Fangberichte Caspe-Report – Knipsen, Filmen und ein wenig Angeln
Nun sind David und ich also wieder zurück aus Spanien. Hinter uns liegen 10 Tage, die einem vorkommen als wären’s 4 gewesen. Oder 21? Wir haben jedenfalls so viel erlebt, dass die Zeit vorbei ging wie im Flug. Andererseits haben wir auch soviel Foto und Videomaterial mit heimgebracht, dass man denken könnte, wir wären nen Monat unterwegs gewesen und hätten durchgeknipst bzw. gefilmt. Deshalb möchte ich mich – bevor ich Euch hier mit nach Caspe nehme – bei allen Menschen bedanken, die uns in den letzten Tagen so viel ermöglicht, gezeigt und erklärt haben, dass ich 1,5 GB Fotospeicher belegen und 15 h Tape verballern konnte. Als da z.B. wären: Monsenior Bonastre (Stadtrat von Caspe) & Anarosa (Tourismusbüro Caspe), Michael & Manuel Nau, Jimmi Warren, George, Jose Manuel (Lake Caspe Camping), Jose Vicente (Percabass), Miguel Sanz (international bekannter Angeljournalist aus Spanien), Eduardo (Bootsverleih am Campingplatz) , Frau Hagen & Jorge Gonzalez (Span. Fremdenverkehrsamt Berlin), dem Direktor vom Monasterio de Rueda und, und und… Gracias, amigos! Hasta luego!!!
Was jetzt kommt, ist ein erster kurzer Überblick. In den nächsten Tagen und Wochen werde ich dann immer mal wieder ins Detail gehen. Und jetzt geht’s los…
U.a. weil wir das Gebiet um den „Lake Caspe“ hier mal so richtig ausführlich vorstellen wollen, haben wir uns entschlossen, uns in den ersten beiden Tagen vor dem Tournament mal anzuschauen, was es in Aragon außer Fischen noch so alles gibt. Und das ist ne ganze Menge. Schon allein in Caspe gibt’s so viele Sehenswürdigkeiten, dass ich Webspace zukaufen müsste, um Euch alles zu zeigen. Aber einige Pics möchte ich hier schon mal reinstellen, damit Ihr nen Eindruck von der Gegend da bekommt. Und danach (also weiter unten) geht’s dann zum Caspe Bass 2005 und unseren eigenen Angelerlebnissen.
Leider hab ich mir nicht alles merken können, was mir Monsenior Bonastre und seine Mitarbeiterin Anarosa über Caspe erzählt haben.
Fest steht, dass es sich um eine sehr alte Stadt handelt, die schon einiges erlebt hat und leider auch ordentlich unter den verschiedensten Kriegswirren leiden musste. Laut Monsenior Bonastre ist eine der größten Leistungen der Anrainer die Produktion des „besten Olivenöls der Welt“. Und auch auf die Weine der Region, die bei Kennern einen ausgezeichneten Ruf genießen, ist man stolz in Caspe.
Zu Weltrum in Anglerkreisen aber kam die Stadt erst im letzten Jahrhundert. Und zwar mit dem Caspe Bass-Tournament. Einem international beachteten Wettangeln auf Schwarzbarsche, zu dem inzwischen 100 Teams aus aller Welt anreisen. Und in diesem Jahr auch zwei rasende Angel-Reporter aus Berlin.
Bass-Angeln besteht im Spitzenbereich mindestens zu 30 Prozent auch aus Bootsfahren. Mit ihren Schlitten heizen die Cracks dann von einem potentiellen Hotspot zum nächsten. Unter 150 PS traut sich eigentlich kein Teilnehmer an den Start zu bringen. Casting-Deck und Drehstühle sind genauso Pflicht wie fußgesteuerte E-Motoren und High-End-Echolote. Das ist echt eine andere Angelwelt.
Für die meisten von uns fast ein wenig abgehoben. Aber wir waren ja nun auf ein paar Booten mit drauf. Und man muss schon sagen: Es geht schlechter. Das macht einen Heidenspaß. Gerade die Nummer mit dem fußgesteuerten Driften ist ne feine Sache. So kann man sehr schnell ein Gebiet abfahren und parallel auch abwerfen. Und darauf kommt’s beim Bass-Fischen (besonders während der Competitions) an. Man muss einfach schnell Fische finden, die Willens sind, sich den Köder in ihr riesiges Maul zu lurchen.
Deshalb fischen die Cracks auch meist mit Multis. Denn dadurch, dass man nicht immer den Bügel der Stationärrolle umklappen muss, kann man auf 10 Würfe noch mal zwei gut machen. Und in solchen Dimensionen wird da halt gedacht. Sicher nicht ganz grundlos. Denn wie ein berühmter Angelpromi schon mal auf eines seiner Videos schrieb: „Die Schnur muss nass sein!“ Nur solange kann man auch Fische fangen.
