Bass Bass Ultras 2010
Auch in diesem Jahr beschlossen Jakob und ich wieder einen kleinen Trip zu den starken Kämpfern mit den großen Mäulern zu unternehmen. Ralf, ein Freund und Barsch-Alarmer der ersten Stunde emfahl uns einen See auf Sardinien, an dem er selbst schon einige Male einen Urlaub verbrachte. In den Weiten des World Wide Webs suchten wir nach einer passenden Location. Hierbei lernten wir einen Bass-Begeisterten namens Mirco Civini kennen, der einen kleinen Angelladen und ein Guidingunternehmen an einem großen Stausee leitet. Nach einigen Mails und tagelanger Recherche entschieden wir uns dann endgültig für diese Möglichkeit und so kam es, dass wir uns im August diesen Jahres auf der wunderschönen, italienischen Insel Sardinien wiederfanden.
Natürlich sollte es schon am Anreisetag auf das Wasser gehen, und so wurden direkt die Bellyboote, die Ruten und der Rest der Ausrüstung einsatzbereit gemacht. Als Revier entschieden wir uns für einen der größten Stauseen Italiens. Da wir von der Reise schon ziemlich erschöpft waren, wählten wir für den ersten Tag einen Bereich, der dicht an unserer Unterkunft lag. Am Wasser angekommen fanden wir eine für uns bis dato unbekannte Situation vor. Es gab weder Bäume im Wasser, noch Bäume unter der Wasseroberfläche. So weit das Auge reicht erstreckte sich eine eintönige aber atemberaubende Landschaft aus rauem Sandstein. So kam es, dass wir uns die Uferlinie langarbeiteten. Die Felsen vielen dicht am Rand schnell auf Tiefen bis 7m ab. Wir fischten abwechselnd mit großen Würmern am Texas-Rig und mit großen Jigs.
Dann war es also soweit. Auf einen großen Jig mit Krebstrailer konnte ich dann den unverkennbaren Biss einen Schwarzbarsches in meiner Rute spüren. Also Rute gesenkt, abgewartet, Schnurspannung aufgenommen und Anhieb! „Der sitzt!“, rief ich Jakob zu als im gleichen Moment meine Rute zurück in Richtung Wasseroberfläche gerissen wurde. Ich hatte glatt vergessen, was diese kleinen Biester doch für eine enorme Kraft haben. Aber in guter Erinnerung zum letzten Bass-Trip, reagierte ich mit einem kompromisslosen, harten Drill. Nach kurzer Zeit kam der Fisch dann an die Oberfläche und legte sofort ein paar hübsche Sprungeinlagen hin. Kurz darauf konnte ich ihn dann endlich in meiner Hand halten. Es war zwar ein relativ kleiner Fisch, aber dieser reichte aus um mir ein Lächeln ins Gesicht zu zaubern, das die nächsten drei Wochen anhalten sollte!
Nun war der Anfang gemacht und es folgten noch ein paar weitere Bass. Wir fischten bis in die Dämmerung hinein und kamen erst spät in der Nacht, vollkommen zufrieden und sichtlich erschöpft zurück in unserer Unterkunft an.
Die nächsten Tage wurden genutzt um weitere Abschnitte dieses riesigen Gewässers zu erkunden. Es gab schöne, weitgestreckte Flachwasserzonen, tiefe Abschnitte, Schilfgürtel, die Staumauer und eine große Brücke – also einiges an Abwechslung, um drei Wochen gutes Fischen zu garantieren.
Wir fanden einige gute Hotspots. Darunter ein paar Plateaus, versunkene Bauwerke, Felsen und schließlich doch noch den ein oder anderen Baum im Wasser. Der Fischbestand zeigte sich mehr als zufriedenstellend. Wir konnten etliche schöne Bass verhaften. Auch sind die Sardischen Bass deutlich besser gebaut als ihre Artgenossen auf dem italienischen Festland. Bei gleicher Länge wogen sie meist doppelt so viel. Auch war die Durchschnittsgröße um einiges besser. Hier waren 40+ Fische eher normal, 45+ gibt es auch noch eher häufig und 50+ ist schwer aber machbar.
Neben Bass fingen wir noch etliche Flussbarsche und sogar Karpfen und Catfish.
