Bass Bass-Ultras
Im Sommer 2009 sollte es dann nun endlich soweit sein – das erste Mal Schwarzbarsch-Angeln stand an! Nach dem Konsum hunderter Bass-Videos, Geschichten, Artikeln und Büchern war es schon seeeehr lange ein ersehnter Traum dem Sportfisch Nr. 1 selbst nachzustellen. Leider ließen es dumme Umstände in den vergangenen Jahren einfach nicht zu. Das sollte nicht mehr vorkommen und so beschlossen Jakob und ich, das dieses Jahr durchzuziehen – komme was da wolle! Und so kam es, dass wir nach vier langen Monaten der Vorbereitung am 10. Juli dieses Jahres in Richtung Italien aufbrachen. Das Ziel unserer Reise war Padua (Padova), ca. 30 km westlich von Venedig.
Da neben uns beiden noch ca. 10 Combos, 30 Köderboxen, 2 Bellyboote und das Gepäck auf die Reise gingen, gab es keine Alternative zum Auto. Um eine 1200km-Fahrt im Hochsommer im schwarzen Seat Ibiza über die Alpen zu umgehen, entschlossen wir, die Vier Räder des Autos auf die Schiene zu verlegen und im Schlafwagen des Autozuges schön entspannt dem bevorstehenden Abenteuer entgegenzufiebern.
So war es uns möglich, schön ausgeschlafen am nächsten Morgen in Italien anzukommen, um direkt die Rute zu schwingen.
Bevor es jedoch losgehen konnte, brauchten wir die nötigen Lizenzen. Dieses Unterfangen gestaltete sich erfreulicher Weise nicht sehr kompliziert und somit konnte es dann auch schon losgehen. Da wir uns erst zwei Tage später mit unserem Guide Matteo auf seinem Hausgewässer verabredet haben, galt es die ersten beiden Tage auf eigene Faust zu handeln. Dank der vielen Recherchen und ein paar Tipps von Matteo war der Tagesablauf für den nächsten Tag schon beschlossen. Aber was sollten wir bis dahin machen? – Natürlich fischen! In unmittelbarer Nähe zu unserer Unterkunft gab es einen kleinen Kanal, in dem wir schon beim Vorbeifahren ein paar buckelnde Fische ausmachen konnten.
Also ran ans Wasser! Nach anfänglichen Spekulationen über die Spezies, die wir da beobachteten, war es nach dem ersten Wurf klar – es sind Döbel! Fast jeder Wurf brachte tolle Attacken an der Oberfläche. Die Drills in der starken Strömung waren genial und etliche Fische fielen auf die kleinen Oberflächenköder rein – bis in die Dunkelheit.
Jetzt hieß es aber erstmal schlafen und Kräfte für den morgigen Tag sammeln. Natürlich mussten vorher noch mal ein paar Videos von „Tenpoundern“ unsere Vorfreude ins unermessliche steigern ;-) . Was wir in dieser Nacht für Träume hatten, könnt ihr euch sicherlich denken..
Lang fiel die Nacht aber nicht aus, da in aller Frühe der Wecker klingelte. Wir waren sofort hellwach. „Heute soll es also endlich soweit sein..“. Das Tackle wurde natürlich auch schon am Vorabend fertig gemacht und somit konnten wir zeitnah starten. Das Ziel war ein kleiner See vor der atemberaubenden Kulisse der italienischen Berge! Dort angekommen fiel zunächst das extrem trübe, stehende Wasser auf – so was hatten wir noch nie gesehen. Schnell wurden die Bellyboote klar gemacht und schon ging es los! Dichtes Strauchwerk zierte die Uferbereiche und versunkene Bäume boten überall im See gutes Cover. Die Zeit verging, aber trotz etlicher Würfe, vielen Köder- und Spotwechseln tat sich herzlich wenig.
Die Wassertemperatur lag bei 29°C – sollte das zu warm sein?! Nein!! Denn als ich mich umdrehte sah ich Jakob mit krummer Rute und ca. 10m vor ihm einen springenden Schwarzbarsch! Das Bild hat sich wie ein Foto in meinen Kopf gebrannt – das werde ich wohl nie vergessen. Nach kurzem Drill hielt er ihn dann in Händen – den ersten Bass der Tour.
Nach der Fotosession und dem Release analysierten wir dann die Situation: Warum hat der Fisch gebissen? Wie war die Köderführung? Wo kam der Biss?
