Finesse-Methoden Cheburaschka für Barsch und Zander…
Beitrag enthält WerbungEines vorweg: Den ersten Chebu-Barsch habe ich auf einem BA-Treffen am OHK gesehen. Ich war nicht nur live dabei, als Angelspass den 40er gehakt hat, ich habe ihn sogar fotografieren dürfen.
Inzwischen hat sich das System aus einer Vorschaltkugel, einem Drahteinhänger und dem Haken mit der großen Öse etabliert. Mit jedem Tag gewinnt die Cheburashka mehr Anhänger.
Es ist ja nicht so, dass es sowas noch nie gegeben hat. Irgendwo in einer Ecke meines Angellabors fahren auch noch ein paar Uralt-Systeme herum, die der Cheburashka sehr nahe kommen. So richtig interessant wurde die Sache für die Finesse-Fans aber erst, mit der Entwicklung eines breit gefächerten Angebots lackierter und blanker Cheburashkas aus Tungsten oder Blei und einem optimierten Hakenprogramm. So hat z.B. Gamakastu sogenannte „Bottom Jigging“-Offset-Haken mit einer großen Öse auf den Markt gebracht, um den in der Öse bammelnden Ködern maximalen Spielraum zu gewähren und sie vorm Krautfang zu bewahren.
Höchste Zeit, die Chebu in unser Finesse-Methoden-Archiv mit aufzunehmen.
Der Name ist System!
Tsche-Bu-Rasch-Ka – so wird’s ausgesprochen. Aber was bedeutet das? Der Begriff Cheburaschka kommt aus dem Russischen. Wenn man nach Cheburashka googelt oder youbtubt, findet man sofort Hinweise auf eine Märchen-Figur – eine Art Maus mit riesigen Ohren und einem runden Kopf.
Erst wenn man bei der Bilder- bzw. Videosuche weit genug nach unten scrollt, findet man Fotos oder Clips vom flexiblen Vorschalt-Bleikopf-System. Von Wolfgang Bayer (Chef von Pilkmaxx), der mehrere Jahre in der Ukraine als Lehrer gearbeitet hat, wurde mir meine in der Fisch&Fang aufgestellte These zur Entstehung des Namens bestätigt: Wenn man die Märchenfigur auf ihre Umrisse reduziert und dann mit dem Vorschalt-Bleikopf vergleicht, ist die Ähnlichkeit nicht von der Hand zu weisen.
In hiesigen Fachkreisen spricht man von der „Chebu“ (Tschebu), wenn man es sich einfach machen will.
Chebu-Montage
Als ich mir die Bilder vom Chebu-System (Draht und Kugel, ein Chebu-Rig gibt’s meines Erachtens nicht) angeschaut habe, habe ich mich erst einmal gefragt, ob das alles halten kann, wenn ein dicker Fisch kommt. Schließlich muss der Einhänger, den man zur Montage aus dem Kopf ziehen kann, ja eine Art offene Klammer sein. In diese wird auf der einen Seite der Haken gefummelt, um das Öhr, in dem später die Schnur bzw. das Stahlvorfach befestigt wird, durch die Kugel zu schieben. Ich habe mit vielen Anwendern gesprochen. In meinem Umfeld kam es noch nie dazu, dass ein Fisch den Draht aufgezogen hat. Auch großen Hechten hält der sich an seiner Öffnung überlappende Chebu-Draht problemlos stand.
Cheburaschka-Haken-Update
Ich habe den Leuten unten in den Kommentaren versprochen, noch einmal auf die Haken einzugehen. Wenn ich in der Überschrift von Barschen udn Zandern spreche, macht das auch Sinn, denn: Zander und Offset-Haken sind meines Erachtens nicht die allerbeste Paarung. Stichwort FEHLBISS-ALARM. Ich angle ja sehr viel mit dem Texas-Rig und teilweise wochenlang am Stück in der ganz heißen Zander-Zone (Embalse de Mequzinenza bzw. Caspe-Stausee). Dort fangen wir oft viele Zander. Die schönsten, dollsten und meisten Fehlbisse bekomme ich hier beim Texas-Rig-Angeln mit Krebsen am Offsethaken. Das ist mir da egal, weil ich eh genug Fische fange. Wer seine Bissausbeute steigern will bzw. wer gezielt mit der Cheburaschka auf Zander angeln möchte und Fehlbisse nicht so toll findet, sollte gerade Haken verwenden und die Gummis darauf aufziehen. Mein Lieblingshaken dafür ist der Illex Onigake. Der einzige Nachteil: Das Ding wird nicht mehr vertreiben und man muss sich Restbestände zusammenorganisieren.
Eine Alternative dazu sind langschenklige Wurmhaken. Da gibt’s von vielen Firmen schöne Haken. Wurmhaken wegen der kleinen Widerhaken auf dem Schenkel, die den Köder evtl. ein bisschen besser halten. Wenn man es ganz professionell machen will, kann man auch eine Grundwicklung mit Fliegengarn über einen Teilbereich des Hakens legen und diese vor dem Aufziehen mit Sekundenkleber bestreichen.
