Finesse-Methoden Angeln mit Mormyschka & Co. – Das Minimal-Prinzip
Mit kleinstmöglichen Mitteln ganz groß abräumen. Was in der freien Wirtschaft eine Menge Grips und auch ein bisschen Glück erfordert, funktioniert am Wasser einfacher. Lediglich etwas Mut zur Kleinheit ist gefragt! Denn das maximale Beutespektrum beim Angeln bieten Mini-Jigs, Mormyschkas oder Ice-Flies. Diese kleinen Köder aus Blech, Wolfram oder Blei imitieren Zooplankton, welches das Grundnahrungsmittel vieler Fischarten ist. Deshalb warten die großen Fangerfolge oft am Anfang der Nahrungskette.
Hinter dem Begriff „Zooplankton“ stehen die kleinsten Tierchen im Wasser, die sich von pflanzlichem Plankton (z.B. Kieselalgen, Grünalgen oder Blaualgen) ernähren. Beim Zooplankton handelt es sich namentlich um überwiegend winzig kleine, frei im Wasser schwebende oder aktiv schwimmende Tierchen wie beschalte Amöben, Sonnen- und Wimpertierchen und Kleinkrebse wie Wasserflöhe, Ruderfußkrebse und Muschelkrebse. Aber auch Fischlarven zählen noch zum tierischen Plankton. Man geht davon aus, dass sich in unseren Gewässern ca. 90 Unterarten herumtreiben. Die größten Arten werden bis zu 3 mm lang.Mikroorganismen zum Vorbild – Hier kommt die Mormyschka ins Spiel
Ca. 3 mm sind auch die kleinsten Mormyschkas lang. Die meisten Modelle sind aber größer. Nun stellt sich die Frage, warum die Fische auf diese Zooplankton-Monster einsteigen und sie nicht als Fälschung identifizieren und ablehnen. Eine Theorie wäre, dass es sich Fische immer so einfach wie möglich machen. Und wenn sie die Möglichkeit haben, mit der gleichen Anstrengung einen Happen zu ergattern, der ihnen das dreifache Sättigungspotential vorgaukelt wie ein normal großer Zooplanktonangehöriger, schnappen sie zu – solange Form und Bewegungsablauf mit dem natürlichen Vorbild übereinstimmen. Was natürlich nicht bedeutet, dass man am besten 5 cm lange Mormyschkas herunterschicken sollte. Zusammen mit dem zusätzlichen Anreiz auf dem Haken, sollte eine Mormyschka nicht viel größer als 1,5 bis 2 cm sein.
Klein,…
Bei den Mini-Balance-Jigs sitzt die Öse oben. Der Bauch ist abgeflacht. Und wenn man den Köder anzieht, bricht er nach oben aus, um dann zurückzupendeln, wenn man die Rutenspitze absenkt und wartet, bis die Schnur still steht.
kleiner,…
Dann gibt es die so genannten Ice Flies. In Amerika sind die Teardrops sehr populär. Hier ist Blei in der Form einer Träne um den Hakenschenkel gegossen. Die Teardrops gibt es in mehr oder weniger kräftigen Varianten für flaches und tiefes Wasser. Eine andere Form ist die „Ant“, zu Deutsch „Ameise“. Der um den Hakenschenkel gearbeitete Körper hat die Form eines Ameisenkörpers und so simuliert diese Mormyschka wohl eher ein Insekt als einen Zooplankton-Vertreter. Der „Demon“ besteht aus einem fetten Körper und einem etwas kleinerem Kopf und sieht aus wie ein Käfer – oder ein Wasserfloh. Oft ist der Kopf in einer anderen Farbe gehalten als der Körper.
am kleinsten!
Der Klassiker aus Russland ist aus Wolfram (schwerer als Blei) und in der Mitte des unten abgeflachten Körpers mit einem kleinen Loch versehen. Durch dieses führt man die dünne (12er) Hauptschnur und knotet es am Hakenschenkel an. Dadurch kreist der Köder, wenn man ihn leicht anzupft.
