Eigenbau Bau einer gespliessten Baitcast-Rute
Ich möchte euch hier ein bisschen über den Bau einer zweiteiligen Baitcastrute aus Bambus berichten. Viele werden vielleicht sagen, dass eine Rute aus diesem Material für solche Zwecke nicht geeignet ist, aber ich behaupte hier das Gegenteil. Zugegebnermaßen erfordert der Bau ein wenig Übung. Wenn man sich jedoch ein bisschen in die Materie einfuchst, können wunderschöne Retro-Baitcaster-Ruten entstehen. Aber ich will gar nicht lange reden, sondern gleich mal die einzelnen Fertigungsschritte darstellen.
Los geht’s mit der Auswahl des Tonkin-Rohres, zu achten ist auf einen möglichst geraden Verlauf, wenig Beschädigungen auf der Außenseite, wie Wurmlöcher oder Wasserflecken, sowie einen großen Knotenabstand.
Nun geht es an das Spalten des Rohres. Mit Hilfe eines Messers werden die einzelnen Spleiße aus dem Rohr herausgespalten. Jeweils sechs Stück für das Hand-, sowie für das Spitzenteil, da wir eine hexagonale Rute bauen wollen und diese aus sechs Spleißen mit jeweils 60° besteht.
Da die Knoten an den einzelnen Spleißen herausstehen, müssen wir diese erst grob mit einer Feile beseitigen und anschließend mittels Heißluftföns erhitzen und flach pressen. Würde man diesen Schritt nicht durchführen, so würde man beim anschließenden Hobeln der Spleiße an den Knoten hängenbleiben und diese würden ausreissen.
Sind alle zwölf Spleiße an den Knoten flach gepresst geht es daran den kompletten Spleiß gerade zu richten. Das geschieht ebenfalls wieder unter Hitzeeinwirkung.
Diese Arbeitsschritte sind die zeitintesivesten im gesamten Rutenbau aber auch mit die wichtigsten.
Sind nun alle Spließe gerade so geht es an das Vorhobeln, Ziel ist es, den Spleißen einen geometrisch dreieckigen Querschnitt zu verpassen.
Das Vorhoblen geschieht mit einer sogenannten Vorhobelvorrichtung.
Es werden nun die vorgehobelten Spleiße zusammengebunden und zur Wärmebehandlung in den Ofen gegeben um die Feuchtigkeit aus den Spleißen zu bekommen und die Elastizität des Bambus positiv zu beeinflussen.
Die Temperatur sollte nicht zu hoch und die Zeit nicht zu lange gewählt werden, da die Spleiße sonst dauerhaft beschädigt werden. Nachdem die frisch gebacken Spleiße abgekühlt sind, kommen sie in die vorher eingestellte Stahlhobelform. Diese wird mit Hilfe einer Messuhr auf das gewünschte Taper eingestellt. Mit einem Handhobel wird jeder einzelne Spleiß auf das gewünschte Maß gehobelt, die Toleranz liegt hierbei im hundertstel Bereich. Deshalb ist sehr genaues und vorsichtiges Arbeiten gefragt.
Nachdem alle Spleiße fertiggehobelt wurden, wird noch die Außenhaut oder auch Emaille genannt, des Bambus abgezogen.
Hier gilt ebenfalls äußerste Sorgfalt damit man nicht die wichtigsten Aussenfasern des Bambus entfernt.
Somit sind alle Spleiße fertig und können zum verleimen vorbereitet werden.
Was man für einen Kleber verwendet liegt bei jedem selber, einige bevorzugen 2-K Epoxid Kleber andere einen wasserfesten Holzleim und wieder andere noch andere Sorten von Klebern.
Die Spleiße werden zusammengefügt und mit Krepband fixiert, welches wieder aufgeschnitten wird, somit liegen die sechs Spleiße zusammenhängend vor einem. Die Kanten der Spleiße werden noch gebrochen und anschließend mit Alkohol gereinigt. Nachdem wir unseren 2-K Kleber gemischt haben tragen wir diesen mit Hilfe einer Zahnbürste auf die einzelnen Spleiße auf und fügen diese wieder zu einem Hexagon zusammen.Mit einem kräftigen Bindefaden und eine Wickelmaschine wird der Blank unter konstantem Druck über Kreuz gewickelt.
Der verleimte Blank kommt jetzt in den Ofen um den Aushärtevorgang zu beschleunigen, außerdem wird bei diesem Epoxid Kleber dadurch eine höhere Festigkeit erzielt.Mit Schleifpapier wird der Blank nach dem Aushärten von Kleberesten gereinigt und anschließend poliert.
Nun gilt es die Steckverbindung auf den Blank zu montieren, welche ich vorher auf der Drehbank aus 23% Neusilber hergestellt habe.Dazu werden die Kanten des Blanks wo die Hülse zum sitzen kommt gebrochen. Die Neusilberhülsen werden wieder mit 2-K Klebstoff auf dem Blank verleimt. Das Anbringen des Griffes, Rollenhalter sowie der Ringe unterscheidet sich in den Arbeitsgängen nicht von denen beim Bau eine Kohlefaserrute und ist soweit auch größtenteils bekannt, deshalb werde ich darauf hier nicht weiter eingehen.Um ein schönes, edles und dauerhaftes Finish zu erhalten wird der Blank nun noch 4 mal tauchlackiert.
In der Praxis:
Das im Vorfeld berechnete Wurfgewicht der Rute hat sich am Wasser bestätigt. 10 Gramm sind gut machbar, was zu letzt auch an der Rolle liegt, interessant wird es allerdings erst ab 15 Gramm, im oberen Wurfgewichtsbereich arbeitet die Rute perfekt bis ca. 35 Gramm.Meine anfänglichen Bedenken die Rute könnte zu weich sein, erwiesen sich als unnötig, hier kommt die Länge der Rute von 5,8ft, der Aktion sehr zu Gute. Ausgezeichnet durch eine leichte Spitzenaktion geht die Biegekurve der Rute unter zunehmender Belastung immer weiter bis ins Griffteil. Die Rute hat Reserven, womit ich nie gerechnet hätte.
Nach einer kurzen Eingwöhnungsphase finde ich richtig viel Freude am Werfen mit dieser Kombo.Leider klappte es nicht mit dem Fischfoto, nichts desto trotz ein tolles Projekt, das zeigt, dass sich mit dem Naturmaterial Bambus auch richtig schnelle, harte und äußerst belastbare Baitcast- und Spinnruten herstellen lassen. Nur zu lang sollten die Ruten nicht werden, sonst wird es schnell unangenehm im Bezug auf das Gewicht der Rute (diese bringt 150gramm auf die Waage). Aber auch hier könnte man noch etwas entgegenwirken durch das hohlspleißen der Rute. Somit ist die Rute nicht nur was für´s Auge geworden, sondern auch richtiges Arbeitsgerät.
Simon Bauer
www.sb-canerods.de