News Das Berkley-Junior-Camp 2009
Ich sitze gerade dran und schreibe parallel einen Bericht über das erste Berkley-Junior Camp, das vom 22.7. bis 26.7. in Hanau stattfand. Da der Artikel erst im Herbst erscheinen wird, will ich hier schon mal ein bisschen was über unser „Ausbildungslager“ für ambitionierte Jungangler erzählen. Schließlich ist von den Jungs und Mädels ein ganzer Haufen bei Barsch-Alarm angemeldet, der jetzt drauf wartet, ein paar von Worten umrahmte Bilder von unserem gemeinsamen Abenteuer zu sehen.
Sehr erfreulich war, dass es fast allen Eingeladenen gelungen ist, ihre Eltern und – so in ihrem Bundesland noch keine Sommerferien waren – Lehrer von der enormen Wichtigkeit dieser Veranstaltung zu überzeugen. So konnten wir am 22.7. insgesamt 22 Jugendliche in Hanau begrüßen. Genauer gesagt an der Fischerhütte des örtlichen Angelvereins, dem auch Pure Fishing Manager Michael Stahlberg angehört. Hier haben wir gezeltet und manchmal sogar geschlafen. Fast schon mütterlich umsorgt wurden wir durch die unglaublich zuvorkommenden und umsichtigen Vereinsmitglieder Edda, Hans, Norbert, Bernd, Uwe und wie sie alle heißen, die auch auf uns aufgepasst haben und uns obendrein auch noch dreimal täglich warm bekochten (ein Dankeschön an Chefkoch Siggi!). Und zwar genau bis zum 26.7. um 10.45 Uhr – dann war auch der letzte Junior eingeladen und auf dem Weg nach Hause. Wie ihr euch lebhaft vorstellen könnt, ist dazwischen eine Menge passiert…
Das erste Highlight war die Vergabe der Angelgerätschaften, die die Kids im Anschluss an die Veranstaltung mit nach Hause nehmen konnten. Weil wir zum anglerischen Rundumschlag ausholen wollten, gab’s nicht nur was zum Spinnen, sondern eine komplette Angelausrüstung inkl. Kescher, Futteral und Angeltasche. Und na klar einen Berkley-Hut.
Mit dieser Ausrüstung wurde in den nächsten Tagen hart gefischt. Tagsüber auf Forellen, Barsche und Weißfische und nachts auf Aal. Den genauen Ablauf habe ich für die Fisch und Fang dokumentiert. Hier ist Platz für die kleinen Geschichten drumherum.
Vom Regen in die Traufe
Vor kurzem noch habe ich mich in Norwegen mit den Steinbeißern herumgeschlagen und sie zum „stressigsten Fisch“ überhaupt erklärt. „Noch vor dem Aal!“ Und das will was heißen. Denn seitdem ich mit 16 mal einen riesigen Breitkopf im Heilbronner Neckar gefangen habe, der mich im Verlauf unseres Zusammentreffen ziemlich Nerven gekostet hat und selbst in der Pfanne noch gezappelt hat, bin ich auf neuerliche Rendezvous nicht so wirklich scharf. Jedenfalls war ich nicht wirklich begeistert, als ich erfahren habe, dass es in der ersten Nacht auf Aal gehen soll. Und auch ein paar Juniors waren sich nicht sicher, ob sie einen Draht zum Aalangeln haben. Aber angelheiß waren wir na klar alle und so ging’s dann mit gemischten Gefühlen ans Wasser. Schnell. Zu schnell für mich. Ich hatte die Tauwürmer vergessen. Die haben wir dann dem Chef abgezogen. Und dann haben meine mir anvertrauten Angeltalente Hendrick und Geronimo ihren Angelplatz eingenommen – einen kleinen Vorsprung an einem steilen Uferabschnitt.
An dieser Stelle floss der Fluss recht schnell, so dass es zunächst einmal gar nicht so einfach war, an der Bewegung der Rutenspitze zu erkennen, was jetzt ein Biss und was nun die Strömung war. Das war aber sehr früh von entscheidender Bedeutung. Denn gebissen hat es eigentlich schon direkt, nachdem die Würmer ausgelegt waren. Nach 3 intensiven Angelstunden standen bei uns 2 Aale und ein Kaulbarsch zu Buche – die ersten Aale, die Geronimo in seinem Anglerleben gefangen hat.
