Finesse-Methoden Mit der Tube angeln: Das kleine Tube-Feature
Beitrag enthält WerbungDieser Artikel stand letztes Jahr in der Fisch&Fang. Da ich ihn selber geschrieben habe, kann ich ihn hier reinsetzen und sogar noch etwas ergänzen. Es geht um einen gnadenlos unterschätzten Köder, den zwar so ziemlich jeder auf der Rechnung hat, den aber nur wenige Angler wirklich intensiv fischen: Die Tube.
Dass eine Tube richtig gut fangen kann, sieht man ihr auf den ersten Blick nicht an. Und so wagen sich die meisten Angler erst an den fransenbewehrten Hohlkörper heran, nachdem sie von anderen dazu angestachelt wurden. In einem Gespärch mit Camo-Stephan (aka pechi24) habe ich erfahren, dass die Jungs ihr Tuben-Depot abschmelzen lassen, weil die Nachfrage so gering ist. (Die Farbe, die der Zander da unten im Maul hat, ist z.B. schon nicht mehr verfügbar.) Die Ressentiments gegenüber der Tube als Kunstköder mit scheinbar wenig Eigenaktion kann ich durchaus nachvollziehen. Auch bei mir ist die Tube nicht sofort durchgestartet, nachdem ich sie zum ersten Mal gesehen habe. Inzwischen ist das Tubing aber nicht mehr aus meinem Spinnangel-Repertoire wegzudenken. Das Vertrauen wächst und wächst.
Den endgültigen Durchbruch feierte die Tube im Ausland: Während meines ersten echten Schwarzbarschtrips (Bolsena, Italien) im letzten Jahr, hat die Tube nicht nur mich und die Blackbass geflasht. Auch Capitano Stefano hat sich nach ein paar guten Bass nach den konkreten Modellen und meinen Haken erkundigt. Es ist nicht so, dass die Tube in Italien alles in Grund und Boden gerockt hat. Aber es gab Tage und Situationen, an bzw. in denen der Fransenzottel eindeutig der Chef im Ring beim Barschangeln war. Damals war es extrem windig (um nicht zu sagen „megahyperstürmisch“), so dass man nur die wenigen Stellen mit Landabdeckung gut befischen konnte. Ein paar Wochen danach fand die Schwarzbarsch-WM auf dem See statt. Und so wurden die im Windschatten liegenden Hotspots Tag für Tag von vielen Booten angefahren, auf denen übende WM-Teilnehmer alles auf die Blackies losließen, was sich in ihren Boxen befand. Und das waren eine ganze Menge Gummis und Hardbaits.
Mit einer Tube habe ich aber niemanden arbeiten sehen. In Erinnerung an das Fiasko am Lipno-Stausee – wo mir ein einheimischer Angler eine Tube geschenkt hat und meinte, dass das Taumelverhalten und seitliche Ausbrechen etwas ganz anderes ist, als alles, was die Fische kennen, habe ich gleich am ersten Bolsena-Tag (an dem es recht zäh anlief) eine kleine braune Gitzit-Tube mit einem 2/0er Tube-Jig (10 Gramm) versehen und am 20er FC über den Grund hüpfen lassen. Ganz schön anstrengend auf Distanz. Aber ab dem Moment war ich im Rennen.
Den besten Fisch habe ich leider in einem Krautbüschel verloren. Aber ein paar gute Fische hat die Tube auf jeden Fall noch gebracht.
Ums noch einmal zu betonen: Der große Unterschied zum herkömmlichen Gummi ist das Laufverhalten. Wenn man eine Tube vorschriftsmäßig mit einem Tube-Jig ausstopft, spiralisiert sie auf ihrem Sinkflug. Und wenn man sie anzupft, bricht sie zur Seite aus.
Außerdem reagieren überangelte Fische allergisch auf alles, was sie kennen. Wenn auf eine Kies- oder Muschelbank tagtäglich Bleiköpfe einschlagen, kann man wütende Attacken auf den laut auftreffenden Jig nacheiner Weile abschreiben. Da kann der Gummifisch noch so verführerisch mit dem Schwänzchen wedeln und so gut nach Tintenfisch, Knoblauch oder Krebs riechen, wie er will. Allein das Geräusch vom Aufprall lässt die Räuber Abstand nehmen von unserem gut gemeinten Angebot. Abhilfe schafft da ein Gummiüberzug über dem Bleikopf. Der ist bei der Tube im Lieferumfang inbegriffen. Weil man den Bleikopf sachte in die Tube stopft und die Öse durch die Hülle drückt, anstatt den Köder regulär aufzustecken, bleibt vom Aufprallsound nichts mehr übrig.
