Finesse-Methoden Barschfishin‘ – American Style
Vor einiger Zeit habe ich für den RAUBFISCH einen Artikel über das Barschangeln mit amerikanischen Montagen geschrieben. Diesen habe ich noch einmal etwas überarbeitet und so könnt Ihr Euch im Folgenden mal reinziehen wie die Amis so zuwerke gehen. Natürlich kann man vieles übertragen.
So ist das Dropshot-Rig wirklich genial zum Vertikalangeln (z.B. am Eisloch oder an Spundwänden), mit den Floating-Rigs macht Ihr im Sommer die Rapfen schwach, das Carolina-Rig ist auf Zander eine Waffe, das Splitshot-Rig eine der einfachsten Twistermontagen, das Texas-Rig ist genial, um Barsche und Hechte aus Krautfeldern zu zuppeln etc.
Splitshot-Rig
Das Splitshot-Rig ist eine der einfachsten Montagen, die die Amerikaner anwenden, um die Barsche aus dem Unterholz zu zuppeln: an die Hauptschnur knüpft Ihr einen Haken. Etwa 5 bis 10 cm dahinter klemmt Ihr ein Bleischrot auf die Schnur. Wenn Ihr einen speziellen Z-Hook als Haken verwendet, könnt Ihr den Gummiwurm wie auf der Zeichnung auffädeln: zuerst den Kopf durchstechen, dann die Hakenspitze im Wurm versenken.
Die Vorzüge dieser Montage: dadurch, dass der Wurm nicht auf einem Twisterkopf sitzt, spielt er lebendiger und kann vom Barsch auch leichter eingesaugt werden.*Das macht gerade scheue Barsche weniger misstrauisch. Außerdem gibt es weniger Hänger – vor allem, wenn die Hakenspitze im Köder drin sitzt.
Die Montage ist also ideal, um Barsche aus dem Holz zu zocken. Aber auch an direkt im Kraut stehende Stachelritter kommt Ihr damit sehr gut ran. Und auch Würfe zwischen Schilfhalme sind mit einem geringen Hängerrisiko möglich. Natürlich könnt Ihr statt des Gummiwurms auch einen kleinen Köfi oder*- z.B. während der Raubfischschonzeit – einen Tauwurm bzw. ein Madenbündel anbieten.
Carolina-Rig
Das Carolina-Rig ist eine der Standard-Montagen, die wohl jeder Ami in seinem Repertoire hat – weil sie so gut fängt. Auf die Hauptschnur zieht Ihr ein Blei (am besten ein glockenförmiges, das unten flach ist. Dann kommt eine Stopperperle auf die Schnur. Um Schnurdrall zu vermeiden, schaltet Ihr zwischen Haken und Hauptschnur noch einen Wirbel. Dann kommt noch ein kurzes Stück Schnur zwischen Haken und Wirbel.
Die Beliebtheit der Montage liegt in ihrem Erfolg. Und der hat gleich mehrere Gründe. Zum einen geht ein Geräusch von dem beim Aufprall auf die Stopperperle knallenden Blei. Zum anderen kann der Fisch den in einer Pause am Boden liegenden Köder einfacher inhalieren als einen Twister am Bleikopf. Denn das Blei sitzt ja lose auf der Hauptschnur.
Das Carolina-Rig eignet sich zum Fang müder Barsche, die durch das Geräusch beim Aufschlag auf den Grund erst aufmerksam werden. Besonders fürs Zanderangeln sollte sich das gut machen, denn die Kammschupper reagieren ja gut auf Schallwellen.
Texas-Rig
Das Texas-Rig ist eine der populärsten Montagen der amerikanischen Bass-Pro’s. Es besteht aus den gleichen Komponenten wir das Carolina-Rig, nur der Wirbel, der das Blei vor dem Haken bremst, fehlt. Wie bei einem Twisterkopf sitzt das Blei also direkt vorm Köder. Der Knoten wird mittels einer Stopperperle vor dem am besten tropfenförmigen Laufblei geschützt.