Und plötzlich war Aalangeln cool! Das fanden auch alle anderen. (Was ich wiederum toll fand.) Ist aber ja auch kein Wunder bei der Bissfrequenz und dem Fangergebnis. So ziemlich jeder Teilnehmer durfte sich über einen Aal freuen. Der 12jährige Jeremy sogar über vier! Er war mit Michael Stahlberg unterwegs. Spätestens seit diesem perfekten Guiding in den „Aaldschungel“ stand der „Herr Stahlberg“ ganz hoch im Kurs bei Jeremy. Wobei unser pfiffiger Lausebengel auch richtig beeindruckt war von dem ganzen Angelgerät und mir schon nach der Vergabe der Geräte ganz begeistert zugeflüstert hat, dass er denkt, dass dem „Herrn Stahlberg die Juniors ganz schön viel bedeuten – soviel Zeug wie er da verteilt hat.“. Jedenfalls wurden die beiden ganz dicke Freunde. Und das alle halbe Stunde aus Jeremy heraussprudelnde „Du, Herr Stahlberg… ???“, wird der Chef sicher heute noch vermissen.
Auf den nächtlichen Ansitz wollten die Teilis dann nicht mehr verzichten. Und so hieß es für (fast) alle Betreuer jeden Abend: „Ran an den Aal.“ Dabei wurden Exemplare von über 80 Zentimeter gefangen, die den Juniors mächtig was abverlangt haben.
Das Schlechtwetteropfer
Das Wetter war vor allem an den ersten beiden Tagen ziemlich durchwachsen. Es hat nicht andauernd geschüttet. Und auch nicht ewig lang. Nur wenn es mal geregnet hat, dann so richtig kräftig. Das wurde Förster Jürgen in de zweiten Nacht zum Verhängnis: Kurz nachdem die Trupps ausgeschwärmt waren, prasselte aus dem Nichts ein sensationeller Regenguss hernieder. Tropfen so groß wie Taubeneier. Dicht an Dicht. Gut zwei Stunden lang. Das war also zu dem Zeitpunkt, da die meisten schon ihre Ruten im Wasser hatten. Und kam so plötzlich, dass es einige Teams vorzogen, sich zuerst mal in den Wagen zurückzuziehen und dann in einer Regenpause abzubauen. Das Team um Förster Jürgen war schon komplett im Auto, als Jürgen selbst einfiel, dass er noch was am Angelplatz vergessen hatte. Beim Abstieg ans Wasser hat es ihm dann die Beine weggezogen. Das haben seine jungen Begleiter nicht so richtig mitbekommen. Sie fragten sich eine ganze Weile, was ihr Betreuer denn da unten macht. Ihrer Schilderung nach, erschraken sie nicht unerheblich, als sie durch die regennasse Windschutzscheibe erst eine Hand auf die Kühlerhaube klatschen sahen. Dann eine andere. Und sich dann der wohlgenährte Förster wie in einem Horrorfilm auf den Wagen zog. Als der „Zombie“ in den Wagen kroch, stellte sich Gott sei Dank heraus, dass es sich dabei um den ernsthaft verletzten Jürgen handelte. Unter starken Schmerzen im Bein fuhr er die Jungs noch zu uns ins Basislager, um dann das Krankenhaus zu verweigern und nach Hause gebracht zu werden. An einer OP kam er dennoch nicht vorbei. Diagnose: Sehnenabriss im rechten Oberschenkel. Gute Besserung, Jürgen!
