Fangberichte Bei der Suche nach Silber auf Holz gestoßen
Vergangenes Wochenende stand endlich wieder Angeln auf dem Programm. Und zwar ‚richtiges’ Angeln. Weg von den mühsam gebohrten Löchern, an denen man mit einem winzigen Rütchen winzige Köder pimpelt, hin zu langen Ruten und gewaltigen Würfen. Spinnfischen in der Brandung war angesagt: Der gute angeliter hatte mich in seine Heimat, das schöne Ländchen Angeln, eingeladen, um dort den Meerforellen und Dorschen nachzustellen.
Mehrere Tage bereitete ich mich mental auf diese kleine Tour vor. Immer wieder wurden Köder sortiert, Boxen umgepackt und Blinker angemalt bzw. poliert. Die Spulen wurden mit neuer Schnur gefüllt und die Ruten sorgsam überprüft. Freitagabend war es dann endlich soweit. Nachdem wir bis kurz vor die dänische Grenze in unter drei Stunden gekesselt waren, gab’s ein obligatorisches Flens bevor es gegen 1:30 ins ‚Bettchen’ ging. Wer braucht schon viel Schlaf, wenn’s zum Angeln geht? Pünktlich zum Sonnenaufgang standen wir am Parkplatz und schlüpften in unser sexy Watoutfit.
Die Bedingungen waren nicht gerade optimal: Temperaturen unter dem Gefrierpunkt, strammer Wind aus Ost und leichter Schneefall. Deswegen entschieden wir uns zunächst für einen etwas geschützteren Spot bei Glücksburg an der Flensburger Innenförde. Dort galt es die Köder möglichst weit raus zu werfen, um sie an einer schönen Kante verführerisch zu präsentieren. Wir knüpften uns Spökets an die Leinen und pfefferten sie, begleitet von einer stillen Solidaritätskundgebung, in Richtung Dänemark. ;-)
In Ruhe fischten wir den Spot ab, wechselten die Köder durch und genossen die Entspannung, die sich bei dieser Art des Angelns sehr schnell einstellt. Scheinbar hatten sich die Dorsche, die angeliter noch Ende Dezember hier antraf, mittlerweile zum Laichgeschäft in die Ostsee verzogen. Jedenfalls konnten wir außer ein paar Seesternen nichts weiter haken.
Als dann die Kälte nach ein paar Stunden langsam der Wathose hinaufzukriechen begann, entschlossen wir uns zu einem Platzwechsel. Also raus aus der Büx und erst mal zum Tackledealer. Ein traumhafter Laden, der sein Sortiment klar auf die Vorlieben seiner Kunden eingestellt hat – nur eine handvoll Jerks, dafür zentnerweise Grundbleie, tausende Mefoköder und jede Menge Trollingzubehör. Hier trafen wir auch auf die Locals, die uns bestätigten, dass zurzeit nicht mit Dorschen zu rechnen ist und die Mefos, wenn überhaupt, dann eher an der offenen Küste anzutreffen sind. Mit ein paar neuen Ködern in der Box machten wir uns auf den Weg nach Habernis. Dort angekommen, mussten wir feststellen, dass das Angeln ab jetzt kein reines Vergnügen mehr werden sollte. Der Wind blies direkt auf die Küste und das Wasser stand dementsprechend hoch. Dazu noch eine nette, nicht zu unterschätzende, Dünung.
Was soll’s – nur die Harten kommen in den Garten. Also ging’s wieder ins Wasser. Leider war das dortige Riff aufgrund der Witterungsverhälnisse nicht zu erreichen, so dass wir auch hier außer Kraut und Seegras Nichts an den Haken bekamen. Zu allem Überfluss schwabbte mir in einem kurzen Moment der Unachtsamkeit eine volle Ladung Wasser in die Wathose. So schnell habe ich im Leben noch nie einen Angelplatz verlassen. Aber man hat ja Ersatzklamotten im Auto, und so konnten wir die verbleibende Zeit bis zum Sonnenuntergang noch nutzen, um uns ein paar Spots in der Geltinger Bucht und bei Westerholz anzuschauen.
Zwar haben wir an diesem Tag keinen Silberbarren aus der Ostsee bergen können, dafür hat’s mächtig Spaß gemacht, und wir mussten nicht wie diese komischen Kühe aus der Wäsche schauen…
Sonntag stand dann was anderes auf dem Programm. Rohlinge fürs unsere Eigenbauten sollten hergestellt werden. Dafür hat uns freundlicherweise angeliters alter Herr in seine Holzwerkstatt gelassen.
Solch eine Werkstatt ist ein Paradies für Köderbauer. Alle wichtigen Maschinen, wie beispielsweise Kreissäge, Hobel, Bandsäge und verschiedenste Schleif-, Bohr- und Fräsmaschinen standen uns zur Verfügung.
Obendrein hat uns der gute Mann noch jede Menge Edelhölzer, wie beispielsweise Eiche, Kirsche, Redwood, verschiedene Zedern usw., zur Verfügung gestellt. Den gesamten Vormittag sägten, hobelten und schliffen was das Holz hergab. Beide wollten wir die Gelegenheit nutzen, Rohlinge in möglichst vielen unterschiedlichen Formen, Größen und Stärken herzustellen. Über und über voll mit Sägespänen und Schleifstaub mussten wir aufgrund der doch enormen Lärmbelästigung eine längere Mittagspause einlegen. Danach ging’s jedoch wieder begierig ans Werk, aus dem für jeden von uns rund drei Dutzend Rohlinge resultierten.
Des godfather’s Resümee dieses Trips: Zwar war uns Petrus diesmal nicht wohlgesonnen, aber spätestens wenn die Heringe an der Küste laichen, stürze ich mich erneut in die Brandung. Ein fantastisches Wochenende war’s allemal, dank angeliter und seiner äußerst gastfreundlichen Familie!