Fangberichte Der etwas andere Jahresrückblick 2007 (Teil 1)
Ein erfülltes Sportfischerleben sollte idealer Weise von starken und
prallen Fischfängen durchzogen sein. Wer möchte denn nicht als
passionierter Spinnfischer gerne einmal einen richtig kapitalen
Meterhecht nach nervenaufreibenden und adrenalingeladenen Drill landen. Wohl dem, der von solch spannenden und oft einmaligen Erlebnissen zu berichten hat.
Doch wenn ich heute, während wiedereinmal ein neues Jahr voran
schreitet, so durch meine digitalen Fotos am Rechner „blättere“, muss
ich feststellen, dass diese richtig kapitalen Fänge bei mir bisher
gänzlich fehlen. Doch je mehr ich so da sitze und über das vergangene
Jahr reflektiere, desto mehr fängt mein Herz zu schlagen an. Meine
Gesichtsmuskeln entfalten ein herzliches Grinsen, welches kurz darauf
von adrenalingetriebenen, beinahe elektrisierenden Schüben ergänzt
wird. Getragen von unvergänglichen Erinnerungen an herrliche Tage am
Wasser 2007 sind diese Zeilen entstanden, die Euch, liebe Leser,
hoffentlich unterhalten und einmal mehr daran erinnern, wie einmalig
unsere gemeinsame Passion ist! Es folgt der Erste Teil:
Eines lauen Abends im April, mitten in Mecklenburg-Vorpommern, konnte ich meinen Ohren kaum trauen. Was waren das nur für laute Geräusche, die da von der Schilfkante herrührten? Ein wahrer Tumult schien sich dort Unterwasser abzuspielen. Lautes Geplätscher auf breiter Front regte meine Phantasie an. Waren es vielleicht nachtaktive Räuber? Gefräßige Waller oder gar starke Zander? Mein Jägerherz schien geweckt. Doch im nächsten Moment erinnerte ich mich an die schwachen, ausgemergelten Hechte, die ich in den Tagen zuvor an Land ziehen konnte. Ganz ermüdet vom „harten“ Laichgeschäft durften sie alle wieder schwimmen gehen und erst einmal wieder Kräfte tanken. Konnten sich also hier und heute an der Schilfkante, mitten in der Nacht so aktive Räuber tummeln? Dann kam mir der Gedanke: Es sind die Weißfische! Keine andere Fischgattung kommt in diesen Gewässern so häufig vor und es war exakt deren Laichzeit angesagt. So fügte sich auch schnell das Bild in meinen Gedanken zusammen. All die prallen Weißfische mit ihren kugeligen Bäuchen, die ich doch zuvor gefangen hatte sah ich nun in einem ganz anderen Licht.
Als ich schließlich am nächsten Tag eine wunderschöne Rotfeder beim Stippen fangen konnte, deren Laich sich schon beim vorsichtigen lösen des Hakens am Bauch zeigte, beschloss ich die Fische in dieser Jahreszeit lieber ihrem Laichgeschäft zu überlassen.
Die Nadel im Heuhaufen
An einem frühsommerlichen Tag, gegen Mittag, ankerte ich mit meinem Boot an einer vielversprechenden Krautkante. Im letzten Jahr konnte ich hier etliche Barsche überlisten. Doch heute, in der glühenden Sonne, tat sich einfach nichts. „Na irgendeiner muss doch Hunger haben.“, dachte ich mir. Ich fischte mit einem kleinen Spinner. Vor den Einhänger hatte ich zwei kleine Bleischrote auf das Stahlvorfach geklemmt, um die Montage zu beschweren und so weiter werfen zu können. Das klappte auch sehr gut. Zudem lief der kleine Spinner durch das Zusatzgewicht ein wenig tiefer im Wasser. Wurf auf Wurf folge, doch nichts passierte.
Ich war kurz davor aufzugeben. Doch gerade, als ich den Spinner fast ans Boot zurückgekurbelt hatte, fuhr ein Ruck in meine Rute. Endlich! Ein Biss! Der Fisch an der anderen Leine zog mit kräftigen Zügen zum Grund. Er schien sich beinahe dort unten fest zusetzten. Doch er hatte keine Chance. Langsam, aber bestimmt dirigierte ich ihn nach oben. Jetzt konnte ich seinen Rücken schemenhaft im Wasser erkennen. Es musste ein halbstarker Hecht sein. Ein Barsch in der Größe wäre einfach zu unrealistisch. Der Fisch machte eine letzte Flucht. Ich bremste diese ab, und zog ihn endgültig an die Oberfläche. Doch was war das? Mein Herz machte förmlich einen Satz und mein Adrenalinspiegel stieg.
