Fangberichte Bombenstimmung am Peenestrom
Zusammen mit meinem Kumpel Jochen war ich an diesem ersten
Februarwochenende 2007 in Wolgast. Erstens um den Barschen und Zandern
ein bisschen Gummi aufzutischen. Zweitens hatte uns der Hacki gebeten,
den Teilnehmern beim Stachelritter-Cup das Dropshotten und andere
US-Methoden näher zu bringen und im Vorfeld der Veranstaltung evtl. einen kleinen Vortrag zu halten.
Treffpunkt war Freitag gegen 20 Uhr im Alten Speicher am Museumshafen.
Dort waren 16 Mann angekündigt, von denen allerdings knapp die Hälfte
wegen Magen- und Darmgrippe und anderer Quereelen abgesagt hatte. Als
wir ankamen, wurde uns von der Vorhut berichtet, dass die Barsche
richtig am Start sind. Beim Anfischen von Hackis Steg griffen sich
Fische bis 37 cm den extrem langsam angebotenen Zocker.
Nachdem einige technische Probleme aus der Welt geräumt waren, haben Jochen und ich dann unser mit vielen Filmschnipseln unterlegtes „Referat“ über die Vorzüge amerikanischer Angelmethoden abhalten können. Und so wie es aussah, waren alle Teilnehmer danach absolut überzeugt, dass zumindest das Dropshotten eine ziemliche fängige Angelegenheit sein muss. Jedenfalls waren die Dropshot-Bleie und Barschköder, die die mitorganisierenden Jungs von Predator Lures in ihrem Köfferchen dabei hatten, schneller ausverkauft als mancher gucken konnte.
Umso erstaunter war ich, als wir am nächsten morgen am Steg aufschlugen und nur die Hälfte der Teilnehmer mit korrekt gebundenen Dropshot-Montagen aktiv war. Der Rest setzte wieder auf den kleinen Pilker oder auf Twister.
Und nachdem Lars mir einen Fisch nach dem anderen zum Fotografieren in die Linse hielt, hatte ich zunächst auch mal gar keine Zeit, um Überzeugungsarbeit zu leisten.
Unter dem skeptischen Blick der Peenestrom-Barsch-Legende Kallheinz steuerten die Protagonisten ihre Boote dann nach und nach aus dem Hafen auf den Strom hinaus.
Bei Windstärke 5 aus Nord-West kein wirkliches Vergnügen. Denn dann kommt der Wind lang den Strom hinunter und es gibt kaum Plätze, an denen man Schutz vor dem an diesem Wochenende alles andere als lauen Lüftchen findet. Außerdem drückt der Strom dann derart gewaltig, dass man die tiefen Löcher nur mit extremen Bleigewichten (50 Gramm aufwärts) befischen kann.
Das war dem „Oppi“ natürlich klar. Und uns irgendwie auch. Nachdem der Wetterdienst für Mittag ein Abflauen des Windes angekündigt hatte, waren Jochen und ich uns dementsprechend schnell darüber einig, dass wir erst mal „drin“ bleiben, uns hier einangeln, evtl. eh die besseren Fische vom Ufer fangen und dann nachmittags mit dem Boot rausfahren, um konzentriert angeln zu können, während die Kollegen – von Wind und Wellen zermürbt – in der Hafenkneipe sitzen würden, um sich aufzuwärmen.
Und so schauten wir uns ein bisschen im Hafengebiet um. Schnell war ein Plätzchen mit einer schicken Drehströmung ausgemacht, an dem wir uns sicher waren, dass wir die Messlatte klammheimlich schon mal auf Höhe bringen würden. Und tatsächlich: Wir waren voll im Fisch! Schon beim Absacken des Bleikopfes bzw. Dropshpt-Sinkers rumpelte es ständig in der Schnur. Man kam kaum durch zum Grund vor lauter Flossenträger. Leider waren es keine Barsche, sondern Plötzen, Brassen und Güstern, die unseren Ködern im Weg herumschwammen.
Nach einem einstündigen (versehentlichem) Reißen und Beißen entschlossen wir uns, unter dem „Blauen Wunder“ (ja, in Wolgast steht Europas größte Zugbrücke!!!) zu schauen, ob wir von Land aus die Löcher anfischen können.
Nach dem ersten Wurf war klar: Das wird nix. Selbst die schweren Bleie wurden vom Strom erfasst und in einer Geschwindigkeit mitgenommen, die es selbst aktiven Fischen schwer gemacht hätte, den Köder zu verfolgen. Und schon kamen die ersten Anrufe rein. Z.B. von Lars, der ja als Guide für Hacki arbeitet, und eigentlich gedacht hatte, dass er zumindest im Hohendorfer Ruhe vor dem Wind hat: „Hannes, wo seid ihr?“ „Im Hafen. Wieso? Ist es da draußen etwa zu windig?“ „Nur ein bisschen. Bis gleich.“
Und so kam es, dass die ganze Crew nach und nach wieder am Wolgaster Museumshafen eintraf, um die Stachelritter vom Ufer aus zu ärgern.
