Hecht Der_Prior: Hechte stippen in Schweden 05/2013
Beitrag enthält WerbungZwei Vollblutangler, Stefan und Daniel (ich) und ein Ziel: Fisch satt mit geringem Aufwand. Kanada und Alaska waren also leider raus. Am 11.05.2013 um ziemlich exakt 1:00 Ortszeit war das Auto mit den letzten Kleinigkeiten beladen, das Boot angehängt. Mit 2 bis 3 Espresso im Magen ging es auf die ca. 1000km lange Reise in ein europäisches Traumland für Angler. Nach Schweden!
Ziel war ein größerer See im waldreichen Südschweden mit vielen großen Flachwasserbereichen und max. 12m Wassertiefe. Die Hoffnung lag ganz klar auf jeder Menge Fisch und dem einen oder anderen Blick auf die wunderschöne Landschaft. Letzteres kam am Ende aber doch „etwas“ zu kurz (bei einem See voller Fisch direkt vor der Nase aber auch kein Wunder). Aber eins nach dem anderen: Nach ein paar Stunden Fahrt und dem kläglich gescheiterten Versuch auf einem Rastplatz eine halbe Stunde zu schlafen verließen wir Deutschland mit der Autofähre in Richtung Dänemark.
Irgendwann, nach einer kleinen Fehlleitung des Navis (Mitdenken ist immer von Vorteil), verließen wir Dänemark und befuhren das erste Mal schwedischen Boden. Nach 3 Stunden Autofahrt durch Schweden und Besorgung der Angellizenzen und der Seekarte kamen wir dann nachmittags an unserer Unterkunft für die nächsten 2 Wochen an. Der erste Eindruck ließ uns auf einen sehr netten Aufenthalt hoffen.
Tatsächlich war die Hütte sehr sauber und ordentlich eingerichtet. Vom Fenster am Esstisch konnten wir einen ersten Blick auf den See erhaschen.
Nun stand erst einmal Ausräumen, Zimmerbeziehen und gedanklich Ankommen auf dem Plan. Danach gingen wir ans Seeufer um eine geeignete Stelle zum Slippen zu finden.
In 150m Entfernung gab es einen mit Sand aufgeschütteten „Weg“ ins Wasser. Also Boot rein, Auto raus. Auto raus? Pustekuchen… Die Vorderräder habe ich ordentlich im doch sehr lockeren Sand vergraben. Also Äste sammeln zum Unterlegen und mit stetigem Vor und Zurück das Auto irgendwie wieder auf festen Boden gebracht. Jetzt schnell die Kampfspuren verwischt, aufgeräumt und das Boot startklar gemacht.
Anschließend ging es wieder zurück in die Hütte. Entgegen unserer Natur verlegten wir die erste Ausfahrt auf den nächsten Tag, versorgten uns erst einmal mit einem guten Essen und erkundeten ein wenig die nahe Umgebung. Beim Blick auf den See erkannten wir viele Inseln und Felsen, die aus der Wasseroberfläche ragten. Die gekaufte Seekarte zeigte diese ebenfalls sehr detailliert und zuverlässig an.
Am nächsten Morgen luden wir nach einem entspannten Frühstück unser Tackle ins Boot und starteten endlich unsere erste Ausfahrt.
Anfangs klebte mein Blick länger auf der Seekarte und suchte nach eingezeichneten Felsen, als dass ich die Umgebung wahrnehmen konnte. Tatsächlich begann nach einem guten Kilometer ein echtes Labyrinth aus Felsen und Inseln. Die Karte war insofern hilfreich, als dass alle Felsen eingezeichnet waren, die die Wasseroberfläche durchbrechen. Die Felsen, die knapp unter der Wasseroberfläche lagen, mussten wir jedoch selbst entdecken. Entweder mit dem bloßen Auge, mit dem Rumpf des Bootes oder mit dem Schaft des Motors… Es war definitiv eine sehr spannende Angelegenheit und je lauter der Schlag im Boot bei einem Kontakt war, umso besser brannte sich die Position des Felsens im Kopf ein.
Nun aber zum Wichtigsten: Raus mit dem Köder ins trübe Nass! Der erste Tag brachte uns 6 Hechte bis ca. 80cm und einen kleinen Zander zwischen 40 und 45cm. Ausbaufähig, aber als Startschuss in einem großen, fremden Gewässer nicht ganz verkehrt!
