Unsere Boote Der lange Weg zum ersten Bassboat
Moin. Nachdem mich Johannes gefragt hat, ob ich meinen Beitrag aus dem Traumboot-Thread auf die Startseite bringen will, habe ich noch ein paar Bilder rausgesucht für euch und für alle, die die Story im Forum noch nicht gelesen haben, gibt’s nun etwas frischen Rollo-Senf zum Thema „unsere Boote“:
Also bei mir war’s so. Ich komm vom Karpfenangeln, Jahre her. Nachdem ich einen Haufen Geld für das Grundtackle ausgegeben hatte, fehlte nur noch ein Boot. Das Geld war knapp und ich wollte nicht warten. Also habe ich mir über die Bucht ein Metzler Gummiboot gekauft. Ohne Spiegel, dünne Schläuche und knapp 2 Meter. Mit jeder Welle war der A.. nass. Aber gedrillt habe ich damit mehr als genug ohne Rücksicht auf Leib und Leben. Nur war es auf Dauer mehr als wackelig. Also musste ein neues Boot her.
Wieder den guten alten ebay angeschmissen. Diesmal gab’s ein Schlauchboot in 2,8 Meter mit V-Kiel aber ohne Boden und der Spiegel war total verfault. Eine Katastrophe aber für 80 Euro? Was soll‘s. Boden aus Siebdruckplatte mit „Anti-Abrutsch Beschichtung“ (war von nem Transporter). Den Spiegel aus OSB Platte zugeschnitten (und mehrfach versiegelt) und einkleben lassen. Genial! Das Ding nutze ich heute noch für kleine Seen. Aufgrund der fehlenden CE-Zertifizierung ist es leider nicht zulassungsfähig. Also nix für den offiziellen Betrieb auf ausgewiesenen Wasserstraßen.
So langsam kam ich auf das Barschfischen. Also noch ein Schlauchboot gekauft, dieses Mal mit CE. Das Boot gab’s für 300 Euro, weil ich eigendlich nen 8Ps Motor kaufte und das Boot (3,5 Meter), welches beim Kauf in der Garage stand gar nicht so schlecht aussah. Kurz verhandelt, beides mit nach Hause genommen. Das Boot nutze ich jetzt für die Ostsee, denn bei Schlauchboot Nummer 3 ist es nicht geblieben.
Nach einigen Videos habe ich mich in „Bassboote“ verliebt. Schnell, genug Platz, Staufächer ohne Ende usw. Genau das richtige für mich als „Schönwetterangler“. Das Ziel war klar definiert. Nur die Verfügbarkeit und der Preis bereiteten mir Kopfzerbrechen. Auf Grund meines Jobs hatte ich die nächsten 2-3 Jahre einige Bekannte, denen ich bei einigen Projekten hilfreich zur Seite stehen konnte und dafür gab es halt immer eine Art Aufwandsentschädigung. 3 Jahre floss jeder Cent in die Angel(boots)kasse. Und nebenbei durchforstete ich jede Internetplattform nach Bassbooten.
Und dann? Da war es! Die Beschreibung “ Angelboot mit US Trailer 120 PS“. Mehr stand nicht aber, die Bilder sagten mehr: Bugmotor, viele Fächer, 2 riesige Livewells usw.Ich war der einzige Bieter und gedanklich schon mal 5000 Euro ärmer. CE-Zertifizierung? Fehleanzeige. Aber egal, weil deutscher Kaufvertrag und damit schon seit langem in der EU eingeführt (CE ist nen Thema für sich). Juhu !!!
Problem nur: Wie bringe ich es der Frau bei? Naja. Das hatte noch Zeit. Erstmal einen Termin zur Abholung klargemacht. An einem Samstagmorgen habe ich mich dann um 6 aus dem Haus geschlichen und der Frau gemailt: „Ich hab noch nen Bereitschaftseinsatz, könnte länger dauern.“ 250 km späterstand ich vor dem Boot. Optisch? Naja. Es ist ein 30 Jahre altes Bassboat für 5000 Tacken. Was hab ich erwartet. Schei.. drauf! Gekauft und ab nach Hause. Auf der Rückfahrt die selbe Frage: Wie bringe ich es meiner Frau bei?
Kurz vorm Ankommen klingelt das Telefon. Meine Frau: „Ich muss noch mal weg, aber du hast den Autoschlüssel!“ Ich rechts ran. Tatsache, der Schlüssel ist in meiner Hose. Ertstmal die Frau beruhigen und nach dem Ersatzschlüssel suchen lassen. Was hatte ich sonst noch für eine Option? Mit nem Boot nach Hause kommen und dann in Erklärungsnot geraten? Nach einer halben Ewigkeit des Telefonierens hatte sie den Ersatzschlüssel dann gefunden. Gott sei Dank! Denn ich stand ja schon fast vor der Haustür. Zuhause angekommen, habe ich das Boot rückwärts auf den Hof gezirkelt. Aber wer steht denn da am Fenster ? Mein Sohn…
„Du Papa, was war das denn?“ Mist. Also machten wir einen Deal. „Du sagst nichts und dann kannst du nächstes Jahr mit meinem Moped im Wald rumcrossen“. Der Deal war gemacht, und er hat durchgehalten . Das Boot stand nun im Carport. Dazu sei angemerkt: Unser Carport ist sehr weit hinten auf dem Hof und ist sehr groß. Meine Frau geht dort nie hin, wenn das Wetter sche… ist und es war ja Oktober.
Die nächsten Monate verbrachte ich jeden Abend ein paar Stunden damit, das Boot wiederherzurichten: Neue Sitze, Lack aufpolieren, Technik in Ordnung bringen und Deck ausbauen…
Den Trailer musste ich noch gegen einen „DE“ Trailer austauschen. Das gab die Angelkasse auch noch her (mit Hilfe des US-Trailerverkaufs) . Der neue Trailer wurde angepasst, so dass das Boot zwischen der Achse liegt, genial tief.
Der März kam und meine Frau wusste noch immer von nichts. Aber ich war sowas von heiß, das Ding auszuprobieren, das könnt ihr euch nicht vorstellen. Nur wie bring ich ihr bei, dass ich ein Boot gekauft habe?
Eines Abends ging ich dann zu ihr und meinte: „Du Schatz, ich hab seit einigen Monaten ein Geheimnis vor dir. Ihre Gesichtszüge entglitten (nach dem Motto er hat ne neue). Ich sagte: „Zieh dir was an und komm mit.“ Im Gesicht meiner Frau nur Fragezeichen. Am Boot angekommen, runzelte sie die Stirn und sie sage nur: „Ne, ne?!“
Ich nahm die Abdeckung runter und sie: „Das glitzert ja!!“
„Geil“, dachte ich, „es glitzert…“ ( Bassboote haben oft eine glitzernde Oberfläche, die ich ja auch tagelang auf Hochglanz poliert habe). Sie fragte mich nie, was es gekostet hat, und mein Sohn fährt nun meine Simson im Wald zu Schrott.
Wir haben schon viele schöne Stunden mit den Kindern zusammen auf dem Boot verbracht und ich natürlich auf dem Wasser beim Angeln.
Also wenn ihr mal auf dem Plauer, Kölpin oder der Müritz ein weiß-glitzerndes Bassboat seht, bin ich das.
Noch läuft die Möhre. Und wenn sie irgendwann mal ausfällt, gibt‘s ne neue. Das Boot war mein Traum, ist aber sicher nicht das Ende der Fahnenstange…