Reaktionsschnell packte ich mir den Kescher. Nein diesen Fisch wollte ich nicht durch eine missglückte Handlandung verlieren! Mit einem schnellen Schwung landete der Räuber in den dunklen Maschen des Netzes. Als ich ihn schließlich an Board gehoben hatte, konnte ich mir einen Freudenschrei nicht unterkneifen. Vor mir lag mein erster Zander! Und das an einer Stelle, wo es äußerst unwahrscheinlich war, einen zu fangen. Da hatte ich es schon so oft auf die großen Stachelritter abgesehen, doch blieb ich stets erfolglos. Doch gerade heute, wo der Zielfisch ein ganz anderer war, solle es passieren. Der Fang glich einer Nadel im Heuhaufen. Zugegeben es war kein großer Fisch. Aber er hat einen schönen Drill abgeliefert und war vom Erlebnischarakter beinahe so wertvoll wie die kleine unschuldige Grundel, die ich als kleiner Junge in einem französischen Hafen gefangen hatte und die den Beginn meiner Sportfischerkarriere einläutete ;-)
Ein außergewöhnlicher Fang
Nach astreinem Anglerlatein wird sich diese kleine Geschichte wohl für Viele anhören. Doch glaubt mir, es ist wirklich passiert. Ich habe es mit eigenen Augen gesehen: Eines schönen sommerlichen Tages, an einem großen norddeutschen See, kam ein Bekannter aufregend gestikulierend zu mir und meinen Begleitern herüber geeilt. Der Mann ist bereits pensioniert und genießt sein Alter mit ruhigem Gemüt an diesem wunderbaren Gewässer. Aus diesem Grund war seine aufgeregte Art an jenem Tag umso ungewöhnlicher.
„Kommt. Das glaubt Ihr nicht!“
„Was ist denn los?“
„Kommt schnell mit zu meinem Bootshaus, sonst glaubt Ihr mir ja doch nicht!“
Gesagt, getan. Wir folgten dem Herrn mit wachsender Neugierde.
„Nun erzähl schon, was ist passiert?“
„Also ich fange am besten von vorne an: Ich wollte gerade mit einer Harke aus meinem Garten im Wasser nach dem Ring eines Freundes suchen. Hierzu habe ich die Metallstreben am Ende des Gartengerätes leicht verbogen, damit der Ring mit viel Glück über einen der Metallstreben rutschen würde, während ich nach dem Kleinod im Wasser stochere.“
„Ja und? Hast Du den Ring gefunden?“
„Nein. Natürlich nicht. Die Chance ist ja auch sehr gering.“
„Wie hat dein Freund den Ring den eigentlich verloren?“
„Er ist ihm beim Aussteigen aus dem Boot vom Finger gerutscht und ins Wasser geplumpst.“
„Ärgerlich.“
Jetzt hatten wir seinen Bootsschuppen erreicht. Das reetgedeckte Wasserhäuschen wirkte teilnahmslos und ruhig wie immer. Ein wahrer Ruhepool, der gar nicht vermuten ließ welch unglaubliche und hektische Ereignisse sich noch vor kurzer Zeit in und um sein hölzernes Fundament ereignet hatten.
„Das glaubt Ihr nicht. Nein das glaubt Ihr nicht, wenn ich es euch nicht zeige!“
Wie die Enten auf dem Wasser liefen wir nun hintereinander weg über den schmalen Steg durchs Schilf zum Bootshaus herüber. Was war das? Unmittelbar vor dem Haus, auf den hölzernen Planken lag ein gelbes Schlauchboot. Was ragte denn da heraus? Ein wunderschöner, herrlich gezeichneter Zander! Er hatte einen prallen Bauch und alle stacheligen Flossen wütend von sich gestreckt.
„Wie hast Du den denn gefangen?“
„Boa, das ist ja ein schöner!“
„Wow, so einen hab ich noch nie gesehen!“
Statt direkt zu antworten, und uns seine Fanggeschichte zu erzählen wurde er plötzlich geschäftig.