In den ersten Tagen hatten wir erst einmal die Aufgabe, die Gegebenheiten kennen zu lernen und zu verinnerlichen. Natürliche gedeckte Dekors flogen, wie bei der Ankunft erwartet, aufgrund des trüben Wassers schnell aus dem Programm. Aufgrund der z.T. sehr flachen Bereiche (über große Flächen war das Wasser max. 2m tief und oft sogar nur bis zu 0,7m) kamen wir schnell auf den Gedanken, auf den einzigen Stickbait zurück zu greifen, den jeder in seiner Köderbox mit sich führte. Diese Entscheidung sollte sich durch den gesamten Urlaub als goldrichtig erweisen. Viele unserer Top-Köder aus der Heimat, Gummifische mit Bleiköpfen, wie z.B. der Renosky Barsch, haben wir ab dem dritten oder vierten Tag gar nicht erst aus der Köderbox geholt. Allgemein hieß die Devise: LEICHTER und GRELLER! Ob Softait, Swimbait, Twitchbait oder Jerkbait, auffallen und flach laufen mussten sie!
An vielen Stellen wuchsen bereits riesige Seerosenfelder bis etwa einen halben Meter unter die Wasseroberfläche. Ein weiterer Grund auf tiefer laufende Köder und vor allem auf einen Zusatzdrilling zu verzichten. Das hätte zwar viele „Kontakte“ gebracht, aber natürlich keinen Fisch ins Boot. Die längste Seerose die wir gelandet haben maß ziemlich genau 1m ;-)
An Struktur und Unterständen, die wir befischen konnten, hat es auf jeden Fall nicht gemangelt. Anfangs waren wir skeptisch, ob es so clever war, nur mit einem E-Motor anzureisen, da wir damit nur einen Bruchteil des Sees erreichen würden. Jedoch haben wir in den ganzen 2 Wochen jeden Tag neue Plätze befischt. Es gab mit den ganzen Inseln, Felsen, Seerosenfeldern und Krautbänken im Prinzip nur einen einzigen riesigen Hotspot und überall standen hungrige Hechte.
Jeder Tag brachte Fisch ins Boot. Nicht ein einziger Angeltag verging, ohne dass wir fotografieren durften. Irgendwann kam bei uns das Gefühl auf, dass unter jedem Seerosenblatt ein Hecht stehen muss und davon gab es ja sehr viele… Zwar lag die Durchschnittsgröße unter dem, was man als „kapital“ bezeichnen kann, aber es gab regelmäßig gute Fische zwischen 80 und 100cm. Spaß hat es auf alle Fälle gemacht!
Viele Fische stiegen im Drill aus, andere blieben an dem im Köder versteckten Wide Gap Haken nicht hängen, wieder andere schossen bis direkt ans Boot hinter dem Köder her, um im letzten Moment wieder abzudrehen. Manche davon konnte man nach einem kurzen Pendelwurf ganz gezielt unter dem Boot heraus zu einer neuen Attacke bewegen.
Das verrückteste Erlebnis war ein kleiner Hecht, ein Mitt50er, der Stefans Köder verfolgte. Als er den Köder für einen neuen Wurf aus dem Wasser holte sprang der Hecht waagrecht hinter dem Köder her und stieß mit dem Kopf gegen die Bordwand. Ich senkte meinen Köder direkt am Boot ab und lies ihn in knapp 1m Tiefe spielen. Als dies keinen Erfolg brachte hob ich meinen Köder raus und der Hecht schoss senkrecht in voller Länge aus dem Wasser hinter dem Köder her. Wenn das nicht verfressen ist, was dann?!?
Mein urlaubsgrößter Hecht, ein Mitt90er, schüttelte sich im Drill neben dem Boot und sprang in die Luft. Dabei flog der Köder aus seinem Maul und ich schaute dem Gummi entsetzt hinterher. Mein Blick zuckte zurück als ich einen lauten Schlag im Boot hörte. Was sah ich? Der Hecht war nach seinem Sprung im Boot gelandet, so das er doch noch einen schnellen Fototermin absolvieren musste! Beim Messen schüttelte er sich erneut und hüpfte wieder aus meinen Händen zurück in den See. Das war dann doch ziemlich schräg!