Wichtig ist die richtige Anköderung. Denn der*Kern der Montage ist der im Wurm/Twister versenkte Haken. Dazu knüpft Ihr den Haken (am besten einen, dessen Öse an einem z-förmigen Schenkelende sitzt) an die Hauptschnur, auf die Ihr vorher Blei und Stopperperle gefädelt habt. Stecht jetzt den Haken in die Wurmspitze und führt ihn soweit durch, dass nur noch die Öse im Wurm/Twister sitzt. Dann dreht Ihr die Hakenspitze um 180 Grad und steckt die Spitze in den Köder. Damit der Haken nicht verrutscht, bedient man sich einer steifen Monofilen (ca. 45er). Dieses harte Schurstück nimmt man, nachdem man den Twister/Wurm angeködert hat, und sticht es so durch das Gummitierchen, dass es das Hakenöhr durchläuft. Jetzt schneidet man die überstehenden Schnurenden ab. Fertig. So hält der Wurm bombenfest.
Wenn man in extrem krautigen Zonen fischt, kann das sich frei auf der Schnur bewegende Blei stören. Mit der Spitze eines Zahnstochers kann man es ganz schnell fixieren. (Einfach ins Loch stecken und den Rest abbrechen.) Wenn’s dann wieder in etwas freies Gelände geht, entfernt man das Zahnstocherstückchen und gut.
Wie alle anderen Montagen, die ich Euch in der „amerikanischen Reihe“ vorstelle, besticht auch das Texas-Rig durch seine Fängigkeit. Dadurch, dass das Blei beim Aufschlag am Gewässergrund auf die Stopperperle prallt, erzeugt jeder Zupfer einen kleinen Knall. Und der macht sowohl Barsche als auch Zander neugierig. Außerdem fällte den Fischen auch das Inhalieren des Köders leichter, da das Blei ja auf der Schnur läuft. Dank des im Wurminneren versenkten Hakens, verfängt sich kein Kraut im Haken. Der Köder ist also immer fängig.
Besonders zum Angeln in leicht verkrauteten Gewässern, oder wenn im Sommer Pflanzenteile durchs Wasser treiben kommen die Vorteile dieser Montage zum Tragen. Die Amerikaner fischen das Texas-Rig gerne auch ganz langsam gezupft, wenn die Fische im Spätherbst und Winter etwas träger geworden sind.
Dropshot-Rig
Das Dropshot-Rig kommt aus Japan und wurde dort erst Mitte der 90er „erfunden“. Die Asiaten haben ihm einen Namen gegeben, der übersetzt „immer erfolgreich“ bedeutet. Es ist wohl das System, mit dem im Moment die meisten Preisfischen in Japan und den USA gewonnen werden. Teilweise hat das sicher auch damit zu tun, dass man dieses Rig noch nicht so lange kennt und deswegen viele Leute damit fischen.*Doch das kann nur die halbe Wahrheit sein. Denn wenn man den Begriff „Dropshot-Rig“ in eine Suchmaschine eingibt, wird man fast ausschließlich auf Seiten stoßen, deren Verfasser die Montage in höchsten Tönen loben. Kommentare wie „I believe it’s the most deadly method today“ fehlen in keiner Beschreibung. Das Dropshot-Rig besteht – grob gesagt – aus einem Haken und einem Endblei (in Amerika gibt es dazu spezielle Bleie,*die eine spitz zulaufende*Öse aufweisen, in die man die Schnur ohne Knoten enklemmt – siehe Zeichnung). Am Haken sitzt ein Gummiwurm, der nicht aufgezogen, sondern einmal aufgespießt wird.
Elementar ist die richtige Montage des Hakens. Er sitzt direkt an der Hauptschnur und steht im rechten Winkel von Ihr ab. Das erreicht man mittels eines Palomarknotens. Nur wenn der Wurm im 90-Grad-Winkel an der Schnur flattert, entwickelt das System seine Fängigkeit. Je nachdem wie hoch die Barsche über dem Grund stehen, sitzt das Blei dann 10 bis*200 cm unterhalb des Hakens und bildet das Ende der Montage.
Das Dropshot-Rig wird vornehmlich vertikal, also unter der Rutenspitze gefischt und eignet sich deshalb besonders gut zum Befischen tieferer Gewässerzonen, z.B. in Rinnen bzw. am Fuße von Barschbergen oder steil abfallender Kanten. Das Erfolgsgeheimnis liegen in der Schnurkontrolle und der Präsentation verborgen. An leicht gespannter Leine (das Blei liegt am Boden) wird der Köder immer wieder leicht geschüttelt, so dass er verführerisch im Wasser flattert. Die Bisse kommen dann ziemlich hart.