Eines war jetzt klar: Herkömmliches Angeln, wie zu Hause bringt hier keine Pluspunkte! Hier muss anders gefischt werden.. Große Köder, direkt im Hindernis und vor allem langsam! „The Pattern“ war also ausgemacht und nun war ich an der Reihe. Mit einem großen Jig konnte ich wenig später in einem Baum meinen ersten Biss verzeichnen. Auch hier gelang der Anhieb, Drill und die Landung und ich war „entjungfert“.
Dann kam es Schlag auf Schlag! An diesem Tag konnten wir 9 Bass zum Fotoshooting bitten! Die Drills waren der Hammer – auch wenn die Fische doch eher klein ausfielen. Bass sind wahre Luftakrobaten ;-)
Nach ca. 10 Stunden auf dem Wasser fuhren wir zurück in unsere Unterkunft. Hier angekommen hieß es dann auch gleich: Köderboxen umsortieren! Größere Köder, Haken, Vorfächer… Neue Schnüre auf die Rollen etc.. dann wurde erstmal auf die ersten Bass angestoßen.
Am nächsten Tag war es dann also soweit. Der erste Trip mit unserem Guide Matteo stand an. Wir trafen uns sehr früh am Morgen, da das Wetter dann noch einigermaßen erträglich ist. Nach dem Slippen ging es dann mit dem Bassboat auf einen der Flüsse rund um Padova. Hier ging es darum durch Flippen, Skippen und Pitchen die Köder so nah wie möglich ans Ufer zu bringen – natürlich genau durch dichtestes Cover!
Die Fänge blieben übersichtlich. Ich fing sieben Bass, Jakob blieb an diesem Tag bis auf einen großen Döbel ohne Fisch. Matteo konnte auch ein paar der starken Kämpfer zum Biss überreden.
Am nächsten Tag ging es wieder mit dem Boot auf einen der Flüsse. Diesmal aber an Matteos Liebling. Hier fanden wir eine ähnliche Situation vor, nur dass das Cover noch dichter war. Die Würfe mussten perfekt sein um die Chance auf einen Biss zu bekommen. 10cm neben dem Hindernis und schon blieben die Bisse aus. Wenn der Köder dann aber am rechten Fleck platziert wurde, gab es immer wieder Bisse! Über 20 Bass fielen auf unsere Köder herein und lieferten uns einen gelungenen Angeltag.
Nach über 6 Stunden ging es dann zurück in die Stadt. Mit knapp 40 km/h macht so eine Heimfahrt auf dem Wasser so richtig Spaß!
Da wir möglichst viel von diesem Trip mitnehmen wollten, wechselten wir so oft wie möglich die Lokalitäten und probierten verschiedenste Gewässer aus – vom Bassboat, als auch vom Bellyboot.
Das was mir aber immer am meisten gefallen hat, waren die vielen Bellyboat-Trips auf verschiedenen Seen und Kanälen. Hier fanden wir extrem viele verschiedene Situationen vor, die uns das Maximum an Technik abverlangten. Die Situationen erstreckten sich vom glasklaren Bergsee über trübe Seen mit Heavycover über fließende und stehende Kanäle, bis hin zum urwaldähnlichem „Sumpfgebiet“.
Die besten Erfolge brachten die klaren, tiefen Seen, da hier die üblichen Finesse-Methoden wie das C- und T-Rig oder gar das Drop-Shot Rig die besten Erfolge brachten. Hier waren Stückzahlen von bis zu 100 Bass am Tag möglich.
So was hatten wir uns in unseren schönsten Träumen nicht erwartet! Etliche spannende Bisse und Drills ließen uns erahnen, wie wohl im Paradies zugeht ;-) .
Aber auch jede der anderen Situationen hat ganz besondere Eigenheiten, die das Angeln extrem spannend gestalteten.
Nach den Ausflügen hieß es nach einer kurzen Stärkung oftmals: auf in die Stadt! Die vielen Kanäle Paduas beherbergen auch einige der starken Kämpfer. Wichtig hierbei war, dass das Wasser eher ruhiger fließt. Die Bereiche mit stärkerer Strömung beherbergten jede Menge Döbel, denen wir auch sehr gerne auf die Schuppen rückten. Hier konnten die UL-Stöcker beweisen, was in ihnen steckt! Die Stadtgräben brachten uns Bass bis 44cm und Döbel bis Mitte fünfzig. Somit waren wir fast jeden Abend für ein, zwei, drei.. Stündchen beim „Sightseeing“.