Sparsame Bewegungen
Wie bereits angedeutet ist es beim Pimpeln mit der Mormyschka wichtig, den Köder möglichst realistisch zu führen – heißt die natürliche Beute zu simulieren. Während sich einige Vertreter aus der Zooplankton-Fraktion hektisch fortbewegen (z.B. die Hüpferlinge), schrauben sich andere ruhiger durchs Wasser, manche von ihnen kleben in Kolonien zusammen an Unterwasserpflanzen und steigen auf, wenn sie sich lösen (Rädertiere). Wieder andere kreisen scheinbar orientierungslos umher, während sie sich Phytoplankton heranfächeln und einverleiben. Eines aber haben alle gemeinsam: sie bewegen sich – mehr oder weniger ruckhaft, aber auf keinen Fall schnell. Zu Riesensätzen ist keines dieser Tiere in der Lage. Für die Köderpräsentation bedeutet das, dass ein Zittern mit der Rutenspitze ggf. unter einem gleichzeitigen Anheben des Köders viel naturgetreuer ist, als ein wildes Jiggen. Eine ruhige Köderführung ist also die Mutter aller Ultralight-Spinnangel-Erfolge.
Eine Methode, die Fische zu provozieren, ist das Zittern mit der Rutenspitze. Manchmal mögen die Fische nur sehr knappe Bewegungen (das hängt wohl damit zusammen, welche Zooplanktonart gerade auf dem Speisezettel steht). Diese Fische spricht man effektiv an, indem man gelegentlich mit dem Zeigefinger gegen den Rutenblank klopft und den Köder einfach hält. Eine andere Methode ist das langsame Heben und Senken an gespannter Schnur. Ein leichtes Zittern in der Rutenspitze kann zusätzlich zum Angriff motivieren. Dabei startet man ca. 10 cm über dem Grund und zittert die Rute um 30 cm nach oben. Dann verharrt man kurz. Nach einem kurzen Zittern, wird die Mormyschka wieder auf die Ausgangsposition abgesenkt. Wenn nach ein paar Versuchen nichts gebissen hat, wiederholt man das Spiel eine Etage höher. Denn vielleicht halten sich die Fische auch knapp über dem Grund auf und wir haben sie unterfischt.
Auch die Mini-Jigs sollten eher ruhig angeboten werden. Eine etwas aggressivere Führung provoziert zwar manchmal faule Fische. Speziell jetzt im Winter nehmen die Fische unter Wasser aufkommende Hektik als Gefahr wahr und werden durch übertrieben schnell geführte Köder verängstigt, wenn nicht gar verjagt.
Weniger Zupf- als Hebebisse
Während die Bisse auf die Blance-Jigs manchmal noch recht ruppig kommen, spürt man sie beim feinen Mormyschka-Angeln oft kaum. Das liegt daran, dass viele Fische von unten kommen und den Köder in der Aufwärtsbewegung mit nach oben nehmen. Um solche Hebebisse besser zu erkennen, muss die Rutenspitze vom Gewicht des Köders gebogen sein. Das erreicht man bei leichten Ködern mit einem Gewicht von manchmal nicht einmal einem Gramm nur mit einem speziellen Aufsatz. Dabei handelt beispielsweise ein System bei dem man eine Verlängerung aus Draht auf dem Blank der Eisrute nach vorne und hinten zu verschieben kann. Je länger der Aufsatz, desto weniger Gewicht benötigt man, um ihn nach unten zu biegen. Spezialisten bauen sich Ruten oder Aufsätze aus leichten Winklepickern. Der Gelegenheits-Ultra-Light-Vertikalangler ohne Spezialgerät muss seine Schnur beobachten und einen leichten Anhieb setzen, sobald die Sehne auch nur ein klein wenig erschlafft. Um Hebebisse zu erkennen, muss die Schnur deswegen immer auf Spannung gehalten werden.
Minimalistisches Gerät
Zum UL-Vertikalangeln braucht man kein teures Material. Neben den Ködern kommen entweder Pimpel oder Kombinationen aus Eisrute und Mini-Multi- bzw.- Stationärrollen zum Einsatz. (Wenn das Ködergewicht nicht ausreicht, um den Köder auf die gewünschte Tiefe herabzulassen, muss man die Schnur von der Rolle ziehen.) Im Drill kann man bei der Kombination aus Eisrute und Rolle mit Bremse und Blank arbeiten.