Zwar waren die Barsche nicht wirklich gut in Form (im Durchschnitt fing ein Zweierteam am Tag einen Bass). Das Problem war der ständig fallende Wasserstand. Das mögen die Blackbass gar nicht. Erst recht nicht, wenn es nachts auch noch etwas abkühlt. Sie sind echte Hitzköpfe und fühlen sich am wohlsten, wenn es tagsüber ordentlich vom Himmel ballert und nachts auch warm bleibt. Aber einige Angler haben doch ziemlich fette Fische erwischt.
An Tag zwei hat uns unser Fahrer Ruben dann mal hautnah demonstriert, wie man mit der Multi und recht leichten Ködern angelt. Die Jungs haben echt geniale Wurftechniken, mit denen sie die Köder zentimetergenau servieren. Eines der großen Geheimnisse der guten Barschangler, da besonders die großen Fische eher träge sind und nur dann das Maul aufmachen, wenn man ihnen den Köder direkt, heißt punktgenau, vor selbiges hinschmeißt.
Am besten machten das wohl die Sieger vom letzten Mal. Sie kamen am ehesten mit den schlechten Bedingungen klar und fingen immerhin 9 Fische. Und so haben die Perez-Brüder auch dieses Jahr gewonnen!
Am dritten Tag des Tournaments haben wir uns dann endlich mal selber an die Angeln gesetzt bzw. mit denen geschmissen. Und zwar zusammen mit Jose Vicente von percabass.com. Sowohl bei David als auch bei mir hat’s denn auch schon beim ersten Wurf mit einem kleinen Zander geklappt. Angstdrillinge waren von da an nicht mehr an den Shads montiert. Zumal die besseren Fisch – wie der hier von Jose Vicente – alles andere als vorsichtig gebissen haben.
Außerdem sind Hänger hier an der Tagesordnung. Nicht nur dass man mit den Zusatzdrillingen noch öfter in den Wurzeln und Sträuchern am Gewässergrund hängen bleibt – im Falle eines Abrisses wird’s einfach zu teuer.
In den nächsten Tagen haben wir uns dann hauptsächlich der Zanderzuppelei gewidmet. Die haben so ziemlich überall gebissen. Ideal waren – je nach Tageszeit – Wassertiefen zwischen 10 und 1 m (morgens und abends standen die Fische tendenziell eher flach, während man sie tagsüber etwas tiefer antraf). Wenn ich behaupte, dass wir alle 10 Würfe einen Biss hatten, ist das eher untertrieben. Natürlich muss man die Zander erst mal stellen, um auf solche Quoten zu kommen. Aber das fiel uns diesmal viel leichter als bei der letzten Exkursion.
Sicher auch, weil unsere Boote hervorragend ausgestattet waren. Und wir ein paar entscheidende Tipps bekommen hatten.
Am ersten Tag, an dem wir komplett allein auf einem von Jose Vicentes Bass-Booten unterwegs waren, fischten wir an unserer späteren Lieblingsstelle: einem kleinen versunkenen Wäldchen in das mehrere Landzungen ragten. Dadurch ergab sich eine Wellenstruktur mit festem Grund, die innerhalb von 70 m von einem auf bestimmt 15 m abfiel. Nachdem wir am Vortag hauptsächlich kleinere Zander bis ca. 3 Pfund gefangen hatten, hab ich dann beschlossen, den Spaßfaktor noch weiter zu erhöhen, indem ich mit der Rutenstärke nach unten ging: Skeletor 2,4 m (Wg. bis 24 Gramm), 12er Fireline und mittlere Stationärrolle. Und natürlich kam’s, wie’s kommen musste. Mit einem der ersten Würfe bekam ich so einen Rappelbiss. Der fühlt sich ganz anders an als so ein trockener Zandertock. Trotzdem nicht lang überlegt. Paff. Gehakt. Es folgte der viel beschriebene Drill des Lebens. Ein Wels am feinsten Gerät. Die Rute eine halbe Stunde oder länger im noch häufiger beschriebenen Halbkreis. Oder runder. Sollte das gut gehen? Eigentlich standen die Chancen ja so schlecht nicht. Schließlich hatten wir ein Boot. Und zudem hat’s der Fisch auch noch gut mit mir gemeint und auf 50m-Fluchten verzichtet. Stattdessen gab’s den heißen Wallertango rund ums Boot.
Nach zähem Ringen, einigen Schweißausbrüchen und mehreren brenzligen Situationen kam der Moment, an dem ich den Fisch dann einigermaßen matt neben mir am Boot hatte.