Die zweite Woche startete mit einer Verabredung mit Mirko, dem Betreiber von www.mcbass.it. Zusammen mit ihm und seinem nagelneuen Nitro Z-7 sollte es an seine Hotspots gehen. Es gibt wohl kaum einen Menschen, der sich auf diesem Gewässer besser auskennt seine Wenigkeit. Wegen den hohen Temperaturen, die ab Mittags gerne die 40°C im Schatten sprengten, ging es sehr früh am Morgen los.
Durch die vielen harten Drills der Vortage befand ich mich scheinbar aber in einem rauschartigen Zustand der ein logisches Denken bei mir komplett ausschloss und somit musste ich feststellen, dass morgendliche 10°C gepaart mit 101km/h auf dem Wasser im T-Shirt eine ziemlich eisige Angelegenheit wurde ;-) . Egal, nach kurzer Zeit kamen wir am ersten Spot an, wo wir uns mit großen Crankbaits die langsam abfallende Uferlinie langarbeiteten. Nach kurzer Zeit war Jakobs Rute mächtig krumm und im ersten Augenblick dachten wir alle an die Urmutter aller Bass. Diese stellte sich aber schnell als gehakter Karpfen heraus… – Zonk! Aber schon der nächste Wurf brachte dann den ersten Bass ins Boot. Mit zunehmenden Temperaturen verließen die Schwarzbarsche diese Struktur und fanden sich dann wieder dicht an den vielen großen Felsen am Gewässergrund und den Uferkanten ein. Jetzt ging es darum, die Köder langsam und perfekt direkt an den Felsen zu platzieren. Hierbei zeigten sich, wie schon an den vergangenen Tagen, die 5″ Sexy Impact sowie der 5″ Deathadder als besonders fängig. Wir konnten einige gute Bass bis 2kg fangen.
Immer wieder wechselte Mirko die Spots, was mit Hilfe des schnellen Bootes für eine schöne Erfrischung in der starken Mittagshitze sorgte. Am frühen Nachmittag beendeten wir dann diesen Angeltag…
…und fuhren mit Mirko zu seinem Haus, wo wir noch bei kühlen Drinks auf der Terrasse ein wenig über unser schönes Hobby plauderten. Außerdem nutzten wir den Besuch um uns mit frischen Bullet-Weights einzudecken. Das war auch bitter nötig, denn bedingt durch den allgegenwärtigen, rauen Sandstein erlebten wir eine derart böse Materialschlacht, wie noch nie zuvor! Selbst 20lbs Flourocarbon war bei Steinkontakten schnell durchgescheuert, was uns leider etliche Linebreaks bescherte. Nach wirklich jedem Drill muss das Vorfach kontrolliert und gegebnenfalls eingekürzt bzw. gewechselt werden.
Auch wenn die Ausflüge im Bassboat eine gelungene Abwechslung boten, wurde die meiste Zeit natürlich im Bellyboot verbracht. Hier waren wir zwar in unser Bewegung immer auf einen gewissen Bereich für einen Tag beschränkt, dennoch war es auch oft vorteilhaft. So konnten wir bestimmte Spots einfach deutlich intensiver befischen als es mit dem Boot möglich gewesen wäre.
Es war auch echt erstaunlich, wie viele Schwarzbarsche sich manchmal auf einem winzigen Fleck aufhielten. Ich kann mich noch ziemlich gut daran erinnern, wie wir uns schon nach dem Sonnenuntergang zurück zum Auto „vorangelten“. An einem Felsen, der aus etwa vier Metern Tiefe bis hin zur Oberfläche reichte, wurde der Jig platziert. Nach dem Auftreffen kam sofort ein Biss und ein etwa 45cm Bass konnte gelandet werden. Nach dem Foto wurde der Jig an exakt derselben Stelle erneut platziert. Und wieder wurde er sofort nach dem Auftreffen genommen. Ganze vier Mal konnte dieses Spiel wiederholt werden. Alle Schwarzbarsche bissen auf einer Fläche von ca. 30cm² und hatten eine Größe von 45-47cm.
Am Tage hatte uns dieser Spot selten einen Fisch gebracht, und wenn dann waren es meist kleine Fische. Dazu sollte jedoch gesagt sein, dass ich nicht hätte auf ein Echolot am Bellyboot verzichten wollen, da wirklich viele gute Stellen einfach nicht offensichtlich waren. Mitten im See erstrecken sich weitläufige Pleataus oder große Einzelfelsen, auf die man ohne dieses Hilfsmittel nicht gestoßen wäre.