Beim klassischen Pimpel dient die Rolle nur ur Schnuraufbewahrung und die Rute allein zur Köderpräsentation. Fische werden mit der Hand herangezogen, die Schnur von Hand in Richtung Fisch befördert. Bis vor kurzem gab es keine Alternative zur dünnen Monofilen (max. 0,12 mm). Seit kurzem kann man die Vorteile einer Geflochtenen mit Crystal Competition in 0,038 mm auch beim allerfeinsten Mormyschka-Fischen nutzen. Diese ist unter Wasser fast unsichtbar und trägt mit dem richtigen Knoten (Palomar) mehr als jede Monofile in der gleichen stärke und überführt auch die Vorsichtigsten unter den „Nucklern“.
MAXIMALES Beutespektrum!
Die kleinen Teile entwickeln sich manchmal zu wahren Fangmaschinen. Und als solche fangen sie so ziemlich alles, was da untern herumschwimmt – in allen Größen: Barsche, Brassen, Rotaugen, Alande, Rapfen, Güstern etc.
Das hat dann zwar nicht viel mit Zielfischangeln zu tun, ist aber so etwas wie die Kinderüberraschung für Angler: Was zum Spielen und was ganz doll Spannendes. Denn dass die Fische das Naschen übernehmen, ist ziemlich sicher.
Extra-Tipp 1:
Die kleinen Köder niemals blanko fischen! Auf den Haken kommt entweder etwas Teig, eine Made, eine Rotwurmhälfte oder ein Powerbait-Maden-Imitat.
Weil ich am liebsten auf Barsche angle und diese ein Fable für die Kombination Weiß/Rot haben, fische ich gern die Kombination aus roter Mormyschka und weißer Kunst-Made oder umgekehrt.
Extra-Tipps 2:
Die besten Reviere für diese feine Vertikalangelei mit der Mormyschka sind eindeutig Steganlagen, an denen es nicht viel tiefer als 4 m ist. Ruhige Yacht-Häfen oder Fähranleger ziehen erstens die Fische an. Zweitens hat man hier auch ein großes Terrain vor sich, auf dem man mit der kurzen Vertikalrute zum Erfolg kommen kann. Besonders heiße Zonen sind die Spalten zwischen Steg und Boot.
Denn unter beiden Schattenspendern halten sich die Fische bevorzugt auf. Einfach immer ein paar Zentimeter versetzen und so Spalte für Spalte nach Fisch absuchen. Aber auch Steganlagen, an denen keine Boote festgemacht sind, beherbergen reichlich Interessenten. Hier geht man einfach alle Stege nacheinander ab, bis man die Kollegen irgendwo gefunden hat.
Extra-Tipp 3:
Unbedingt mit extrem scharfen Haken fischen, damit sich die Fische fast von selber einhängen. Deshalb immer einen Hakenschleifer (z.B. Diamant-Hakenschleifer von Balzer) mitführen.
Finaler Hinweis fürs Mormyschka-Angeln:
Mit den Mini-Kunstködern darf man fast überall das ganze Jahr lang angeln. Auch während der Raubfischschonzeit. Wichtig ist hierzulande aber, die gesetzliche Definition einer Mormyschka zu berücksichtigen. Denn wenn man Modelle mit zu großen Haken fischt, bekommt man während der Raubfischschonzeit in einigen Bundesländern Probleme mit dem Gesetzesgeber. Bei uns in Berlin ist die „Mormyschka-Angel“ folgendermaßen definiert: „…Dabei handelt es sich um eine Angel mit beliebiger Rute, mit oder ohne Rolle, bei der als Köder ein einschenkliger Haken, nicht größer als Hakengröße 8 der internationalen Skala, verwendet wird, der mit einer Metallbeschwerung (Mormyschka) versehen ist…“
Gerätebox:
Rolle: Shimano Club Demi (eine Minimulti) oder kleine Stationärrollen wie die 310er von Mitchell.
Rute: kleine Eisrute z.B. Berkley Lightning Ice
Pimpel: Pimpelsets z.B. von ABU
Schnur: Berkley Crystal Fireline in 0,038 mm (für etwas größere Köder) oder 10er bis 12er Mono