Die Handschuhe, die David extra zum Wallerlanden gekauft hatte, lagen zum Glück im Auto. Blieb nur das Handtuch. Und ich geb’s zu: Ich hatte echt ein bissel Schiss davor, meinem ersten wirklich großen Waller ins Maul zu greifen. Aber ich hab’s dann halt einfach mal gemacht. Und siehe da: Das funktioniert tatsächlich. Und auch noch einfacher als gedacht. Mit einem Ruck waren der Fisch im Boot und David und ich erleichtert.
Jetzt wollte ich den Wels na klar total toll präsentieren, ihn nach oben vor den Körper ziehen, um zu zeigen, dass der ungefähr genauso lang wie sein Fänger war. Dem Fisch zuliebe hab ich das nach dem ersten Versuch aber abgebrochen.
Wir hätten beide warten müssen, bis mir noch ein paar Muckis wachsen. Und weil das von selber und in so kurzer Zeit schon gar nicht klappt, hab ich mich mit dem Fisch ins Boot gesetzt. David hat das Ganze schön gefilmt und dann auch noch ein paar Fotos geschossen. Und er hat es auch deutlich klicken gehört, als er den Auslöser betätigt hat. Trotzdem war nach dem Releasen keines dieser Fotos auf der Speicherkarte zu sehen. Darüber war der Fotograf dann mehr erbost als sein Motiv. Schließlich existiert ein Bewegtbild und um ganz ehrlich zu sein, isses mir auch egal, wie lang das Teil war. Wir haben den Fisch auch nicht vermessen und relativ flott frei gelassen.
Danach gab’s noch ein paar Zander.
Am nächsten Tag waren wir mit Jose Manuel und Jose Vincente draußen. Die beiden hatten ordentlich Spaß am Bootsfahren und so haben wir den See mal richtig gut kennen gelernt. Mit 100 Sachen ging’s von Platz zu Platz und fast überall gab’s denn auch Fischkontakte. Allerdings haben wir deutlich weniger Zeit mit dem Angeln als mit dem Herumpacen verbracht. Aber wer so ein Bassboot hat, will’s dann eben auch schon mal ausfahren .
Deswegen sind wir dann erst noch ein wenig Zuppeln gefahren und abends dann noch ein bissel an den Bootsanleger vorm Camp gegangen und haben getwistert. Auch um ein paar neue Köder zu testen. Keine schlechte Idee, wie man sieht. Unter anderem ging der hier an einen No-Action-Shad.
Weil wir auf unserer Tour mit den beiden Jose’s ein bissel besser gefangen hatten (David hat an diesem Tag nen wirklich guten Lauf gehabt), wollte Jose Manuel, der Chef vom Lake Caspe Camping von uns gezeigt bekommen, wie wir das machen mit dem Jiggen. Die fischen da alle nämlich anders: mit Mono, kurzen, oft recht weichen Ruten und Multi. Also gab’s erst mal ne Lightning Rod in die Hand. Und ne Rolle, die mit Fireline bespult war. Und dann ging’s los. Ich durfte an dem Tag den Guide und Lehrer machen, Jose war für die Bootsführung verantwortlich und David für gute Laune und die Videocam.
An dem Tag hab ich denn auch meinen besten Zander erwischt. Auch nicht vermessen. Aber der ist megaderb eingestiegen und hat auch schön gedrillt.
Jose Manuel hat bei seinem ersten Biss noch ganz schön gestaunt. Die Nummer mit dem Tock, der einem wie ein Stromschlag in den Arm fährt, wenn man mit Geflochtener auf aggressive Fische angelt, hat ihm richtig gut gefallen. Aber er musste sich erst mal einschlagen. Denn die Spanier sind es vom Schwarzbarschangeln gewohnt, den Fischen ein paar Sekunden zum Abschlucken des Gummiwurms zu geben und dann anzuhauen. Leider haben wir die Bilder von seinem ersten und leider einzigen „mitteleuropäisch“ gejiggten Zander nur auf Tape. Aber ich kann Euch versichern: Er hat sich gefreut wie ein Schneekönig und wird sich der Sache nun intensiv widmen. Beim nächsten Besuch, soll ich jedenfalls mal nen Schwung ordentliche Hardware und vor allem gute Jigköpfe und Shads mitbringen.
Am letzten Angeltag war ich dann mit den Nau’s unterwegs. Und zwar wollten wir es dann doch noch mal wissen und schauen, ob es nicht vielleicht mit einem Schwarzbarsch klappen könnte. Außerdem hatte ich ja versprochen, dass Ihr hier etwas übers Fischen mit den Senkos und anderen Plastikwürstchen zu hören bekommt. Und weil die Beiden wirklich nette Menschen sind, haben sie sich „geopfert“ und sind trotz schlechter Bedingungen mit mir raus gefahren, um das Phantom zu jagen.
