Bass Caspe Bass 2005 – zu Besuch bei den Profis
Wettfischen sind bei uns verboten. In anderen Ländern Europas hingegen hat sich um einzelne Fischarten längst eine immer größere Blüten treibende Wettkampfkultur entwickelt. In England, Belgien, Frankreich, Italien wird fleißig um die Wette gestippt. In Holland auch. Zusätzlich findet hier eine Zandermeisterschaft statt (NKS). Die Karpfenangler veranstalten genauso Weltmeisterschaften wie die Big Gamer. Und bis vor kurzem konnte man auch noch Raubfischweltmeister werden.
Ganz im Süden Europas, in Italien, Portugal, Frankreich und Spanien ist ein anderer Fisch das Objekt der Begierde einer absolut abgefahrenen Wettkampfszene: der Schwarzbarsch. Besondere Merkmale: Eigenwillig, kampfstark & schön anzusehen. Fast das Gleiche kann man auch über die Community behaupten, die sich diesem Fisch von Tournament zu Tournament an die Flossen heftet.
Mit gigantisch ausgestatteten Booten, haufenweise vorgefertigten Ruten, schillernden und mit Logos der Sponsoren zugepflasterten Trikots betreten die Stars der Szene die Manege und setzen sich dann auch ein ums andere Mal durch.
Und weil es heutzutage alles andere als einfach ist, einen dicken Schwarzbarsch an den Haken zu locken, wird man im Vorfeld nicht wirklich viel aus den Spezialisten herauslocken können. Die griffigen Angelstrategien sind genauso geheim wie die aktuellen Hotspots, zu denen sie von ihren meist zwischen 150 und 250 PS motorisierten Bass-Booten getragen werden.
Zusammen mit David bin ich im letzten Herbst nach Spanien aufgebrochen, um dort drei Tage lang das Treiben um das Caspe Bass 2005 zu beobachten. Dieses wichtigste aller spanischen Schwarzbarsch-Events zieht Angelpromis aus aller Welt in die Provinz Aragon an den berühmten Caspe Stausee, der hierzulande hauptsächlich ob seines hervorragenden Waller- und Zanderbestandes bekannt ist.
Vor allem sind es Spanier, Italiener und Franzosen, die hier mitmischen. Aber auch amerikanische Profis kommen über den großen Teich und sind oft ganz vorne mit dabei.
Über den Wettbewerb
Das Caspe Bass findet jedes Jahr im Herbst statt und dauert drei Tage, an denen die Teilnehmer jeweils 10 Stunden auf dem Wasser sind. 100 Zweierteams streiten sich um die Preise, die in mehreren Kategorien vergeben werden: Zum einen wird der größte Bass des Tages ermittelt, zum anderen der Fänger des größten Fisches des Tournaments. Und dann wird natürlich noch das erfolgreichste Team ausgezeichnet, wobei jedes Team pro Tag 5 maßige Fische in die Wertung einbringen darf. Dann gibt es noch den Carl Davis-Gedächtnispokal.
Pompöse Eröffnung
Begleitet von Stadtrat Bonastre besuchten wir am Tag vor dem Wettbewerb die Eröffnungsveranstaltung im Goya-Theater von Caspe, zu der alle Teams anreisten – schon allein deshalb, weil sie hier über aktuelle Regeländerungen unterrichtet wurden und ihre Startzeit erfuhren (Gruppen zu 10 Teams starten im 5-Minuten-Takt). Vorweg lief aber noch mal das Video mit Angelaction aus dem letzten Jahr. Zweierteams (wie das Berliner Vater-Sohn-Gespann Nau & Nau) und Riesenmannschaften (z.B. das YAMAMOTO-Team) schauten zu, wie sie mit ihren fliegenden Untertassen im letzten Jahr über den Lake Caspe ballerten, Fische fingen und für ihre Fänge geehrt wurden. Allen voran die Brüder Perez, die damals am besten abschnitten.
Zu jedem Wettangeln gehören Regeln. Hier die 10 wichtigsten des CASPE BASS:
1. Es muss vom Boot aus geangelt werden. Auf jedem Boot müssen 2 Angler sein.
2. Alle Boote müssen beim Angeln einen Mindestabstand von 50 m zu den Booten der Konkurrenz einhalten.
3. Der Wettkampf ist eine reine Spinnfischer-Veranstaltung. Alle Arten des Spinnfischens können ausgeübt werden.
4. Die Auswahl des Materials, der Köder, der Haken, Ruten, Rollen etc. ist absolut frei. Im Reglement wird an dieser Stelle aber auch auf die Einhaltung einer „good sport ethics“ hingewiesen.