Kämpfen lohnt sich
Natürlich gab’s auch mal Phasen, in denen es schlecht gebissen hat. Dass es für einen heißen Angler aber immer möglich ist, einen Fisch zu fangen, bewies uns unser „hechtcroissant“ Fips beim Spinnfischen am ruhigen und zugänglichen Teil der Kinzig: Während es die restliche Gruppe mitsamt Betreuer-Team vorzog, die Uferseite zu befischen, auf der die Autos parkten, zog es uns beide auf die andere Seite. Schon allein, um den anderen Platz zu lassen. Und außerdem spekulierten wir natürlich darauf, dass wir beide viele vom anderen Ufer nicht befischbare Plätze anwerfen konnten. Das blieb aber leider eine Theorie. Also ging ich schon mal zurück. Die anderen waren schon an den Autos. Nur der Phipps, der ließ sich Zeit. Irgendwann tauchte er dann mal gegenüber von uns Wartenden auf. Jeden Zentimeter abwerfend tastete er sich vor. Gerade in dem Moment, in dem ich ihn fragen wollte, ob er eigentlich glaubt, dass wir ausgerechnet an dem fischfreien Teil der Kinzig übernachten wollten, wirft Phipps dreist noch mal die selbe Stelle an wie beim Wurf zuvor. „Will der mich provozieren? Der muss noch den ganzen Weg zurück. Wenn der so weitermacht, fällt das Aendessen heute aus.“, geht es mir durch den Kopf, als ich prompt eines Besseren belehrt werde. Denn Phipps Rute steht plötzlich krumm und wackelt auch noch hektisch. Kurz darauf präsentiert er stolz seinen ersten Kinzig-Salmoniden, den er im Wurf davor schon mal ganz kurz – und für uns nicht wahrnehmbar – am Haken hatte.
Ich war mindestens so stolz auf den Burschen wie er auf seine Forelle. So viel Biss muss man erst mal an den Tag legen. Und ich bin froh, dass ich nicht immer gleich alles ausspreche, was ich mir so denke…
Realistix für alle!
Natürlich haben sich Veit und ich auch immer mal wieder mit kleinen Gruppen zum Spinnangeln an die vor der Haustür gelegene Kinzig abgesetzt. Obwohl wir nur relativ kleine Fische gefangen haben, hat uns das allen sehr viel Spaß gemacht.
So ein naturbelassener kleiner Fluss ist schon was Schönes. Da ich am ersten Abend – während sich Geronimo und Hendrick ihren Aalangelplatz einrichteten – gleich mit den ersten Würfen zwei Bisse und zwei Aussteiger auf einen kleinen Realistix Minnow hatte, war der Köder des Vertrauens schnell gefunden. Und weil die meisten Juniors, die mit uns am Wasser waren, auch Fische mit diesem Köder fangen konnten, erreichen Herrn Stahlberg nun seit ein paar Tagen immer wieder Anfragen junger Angler, die wissen wollen, wie die Chancen dafür stehen, dass der nach Johannes Dietels Meinung beste Kleinfischinteressenten-Aufspürer der Welt Köder wieder in Deutschland erhältlich ist. Und wie viele Unterschriften pro Realistix 2’’ ausreichen würden, um die Firma davon zu überzeugen, den Mini-No-Action-Shad wieder einzuführen.
Magische Nymphe
Nicht minder beliebt ist seit dem Dropshot-Kurs mit anschließendem Testangeln die Powerbait Sparkle Nymphe, die sowohl beim Dropshotten auf Barsch als auch am Flüsschen auf Forelle super funktioniert hat.
So gut, dass zum Schluss alle meine aus Berlin herangeschafften Gläser leer waren und man immer wieder einen Jungen fragen hörte, ob noch jemand so ne Nymphe hat. (Stichwort Hänger bzw. Fehlwurf in den Baum…)
Noch mehr Impressionen
Wir haben viel gebastelt, getan und gemacht. Ich könnte einen ganzen Roman ins Netz stellen, wenn ich alle Geschichtchen zusammentragen würde. Will ich aber nicht. Aber manchmal sagen Bilder ja auch mehr als Worte…
Dropshot-Knoten-Kurs mit Dr. Barsch
Grundmontagen-Knowhow-Transfer durch Thomas Müller
Plättchenhakenbinden mit Michael Stahlberg
Verbindungsknoten-Training mit Veit
Stets bei der Sache waren auch unsere beiden Mädels Pia und Johanna
Essensausgabe
„Männerlager“
Zum Schluss gab’s für jeden eine Urkunde
Dann gings langsam mal nach Hause…
Haltet den Aaldieb!
Zum Abschluss gab’s noch mal ganz kurz ein paar kleine Irritationen um Hendriks Monsterschlange, die er mit seinen Eltern verspeisen wollte. Die war auf einmal weg! Stattdessen lag ein Schnürsenkel im Tiefkühlfach. Was war da nur los? Eine kurze Recherche ergab, dass sich der Aalgigant Zusammen mit einem Mensch im roten Polohemd in Richtung Bernau aufgemacht hatte. Aber nicht mit uns! Den Dieb haben wir ganz schnell zurück ans Camp kommandiert und die Aale ausgetauscht.