Beim Barschangeln habe ich durchweg gute Erfahrungen mit Offset-Haken. Die Anhiebe sitzen genauso gut wie beim Angeln mit Jigs. Mehr noch: Der Haken sitzt meistens vorne im Maul. Man kann ihn schön lösen und der Fisch hat wenig Stress. Und wenn eer einmal hängt, dann hängt er richtig. Die Bottom-Jig-Haken von Gamakatsu geben dem Köder noch mehr Spiel. Ich fange aber auch gut mit allen anderen Haken, die ich fürs T-Rig so nehme. Von Hayabusa (ich mag diese „Teflon-Haken“ sehr gerne) und Decoy über Gamakastu bis VMC.
Bottom-Jig-Köder-Montage
Die Köder sollte man auch beim Chebu-Angeln am besten fixieren. Dazu eigenen sich Hitching Posts oder Final Keeper und andere Baitholder. Hier mal mit einer Spirale (Hitching Post):
Chebu-Köder
Ähnlich wie beim Texas-Rig nehme ich am liebsten Köder, die schön „nach“spielen. Also entweder schlanke Würmer mit und ohne Schaufelschwanz oder Krebse und Creatures. Meine Favoriten: Keitech Swing Impact und Hog Impact, reins G Tail Saturn und Noike Wobble Shad.
Generelle Cheburaschka-Vorteile
Generell ist es komfortabel, dass man viel weniger Material mitnehmen muss: Eine kleine Dose mit Chebus in den passenden Gewichten und eine Vorfachtasche mit Haken in verschiedenen Größen und Formen ersetzen eine komplette Box mit Bleiköpfen in verschiedenen Gewichten und Hakengrößen. Das ist vor allem für Bellyboat- und „Lauf“-Angler ein riesiger Zugewinn. Chebu-Cracks lassen ihre Köder auf den Haken und kombinieren diese dann mit den erforderlichen Gewichten. Die Köder können in kleinen Boxen zwischengelagert werden. Aggressive Gummis haben so keine Chance, die Bleiköpfe aufzuweichen.
Chebu-Vorteile gegenüber Bleikopf
- Der „Gag“ ist der Einhäng-Mechanismus. Dadurch dass man der Haken nicht ins Blei eigegossen ist, sondern frei in der Öse schwingt, bewegen sich die Köder noch ein bisschen besser. Viele Bisse spürt man nicht. Sie schnappen sich den Köder in der „Nachspielzeit“ – also wenn der Haken nach dem Aufprall der Chebu-Kugel abkippt. Ich gehe davon aus, dass das alles Bonus-Fische sind, die man ohne Chebu-Effekt womöglich gar nicht zu Gesicht bekommen würde.
- Im Drill können die Fische den Haken nicht so leicht abschütteln, weil die Hebelwirkung im Gelenk verpufft.
- Außerdem minimiert sich das Hängerrisiko, weil der Haken den Hindernissen nachgibt und sich so nicht einfach in Äste oder Steine festsetzt.
- Montiert man die Chebu mit einem Offset-Haken, sammelt man nicht nur weniger Kraut ein, sondern bleibt auch nicht so einfach im Schilf oder Seerosen hängen. Man kann also mitten im Dschungel fischen, wenn die Fische dort stehen.
Chebu-Vorteile gegenüber dem Texas-Rig
- Im Vergleich zum Texas-Rig laufen vor allem Fischimitate schöner. Diese legen sich am T-Rig gern auf die Seite. An der Chebu arbeiten sie genauso schön wie am Bleikopf.
- Während man beim Patronenblei-Wechsel immer wieder neu knoten muss, kann man die Chebu im Einhänger fischen und das Gewicht ganz einfach austauschen. Der „Durchlaufmontagen-Effekt“ entfällt allerdings. Insofern wird das T-Rig für mich immer seine Daseinsberechtigung haben, besonders wenn ich mit viel Gewicht angle und wirklich langsam fische, um Barschen und Zander die Zeit zu geben, den Köder vom Grund wegzusaugen.
- Sind aber viele Hechte am Start, ist die Cheburaschka wieder vorne. Im Gegensatz zum Patronenblei kann man die Chebu ganz easy in ein Stahlvorfach klinken.
Cheburaschka-Köderführung
Während meinesletzten Spanien-Trips habe ich die Chebus in der Köderbox von Jürgen Stegher liegen sehen. Der ist Drachkovitsch-Experte und hat sich tierisch über diese Erfindung aus Russland gefreut, weil man jetzt Gummis drachkovitschen kann, ohne sie kompliziert auf ein Original-Drachko-System fummeln zu müssen. Er schüttelt die Chebu mit zwei bis drei aggressiven Zupfern vom Grund weg und lässt sie wieder fallen. Durch das Gelenk zappelt der Köder so natürlich ziemlich hektisch im Wasser. Das Gelenk sorgt aber auch dafür, dass der Köder bei langsamer Führung abkippt. Und so kann man mit der Cheburaschka alles machen, was man mit dem Bleikopf oder dem Texas-Rig veranstaltet: Faulenzen, Jiggen, Zuppeln… Alles macht Sinn. Nix fängt nicht.
Also ran an die Cheburaschka. Den Letzten beißen die Barsche!