Gewässer-Tipps Angeln am Peenestrom – Perle im Nordosten
Anlässlich des anstehenden Barsch-Alarm-Treffens am Peenestrom habe ich ein bisschen im Archiv gegraben und einen Bericht gefunden, der jetzt ganz gut passt. An diesem Gewässer habe ich viel lernen können. Unter anderem von den Peenestrom-Pionieren Hacki, Chrischi und Hörstl. Irgendwann war ich dann einmal so weit, dass ich dort selber Zanderguidings anbieten konnte. An wenigen Orten auf der Welt fühle ich mich so gut aufgehoben wie hier – kurz vor der polnischen Grenze. Nicht nur wegen der sagenumwobenen Großzander. Auch weils da so schön ist. Hier riecht die Luft noch nach Freiheit und Abenteuer.
Der Peenestrom verbindet den Greifswalder Bodden über das Achterwasser mit dem Stettiner Haff und liegt zwischen der Insel Usedom und dem Festland. Die Strömung, die das „strom“ hinter „Peene“ oft ziemlich heftig legitimiert, entsteht durch den Wind, der das Wasser von der Ostsee entweder in den Peenestrom hineindrückt („Einstrom“) oder herausbläst und damit abließen läßt („Ausstrom“). Diese Windabhängigkeit schafft einerseits Probleme. Andererseits ist sie dafür verantwortlich, dass sich hier oft außergewöhnlich viele und auch viele kapitale Fische einstellen – ein Traum fürs Spinnangeln, Barschangeln und Zanderangeln. Denn jede „Einstrom-Phase“ bringt neuen Fisch, kann aber auch für einen sprunghaften Anstieg des Salzgehalts sorgen und den Fischen kurzfristig auf den Magen schlagen.
Wer allerdings um die Einstände bescheid weiß, hat hier immer eine Chance auf einen Großfisch. Denn beide Strömungsversionen sorgen dafür, dass sich die Fische an markanten Punkten sammeln. Deswegen fängt man beim Angeln im Peenestrom auch immer mehr, wenn Bewegung im Strom ist. Die Strömung kann dabei extrem unterschiedlich ausfallen. Bedeutet, dass man an ein und derselben Stelle im Extremfall mit 10 Gramm gegen die Strömung klarkommt, um schon wenige Stunden später fast nur noch mit schweren „Fischköpfen“ und mit der Strömung eine Chance auf Grund- und Fischkontakt zu haben.
Fischbestand im Peenestrom
Durch das gute Nahrungsangebot hat man es hier mit sehr großwüchsigen Fischen zu tun. Der Bestand ist natürlich und rekrutiert sich aus den Bodden, der Ostsee, dem Achterwasser, dem Haff und dem Strom selbst. Wer in Deutschland beispielsweise auf der Jagd nach großen Zandern ist, kommt um einen sommerlichen Besuch am Peenestrom nicht vorbei. Jedes Jahr wandern in den Juni- und Juliwochen Zander über 90 cm in die Kescher.
Meterfische sind selten, werden aber fast in jeder Saison gefangen. Die Fische kommen zum Laichen aus den erwähnten Einzugsgebieten in den Peenestrom und halten sich auch nach Beendigung der Brutpflege noch eine Weile hier auf, um sich hier mit Weißfisch, Barsch und Kaulbarsch vollzuschlagen, bevor sie sich wieder in alle Himmelsrichtungen zerstreuen.
Hechte um einen Meter sorgen da schon für weniger Aufsehen. Ich glaube, dass ich nicht übertreibe, wenn ich die Behauptung aufstelle, dass man hier leichter einen Fisch über 80 cm fängt, als einen 50 cm langen Junghecht. Das liegt daran, dass die Hechte hier schon innerhalb von vier Jahren die magische Metermarke durchbrechen. Dafür sorgt der ganzjährig reich gedeckte Tisch mit erlesenen Proteinlieferanten wie Garnele (die geben den Junghechten einen ordentlichen Wachstumsschub). Hering, Krebs, Plattfisch, Barsch, Weißfisch und so weiter.Wer Glück hat, kann auch im Sommer richtig dicke Latschen fangen.
Der phasenweise extrem gute Barschbestand macht den Strom für für alle Anhänger des ultraleichten Spinnangelns interessant. Die Hochphase beginnt irgendwann im September und geht dann bis weit in den April. Denn auch die Barsche finden im Peenestrom ideale Bedingungen zum Ablaichen vor und ziehen hier sowohl die Laichvorbereitung als auch den Prozess an sich durch.
Natürlich kommen hier auch Friedfischangler voll auf ihre Kosten. Schon beim Spinnangeln fängt man teilweise riesige Brassen, die vor allem Gummifische auch gerne mal ins Maul nehmen.
Wer sich der Matchangelei verschrieben hat, wird sich wünschen, dass es (später mal) im Paradies so zugeht wie im Hier und Jetzt am Strom. Denn es warten riesige Brassenschwärme mit bis über 5 kg schweren Klodeckeln. Man findet sie nahezu überall. Aber auch Rotaugen erreichen hier ansprechende Ausmaße. Und sogar Zährten gibt es am Strom. Besonderen Spaß macht das Nymphenfischen und Mormyschka-Angeln im Wolgaster Museumshafen.
