Fangberichte Caspe-Tour 2007: Den Zeichen erfolgreich getrotzt…
Nun sind ein paar Tage vergangen seit dem letzten Angeltag am Lake
Caspe, wo sich neun Barsch-Alarmer und ein Kameramann neun Tage lang
intensiv bemühten, möglichst viele Fische zu fangen bzw. zu filmen.
Höchste Zeit, euch von unserem diesjährigen Spanienabenteuer zu
berichten. Kurz vorab: Alle, die sich im TV an Pannenshows erfreuen,
werden Spaß an der Zusammenfassung unserer Erlebnisse haben.
Eigentlich hätte ich das drohende Ungemach ja schon sensibilisieren
können sollen, als mich fünf Tage vor der Abfahrt eine schwere Grippe
ins Bett zwang. Oder spätestens als mir am Abend vor dem Abflug (um 6
Uhr morgens) beim Essen eine Krone herausbrach. Aber ich hab’ die
Zeichen einfach ignoriert, das ganze Projekt nicht im letzten Moment
abgeblasen und so bin ich wohl selber schuld und womöglich sogar der
Hauptverantwortliche dafür, dass ich euch hier von einer nicht so ganz
glorreich verlaufenen Tour berichten muss.
Die erste die Gesamtcrew erwartende Pleite lauerte am Check-In bei Air Berlin (Flughafen Berlin/Tegel). Hier wurden einige von uns damit konfrontiert, dass die Damen bei der Abfertigung die AGS anders interpretierten als das dem übergepäckmitsichschleppenden Angler lieb ist. Aus dem folgenden Streitgespräch gingen die Damen von Air Berlin als Sieger hervor. Ein weiteres Zeichen. Und immer noch wäre es möglich gewesen, abzubrechen. Aber drauf gesch…, in den Geldbeutel gegriffen und die Scheine (im Schnitt ca. 70 Euro) kaltlächelnd auf den Tresen gelegt.
Damit war’s dann auch endgültig zu spät zum Umkehren. Wir saßen voller kühner Erwartungen im Flugzeug, wenig später ultrahocherhitzt im Mietwagen oder Zug und dann vor Angelgeilheit fast überkochend in unserem Camp zu Caspe. Noch wenige Stunden, dann würde es also endlich losgehen, das wilde Beißen. Das Wasser des 110 km langen Stausees zu Füßen der 8500 Einwohner-Gemeinde von Caspe wollten wir schaumig schlagen mit unseren Wobblern, Gummifischen, Poppern, Spinnerbaits und sonstigen Spezialitäten. Einen Film wollten wir drehen. Über kühne Angler, die mit verwegenen Methoden einen Fisch nach dem anderen aus den Wurzeln, Bäumen und Steinpackungen zerren.
Doch der bedrohlichen Einleitung dieses kleinen Reiseberichts entnehmt ihr schon: Es kam ein wenig anders. Denn beim Aufschäumen des Wassers wollte uns der Wind, der sich pünktlich zu unserem Eintreffen am Lake Caspe eingestellt hatte, unbedingt unterstützen, was uns ein paar (Boots-)Angeltage gekostet hat. Und da gab’s dann auch noch ein anderes Problem mit dem Wasser. Aber der Reihe nach.
Zunächst einmal hätte man denken können, dass sich das Pech mit dem Betreten spanischen Bodens verflüchtigt hatte. Denn sooooo schlecht fing das alles gar nicht an. Bereits auf dem Weg zu unserer Unterkunft machte die Mietwagenfraktion Halt an mehreren Uferangelstellen, die uns schon im letzten Jahr den einen oder anderen schönen Fisch bescherten. Auch in diesem Jahr hat’s da dann schon mal ein bisschen geklappert. So konnte Jan z.B. innerhalb kürzester Zeit drei mittlere Zander landen.
Und auch die anderen Uferangler durften erste Interessensbekundungen auf ihre Köder registrieren. Ein Auftakt nach Maß also. Mit diesem guten Gefühl im Hinterkopf wurde am ersten Abend erst mal ordentlich aufgetackelt und dann ausgiebig abgefeiert.
Der erste Angeltag war Freitag, der 2.3.2007. Ein Tag, an dem sich der spanische Wind dazu entschlossen hatte, uns einen ersten Besuch abzustatten. Sicher nett gemeint, aber wir hätten auch gern drauf verzichten können.
Nachdem die Boote betankt und somit startklar waren, entschlossen sich einige, dennoch auf den Teich zu gehen, während sich eine andere Fraktion auf die Socken machte, um an einem kleineren See in der Nähe von Caspe vom Ufer aus den Schwarzbarschen nachzustellen.