Ein bisschen Zeit für Quatsch blieb auch. Die Hechte warteten ja scheinbar sowieso nur auf unsere Köder…
Dann aber schnell wieder zum Wesentlichen und die Köder zurück ins Wasser!
Nach einer Woche hatten wir dann tatsächlich mal einen von zwei Tagen mit zeitweisem Regen, ansonsten war das Wetter spitze und wir kamen mit deutlich Farbe im Gesicht von unserem Schwedentrip nach Hause.
In der späten Urlaubsmitte konnte Stefan den größten Hecht des Trips verhaften, mit benannten 99cm (ganz genau haben wir nicht auf Maße geachtet um die Fische nicht unnötig zu stressen). Gebissen hat er auf Stickbait, einen halben Meter vom Ufer entfernt und in nicht einmal einem halben Meter Wassertiefe. Die Freude über diesen Fisch sieht man ihm an wenn man genau hinschaut ;-) PETRI HEIL!!!
Der See wollte wohl mal ein wenig Ruhe von uns haben und schickte einen heftigen Wolkenbruch der uns überredete, das Angeln zu unterbrechen und uns in unseren Verschlag zu verkriechen. Es würde sich ja sicher nicht einregnen, aber leicht fiel es uns trotzdem nicht…
Am folgenden Tag hatten wir wieder wunderbares Wetter und machten uns auf den Weg in eine „etwas weiter“ entfernte Bucht, die auf der Karte aufgrund von eingezeichneten Kraut- und Seerosenvorkommen gar nicht so verkehrt aussah. Dort angekommen war sofort klar, dass diese Entscheidung goldrichtig war. Auch wenn die Kapazität unserer 130Ah Batterie mit Hin-, Rückfahrt und Aufenthalt ziemlich ausgeschöpft war. Neben einigen kleineren und mittleren Hechten für uns beide gab es in wenigen Stunden diese zwei wirklich schönen Fische für Stefan.
Spät mittags brachen wir das Angeln ab, um im 45km entfernten Laden eine neue Rute für mich zu kaufen. Bei meiner aktuellen Rute hatten die Ringe einen Schaden erlitten, so das mir die Schnur regelmäßig beim Wurf(!!!) riss. Danach ging es nochmal raus aufs Wasser, meine Laune hielt sich wegen dieser ungeplanten Unterbrechung und dem Verlust meiner Rute in Grenzen. Das Gefühl wie „der erste Mensch an der Baitcasterrute“, bedingt durch einen viel schnelleren Blank an den ich mich erst einmal gewöhnen musste, half da auch nicht wirklich weiter. Wurf für Wurf kämpfte ich mich zentimeterweise weiter raus bis ein schöner 80er unter dem Boot hervorschoss und sich meinen Köder schnappte. Dieser Fisch hat meiner Laune und meinem Ego wieder ein wenig auf die Beine geholfen, lieferte er doch einen guten Kampf…
Nun noch ein paar Impressionen …
Lieber im Ärmel der Jacke als in der Hand…
Die Option zu verhungern bestand zu keiner Zeit, auch wenn das Brot manchmal knapp wurde.
Am Ende unseres Urlaubes standen als Fakten: 2 Angler, 12 Tage angeln, ca. 130 Hechte und 1 Zander. Mehr als gefangene Fische hatten wir Fehlbisse und Aussteiger zu verzeichnen. Das resultierte daraus, dass wir die Haken beim Angeln unterhalb der Wasseroberfläche wegen des massiven Pflanzenwuchses im Köder verstecken mussten. Viele Hechte haben diesen nicht finden können.
Alles in allem war es ein sehr gelungener Angelurlaub in Schweden. Der erste, aber sicher nicht der letzte. Selbst geplant, An- und Abreise liefen problemlos, die Fische waren sehr beissfreudig. Das macht Lust auf mehr! Beim nächsten Mal ist aber ein Benzinmotor mit dabei, um ein paar interessante Stellen anzufahren, die sich im Freiwasser an einer anderen Ecke des Sees befinden. Dort rechnen wir zwar mit einer geringeren Stückzahl, dafür aber mit größeren Exemplaren.
Im nächsten Jahr wissen wir hoffentlich ob wir mit dieser Theorie richtig lagen!
Tight lines!!!
Daniel aka Der_Prior