Barsch Der Dickbarsch-Propeller
Große Barsche stehen gern in versunkenen Ästen oder in den Kronen ins Wasser gefallener Bäume. Auch Krautfelder haben es ihnen angetan. Doch gezielt die dicken Barsche aus ihren Verstecken herauszufischen, gestaltet sich oft schwierig. Oft sind Kleinbarsche oder Hechte in der Nähe, die sich schneller auf die Köder stürzen, als die dicken Brummer. Denn Großbarsche sind alt. Und clever. Und deshalb auch ein bisschen vorsichtiger als Hechte und kleine Artgenossen. Gezieltes Dickbarschfischen stellt uns manchmal also vor ein Problem:
Wer die Hechte umgehen will, muss mit kleinen Ködern fischen. Und auf die schießen dann sofort die kleinen Barschies, weil sie einfach flinker und unkritischer gegenüber dem Köder sind. Es gilt also, einen Köder zu finden, der groß genug ist, um Kleinbarsche vom Haken fern zu halten und klein genug, um von Hechten nur im äußersten Notfall beachtet zu werden. Ein ziemliches Dilemma! Das größte Problem bei der Sache ist, dass es sich kaum verhindern lässt, dass kleine Barsche auf überdimensionierte Köder ballern. Mit dem Dickbarsch-Propeller haben wir die Möglichkeit, die Chancen auf einen großen Barsch deutlich zu erhöhen, weil ihn kleine Barsche einfach nicht weit genug ins Maul bekommen und deshalb nicht am Haken kleben bleiben…
Anforderungsprofil an den Köder
Große Barsche sind nicht umsonst so alt geworden (ein 40er hat zwischen 10 und 15 Jahre auf dem Barschbuckel). Wie bereits angedeutet, können solche Fische schon mal einen üppigen Happen verdrücken. Der Köder sollte also zwischen 7 und 12 cm lang sein. Damit die agilen und zornigen Kleinbarsche nicht am Haken kleben bleiben, sollte der Haken ziemlich weit vorne am Köder sitzen. Außerdem muss sich unser Köder so langsam an den Unterständen vorbeiführen lassen, dass sich die Löwen im Revier heranschieben können, um dann guten Gewissens zuzuschlagen. Weil man oft hart am Hindernis fischt, kommen eigentlich nur Twister oder Gummifische in Frage, die mit dem nach oben weisenden Einfachhaken nicht so oft in Bäumen, Ästen, Krautfahnen etc. fest hängen wie die Konkurrenz aus Blech und Plastik.
Gummituning
Damit die Twister und Gummifischen nicht so schnell an den Barschen vorbeirauschen und außerdem einen fetten Happen darstellen, kommen Modelle mit großen Schwanztellern bzw.* Twisterschwänzen zum Einsatz. 10 cm ist eine gute Größe. Und die stutzen wir dann auf Barschniveau zurecht: vom Twister entfernen wir gut die Hälfte des Körpers, vom Gummifisch ein Drittel. Dann wird der Köder auf einen Jigkopf mit kurzschenkligem Haken* gezogen, so dass dieser beim Twister minimal vor der Schwanzwurzel herausschaut, beim Gummifisch im vorderen Drittel sitzt.*
Dass der Haken soweit vorn im ziemlich langen Köder angebracht wird, hat noch einen anderen Vorteil: Die oft misstrauischen Gesellen nehmen solche Köder lieber, weil nahezu das komplette Weichplastik in Bewegung ist, wenn man ihn durchs Wasser springen lässt.
Übrigens: Damit der Köder auch mit einem leichten Bleikopf in Aktion versetzt wird, muss die Gummimischung weich sein! Weil das bei den Gummifischen von Relax der Fall ist und die Kopytos außerdem einen großen 90-Grad-Schaufelschwanz aufweisen, vertraue ich diesen Gummifischen. Auch die Relax-Twister fangen dicke Barsche. Genial sind auch die Turbo Tails von Profi-Blinker, die am Schwanzende eine Schaufel haben und so noch etwas langsamer fallen. Dabei fungiert der lange Schwanz mit oder ohne Schaufel bzw. der Schaufelschwanz als eine Art Flatter-Fallschirm, der den Sinkflug am Einstand vorbei abbremst. Durch das geringe Gewicht des Bleikopfes wird dem Barsch das Inhalieren leicht gemacht. (Barsche reißen ihre Beute nicht, sondern saugen sie ein.)