Beide Gruppen waren ähnlich erfolgreich. Auf dem Lake Caspe ließen die Zander jedes Anzeichen von Beißfreude vermissen (das beste Ergebnis waren fünf Zander im Boot Lohmann/Dustin/Jan). Und auch am Secret Lake blieb das erhoffte Schwarzbarsch-Inferno aus. Dafür durfte sich David über einen feisten 44er Flussbarsch freuen, der seinen Baby-Bass-Rasselwobbler voll eingesaugt hatte.
Eigentlich ein Grund, am Abend mit einem Lächeln ins Bett zu gehen. Aber irgendwie ging es David massiv schlecht. Magenkrämpfe. Schüttelfrost. Schweißausbrüche. Dabei hatte er sich doch extra eine Multivitamintablette in einem Glas Leitungswasser aufgelöst, um den Dietel-Viren etwas entgegenzusetzen…
Neuer Tag. Neues Glück. Zumindest was das Wetter anging. Strahlende Sonne. Wenig Wind. So stellt man sich das doch vor, wenn man aus dem kalten Deutschland nach Spanien zum Zanderangeln anreist. Es geht doch!
Und auch David war wieder einigermaßen fit. Tatsächlich hat es dann auch ganz gut gebissen. Anfänglich. Auf dem Boot Günter/Felix/Johannes. Letzterer konnte in den ersten Stunden, in denen wir eine ganze Menge unterschiedlicher Spots angefahren haben, immerhin fünf Zanderchen verhaften (dazu kamen noch zwei Fische von Felix).
Doch dann ließ das Beißen nach (um nicht zu sagen, die Fische stellten total auf stur) und wir fuhren rein. Dennoch waren wir nicht unzufrieden mit dem Fazit unserer ersten Erkundungstour: Die Fische bissen an den selben Spots vom letzten Jahr. Zwar nicht den ganzen Tag. Aber es gab zumindest schon mal Fressphasen. Das machte natürlich neugierig auf die Fangergebnisse der anderen. Zumal Lohmann, Dustin und Jan schon im letzten Jahr oft am besten abgeschnitten hatten. Da musste also auf jeden Fall ordentlich was gefangen worden sein.
Doch daheim gab’s fast mehr lange Gesichter als Fangmeldungen. Das wollte dann aber gefeiert werden. Irgendwie muss man sich ja aufbauen…
Am Sonntag lief es bei einigen besser, bei anderen deutlich schlechter. Ich hatte z.B. nur einen oder zwei Fische – die Details sind schon verdrängt. Am aller erfolgreichsten wehrte sich aber unser Manne gegen Angriffe auf seine Gummis und blieb auch am dritten Tag schneider.
Am Montag schlug dann aber auch für ihn die große Stunde der Entjungferung. Schon beim dritten Wurf kam es ganz dick. Ein schöner 68er legte sich wie Balsam auf die geschundene Anglerseele.
An diesem Tag trainierte uns das Boot Max/Ink „ordentlich“ einen vor. Während Max mit acht Fischen das beste Tagesergebnis der Tour erzielte, griff sich Ink mit seinen 15 cm-Gummis fünf etwas bessere Fische.
Am Dienstag wurden wir dann erst mal heftig aus unserem Urlaubsfilm herausgerissen. Nachdem Dustin die ganze Nacht erbrochen hatte, mussten wir ihn ins Krankenhaus fahren. Diagnose: Gastroenteritis. Ansteckungswahrscheinlichkeit: hoch. Na geil! Das steigert den Wohlfühlfaktor doch beträchtlich, wenn man tagelang auf engstem Raum zusammenlebt. Von da an hat die Reise ein bisschen an russisch Roulette erinnert. Denn irgendwie hat sich wohl jeder gefragt, wer dann wohl der nächste Aspirant fürs Krankenhaus ist. Um es abzukürzen: Daniel war es nicht. Er lag nur einen Tag mit Migräne flach. Dafür hat’s dann am Donnerstag den Felix erwischt. Ordentlich. Die Würggeräusche waren auf der ganzen Etage unseres Hauses zu hören. Und am Freitag ging’s mir selber an den Kragen. Allerdings blieb mir das Ausspeien meines Mageninhaltes erspart. Stattdessen musste ich mich nur mit Schüttelfrost, Hitzewallungen und eine bis heute anhaltende Appetitlosigkeit auseinandersetzen. Der Rest der Crew blieb zum Glück vom Virus verschont und konnte auch noch ein bisschen angeln. Das lag mit Sicherheit u.a. daran, dass niemand mehr auf die Idee kam, seine Vitamintabletten im zunächst virenverseuchten dann mit einer Extraportion Chlor getunten Leitungswasser aufzulösen.
