Bass Ein Traum wurde wahr: Bass-Trip nach Marokko
Beitrag enthält WerbungLange habe ich davon geträumt, mal nach Marokko zu fliegen und da auf Bass zu angeln. Schuld daran ist vor allem ein Mann names Cyril Chauquet, ein Angelabenteurer, den eigentlich jeder von euch kennen sollte, weil er seine Reisen so schön dokumentiert. Man sieht ihn angeln, lernt aber auch viel über Land und Leute. Legendär ist die Reihe „Mordu de la pêche“. Da ist er ganz jung, extrem sympathisch und total real. Das Abenteuer in Marokko („L’Aventure au Maroc“) habe ich mir schon ein paar Mal angeschaut. Wolfsbarsche und Bass. Genau mein Ding. Zumindest theoretisch. Denn zum Zeitpunkt der ersten Rezeption hatte ich im wirklichen Leben weder die eine noch die andere Spezies befischt.
Jahre später (in diesem Sommer) meldet sich dann Salah bei mir. Der Kajak-Freak von SPRO. Weltmeister und? Gebürtiger Marokkaner. Er erzählt mir von einer marokkanischen Schwarzbarsch-Meisterschaft im November. Und dass er dahinfliegt. Und dass ich dabei sein kann, wenn ich mag. Der Flug war wenig später gebucht. Die Vorfreude stieg von Tag zu Tag. Und als ich dann am 14.11. das aktuelle BASSMASTER-Magazin ausarbeitend im Flieger saß, müssen sich die Leute um mich herum gedacht haben, dass ich eine Happy-Pill gegen Flugangst genommen habe. Jedenfalls fiel es mir schwer, gegen das Dauergrinsen anzukämpfen.
Am Flughafen von Marrakesch ging’s zunächst sehr flott. Zumindest mit dem Gepäck. Das lief schon auf dem Band, als ich dort eintraf. Kunststück. Vorher musste ich durch den Zoll und das hat sich gezogen. Noch länger hat’s dann gedauert, bis ich mein Rutentransportrohr entgegennehmen konnte. Die drei Angeln hatte ich nach einer guten halben Stunde des Wartens eigentlich schon aufgegeben. Klar, das Sperrgepäck wird immer ein bisschen später angeliefert. Aber doch nicht so spät. Der von mir durch eine verzweifelte WhatsApp in Alarmbereitschaft versetzte Salah sah sich denn auch gezwungen, mir von außen einen Agenten in die Gepäckabfertigungshalle zu schicken, um mir bei meinem Problem zu helfen. Schließlich ist es schlecht bestellt es um meine Arabischkenntnisse. Und auch im Umgang mit marokkanischen Zollbeamten bin ich nicht bewandert. Doch mit Schulfranzösisch und einem einigermaßen entschlossenen Auftritt hat’s dann doch noch geklappt, so dass der Gesandte nur noch meine Ruten entgegennehmen musste. Kam mir komisch vor. Ich wusste zu dem Zeitpunkt ja nicht, dass Salah seine Finger im Spiel hatte und ich konnte mir nicht vorstellen, dass mein Bekanntheitsgrad international zwischenzeitlich ein Ausmaß erreicht hat, das einen VIP-Service am Flughafen Zu Marrakesch auf den Plan ruft.
Dann also endlich raus. Es erwartete mich meine Reisegruppe: Salah, Achraf aus Hamburg und Pierre, den ich von der WPC her kenne.
Nächste Station: die Altstadt. Genau wie ich mir das vorgestellt habe. Ein buntes Treiben. Colaflaschen-Fischen hier, Musikkapellen da. Mobile Restaurants. Nüsse. Schnecken-Küchen. Lebendige Hühner. Lederwaren und Produkte aus der Schmiede. Traditionelle Klamotten. Affen-Dompteure…
Unmöglich, auch nur ein einziges der vielen Angebote zu ignorieren. Denn wer sich hier durchsetzen will, muss den Mann mit der blassen Haut auf sein Produkt hinweisen. Ggf. ein bisschen penetranter als der das aus seiner mitteleuropäischen Heimat gewohnt ist.
Dann ging’s weiter zu Salah’s Familie. Dort wurden wir herzlich empfangen und köstlich bekocht. Ich habe seit Jahren nichts mehr so Köstliches verspeist. Eine Art Schmorbraten mit Feigen und getrockneten Pflaumen. Exotische Gewürze sorgten für ein Feuerwerk der Geschmackseindrücke auf den Rezeptoren. Wahnsinn. So Lecker.
