Frage, wie man ein Stahlvorfach in der offenen Öse befestigen soll. Bzw. zu allererst: „Warum ist die Öse überhaupt offen?“ Antwort 1: Weil die Schwarzbarschangler Spinnerbaits mit Fluorocarbon fischen und den Köder direkt anbinden. Sie haben da drüben kein „Hechtproblem“. Antwort 2: Es gibt viele verschiedene Möglichkeiten, die Öse zu schließen. Am Anfang habe ich das mit Zahnspangen-Gummis gemacht. Inzwischen bin ich beim Schrumpfschlauch gelandet. Warum? Mit Schrumpfschlauch kann ich die Öse eng machen. Dadurch hat der Karabiner wenig Spiel, so dass sich der Spinnerbait beim Wurf nicht so oft in der Schnur verfängt.
Niemals ohne Trailer?
Ich würde sagen: JA! NIEMALS ohne. IMMER mit. Aber ich kenne Bassangler, die mir vom Trailer abgeraten haben wegen der Fehlbisse trotz Assist-Hook. Und ich kenne Barschangler, die die großen Spinnerbaits blanko fischen. Teilweise sogar blanko aber mit Angsthaken. Ich glaube aber voll an die Magie des Trailers und ich fische mein Spinnerbait/Trailer-Gespann in dem Glauben, dass ich mehr Bisse bekomme als auf einen ungetrailerten Spinnerbait. Nicht nur dass die Gummi-Deko zusätzlich Druck macht und verführerisch wedelt – der Trailer schüttelt auch den Spinnerbait ein bisschen durch, lässt ihn leicht flanken. Ich bin mir sehr sicher, dass die Raubfische das gut finden.
Tricks & Tücken bei der Trailer-Wahl
Am Anfang haben meine Kumpels und ich viel und sehr erfolgreich Twister auf den Spinnerbait gesteckt. Barsche lieben dieses Geflatter. Allerdings verhakt sich der Twisterschwanz beim Wurf sehr gern in den Haken (besonders, wenn man mit einem Assist-Haken – dem Pendant zum Zusatzdrilling – fischt). Deshalb ist es komfortabler, Gummifische mit und ohne Schaufelschwanz zu verwenden. No Action-Shads lassen den Köder gerade laufen. Er läuft auch etwas tiefer, als wenn ich einen Gummifisch mit Schaufelschwanz montiere. Je größer der Teller, desto größer der Wasserwiderstand, desto flacher wird der Spinnerbait laufen. Den Twister gebe ich dennoch nicht komplett auf. Dieses diffuse Flattern ist manchmal eben echt der Hit. Da muss man den einen oder anderen Leerwurf in Kauf nehmen.
Assist-Hook für Schwanzbeißer
Der Bass-Spinnerbait ist ein XL-Barschköder. An Cranks hängen zwei Drillinge, an Twitchbaits auch – zumindest kommen sie so aus der Verpackung (wir fischen sie dann ja mit getuntem Einzel-Endhaken). Und so habe ich an sich keine moralischen Bedenken, wenn ich auch dem Spinnerbait eine „Angstversicherung“ verpasse. Im Fachjargon nennt sie sich „Assist-Hook“. Dabei handelt es sich um einen Einzelhaken mit quer stehendem Öhr. Er wird einfach auf den Haupthaken gesteckt. Bei den meisten Modelle ist vorgesehen, einen Plastikschlauch über das Ohr zu ziehen, bevor man den Zusatzhaken dann auf den Haupthaken spießt. Das System leiert mit der Zeit aus. Dann verdreht sich der Assist-Hook schon im Wurf und verliert seine Wirkung. Deshalb arbeite ich auch hier mit Schrumpfschlauch, den ich über den Originalschauch ziehe. Nach dem Motto: „Doppelt gemoppelt, hält besser!“ Den Schrumpfschlauch mache ich erst richtig heiß, wenn der Trailerhaken auf dem Haupthaken sitzt. Das hält dann bombenfest.
Hardware
Kleine Spinnerbaits kann man noch mit der Spinnrute fischen. Größere sind zum einen relativ schwer und haben einen zu großen Wasserwiderstand. Sie bedürfen einer Baitcaster-Kombi. Wer viel im Busch angelt, wird Geflochtene aufgrund der größeren Tragkraft vorziehen. Die Spezialisten fischen diese Köder aber an Monofiler oder an Fluorocarbon-Schnüren. Fluorocarbon hat den Vorteil, dass sich der Köder durch die Dehnung ein bisschen schöner wirft.
Meine Lieblingskombo für die 14-Gramm Stanleys ist eine Expride 168 MH 2 mit einem Wurfgewicht von 10 bis 30 Gramm mit einer DC-Baitcaster. Die DC empfehle ich, weil man (vom Boot) oft das Ufer abwirft. Spinnerbaits haben einen relativ hohen Luftwiderstand. Wenn man gegen den Wind schmeißt, hat man mit der Digital Control weniger Probleme mit Perrücken. DCs waren bis zum letzten Jahr ein Luxusartikel. Seit die Curado DC auf dem Markt ist, ist die Digital Control erschwinglich. Und mit der SLX DC wurde das Ding mit dem den Wurf kontrollierenden Chip in der Rolle fast schon günstig.
Denkbar einfache Bedienung!
Zur Köderführung ist eigentlich nicht viel zu sagen. Durchkurbeln, mal die Geschwindigkeit wechseln, ab und zu ein Spinnstopp. Ein Anrucken lässt das Fransenkleid aufbauschen. Meistens angele ich aber in mittlerer Geschwindigkeit und werden schneller, wenn ich einen Druckabfall bemerke. Dann hat nämlich ein Fisch nach einem Spinnerblatt geschnappt, so dass es nicht mehr rotiert. Wenn ich jetzt Gas gebe, täusche ich eine Flucht vor und kassiere oft einen vehementen „Zweitbiss“!