„Ich muss den Fisch schnell versorgen, bevor er noch zurück ins Wasser hüpft!“
„Aha, dann wird das ja ein leckerer Abend?“
„Jaja, meine Frau wird sich freuen.“
Dem kleinen Jungen, der mit uns zum Bootshaus gelaufen war, stand die Überraschung förmlich ins Gesicht geschrieben.
„So einen hast Du noch nicht gesehen, was?“
Zur Antwort schüttelte der Junge den Kopf. Seine Augen funkelten neugierig als er den Fisch genauer betrachtete.
„Wo hast Du den Zander den gefangen?“
„Ich habe ja erzählt, dass ich den Ring mit dem Gartengerät im Wasser gesucht habe. Nicht wahr?“
„Ja, genau.“
„Nun ich habe das Gartengerät nur einmal ins Wasser gestoßen und ZACK. Weg war es!“
„Wie jetzt?“
„Ja, es ging ein Ruck durch meine Hand und der Stiel wurde mir aus der Hand gerissen und verschwand unter dem Wassertor!“
„Ja und dann?“
„Nun mit so was hab ich ja gar nicht gerechnet. Ich bin dann auf den Steg zur Wasserseite gelaufen und habe den Stiel des Gartengerätes im Wasser beobachten können. Habt Ihr denn nichts gesehen von da drüben?“
„Nein, was denn?“
„Ja der Stiel hat sich mal nach links, mal nach rechts und schließlich im Kreis vor meinem Bootshaus im Wasser bewegt! Ich hab erst gedacht das wäre ein Taucher, der sich einen schlechten Scherz erlaubt.“
„Ja und was hast Du dann gemacht?“
So langsam dämmerte es uns ungläubigen Zuhörern. Ein Puzzle setzte sich vor meinem inneren Auge Stück für Stück zusammen. Der Rentner antwortete:
„Ja dann hab ich mir ganz schnell mein Schlauchboot klar gemacht und bin aufs Wasser gefahren. Mit meinem großen Motorboot bin ich doch nicht wendig genug. Ich fahre also auf den treibenden Stiel zu. Die Spitze ragt aus dem Wasser. Ich packe zu und spüre Widerstand! Mit beiden Händen wuchte ich das Gartengerät aus dem Wasser und siehe da, da hängt der Zander dran!“
„Das gibt’s doch nicht.“
„Doch! Ich muss ihn mit dem Stoß ins Wasser in meinem Bootshaus genau getroffen haben!“
„Das ist ja ein unglaublicher Zufall. Erstens, dass der Fisch so bewegungslos unter deinem Bootshaus stand, während Du an Land hantiert hast und zweitens, dass Du ihn mit dem ersten Stoß ins Wasser getroffen hast.“
Das war also des Rätsels Lösung. Es hört sich wirklich total unrealistisch an, aber es ist wirklich passiert.
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Einen unerwarteten Fang habe ich im August gemacht. Mit einer herkömmlichen Köderfischsenke wollte ich ein/zwei kleine Rotaugen fürs Drachkovitsch-System fangen. Also fütterte ich die Stelle mit einfachem Paniermehl an. Doch als ich später die Senke anhob, konnte ich meinen Augen kaum trauen. Das Netz war schwer und proppevoll mit großen, vollgefutterten Rotfedern. Die Fische waren allerdings alle viel zu groß und schön, als dass ich sie als Köderfische verwenden wollte. Also entschied ich mich dazu, den Weißfischbestand einmal mehr zu verschonen und mit Kunstködern auf die Jagd zu gehen.
Wie ich bereits in der Einleitung angestoßen habe, fehlt mir die Erinnerung an einen ganz großen, kapitalen Fang. Doch ich bin zuversichtlich und voller Hoffnung, dass ich diese Erinnerung noch in diesem Leben mein eigen nennen werde. Wer weiß, vielleicht passiert es schon in wenigen Wochen. Vielleicht wird es auch noch lange dauern. Bis dahin wird mir meine Phantasie die Wartezeit verkürzen. Schließlich ist die Geduld eine wichtige Tugend jedes Fischerherzens. Euch wünsche ich ebenso viel Geduld, Ausdauer und den richtigen Riecher am Wasser.
In diesem Sinne: Petri Heil Euch allen in 2008!
Euer Set