Dann ging’s weiter nach Agadir. Dort kamen wir spät in der Nacht an und wurden direkt beim Aussteigen von einem offensichtlich nicht mehr ganz nüchternen Taxi-Fahrer angehauen, ob wir ihm nicht helfen könnten, seinen Wagen zu bergen, den er im Rausch in eine Baustelle gefahren hat. Dabei ist Alkohol in dem muslimischen Land eigentlich gar nicht angesagt. Wir konnten da nicht helfen und sind dann recht flott in Bett. Denn am nächsten Tag stand eine recht weite Fahrt an eine entlegene Talsperre an, in der es große Bass geben sollte. (Das Wettkampfgewässer war da bereits gesperrt, so dass man sich da nicht großartig einfischen konnte.)
Dann der Wahnsinn: Zwei 60er Bass und zwei gute 50er. Gut verteilt auf Achraf und Salah.
Die deutschen Kartoffeln haben nur Kleinfisch erwischt. Dabei waren wir nur 6 h dort und haben die beiden besten Beissphasen am Morgen und am Abend gar nicht mitgenommen. Ich war auch sichtlich geschockt, als es um 17 Uhr plötzlich hieß, dass wir losmüssten. Aber nützte ja nix. Wir hatten eine lange Fahrt vor uns und man erwartete uns um 21.30 pünktlich zum Abendessen. Wobei man sagen muss, dass das marokkanische „pünktlich“ nicht mit dem deutschen „PÜNKTLICH“ zu vergleichen ist. Und schon gar nicht mit dem dietelschen „PÜNKTLICH“. Als ich z.B. am nächsten Morgen PÜNKTLICH um 6.11 zum auf 6.15 angesetzten Frühstücksbuffet aufbrach, weil der Bus pünktlich um 8.30 alle ausländischen Teilnehmer zu einem 2stündigen Pre-Fishing an den Wettkampfsee karren sollte, stand ich vor einem leeren Saal. Gegen 7 Uhr traf dann auch der Organisator ein. Es war spät geworden gestern Nacht. Na dann…
Pierre ging es da schon richtig schlecht. Er muss was Falsches gegessen haben. An Angeln war da nicht zu denken. Von einem Arzt haben wir erfahren, dass er wohl besser kein Ziegenfleisch verspeist hätte am Vortag. Das würden wir Mitteleuropäer aufgrund eines für unsere Mägen unbekömmlichen Proteins nicht so gut vertragen. Wer weiß, was es wirklich war. Mir ging’s gut. Ich habe keine Ziege gegessen und auch keinen Salat aus Angst vor dem Leitungswasser. Und meinen Darm mit einer Schutzschicht überziehende Tabletten hatte ich präventiv auch eingenommen.
Das Pre-Fishing lief bei mir genauso wie das Angeln am Tag davor: Nur Schniepel. Oh Mann. Das konnte ja was werden. Zum Glück fischten wir in 2er-Teams. Pierre und Salah (sollte Pierre fit werden) und Achraf und ich. Und Achraf ist eine Angelmaschine. Salah ja sowieso.
Am Nachmittag stand was Großartiges auf dem Programm, das ich bei uns so noch nicht erlebt habe. Und zwar ein Round Table, an dem sich die Politik, Verbände, Reiseveranstalter, ein Vertreter der France Bass Nation einheimische und ausländische Angler versammelten, um über die Entwicklung des Bassangeln in Marokko zu sprechen. Organisiert wurde das Ganze von der GIZ, einer Institution, von der ich bislang noch nie etwas gehört hatte (Asche auf mein Haupt).
Kurze Info (Quelle Wikipedia): Der GIZ (Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit) kommt die Aufgabe der Ausführung der durch den Auftraggeber vereinbarten Technischen Zusammenarbeit zu. Die Technische Zusammenarbeit besteht vor allem aus Beratung, Finanzierungsbeiträgen, Entwicklungsleistungen, Aufbau und Förderung von Projektträgern, Bereitstellung von Ausrüstung und Material und der Erstellung von Studien und Gutachten. Die wichtigsten Auftraggeber der GIZ sind in erster Linie das Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) sowie weitere Ministerien wie das Auswärtige Amt, das Bundesumweltministerium und das Bundesministerium für Bildung und Forschung.