Wer jetzt selber Lust auf einen spontanen Trip zu diesem wunderschönen Plätzchen Erde bekommen hat, den muss ich leider enttäuschen. Ein riesiges Hindernis stellt das Erlangen der Angellizenzen dar. Im Gegensatz zur doch sehr lockeren Regelung auf dem italienischen Festland, müssen hier etliche behördliche Hürden genommen werden um an die begehrte Fischereierlaubnis zu gelangen. Es erinnert eher an eine Beantragung der Staatsbürgerschaft. Etliche beglaubigte Personaldokumente müssen an diverse Stellen gesendet werden, auch die Bezahlung gestaltet sich alles andere als einfach. Für dieses Unterfangen würde ich eine Vorlaufzeit von 12 Monaten ansetzen.
Neben dem Angeln bietet Sardinien noch etliche tolle Gegebenheiten, die sich als feste Eindrücke in unsere Köpfe gebrannt haben. Zunächst möchte ich euch ein kleines Dorf namens Oschiri vorstellen, wo sich unsere Unterkunft befand. Wer hier auf Shopping, Party oder sonst was aus ist, ist absolut fehl am Platz. Traditioneller kann ein Ort kaum ausfallen.
Mittelalterliche, enge Gassen, teilweise ungepflasterte Straßen etc. versprühen den unverkennbaren Charme dieser Region. Die tolle Pizza sei hier mal nur am Rande erwähnt. Das zeigte sich auch an dem Lebenstil der Einwohner, der mit dem Unseren einfach in keinster Weise zu vergleichen ist. Hektik ist ein Fremdwort, der Umgang mit anderen Menschen ist immerzu äußerst herzlich und selbst wir waren nach kurzer Zeit absolut integriert. An den Straßenrändern befinden sich viele kleine traditionelle Bars, in denen sich die Menschen in den heißen Mittagsstunden treffen. Uns war es kaum möglich die Stadt zu durchqueren ohne hier und da zu einer Tasse Kaffee eingeladen zu werden. Selbst zu großen Familienessen wurden wir herzlich eingeladen. Mich wundert es jedenfalls nicht, dass alleine in diesem kleinen Dorf 10 Menschen leben, die sich bereits mehr als ein Jahrhundert auf dieser Insel befinden. Alleine die Komunikation mit den Sarden gestaltete sich als äußerst schwierig. Kaum einer spricht etwas anderes als italienisch und dennoch fanden sich Wege zur Verständigung.
Eine bedeutende Hilfe für die logistischen Probleme die wir uns stellen mussten, fanden wir bei unserem Vermieter Mario Bua. Er ist seit Jahren ein guter Freund von Ralf und leitet eine nette Unterkunft mit mehreren Zimmern in Oschiri. Er spricht gutes Deutsch und Englisch und noch ein paar weitere Sprachen, mit denen wir allerdings nichts am Hut haben. Er selbst ist sehr bemüht seinen Gästen die traditionellen Lebensstrukturen und die Kultur seines Landes näher zu bringen und gibt sich alle Mühe seinen Gästen den Aufenthalt so angenehm wie möglich zu gestalten. Er ist in diesen drei Wochen ein sehr guter Freund von uns geworden und wir können ihn und sein nettes Haus uneingeschränkt empfehlen. http://www.beranu.it/
Als letztes möchte ich noch ein Wort über die Wetterverhältnisse verlieren. In dieser Region entwickeln sich zur Mittagszeit Temperaturen, die oft die 40°C im Schatten sprengen. Das hat zur Folge, dass am Nachmittag heftige Winde über den großen See fegen. Nicht selten frischte der Wind in wenigen Minuten derart heftig auf, dass man kaum mit dem Bellyboot zum Auto zurückkam.
Einen Tag lang konnten wir erst gar nicht rausfahren, da Windstärken 6-7, Wellen mit einer Höhe von über einem Meter verursachten. Hier muss man echt höllisch aufpassen und strategisch bei der Platzwahl vorgehen, damit man windgeschützt fischen konnte und sich nicht in Gefahr brachte!
Eines noch: Bewegte HD-Impressionen findet ihr hier: http://www.youtube.com/watch?v=AZa6L_eGJp0
Viele Grüße!