5. Jeder Angler darf nur eine Rute im Wasser haben. Die anderen Ruten dürfen fertig montiert sein, müssen aber im Boot liegen.
6. Alle anderen Köder außer Kunstköder sind verboten.
7. Alle Boote müssen sich exakt 10 h nach dem Start am Sammelpunkt einfinden. Wer zu spät kommt, wird disqualifiziert.
8. Die einzige Fischart, die in die Wertung kommt, ist der Schwarzbarsch.
9. Pro Boot und Tag dürfen 5 maßige Fische abgegeben werden. Wenn das Team 5 Fische gefangen hat, darf es weiter angeln und kleinere Fische gegen größere austauschen, bis das Boot am Sammelpunkt angekommen ist.
10. Nur lebende Fische werden gewertet.
Miserable Fänge
Die Fangergebnisse waren diesmal erschütternd schlecht. So gab es von 97 Teams immerhin knapp 30, die während der drei Tage intensiven Angelns nicht einen einzigen mäßigen Schwarzbarsch fangen konnten.
Kein einziges Team konnte die maximal möglichen 15 Barsche zu Waage bringen. Die Sieger hießen auch in diesem Jahr Perez/Perez und gewannen mit 9 Fischen, die allerdings zusammen doch satte 13,880 kg auf die Waage brachten. Damit lagen sie mit über 5 kg Vorsprung deutlich vor den Zweitplatzierten Longas/Longas (8,850 kg).
Auf der Suche nach Argumenten für dieses miserable Ergebnis bekam man eigentlich überall das Gleiche zu hören: Sehr zum Leidwesen der Spanier, die sich, inspiriert von den dort stationierten Amerikanern, komplett der Schwarzbarschangelei verschrieben haben, wurden vor einigen Jahrzehnten Welse und Zander in den See geschmuggelt, die über die Jahre die ganze Hackordnung im See auf den Kopf gestellt haben. Waren früher noch Hechte und Schwarzbarsche dominant, so sind die Hechte fast völlig verschwunden und die Schwarzbarsche vom selben Schicksal bedroht. Unter anderem liegt das daran, dass die tollkühnen Räuber Brutpflege betreiben und ihr Nest gegen JEDEN Eindringling verteidigen. Dass dies gegen Welse ein relativ hoffnungsloses Unterfangen ist, verrät ein kurzer Blick in ein Wallermaul. Aber auch die Zanderschwärme machen sich über die Schwarzbarschbrut her. Zu allem Überfluss kommt noch ein nicht unerheblicher Angeldruck, der trotz des landesüblichen Releasens gefangener Fische dafür sorgt, dass die schlauen Barsche nicht mehr willenlos auf jeden Köder anspringen. Im klaren Wasser sieht man sie sogar oftmals vor den Ködern flüchten. Dass das Jahr 2005 den Spaniern eine brutale Trockenperiode bescherte, während der der Wasserstand täglich weiter absackte, gab den Barschen den Rest. Denn wenn sie eins nicht leiden können, dann sind es, sich ständig verändernde Bedingungen.
Teilnehmen fast unmöglich
Nun würde sicher der eine oder andere von Euch teilnehmen. Doch das wird nicht so einfach. Denn für das Caspe-Bass muss man sich qualifizieren. In Spanien, Portugal, Italien und Frankreich finden Ausscheidungen statt, deren Sieger berechtigt sind, bei Europas Mega-Bass-Festival teilzunehmen. Da bei uns die Wettfischen verboten sind, gibt es nicht einmal eine anerkannte Dachorganisation, die deutsche Angler bestimmen könnte, die dort mitmischen dürfen. Früher war der Zugang etwas einfacher.
Mein Freund & Caspe-Ratgeber Michael Nau zum Beispiel fischt schon seit 20 über Jahren mit. Und weil er mit seinem jeweiligen Partner bereits dreimal den zweiten Platz belegte, hat er so etwas wie eine Wildcard, von denen jährlich einige verteilt werden. Außerdem liegt er seit Jahren immer unter den ersten 25 und ist somit immer wieder fürs Folgejahr qualifiziert. Nur 2005 hat er dieses Minimalziel nicht erreicht und muss jetzt um seinen Startplatz fürs nächste Jahr zittern…