Im konkreten Fall stellt die GIZ Mitarbeiter und auch finanzielle Mittel zu Etablierung eines nachhaltigen Tourismus in Marokko, der auch Touristen in entlegene Regionen führt. Säulen sind z.B.: Mountainbiking, Vogelbeobachtung, Bergteigen, kulinarische Reisen. Und eben auch Angeln. Bass-Angeln im ganz konkreten Fall.
Die Diskussion war hochinteressant. Die Schwarzbarsch-Population in den marokkanischen Gewässern soll gestützt werden. Es ging um natürliche Nahrung. Und auch um ein No Kill-Gebot, was in Marokko eine noch ziemlich abstrakte Vorstellung ist für die Leute, die weit weg vom Meer leben und sich nicht jeden Scheiß im Supermarkt kaufen können. Das wird auf jeden Fall ein langer Weg, den C&R-Gedanken flächendeckend zu verankern. Aber das GIZ, die Verbände und Behörden sind dran und tun ihr Bestes. Abgefahren, oder?
Dann der Wettkampf. Da gibt’s ne BATV-Folge (genauso wie vom Tag mit den Monster-Bass). Ich will da nicht vorgreifen. Nur so viel: Man konnte als Team 15 maßige Blackbass melden. Es waren 45 Teams am Start. Gefischt wurden 10 h. Achraf hat mit seinem Wacky-Wurm losgelegt wie die Feuerwehr. Morgens hat’s auch richtig gut gebissen. Ich kassierte da erstmal einen Haufen Fehlbisse auf die Tube am 3,5 Gramm-Jig (allein zwei im ersten Wurf). Mit der Umstellung auf Carolina bin ich dann auch ins Fangen eingestiegen. Als Wind kam, haben wir auf Lipless (Achraf) und Chatterbait (ich) umgestellt. Ging beides gut. Als der Wind dann wieder abflaute, habe ich wieder auf Carolina gewechselt und damit auch unseren größten Bass erwischt. Einen 40er.
Insgesamt haben 23 Teams eine „Full-Card“ geschafft, also 15 Keeper (Mindestmaß 30 cm) gefangen. So auch wir. Insofern kann man davon ausgehen, dass wir es unter die Top 20 geschafft haben.
Es wurde nur ein 50er Blackbass gefangen. Für 50er gab’s nochmal 100 Sonderpunkte oben drauf. Kein Wunder also, dass das Team gewonnen hat, das den Fuffi überlisten konnte.
Der Rest ist dann Zentimetersache. Kann man sich sicher bald anschauen. Ich werde das Ergebnis nicht aktiv nachliefern, weil ich ja auch noch ein bisschen Spannung für BATV aufrechterhalten will.
Ach ja: Salah hatte zwei schöne Bass von 44 und 48 cm. Pierre konnte morgens noch – aller Magenkrämpfe zum Trotz – vier Bass beisteuern. Für eine volle Karte hat’s ganz knapp nicht gereicht. Sie hatten zum Schluss 13 Fische auf dem Zettel.
Am Tag danach hat’s erstmal brutal geregnet, dann ging es aber doch noch zum Abangeln an den Wettkampfsee. Ich hatte meine Wathose noch nicht an, da hatte Achraf schon einen 52er Bass am Wacky-Wickel.
Wahnsinn. Den hätten wir mal am Vortag fangen sollen. Überhaupt wären wir mit dem Ergebnis aus den ca. zweieinhalb Stunden recht weit vorn gelandet. Ich hatte auch noch einen 40er auf gejiggten Chatterbait. Und viele Keeper. Aber so ist Wettkampfangeln nun mal: Man muss die Fische zur rechten Zeit erwischen. Nicht davor und auch nicht danach.
Es war eine wunderbare Erfahrung. Nicht nur anglerisch, sondern auch kulturell. Ich komme auf jeden Fall wieder. Der nächste Trip ist schon in Planung. Mann, bin ich angefixt von diesem Afrika-Bass. Schrecklich. Ist aber halt auch noch eine relativ frische Liebe, von der ich lange geträumt habe, bis ich sie an der Angel hatte…
Johannes
PS: Danke nochmal an die Habibis Salah und Achraf! War super mit euch! Merci beaucoup.