Und nun sollte sich ein kollektiver Systemwechsel vollziehen. Denn nachdem ich der wilden Strömung halber mein Rig modifiziert hatte und damit auch die Präsentation ruhiger gestalten konnte, fing ich einen Barsch nach dem anderen: Statt mit 20 Gramm, die einfach zu schnell abdrifteten, hielt mit einem 40-Gramm-Blei unter der Rutenspitze und ließ den Köder ca. 20 cm über dem Grund in der Strömung stehen. Und so rüsteten die meisten auf Dropshotten um und fingen immer besser.
Das blieb der Plumpsanglerfraktion auf der anderen Seite des Kanälchens allerdings nicht verborgen. Und plötzlich war der Ausnahmezustand ausgebrochen. Weil wir die Barsche ja alle direkt unter der Rutenspitze dingfest machten (und zumindest stückzahlmäßig gar nicht schlecht dabei waren), flogen uns von da ab die Bleiköpfe und Heringspaternoster um die Ohren. Ständig gab es Tüddel. Und als wir die ortsansässigen Spezis freundlich darauf aufmerksam machten, dass man um Köderkollisionen und Schnurhochzeiten zu vermeiden nicht näher am Steg angeln kann als wir das tun, waren sich die Jungs vom anderen Ufer einig, dass die Typen da drüben gar nicht auf die Idee kommen dürfen, dass ihnen der Kanal alleine gehört. Und schon segelten die Köder noch ein paar Zentimeter weiter. Teilweise schlugen die Geschosse direkt neben uns auf dem Kahn oder dem Steg ein. Aber irgendwie hatte auch das etwas. Wenn schon nur Kleinbarsch am Start war, dann musste man sich den wenigstens unter erschwerten Bedingungen im Wolgaster Bleibombenhagel erangeln.
Zum späten Nachmittag hin kamen dann auch endlich die „Barschklopper“ hereingezogen, um dem Kleinfisch im Kanal einen Besuch abzustatten. In dieser Phase fingen wir dann auch die größten Fische des Tages. Lange Zeit lag ich mit einem Exemplar von 27 cm in Front.
Bis Michael mit einem Ofenrohr von sage und schreibe 30 cm die Führung übernehmen und diese auch nicht mehr abgeben sollte.
Auch nicht am letzten Tag – obwohl der Wind deutlich nachgelassen hatte, wir Fischschwärme auf dem Echolot ausmachen und diese auch vernünftig beangeln konnten. Aber irgendwie wollten die nicht so recht.
Und dann meldete sich auch der Wind zurück. Also ging’s wieder zurück in den Hafen.
Hier tobte dann wieder der Krieg Plumpsangler vs. Kleinbarsch.
Und in den stiegen wir dann auch wieder mit ein. Und wieder ging es voll zur Sache – wobei die Fische im Schnitt noch ein bisschen kleiner waren als am Vortag. Als ich dann gegen 13 Uhr meine Barsche für ein im Vorfeld vollmundig angekündigtes Festessen beisammen und filetiert hatte, beschlossen Jochen und ich, den Rückzug anzutreten, um live dabei zu sein, wenn „wir“ Handballweltmeister werden (was ja dann auch geklappt hat). Nachdem der 27er Barsch bis dahin immer noch der zweitgrößte des Events war und die anderen auch so langsam Schluss machen wollten, durfte ich mir noch ein paar Pakete Lunker City’s und Bass Assassins aussuchen (der zweite, von Predator Lures gestiftete Preis), die ich mir dann mit dem Jochen geteilt habe. (Gewinner Michael darf während der Zanderhauptsaison drei Tage lang umsonst mit dem Mietboot fahren.)
Und gute drei Stunden später waren wir dann daheim. Ordentlich durchgerockt. Auch Kleinbarschangeln kann manchmal ganz schön anstrengend sein. Besonders wenn der Wind nie schwächer als eine 4 bläst. Aber Spaß hat’s uns allen gemacht. Habt Ihr klasse organisiert, Hacki, Jan und Toralf. Ich freu mich schon aufs nächste Mal. Und noch ein bisschen mehr auf die kleinen Filets, die ich morgen in besonders toller Gesellschaft mit Rosmarinkartoffeln, Tomatensauce und Ruccolasalat verspeisen werde…