Bei manchen Tubes ist der vordere Bereich ziemlich weit ausgegossen, so dass man das Z eines Offsethakens gut in im Tubemaul versenken kann. Stopft man den Jig in eine solche „Texas-Tube“, liegt die Öse noch ein bisschen weiter hinten. Das hat den Effekt, dass der Köder im Sinkflug noch stärker ins Trudeln gerät, als das bei einer Tube eh der Fall ist. Beim Anzupfen bricht diese Tube hart zur Seite aus und steigt weniger steil nach oben als Tubes, die von vornherein dazu gebaut sind, einen Jighaken in sich aufzunehmen. Trotzdem ziehe ich persönlich letztere zum Jiggen vor (z.B. Gitzit-Tubes in 2,5 Inch und in 3,5 Inch). Das mögen auch Zander und Barsche gern.
Tube-Tuning
Man kann Tubes jiggen, schleifen und durchs Freiwasser swimmen. Eine Tube ermöglich außerdem viele Tuning-Optionen. Man z.B. mit Aroma-Paste befüllen. Auch Rasseln haben Platz mehr im Inneren als in allen anderen Gummiformen. Zander mögen‘s manchmal laut. Barsche auch. Den akustischen Reiz können ihnen herkömmliche Gummis nur bedingt bieten. Klar kann man mal eine kleine Rassel in ein Barschgummi stecken oder ein paar Rasseln in einem größeren Gummifisch versenken. In eine ordentliche Tube aber passen gleich drei große Glasrasseln auf einmal. Die kann man entweder per Schrumpfschlauch am Hakenschenkel anbringen und dann mitsamt Jig in den Gummi versenken.
Dann wird aus der leisen Tube ein Rasselmonster. Was vorhin noch so betont subtil war, haben wir in eine Krawallbürste verwandelt. Das kann auch gut sein. Besonders beim Zanderangeln verpasse ich meinen Tube eine Extradröhnung.
Tube-Montagen
Man kann Tubes Dropshotten, am Texas-Rig oder Carolina-Rig fischen, wacky anbieten (siehee auch den Beitrag über Jochen’s „(B)Arschwacky“-Montage). Zum Abschluss des kleinen Tube Features möchte ich euch aber noch eine besonders pfiffige Montage vorstellen, die ich während meines nächsten Spanien-Trips intensiv im Holz und zwischen den hängerträchtigen Steinen am Lake Caspe fischen werde.
Tubes kann man auch wunderbar „weedless“ fischen. Dazu gibt es mehrere Möglichkeiten. De erste ist die Montage am Texas- oder Carolina-Rig. Dazu muss man nicht viel sagen. Alternativ kann man auch einen Offset-Jig anködern. Damit sind die einzelnen Komponenten miteinander verschmolzen, so dass das Gesamtkonstrukt beispielsweise besser durch Schilfhalme und Seerosenstängel kommt. Besonders gut gefällt mir aber eine andere Weedless-Variante.
Hier steckt man ein Birnenblei mit eingegossenem Wirbel in die Tubehöhle. Von außen wird dann ein bereits mit dem Vorfach verbundener Offsethaken so eingefädelt, dass die Hakenspitze durch das Öhr des Wirbels geht. Dann fädelt man den Offsethaken so auf, wie man das kennt.
Dadurch dass die Hakenspitze verborgen ist, hat man natürlich weniger Holzhänger als mit einem Jig. Ich gehe aber auch schwer davon aus, dass sich das Konstrukt viel seltener in den Steinen festsetzt als ein Bleikopf-Gummi. Erstens weil der Sinkflug durch den in Richtung Ködermitte verschobenen Schwerpunkt nicht so steil ist. Zweitens weil sich kein Bleikopf zwischen den Steinen festsetzen kann. Drittens (das hat jetzt zwar nix mit Hängern zu tun, ist aber auch ein Vorteil dieser Montage) kann man die Öse des Hakens im Inneren verstecken, so dass sich weniger Kraut vor der Tube festsetzen kann.
Insgesamt sind der Phantasie beim Tube-Montieren eigentlich keine Grenzen gesetzt. Ich würd’s mal ausprobieren, bevor man sich in ein paar Jahren in den Hintern beißt und sich fragt, warum man das Zotteltier nicht schon vor Jahren ausprobiert hat. Experimentieren lohnt sich!