So waren am Ende wirklich alle glücklich…
Fazit
Ihr seht schon: Da war richtig was los. Wir haben es uns vom Wetter nicht vermiesen lassen und uns auch über kleine Fische sehr gefreut. Und dann waren da ja noch die Aale. Ich sag nie mehr was gegen diese Tiere! War eine super Idee, nicht nur mit Kunstködern zu üben. Da sieht man mal: Demjenigen, der sich zu sehr auf ein Ding versteift, entgeht so manch schöner Fisch und damit auch der ein oder andere unvergessliche Moment. Wobei ich hoffe und denke, dass jeder der Beteiligten auch abseits vom Wasser ein bisschen was mitgenommen hat, was er so schnell nicht vergisst.
Das Feedback von unseren Juniors ist jedenfalls überwältigend. Stellvertretend kopiere ich hier mal Pia’s Mail herein, die mir noch am Sonntag Abend schrieb:
„Lieber Johannes,
danke für das beste Wochenende, was ich je hatte. Ich freue mich aufs nächste Mal und ich bin froh, dass wir so gute Sachen gelernt haben.
Mit Freundlichen Grüßen
Pia Isabell Schnittke“
Genauso gefreut habe ich mich natürlich über alls PNs, von den hier aktiven Juniors! Und natürlich ganz besonders auch über Patricks Mail, der noch am Sonntag Abend mit seinem Vater angeln war und mir einen kleinen Bericht geschickt hat:
„Hi Johannes,
bin gestern Abend nochmal mit meinem Vater auf unseren Vereinssee mit dem Boot rausgefahren um Drop Shot zu testen. Das Wetter war geil, nur das einzig komische war, dass so gut wie keine Fische an der Oberfläche waren, außer ein paar Karpfen (aber die interessieren mich nicht). Wir sind um ca. 20.10 Uhr losgefahren und an einen Platz gegangen, wo eigentlich immer dicke Barsche rauben. Der Platz ist perfekt zum DropShotten: es führt eine Steinbank ca. 7m raus, etwas Kraut und eine Sandbank. Nach ein paar Würfen, so ungefähr der 3. oder 4., fing ich dann auch schon diesen auf eine Nymphe, die du mir gegeben hast.
Danach war es wie ausgestorben, kein Biss mehr und keine Fische mehr an der Oberfläche. Wir wechselten nochmal den Platz, aber das einzige, das ich noch hatte waren Perücken und Verdrehungen usw. Also packten wie unsere Sachen zusammen und fuhren zurück. Heute war ich im Angelladen und habe mir die Sachen fürs Texas Rig gekauft. Mal schauen ob das Wetter heute Abend noch schön bleibt, dann probier ich das auch noch aus. Also mach dich schon mal für die nächsten Reporte und vielleicht auch Videos DS, Texas Rig & Co. bereit. :-D Ach ja, der Barsch biss übrigens nach ein paar Zupplern beim Absinken, wie du es empfohlen hattest.
Gruß Patrick“
So macht Jugendarbeit richtig Spaß, Jungs und Mädels! Bei so einem Feedback hat man auch im Nachhinein noch ne Menge Freude dran. Danke Pia, danke Patrick. Und danke auch an Johanna, Lukas, Hendrik & Hendrick, Tim, Geronimo, Julian, Nico, Jeremy, Juli, Fips, Clemens, Jonas, Silvano, Markus, Jannick, Wolfgang, Fabian und Marc-Andre! Hat wirklich großen Spaß gemacht mit euch!
Und mochmals Danke an die Betreuer!
Das letzte Dankeschön geht an den Gruppenältesten. Rudi hat das ganze Team zusammengehalten und wurde für seine wertvolle Unterstützung auch von Michael Stahlberg belohnt: Er ist jetzt unser offizieller Junior-Manager und nimmt den Schirmherren ab sofort einen Teil der Kommunikation ab.
Wie bereits erwähnt: In der Fisch&Fang folgt noch ein etwas ausführlicherer Bericht, zu dem auch ein Film auf der Abo-DVD erscheinen wird.