Barsch Boddenbarscheln zwischen Herbst und Winter
Was ist das denn jetzt? Später Herbst? Wahrscheinlich. Angefühlt hat sich das Ganze aber teilweise wie früher Winter. Bei fiesem Nebel, der während meines Trips Anfang November an zwei von vier Tagen den ganzen Tag überm Bodden lag, konnte von Wohlfühltemperatur keine Rede sein. Und wenn’s nicht kalt war, hat’s meistens mehr oder weniger stark geregnet.
Schön war’s natürlich trotzdem, die riesigen Wasserflächen zu befischen. Zumal ich mit Mathias Fuhrmann vom Team Boddenangeln einen Kollegen an meiner Seite wusste, der sich hier bestens auskennt. Wir hatten beschlossen, ein bisschen mit den Stellen zu experimentieren und uns hauptsächlich den Barschen und ggf. in den frühen Abendstunden auch noch den Zandern zu widmen.
Dennoch war der beste Fisch der Tour ein Hecht. Wie man überhaupt sagen muss, dass die Hechte die Barschangelei auf den Bodden eindeutig bereichern. Denn wenn es mir jetzt gelegentlich noch in den Armen zuckt, dass weil sich meine Nervenspitzen an die teilweise krassen Einschläge erinnern und ich den Anschlag-Impuls gerade noch so unterdrücken kann, wo ich hier am Rechner vor Word sitze und meine Sätze eintippe.
Ein bisschen spät war ich dran. Vor drei Wochen haben die Angler noch Barsche, Zander und Hechte ohne Ende aus Sund und Bodden gezimmert. Dementsprechend musste man sich teilweise Platzkarten ziehen. Der Andrang hielt sich jetzt stark in Grenzen. Auf dem Bodden verteilte sich der Angelbetrieb derart, dass man pro Tag kaum mehr als zwei Boote zu sehen bekam.
Und auf dem Strealsund? Freie Platzwahl! Sogar an den Hafeneinfahrten konnte man sich postieren wie man wollte. Das hatte ich schon lange nicht mehr erlebt. Um ehrlich zu sein, war ich aber auch schon recht lange nicht mehr da. Die unendlichen Weiten des Brackwassersystems um Stralsund, Dänholm und Neuhof sind mir eigentlich zu eng geworden. Wenn’s hier richtig läuft, hat man den Duft der Salami-Brote auf dem Nachbarboot in der Nase. Und die Barsch-Alarmer, die mich auf der ersten Spanien-Exkursion begleiteten, wissen: Wurstgeruch macht mich aggressiv.
Dementsprechend mieden wir an unserem Sundtag den Bereich Dänholm, dem sich die Mietboote exklusiv widmeten. Die Bootskonzentration um den Dänholm hatte sicher auch einen Grund. Falls Menschen mitlesen, die da am 5.11. gefischt haben: Wenn ihr gefangen habt, habt ihr alles richtig gemacht. Wir hatten weder vor Neuhof noch vorm Hafen Bisse und auch im nördlichen Bereich tat sich außer ein paar kleinen Zandern und Barschen wenig. Gefangen haben wir nur nachts. Da gab’s dann allerdings auch ein paar schöne Zander.
Mein 105er Hecht, der die Session mit Mathias gleich am ersten Abend perfekt einleitete, hätte auch ein Zander sein sollen. Schließlich kam er auf ein klassisches Zandergummi an einem klassischen Zanderspot zur klassischen Zanderzeit und stand erst einmal auch ganz klassisch am Grund.
Insofern hat es sich dann doch noch gelohnt, dass wir zweimal von Schaprode Richtung Stralsund gebrettert sind. Auch wenn die Biss- und Barschfrequenz auf den eigentlichen Bodden viel höher war.
Allerdings nur stellenweise. Die meisten unserer Spot-Experimente endeten damit, dass wir uns nach ein bis zwei Stunden mit wenig Bissen zu Mathiasens besten Barschspots begaben und dort dann sofort im Rennen waren. Was eigentlich ein bisschen verwunderlich ist. Für Menschen sieht das alles irgendwie ein bisschen gleich aus. Überall ist es zwischen 1 und 3 m tief. Überall gibt’s Krautkanten oder kleine und große Rinnen und dennoch finden sich die Barsche an ganz speziellen Plätzen ein, an denen so speziell nichts zu sein scheint. Für Menschen wie gesagt. Barsche und Hechte sehen das offensichtlich anders. Auf meine Frage, wie Mathias diese Barschstellen gefunden habe, entgegnete er mir, dass da beim Driftfischen auf Hecht eben immer wieder Barsche kamen. Und dann hat man sich eben auch mal um die Barsche gekümmert. Die machen Mathias seit dem Fingerbruch beim Landen eines 1,15 m langen Hechtes übrigens immer mehr Spaß.
Mir nach wie vor auch.
Egal bei welchem Wetter.
Und eins ist sicher: Ohne Mathias hätte ich die Barsche in der Wasserwüste wahrscheinlich nicht gefunden. Zumindest nicht auf der freien Fläche. Was uns noch kurz zu einem Aspekt der kleinen Reise führt, über den ich mir auf dem Boot öfter mal Gedanken gemacht habe. Bzw. den ich sehr genossen habe: Das Spinnangeln ist schon ein krasses Hobby, bei dem man ständig Täler durchwandern muss. Konstantes Kopfrattern. Ständig drängen sich neue Montagen und Köder auf. Da tut’s manchmal echt gut, wenn man sich um die Platzwahl keine Gedanken machen muss und einfach mal nur angeln kann. In diesem Sinne danke ich Mathias für dreieindrittel wirklich entspannte Tage und freue mich schon auf den nächsten Trip, bei dem es dann wahrscheinlich mal gezielter auf Hecht gehen wird. Naja. So wahrscheinlich dann auch wieder nicht…