Angel-Praxis: Peenestrom-Tipps für Angler
Am einfachsten ist der Barschfang, wenn man mit Dropshot Montage bewaffnet, auf die Suche geht, indem man die Montage über den Boden jiggt. Eine andere Methode, mit der inzwischen leider verstorbene Peenestrom-Veteran Karlheinz die Barsche in den Wahnsinn trieb, ist es, den unbeschwerten Twister an einem 50 cm langen Vorfach hinter einem Birnenblei anzubieten und das System ganz langsam über den Boden zu ziehen (wie ein Carolina Rig oder Texas Rig). Der 3,5 cm lange Gummifisch spielt so schön lebendig in der Strömung und lockt oft träge Barsche aus der Reserve – wie es natürlich auch eine Dropshot-Montage macht.
Auf Zander und Hecht angelt man vom Ende der Schonzeit bis zum Winter am erfolgreichsten mit dem Gummifisch. Dabei ist ein Boot allerdings fast unerlässlich. Denn an die richtig guten Angelstellen kommt man vom naturbelassenen Ufer einfach nicht heran. Außerdem sollte man mit dem Echolot vertraut sein. Da wir es hier mit ausgesprochenen Vagabunden zu tun haben, die sich heute dort und morgen wieder ganz woanders aufhalten, muss man das Gewässer lesen können und vor allem die Strukturen (Hotspots wie Löcher, Steinhaufen, Kanten etc.) finden. Ganz wichtig ist entsprechendes Gerät. Eine harte Rute, geflochtene Schnur (12er bis 17er Schnur) und vor allem ein großes Sortiment an verschieden schweren Bleiköpfen gehören unbedingt ins Gepäck eines jeden Peenestrom-Pioniers.
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Gute Erfahrungen haben wir mir grellen Ködern, Kleinzander- oder Weißfischimitaten in Längen von 8 bis 15 cm.
Für Barschangler gilt dasselbe: Ein Bleikopfarsenal in verschiedenen Gewichten ist mindestens genauso wichtig wie eine Auswahl an guten Gummifischen. Wenn die Barsche flach stehen, kommt man ihnen auch gut mit Wobblern bei. Im Mai auch gern mit Libellenlarven-Imitaten.
Zumindest im Winter ist das Hechtangeln einfach. Die großen Muttis – jedes Jahr werden Fische um 40 Pfund gefangen – ziehen dann ins flache Wasser bzw. unters Randeis und können mit langsam laufenden Blinkern, minimal beschwerten Gummifischen oder behäbig geführten Jerks, (Suspender-)Wobblern und Großstreamern überlistet werden. Ansonsten gelten hier die gleichen Spielregeln wie bei der Zanderangelei.
Peenestrom-Hotspots
Markante Hotspots findet man z.B. vor Karlshagen, vorm Südhafen, vor Kleinzinnowitz oder vorm Krösliner Hafen. Auch Europas größte Zugbrücke, die das Festland von Wolgast aus mit der Insel Usedom verbindet, ist immer einen Abstecher wert.
Hier hagelt es zwar Hänger. Dafür stellen sich aber auch fast täglich neue Fische in dem Gerümpel ein, das seit dem Abriss der alten Brücke den Grund schmückt. Barschangler werden oft an der Hornwerft fündig.
Wer nur für ein Wochenende an den Strom kommt, sollte sich überlegen, sich einen Tag von einem Guide führen zu lassen. Die Männer angeln hier jeden Tag und kennen die Launen ihrer Spezis ganz genau.
Eine letzte Warnung!
Das Angeln am Peenestrom hat allerdings auch seine Schattenseiten. Um an den Fang des Lebens heranzukommen, muss man oft mehrere Tage hintereinander viele Würfe machen, häufig die Köder wechseln, Fehlbisse und auch mal einen Hänger verkraften, Aussteiger wegstecken, manchmal mit doppelten Schnurbögen klarkommen (Strömung gegen Wind) und auf verschiedenste Strömungsvarianten reagieren. Wer sich aber durch Phasen ohne Fischkontakt nicht aus der Ruhe bringen lässt, wird garantiert für seine Ausdauer belohnt. Natürlich sind auch richtige Beißorgien möglich, aber auch am Strom sind das dann Sternstunden. Beim Brackwasserangeln geht meist mehr um den fang große Fische als um Massenfänge. Eine Ausnahme bildet hier nur das Barschangeln. Wenn der Hauptbarsch am Start ist, zuckt es oft stundenlang in der Rutenspitze.
Angellizenzen:
Tageskarte 5 Euro, Wochenkarte 10 Euro, Jahreskarte 20 Euro. U.a. bei Meier`s Angelladen, Wilheilmstr. 53, 17438 Wolgast, Tel. 03836 2034 35
Boote, Guiding & Unterkünfte:
Baltic Fishing (www.balticfishing.de).
Anfahrt:
Über die A 20 bis zur Abfahrt Wolgast. Dann über die Zugbrücke und wenig später links nach Zecherin. Dann ab in den Hafen. Rauf aufs Boot und viel Spaß auf dem Peenestrom!
Wer wissen möchte, wie man Meterhechte überlistet, kann sich hier Inspiration holen (ist zwar Holland, aber weist auch Ähnlichkeiten mit dem Peenestrom auf):