Bass Blackbass-Expedition zum Lago di Bolsena
Beitrag enthält WerbungTap. Tap. Tap. Nachgeben. Tap. Anhieb. Widerstand. Und schon wird der Winkel der Schnur zur Wasseroberfläche flacher. Der Bass setzt zum Sprung an. Also Rutenspitze runter. Rankurbeln. Einmal springt er doch. Dann ist er am Boot. Landung. Yippiiie!
Hinter mir liegen 7 Tage am Lago di Bolsena, in denen ich das bestimmt 200 mal „trainieren“ durfte. Für mich die erste richtige Blackbass-Bonanza meines Lebens, von einem 5-tägigen Ausflug nach Frankreich abgesehen, in dem ich aber nicht wirklich viele Fische gefangen habe. Jetzt kann ich sagen: Ich bin blackbass-fit. Zumindest was Bissverwertung, Köderführung, Montagen, Köder usw. angeht.
Für den Einsteiger ist der Lago di Bolsena auch genau das richtige Gewässer.
Hier muss man nicht in Bäume skippen und auch nicht unter Stege werfen. Stattdessen fischt man Krautfelder, Felsen und Kanten ab und kann eigentlich immer mit einem Biss rechnen. In ein paar Wochen findet hier die Blackbass-WM statt. Da sind auch deutsche Teams dabei. Danach ist der 14 km lange See, der sein bis zu 180 m tiefes Becken dem Einsturz einer Magmakammer verdankt, sicher ordentlich durchgerockt. Noch mehr als im Moment. Doch schon jetzt ist der Angeldruck einigermaßen groß. Täglich sieht man z.B. das Team Russia über den Lago pacen, um für die WM zu üben und die besten Plätze und Methoden für die dicken Bass auszukundschaften.
Mein Urlaub bestand aus zwei Sessions. Einer Privatveranstaltung mit Mathias, Sven und Stefan…
…und einem offiziellen Part mit Jürgen und Birger, wo wir ein Video für die Fisch und Fang gedreht haben.
Leider haben wir wettertechnisch ins Klo gegriffen. 7 Tage lang hat der Nordwind derart stark gepustet, dass man nur die Nordseite befischen konnte. Eine 4 war das Minimum. Im Schnitt dürfte man bei einer 5 gelegen haben. Mit deftigen Spitzen. Und so hat sich der gesamte Angelbetreib auf einen relativ begrenzten Raum konzentriert. Die Nordbuchten wurden jeden Tag von mehreren Booten ausgiebig abgeworfen. Nordwind ist auch kein Fangwind. (Südwestwind schon.) Ein Wunder also, dass da Tage dabei waren, an denen wir pro Nase mehr als 30 Blackbass gefangen haben.
Allerdings keinen über 50. Meine besten waren 48 und 48 Zentimeter lang. Einen richtig fetten habe ich ersten Tag aufgrund mangelnder Erfahrung im Gras verloren. (Die guten Fische versuchen es oft erst mit Springen und gehen dann runter, um sich im dichten Kraut zu verschanzen.)
Um die Zahlen direkt wieder zu relativieren: Wir haben uns einen Guide gebucht. Bzw. zwei. Marco und Steffano haben schöne Boote und kennen sich aus im See. Das hat sicherlich geholfen. Wobei Matthias und ich ein paar deutsche Gepflogenheiten eingeführt haben und zumindest Capitano Steffano vom Ankern überzeugen konnten.
Das Schöne war, dass man die Fische mit fast allen Systemen befischen konnte. So hat Mathias aka Matteo sehr gut mit Gummis am Jig gefangen. An 2 von 7 Tagen war die gejiggte Tube (3‘‘ Gitzit/Pumkin) unschlagbar. Mein bester Bass kam auf einen Crazy Flapper am Shakyhead. Super liefen auch Texas/Carolina mit Powerworm Motoroil oder Salty Core Sticks und Senkos. Wacky war in windstillen Phasen eine Macht. Dropshot hat super gefunzt. Im starken Wind hat man auch viel gecrankt und damit auch gefangen. Da hat der kleine Clackin Crank im Krebsdesign gezogen ohne Ende. Mit dem Arashi waren die Fische dann etwas besser. Twitchbaits brachten viele Fische. Lipless hat gefunzt. Wobei man insgesamt sagen muss, dass Gummis an den Rigs bessere Fische gebracht haben als Hardbaits.
Man konnte sich anglerisch also richtig austoben. Wobei jedes System seine heißen Phasen hatte und alles andere ausgestochen hat. Auch das hat das Bolsena-Abenteuer sehr interessant gestaltet. Ich habe meine Ruten jeden Morgen neu montiert und mich von Tag zu Tag besser auf die Fische eingestellt.
Am Anfang hatte ich echt Probleme mit der Mono- und FC-Fischerei. Jetzt freue ich mich drauf, mal intensiver mit Mono und FC auf Barsch und Zander zu fischen, wo es sich anbietet. Zum Schwarzbarschangeln ist der Stretch auf jeden Fall perfekt, wenn nicht sogar fangentscheidend.
Auch wenn wir jeden Tag 10 Stunden auf dem Wasser waren, war das mehr als ein reiner Angeltrip. Wir haben neue Freunde gewonnen, italienisch gelernt, jeden Abend super gegessen und richtig viel Spaß gehabt. Natürlich bin ich jetzt ein bisschen traurig, dass ich wohl eine Weile ohne Blackbass-Biss über die Runden kommen muss. Aber ich bin mir sicher, dass ich im nächsten Jahr wieder da runter fahre. Und auch dass ich ab jetzt öfter mal Blackbass angeln gehe. Es macht schon Spaß, die Barsch-Rigs zu dem Fisch zu tragen, für den sie entwickelt wurden. Da lernt man nochmal richtig viel dazu und anstatt jetzt Trübsal zu blasen, werde ich alles das, was ich in Bolsena verfeinert habe, auf unsere Räuber anwenden. Wahrscheinlich schon heute. Also Achtung: Spreebarsche ich komme!
Für alle, die sich überlegen, auch mal gezielt auf Schwarzbarsch zu angeln, ist der Lago di Bolsena ein guter Tipp. Gewohnt haben wir im Hotel Eden (Einzelzimmer mit Frühstück 70 Euro pro Nacht). Eine Bootsvermietung haben wir nicht entdeckt. Insofern ist man fast auf einen Guide mit Boot angewiesen, wenn man nicht gleich selber mit dem Bassboat anreist. Das Guiding von Marco Perosillo kann man nur empfehlen. Er spricht fließend italienisch, ganz ok englisch und recht gut französisch, was zu einem bunten Sprachmix führt, der einen Teil des besonderen Charakters dieser Reise ausgemacht hat. Numero de Telefono: 0039 328 455 2303.
Auch mit Stefano Uzzoli kann man sich irgendwie verständigen. Wobei da die Komponente „Französisch“ wegfällt. Er guidet auch am Trasimeno (da soll’s neben Blackbass auch 2 kg-Flussbarsche geben). Numero: 0039 348 180 2930.
Ciao
Giovanni Dietello