Tatsächlich lief es dann auch von Tag zu Tag ein wenig besser – wobei wir aufgrund eines heftigen Sturmes, der die Region Arragon ganz schön durchgewirbelt hat, am Mittwoch und Donnerstag nur vom Ufer aus angeln konnten. Gerade die Teams, die etwas weiter Richtung Staumauer vorgedrungen sind, kamen teilweise auf ordentliche Stückzahlen.
Hintergrund: Je näher man an die Mauer (Richtung Mequinenza) heranfuhr, desto wärmer das Wasser. (Die Schneeschmelze brachte kaltes Wasser aus den Bergen, das die Wassertemperatur am Anfang des Stausees um deutlich mehr als ein Grad herunterkühlte.) Deswegen lief es auch beim Uferangeln gar nicht so schlecht. Schließlich kommt man wenn man von Caspe Richtung Mequinenza fährt, an einige gute Stellen heran.
Nach diesen beiden Sturmtagen konnten alle, die es bei Windstärke 4 noch einmal wissen wollten, am Freitag den ganzen Tag auf den Teich hinaus. Die anderen haben ihr Glück wieder vom Ufer versucht. Als wenn uns der See am letzten Tag noch mal mitteilen wollte, dass er sehr wohl einen sehr guten Fischbestand beherbergt, hat’s bei beiden Fraktionen noch mal so richtig geraucht.
Wir vermuten, dass es daran lag, dass die Wassertemperatur auf 14 Grand angestiegen war – aber wer weiß schon, was sich die Fische so alles denken. Jedenfalls konnten wir an diesem Tag drei Welskontakte verzeichnen. Den intensivsten hatte unser Pechvogel Dustin, der seinen Fisch nach 90minütigem Drill an feinem Gerät (Signa Pike, 12er Fireline) schon mal in die Augen schauen durfte, bevor er sich dann verabschiedete: Beim Griff ans Vorfach wurde das Boot von einer Welle geschüttelt und durch diesen abrupten Ruck ist der ca. 1,9 m lange Fisch dann ausgeschlitzt.
Weniger dramatisch verliefen die Wallerdrills von David und Ink, die ihre Fische nach ca. 10 Sekunden durch Schnurbruch verloren.
Den meines Erachtens schönsten Fisch fing Max am letzten Tag. Sein 51er Schwarzbarsch ging beim ca. 50. Wurf auf einen Popper. Aber erst im zweiten Versuch: Nach einer Fehlattacke brachte Max seinen Köder nochmal ins Ziel und zum Lohn für diese Treffsicherheit ließ sich der Barsch nicht lumpen. Vehement schlug er noch mal zu und nahm den Popper so satt, dass beide Drillinge im Maul versenkt waren und ihm auch mehrere Sprünge aus dem Wasser nicht geholfen haben, eine kleine Fotosession zu vermeiden.
Zumal Max aus Ink’s Blackbass-Drill ein paar Tage vorher gelernt hatte und die Rutenspitze vorbildlich unter Wasser drückte, wenn der Fisch steigen wollte. (Max’ Bootsparner Ink hatte seinen Bass beim zweiten Sprung verloren.)
Unterm Strich hatten wir diesmal deutlich mehr Schwarzbarschkontakte (5) als im letzten Jahr (0). Auch an der Wallerfront hat sich mehr getan (insgesamt 5 Angriffe auf die eigentlich unterdimensionierten Zanderköder). Und die Zander, die wir diesmal fingen, waren im Schnitt ein wenig größer als bei unserer Exkursion im März 2006. Obwohl also nicht alles ganz nach unseren Vorstellungen gelaufen ist, waren eigentlich alle Mann traurig, dass wir den See am nächsten Morgen verlassen mussten.
Nicht ganz untypisch für diese Reise war, dass sich auch der Rückflug ein bisschen problematisch gestaltete. Statt um 23 Uhr in Tegel landete der Flieger um 1 Uhr in Schönefeld, so dass die letzten Barsch-Alarmer so gegen 3 Uhr morgens ordentlich durchgerockt zu Hause ankamen. Doch im Hintergrund rumort es bereits wieder! Daniel, Jan, Ink und David stecken schon mitten in den Planungen fürs nächste Jahr oder gar für diesen Herbst. Und ich bin mir ziemlich sicher, dass wir es auch beim nächsten Mal wieder durchziehen – selbst wenn die Zeichen im Vorfeld wieder bösartige Heimsuchungen andeuten sollten. Am Ende liegen Glück und Pech beim Angeln halt doch recht nah beisammen…
PS: Außerdem bin ich einigermaßen zuversichtlich, dass demnächst noch ein paar Fotos bei mir eintrudeln, so dass es sich lohnt, diesen Artikel noch mal anzuklicken. Ich würde die dann nämlich nachträglich einbinden, Jungs ;-)