BIIIIIIIIG MOMMA
Auf unseren vielen Ausflügen fingen wir nicht nur viele, sondern auch ein paar sehr gute Fische. Die Fischgrößen in Italien kann man eigentlich 1:1 auf die unserer Flussbarsche übertragen. Fische mit 30 cm kommen sehr häufig vor, Fische zwischen 35 und 40 cm schon seltener und 40+ waren eher selten. Ab 45 cm gelten die Fische als kapital, 50er sind das Ziel eines jeden Bass-Anglers. Wir konnten eine Hand voll guter Fische bis knapp unter 50 cm fangen.
Diese Fische wiesen eine Kampfkraft auf, die ihresgleichen sucht! Spätestens hier wird verständlich, warum Bass-Angler eher mit sehr grobem Gerät auf die Pirsch gehen. Zwei Tage vor der Rückreise passierte dann das unfassbare:
Auf einem neuen See fing Jakob zunächst einen schönen 47er, welcher der leichten Evergreen schon einiges abverlangte.
Der Tag war perfekt. Etliche Schwarzbarsche fielen auf unsere billigen Tricks herein und brachten uns mal wieder in den siebten Himmel.
Als Jakob dann aber einen doch schon ziemlich lauten Schrei zu mir rüber schickte und ich seine Rute sah, war klar, das ist was noch größeres! Der Drill war unglaublich hart. Als ich die Kamera zückte um das Spektakel zu filmen, kam prompt das Verbot seitens Jakob: „Scheiß drauf, lande den – der muss raus!“ Gesagt getan. In einem günstigen Moment bekam ich ihn in seinem riesigen Maul zu greifen. Ein riesiger Schwarzbarsch war in meinen Händen. Der Biss erfolgte in ca. 10 m Tiefe auf einen 5/16oz Keitech-Jig mit 3,5“ Norries-Trailer. Was uns da überhaupt gelang, begriffen wir erst, als Matteo, der wohlgemerkt seit Jahren an Turnieren teilnimmt sagte: „I never caught a fish like this in my life! It´s more than three kilogramms!“
Nach ein paar Bildern und dem Zurücksetzen brauchten wir alle erstmal eine Pause. Man fängt ja nicht täglich den „Fisch des Lebens“ ;-) . Das Maßband zeigte die Zahl von 57,x cm. Dann gingen noch einige Fische um die 40cm und auch dieser Tag neigte sich dem Ende.
Auch wenn man den anglerischen Aspekt mal außer Acht lässt, lohnt sich eine Italien Reise ohne Zweifel. Landschaftlich wie kulturell konnten wir viele tolle Eindrücke sammeln. Auch mit der Unterkunft hatten wir ein gutes Los gezogen. Das große, gut eingerichtete Apartment im Zentrum der Stadt bot genug Platz für das ganze Tackle, die Boote und das Gepäck. Die beiden Dachterrassen eigneten sich hervorragend zum Entspannen und zum Trocknen der Wathosen, was bei durchschnittlich 36°C im Schatten eher schnell ging ;-) . Die Küche ermöglichte es uns, unsere Kochkünste frei zu entfalten und so kamen immer im Wechsel überbackene Toasts, Pizza und Spaghetti auf den Tisch! Nach dem Deka-Bass gönnten wir uns aber dennoch ein Abendessen der Superlative in der besten Pizzeria der Stadt. Einzig der heftige Verkehr verlangte eine gewisse Eingewöhnungszeit, genau wie die Parksituation vor Ort. Nach diesem Erlebnis wissen wir die „Vielzahl“ der Parkplätze der Berliner und Hamburger City nun echt zu schätzen ;-) .
Wer selbst mal einen unvergesslichen Trip in Padua verbringen möchte, sollte sich unbedingt an unseren Guide Matteo wenden. Es gibt niemanden, der sich besser auf den vielen Gewässern der Region auskennt und wohl auch niemanden der freundlicher ist.
Während unserer Reisevorbereitungen wechselten bestimmt 50 E-Mails zwischen ihm und mir, in denen wir alles Wissenswerte erfahren haben. Vor Ort stand er uns auch für alle Fragen zur Verfügung, was uns die Reise extrem vereinfachte. Auch das beschaffen der Lizenzen ermöglichte er uns außerhalb der Öffnungszeiten. Kontakt: www.ZetaBass.com
Für eine kleine Impression in bewegten Bildern, click: http://www.youtube.com/watch?v=UMU0Ssn7TBo
So long, Tight Lines! Leo & Jakob
www.Barsch-Ultras.de