Zu Anfang haben sie mich dann immer den ersten Wurf machen lassen. Was sehr nett war. Denn das Schwarzbarscheln funktioniert so: Mit dem E-Motor lenkt man das Boot in die vielen kleinen Buchten und steuert in dort dann jeden einzelnen im Wasser stehenden Baum an. Meistens fängt man die Fische dann mit dem ersten Versuch aus ihrem Unterstand heraus. Nachdem es aber nicht so richtig geklappt hab, haben wir uns geeinigt, dass ich lieber filme, wie die beiden angeln, so dass am Ende des Ausflugs zumindest ein Theroriestück steht, wenn die beiden keinen Fisch fangen sollten. Manuel hat mir dann alles über die Senkos erzählt. Und sein Vater hat das ganze noch mit seinem Wissen angereichert.
Und weil ich um vier mit Jimmi Warren zum „Dropshotten“ auf Zander verabredet war, war ich froh, als wir bis um drei alles im Kasten hatten. Noch eine letzte Bucht, wollten wir ansteuern. Und Manuel setzte den ersten Wurf. Zack. Da war die Rute krumm. Bingo! Eine runde Sache, zumal der Fisch tatsächlich auf einen weißen Senko kam, den Manuel durchs Wasser gezupft hatte und einfach stehen ließ, als er sah, dass da vier Barsche hinterher waren. Und dann ging ihm auch noch der Hirte höchst selbst drauf! 47 cm. Das ist mal ein geiler Fisch.
Beim Blick ins Maul, kann man auch verstehen, wie er zu seinem Namen „Largemouth“ kommt.
Dann ging’s noch ein letztes Mal auf Zander. Während ich Jimmi neben dem Abfilmen seiner Technik vorgeführt habe, wie wir hierzulande jiggen, hat er mir eine Menge über den See und seine Bewohner erzählt. Er angelt hier seit über 20 Jahren und hat von Zeiten gesprochen, in denen es hier wahre Barschgewitter gesetzt haben soll. Unter 100 Fischen ist man früher selten nach Hause. Die Zander, Welse und er Angeldruck aber machen dem Schwarzbarsch arg zu schaffen. Aber er ist der meinung, dass bestände in den verschiedenen Gewässern immer wieder Schwankungen unterliegen. Mal gibt es mehr von der einen, mal von der anderen Sorte. Im unteren Stausee zum beispiel waren die Barsche mal so gut wie ausgestorben. Inzwischen kann man dort oft wieder richtig gut fangen, wie uns unser Freund Georg Baumann von der Fisch&Fang ja schon eindrucksvoll demonstriert hat. Einige Zander hab ich dann auch noch filmen können. Zwar haben mehr kleine als große Fische gebissen, aber ich hatte noch ein kleines Kapitel im Kasten und so war das noch mal ein richtig produktiver letzter „Angeltag“.
Am nächsten Morgen mussten wir dann schweren Herzens die Heimreise antreten. Da hat sogar der spanische Himmel geweint. Doch bevor es losging, hab ich noch ein paar Sachen mit Jose Manuel geklärt (ich denk, wir basteln da mal ne Barsch-Alarm-Tour zusammen). Damit wir uns auch garantiert verstehen, hat seine Mitarbeiterin Eva ein bisschen vermittelt, wenn’s sprachliche Barrieren gab.
und dann einen letzten cafe con lecce an der Campingplatz-Bar, ein Abschiedsfoto und ab nach Madrid, von wo uns Iberia wieder wohlbehalten nach Berlin zurückgebracht hat.
Ihr seht schon: Ein echter Angelurlaub war das nicht immer. Aber dafür haben wir extrem viel gesehen, viel gelernt und ne Menge Stoff zum Schreiben mitgebracht. Und darauf kommt’s in unserem Fall halt an. Ich will auch gar nicht so tun, als wär’ das kein Traumjob. Echt nicht. Den Tränenfluss also bitte sofort stoppen!
Und zum Schluss: Ein ganz fettes Dankeschön an David!!! Der gute Mann wollte ja eigentlich ordentlich abwallern. War aber nix. Er hatte keine Zeit.
Mehr als zwei erfolglose 3-stündige Schleppsessions – einmal bei Regen und einmal im „Sturm“ – waren einfach nicht drin bei dem Terminstress. Denn statt Wallerärgern musste David ständig hinter oder vor mir her, um Sehenswürdigkeiten, Bass-Cracks, feinstes Zanderangln, interessante Interviewpartner etc. auf Band zu bannen.
Aber, Kollege: Ich hab mir die ersten Tapes schon reingezogen. Gute Arbeit! Danke! Der Einsatz hat sich echt gelohnt. Das nächste Mal bekommste auf jeden Fall mal ein paar Tage frei. Und dass wir am Mar de Aragon zu Füßen der Stadt Caspe noch öfter angreifen, steht so fest wie das O vom allerbesten Olivenöl der Welt…