Tackle-Tipps Berkley Nanofil: die ersten Eindrücke – ein Test am Sund
Vor ungefähr einem Jahr hat mir Jan van de Bovencamp, Category Manager bei Pure Fishing, auf der Anspo eine kleine Spule mit ziemlich dünner weißer Schnur in die Hand gedrückt. „Das wird ein absoluter Hammer, Johannes! Die ist so glatt und so dünn. Die wird ein Volltreffer.“ Inzwischen ist sie auf dem Markt und trägt den Namen „Nanofil“. Nachdem im Forum schon ein bisschen was drüber geschrieben wurde, war es höchste Zeit, ein paar Rollen damit zu bespulen und die Schnur am Strelasund einem Belastungstest zu unterziehen. Zum Einsatz kamen die 12er zum Barschangeln, die 15er zum Hecht- und Zanderangeln mit kleineren Ködern und die 17er zum Großgummiwerfen.
Aber erstmal ein bisschen was über Nanofil an sich. Ich zietiere hier mal einen Produkttext: „Weder eine monofile noch eine geflochtene Schnur, sondern die nächste Generation innovativer Angelschnur! NanoFil – die ultimative Angelschnur für Stationärrollen, besteht aus Gel-gesponnenem Polyethylen. Dabei werden hunderte Nanofilamente aus Dyneema molekular miteinander verbunden und zu einer unifilen Schnur geformt. Dyneema, die weltweit stärkste Faser im Angelgerätebereich, gibt der NanoFil die Stärke einer geflochtenen Schnur, die extrem glatte Oberfläche das Handling einer Monofilen…. Die extreme glatte Oberfläche, gepaart mit einem dünneren Durchmesser, bedeuten in der Praxis weitere Würfe, weniger Wind- bzw. Wasserdruck, sowie eine geringere Scheuchwirkung der Schnur. Man kann also leichter und sensibler fischen als es bisher mit Angelschnüren gleicher Tragkraft möglich war.“
Und jetzt zur Praxis:
Die Schnur ist wirklich sehr dünn. Eine 17er Nanofil ist auf jeden Fall dünner als die meisten anderen geflochtenen Schnüre, die ich kenne. (Beim Aufspulen also unbedingt die Spule satt unterfüttern!) Die Oberfläche ist sehr glatt. Bei dem dünnen Durchmesser drängt sich der Verdacht auf, dass sie leicht durchscheuert. Bevor wir die Schnur gefischt haben, haben wir sie deshalb mal über eine scharfe Tischkante gescheuert. Ergebnis: Null Abrieb. Kein Ausfransen.
Aber schneidet die dünne, scharfe und glatte Schnur nicht ins Fluorocarbon ein? Was können die Knoten? Der Schnur ist eine Knotenfibel beigelegt. Das macht misstrauisch. Zum Schnurverbinden wir ein doppelter Albright-Knoten empfohlen. Wir haben es zunächst mit unseren Standard-Knoten versucht. Ergebnis: der doppelte Uniknoten, der gewöhnliche Albright-Knoten (10 Windungen) und der Jochen-Knoten halten bombenfest. Zum direkten Anbinden eines Stahlvorfachs eignet sich der ganz normale Grinner hervorragend. Aber schön, ein paar Knoten-Tipps erhalten zu haben. Denn auch die Knoten auf der beigelegten Fibel funktionieren super. Vielleicht sind sie die Lösung für die ganz dünnen Stärken. Aber – wie gesagt – bei der 12er, 15er und 17er funktionieren alle Knoten, die wir auch sonst benutzen.
Die Wurfeigenschaften? Genial. Bei der 12er merkt man während des Wurfes kaum, dass da eine Schnur zwischen Rute und Köder ist. Die Schnur zischt durch die Ringe und schindet mit Sicherheit den einen oder anderen Meter.
Ich bin mir ziemlich sicher, dass die Schnur in der Meerforellenangler-Szene durchstarten wird. Aber auch dem Barschangler leistet Nanofil wertvolle Dienste. Dieser Brummer hier hat tatsächlich auf volle Distanz gebissen.
Dass die Schnur schockresistent ist, hat u.a. der Veit „bewiesen“, als ein vermeintlich ausgedrillte Hecht nochmal zum Sprung angesetzt hat und voll in die schlaffe Schnur gefallen ist.
Und zum Schluss nochmal ein persönlicher Eindruck: Die Schnur fühlt sich wirklich an wie eine Mischung aus Mono und Geflochtener. Dehnen tut sich die Nanofil aber nicht ein bisschen.
Die Verbindung zum Köder ist sehr konkret. Sie ist meines Erachtens sehr glatt. Nicht ganz rund. Aber die Schnurverlegung ist bombig.
Wickelbild 12er:
Wickelbild 17er:
Hängerlösen macht mit Nanofil nicht so großen Spaß, weil sie ziemlich scharf ist und einfach nicht reißen will. Bei uns ist jedenfalls immer das Vorfach gebrochen. Die Schnur ist weiß und damit in den meisten Lichtsituationen gut sichtbar. Ich könnte mir gut vorstellen, dass da irgendwann noch mal eine farbige Variante nachkommt. Das wäre aber auch schon das einzige, was ich mir wünschen würde. Das Berkley-Team wird jetzt auf jeden Fall mal auf Nanofil umstellen, um dann irgendwann auch mal einen Langzeit-Test anbieten zu können.
Tragkräfte:
0,06 mm – 3,6 kg
0,10 mm – 5,7 kg
0,12 mm – 6,9 kg
0,15 mm – 7,6 kg
0,17 mm – 9,7 kg
0,20 mm – 12,6 kg
Preis: ca. 12 Euro pro 100 Meter.