Zander Dem Wolgazander auf der Spur
Der Wolgazander oder auch Steinschill (Stizostedion volgensis) ist ein kleines Mysterium. Wenn man bei google nach dem Fisch sucht, sind die Ergebnisse der Suchmaschine dürftig – vor allem, wenn man etwas über den Fang dieses Barschartigen erfahren will und nur Englisch bzw. Deutsch versteht. Sein Lebensraum beschränkt sich auf die Zuflüsse des nördlichen Teiles des Schwarzen und Asowschen Meeres. In Österreich ist er nur im Wiener Becken und an der March heimisch, wird dort allerdings als gefährdet eingestuft. In Ungarn ist er ebenfalls ansässig. Und zwar im Balaton und im Gebiet der Theiss. Er wird bis zu 35 cm groß, besitzt eine sehr hohe Rückenflosse dafür aber keine Fangzähne, ist ein naher Verwandter des Zander und laicht auch zur selben Zeit.* Die fehlenden Fangzähne dienen einer Quelle nach als Beweis dafür, dass der Wolgazander weit weniger räuberisch lebt als sein großer Bruder – viel mehr erfährt man dann aber über die bei google gelisteten Homepages auch nicht.
Nun waren wir ja Anfang August diesen Jahres in Victor’s Fishing Camp an der Theiss. Das Ziel war erstens, einen kapitalen Wels zu fangen (daran sind wir mit Sicherheit auch wegen der Wahnsinnshitze gescheitert) und zweitens dem ominösen Wolgazander auf die Schliche zu kommen. Wo leben diese Fische? Was fressen sie? Wie groß sind kapitale Wolgazander? Und wie bekommt man sie an den Haken?
Zusammen mit Victor, dem Chef des Angelcamps, in dem wir Quartier bezogen, ging es dann auf die Jagd. Die ersten Fragen waren schnell beantwortet: die Fische halten sich hauptsächlich im Bereich von Schleusen, Wehren oder Brücken auf. Sie leben hauptsächlich am Grund und ernähren sich von kleinen Fischen, Krebsen, Muscheln, Würmern und Insekten. Kapitale Exemplare werden nicht wirklich groß. Es sollen schon Wolgazander mit einem Gewicht von 1,5 kg gefangen worden sein. Aber so einen großen hat Victor noch nicht gesehen.
Wie man die Kollegen an den Haken bekommt, sollten schon die ersten Würfe zeigen. Während es Victor mit toten Köderfischen versuchte, die er immer wieder anzupfte, machte ich mich mit Gummifischen an die Arbeit. Wir befischten die ausgespülten Stellen unter einer riesigen Brücke. Das Wasser war hier ca. 6 m tief. Nachdem ich beobachtet hatte, dass hier viele Lauben um die Brückenpfeiler standen, wählte ich einen ca. 5 cm langen Gummifisch in Grau-Silber. Mit dem Vorschaltbleikopf von Profi-Blinker ließ ich ihn in kleinen Sprüngen über den Grund hobbeln. Und schon der zweite Wurf brachte einen Biss. Den Fisch verlor ich dann allerdings kurz bevor ich ihn sehen konnte. Ärgerlich. Aber halb so wild. Denn ich hatte die Fische lokalisiert: sie standen genau zwischen den beiden Pfeilern, von denen jeder eine Fahrbahn der Brücke stützte. Hier lauerten sie im Strömungsschatten auf ihre Beute. Schnell waren noch zwei Fische gefangen. Und auch Victor konnte noch einen der kleinen Räuber verhaften. Doch dann war Ruhe. Obwohl Victor mir versicherte, dass die Wolgazander in kleinen Schwärmen von bis zu 20 Fischen leben, ging jetzt nichts mehr. Anscheinend ist dieser Verwandte des Zander ziemlich argwöhnisch. Das sollte sich auch an den nächsten Tagen zeigen. Nach zwei bis drei Fischen und ein paar Fehlbissen war jeweils Schluss. Auffällig war, dass die meisten Bisse direkt an den Brückenpfeilern erfolgten. Scheinbar drücken die Wolgazander ihre Beute gegen die Wand und schlagen dann erbarmungslos zu.
Die Ergänzung zu den google-Infos lautet also: Wolgazander leben im Schwarm, fressen gerne Fisch (und das auch am helllichte Tag bei 35 Grad im Schatten), bevorzugen sauerstoffhaltige Gewässerabschnitte mit markanten Strukturen (Brücken, Wehre und Schleusen) und sind ziemlich vorsichtig und leicht zu vergrämen. Ach ja: sie schmecken mindestens genauso gut wie Zander. Ihr Fleisch ist schneeweiß und gebraten wie gedünstet ein absoluter Hochgenuss.
Gerätetipp:
Rute:
Leichte Spinnrute (Wg. 5 bis 30 Gramm) mit Spitzenaktion
Rolle:
Kleine Stationärrolle z.B. Twinpower FA 1000 von Shimano
Schnur:
10er oder 12er Power Pro in Gelb
Köder:
Gummifische um 5 cm in natürlichen Farben (z.B. Kopyto oder Mann’s Shads); Bleiköpfe um 10 Gramm – aber bitte nicht denabgebildeten Vorschaltbleikopf verwenden. Das Ding gaukelt einem Bisse vor, wo es keine gibt.