Fangberichte Bodden 2005: Wer zwingt hier wen in die Knie?
Dies sollte nun mein zweiter Trip an die berüchtigten Bodden in Norddeutschland werden. Genau wie letztes Mal waren auch dieses Jahr die Bedingungen alles andere als gut. Benni und ich entschlossen uns, trotzdem nach Rügen zu fahren und dort mit Holger ein paar Tage lang auf Hecht zu fischen. Schon die Telefonate der letzten Tage bereiteten uns auf eine äußerst harte Fischerei vor. Starker Wind, Schneefall und eisige Wasser- und Lufttemperaturen sollten uns das Leben schwer machen.
Am Samstagabend fuhren wir in Richtung Rügen und kamen dort nach etwa neuen Stunden Fahrt an. Untergebracht waren wir mitten im Nichts auf einem Bauernhof. Den ersten Tag allerdings sollten wir auf uns alleine gestellt bleiben, da Holger noch ein Guiding für diesen Tag hatte. Inzwischen war Nebel aufgezogen. Nicht gerade gut für eine kleine Bootsfahrt auf den Bodden mit einem kleinen Motorboot… Aber was soll’s. Wir waren ja schließlich zum Fischen da. Wir meldeten uns also beim Hafenmeister, dass dieser uns das bestellte Boot aushändigen sollte.
Der Nebel war schon ziemlich dicht und zuerst wollte man uns das Boot nicht geben. Doch nach dem wir erklärten, dass wir ein GPS an Bord hatten, ließ man uns dann doch auslaufen. Ohne GPS wären wir natürlich nicht herausgefahren.
Vorher hatten wir uns die besonderen Stellen mit dem GPS und Seekarte markiert und versuchten nun den richtigen Weg im Nebel zu finden. Dies gelang und auch mehr oder weniger und so konnten wir dann anfangen zu fischen.
Was soll ich großartig erzählen. Der Tag verlief den Bedingungen entsprechend schlecht und so erwischten wir uns am Mittag, laut schnarchend bei einem „Mittagsschläfchen“ mitten auf den Bodden. Das Durchfahren hatte uns doch schwer mitgenommen… Natürlich hatten wir uns verankert. Der Nebel hatte sich am Mittag auch noch verzogen. Auf jeden Fall wollten wir nach dem Nickerchen noch einmal richtig angreifen. Doch alle Bemühungen nützten nicht, selbst die Tipps von Mathias sollten keinen Erfolg bringen. So war unser Boot für diesen Tag „Schneider“ geblieben. Zu unserer Beruhigung, hatten alle Guidingboote heute keinen Erfolg.
Der zweite Tag fing schon viel versprechend an. Fast kein Wind, nur geringer Nebel und kein Schneefall. Wir fischten etwas abgelegen, zuerst die tieferen Bereiche ab, nachdem Mathias mit seinem Boot endlich eine Erfolgmeldung machen konnte. Ein schöner 98er wurde gefangen. Dies brachte natürlich wieder Zuversicht ins Boot. Also fischten wir ebenfalls die tieferen Berichte ab. Ohne Erfolg. Holger entschloss sich mal, etwas Flacher zu gehen. Ich fischte nun mit einem glitterorangenen Profiblinker Gummifisch. Nach etlichen Würfen kam endlich der Biss.
Nach einem kurzen Drill konnte Holger den Fisch ins Boot heben. 95cm zeigte das Maßband.
Die Freude war groß, dass das Boot nun nicht mehr Schneider war. Auch Mathias konnte noch mit einem guten Fisch knapp über einem Meter nachziehen. Doch die Freude verflog schnell. Hatte der Tag doch so viel versprechend angefangen. Leider blieben dies die einzigen Fische an diesem Tag. Am Abend kehrten wir noch in einer gemütlichen kleinen Gaststätte ein und fachsimpelten noch eine Weile bevor wir zurück zum Hof fuhren.
Der letzte Tag ging es wieder mit Holger raus. Wieder eiskaltes Wetter, Wind und Schneefall. Egal, wir ließen uns unsere Stimmung nicht vermiesen. So befischten wir heute auch noch eine andere Stelle in den Bodden und hatten so auch wieder Hoffnungen etwas zu fangen.
Die Stunden vergingen und Wurf um Wurf sollte ohne den kleinsten Zupfer beendet werden. Die Wassertemperatur war auf unter Null gesunken und so war es kein Wunder, dass die Hechte keine Böcke hatten, sich zu zeigen. Na ja, auch dieser Tag wurde von allen Booten erfolglos beendet. So langsam machte sich Frust auch bei den Guides breit. Schon seit Tagen war nichts mehr gefangen worden. „Solche Bedingungen gab es schon seit Jahren nicht mehr…“ bestätigte uns auch Mathias. Am Abend entschlossen wir uns, wieder zurück in den Süden zu fahren, da Schneesturm für den letzten geplanten Tag angesagt war. Auch der Bauer riet uns heute Abend noch zu fahren, wenn wir von der Insel runter wollten.
Die Rückfahrt war der reinste Horror. Schneegestöber von Rügen bis Stuttgart. Wir brauchten 17 Stunden bis wir wieder zu Hause waren.
Überall Unfälle und Chaos. Wieder kamen wir zu dem Schluss, dass der Bodden wieder seine härteste Seite gezeigt hatte. Die Winteranglerei an den Bodden ist mit eine der härtesten Art auf Hecht zu fischen, die es gibt! Die Bodden können dich verzaubern mit ihren riesen Hechten, aber Du kannst die Bodden auch verfluchen, wenn sie dir mal wieder einen Strich durch die Rechnung machen. Wie schon mein bayrischer Freund zu sagen pflegte: „Des is ne harte Scheiße! Die Bodden, die zwingt di ind Knie!!!“