Feinschliff
Je nach Strömung und Gewässertiefe ist dann der Bleikopf zu wählen. Mehr denn je gilt hier die Maxime: „So leicht wie möglich, so schwer wie nötig.“ Denn der Köder soll ja extrem langsam an den Barschmäulern entlang herabfallen, da man ja nur die Absinkphase und zwei möglichst steile Zupfer hat. Weil es schön wäre, wenn sich der Haken bei starkem Zug aufbiegt (man bleibt ja doch öfter in den Ästen hängen, als man Köderverluste in Kauf nehmen will), fische ich recht dünndrähtige Jigs. Doch da gibt es nicht viele Anbieter. Oft findet man solche Haken nur in Angelläden, die sich ihr Bleikopfsortiment von Tüftler gießen lassen. Rundköpfe mit kurzschenkligen und weichem Haken und entsprechend schweren Gewichten gibt es von YAD. Ein Haken mit Krautschutz (z.B. von Profi-Blinker) leistet im Gewirr aus Ästen und Kraut auf jeden Fall Abhilfe.
Extra-Tipp: Mit einem Stück Hardmono oder 60er Mono kann man sich selber einen Krautschutz basteln. Dazu klemmt man das eine Ende ans Öhr und fädelt ein Stück so durch den Gummifisch oder Twister, dass die Schlaufe über dem Hakenbogen liegt (kurz hinter den Hakenbogen). Dann wird unten eine Klemmhülse ans Ende geklemmt und diese wieder im Gummifisch versenkt. So sitzt der Krautschutz sicher. Und fertig ist der Eigenbau-Krautschutz-Propeller.
Hart ran ans Hindernis!
Die Barsche stehen im Holz bzw. Kraut. Wenn ein Köder 3 Meter neben den Fischen einschlägt und dann noch weiter von ihnen weggezupft wird, nehmen ihn die Fische überhaupt nicht wahr. Der Propeller muss mitten rein ins Geschehen, also an die Äste heran. Natürlich ist das Hängerrisiko bei dieser Methode groß. Am besten man tastet sich mit jedem Wurf einen halben Meter weiter an den Unterschlupf heran. So lernt man seine Grenzen behutsam kennen. Hat man diese gefunden, wird die Umgebung nach und nach abgefischt. Meist hat man nur die Absinkphase und ein bis zwei Zupfer, dann ist der Köder auch schon weg vom Fisch. Um die misstrauischen Barsche nicht zu vergrämen sollten die einzelnen Stellen nicht zu lange beharkt werden. Deswegen streut man die Würfe am besten ein bisschen. Erst mal einen links. Dann einen Wurf rechts. Dann halblinks. Dann ganz nach rechts… Wenn nach einem Zickzack-Propellern nichts gebissen hat, wird der Köder noch einmal gewechselt. Noch ein paar Würfe damit und wenn dann nix los ist, dann schaut man eben später noch mal vorbei. Das nächste Hindernis wartet schon. Und vielleicht sind die Fische da dann besser drauf.
Finale Tipps
Wenn* ein Fisch dann hängt, muss er sofort raus aus dem Gebälk. Und das mögen die alten Löwen gar nicht. Im Gegenteil. Sie streben auf direktem Weg in den Unterwasserdschungel aus Ästen, Stämmen und Krautlianen. Deshalb wird nach dem Anhieb auch nicht lang gefackelt, sondern sofort Schnur eingezogen. Am besten mit einem gleichmäßigen Zug und nicht zu hektisch, so dass der Köder nicht aus dem Maul ausschlitzt. Schließlich angelt man aufgrund der Hängergefahr ausschließlich mit geflochtener Schnur, mit der man noch so manchen Köder lösen kann. Durch die fehlende Dehnung werden die Fluchten und Kopfschüttler aber auch nicht abgefedert. Das gilt es beim Drill genauso zu beachten wie bei der Rutenwahl. Hier macht sich einen etwas weichere Rute gut. Um die hohen Sprünge hinzubekommen fische ich gern kurze Ruten um 2,1 m Länge, mit der man die leichten Bleiköpfe aus dem Handgelenk beschleunigt.
Meine Geräte-Kombo:
Berkley Skeletor 2,1 m mit einem Wurfgewicht von 2 bis 12 Gramm
Kleine Stationärrolle (1000er Twinpower oder Mitchell 308 X)
10er Fireline in Flamegreen oder Pink
Köder von Relax oder Profi-Blinker