Besonders gut eignet sich das Rig, um Barsche aus Unterwasserhindernissen rauszuzuppeln. Wenn man ans Ende ein einfaches Bleischrot klemmt, kann man sogar in versunkenen Baumkronen fischen. Und da stehen unsere großen Freunde ja ganz besonders gern. Wenn man mal einen Hänger hat, ist das gar nicht weiter tragisch. Man verliert of nur das Schrot und ist sofort wieder angelbereit. Wenn Ihr von einer solchen Stelle in Eurem Hausgewässer wisst, es Euch aber bislang zu riskant war, dort zu fischen, habt Ihr mit dem Dropshot-Rig genau die richtige Montage für die Holzbarsche parat.
Hier noch der Palomarknoten:
Wichtig: Knüpft den Knoten so, dass der Haken wie auf dem ersten Bild nach oben steht. Sonst entfaltet das ganze seine Wirkung nicht. Damit der Haken dann auch wirklich im rechten Winkel zur Schnur absteht, zieht man das untere Ende der Schnur nochmal durch das Hakenöhr. Das hört sich jetzt komplizierter an als es ist.
Zwei Wacky-Rigs
Vom Wacky-Rig gibt es zwei Varianten, von denen ich Euch hier erst mal eine vorstellen möchte. Alles, was Ihr dazu braucht, ist ein Gummiwurm, der schwer genug sein muss, um ihn ein paar Meter rauszuschlenzen, und einen Haken. Dieser wird direkt an die Hauptschnur gebunden. Der Haken wird entweder einfach durch die Mitte gestochen (wenn man im hindernisfreien Wasser angelt) oder wie auf der Zeichnung eingeführt, so dass nur die Hakenspitze rausschaut.
Gerade im Frühjahr, wenn die ersten Sonnenstrahlen den Flachwasserbereich in Ufernähe „aufheizen“, zieht es viele Fische ins Flache. Die Barsche bilden da keine Ausnahme. Doch laufen die Kollegen oft noch nicht auf Hochtouren und deshalb sind Montagen angesagt, die die Barsche reizen auch wenn sie nicht so schnell geführt werden.
Das Rig wirft man aus und lässt es auf den Grund sinken. Dann zupft man es sachte an und lässt es wieder hinabtaumeln. Dadurch, dass es unbeschwert ist dauert das eine Weile. Also ist hier viel Geduld angesagt. Auch zum Vertikalangeln unter dem Boot oder an Stegen eignet sich das Wacky-Rig ganz hervorragend. Wichtig ist, dass der Gummiwurm von sich aus sinkt. Dazu müsst Ihr ein gesalzenes Modell erstehen.
Da man bei der ersten Variante des Wacky Rig mit einem unbeschwerten Gummiwurm fischt, muss dieser sinken (das wird durch eine hohen Salzanteil erreicht). Die zweite Variante wird mit einer Beschwerung gefischt, folglich ist es besser, wenn der Gummiwurm auftreibt, also maximal einen sehr geringen Salzanteil aufweist. Anstatt eines Twisterkopfes, der die Montage „versteift“ wird eine Art Bleinagel in den Kopfteil des Wacky Rigs gesteckt. So kann die Montage sehr natürlich spielen und die Barsche stärker reizen. Der Haken sitzt nicht ganz in der Mitte des Wurmes, sondern wird etwas seitlich davon in Richtung des Kopfes mit dem Bleistiftchen angebracht (alternativ tut’s auch ein herkömmlicher dünner Nagel oder eine schmale* Schraube). Wie bei der ersten Variante wird der Haken entweder einfach durch den Wurm gestochen (wenn man im hindernisfreien Wasser angelt) oder wie auf der Zeichnung eingeführt, so dass nur die Hakenspitze rausschaut. Die Montage kommt dann direkt an die Hauptschnur.
Dieses Rig fischt man im Flachwasser, heißt im Bereich von 20 cm bis 2 m. Somit eignet es sich sehr gut, um die Barsche im Frühsommer zu ärgern, wenn sie in den bereits erwärmten Flachwasserzonen auf Beutezug gehen.
Man wirft die Montage so weit es geht aus und lässt sie dann zum Boden trudeln, um sie dort erst einmal eine Minute liegen zu lassen. Dann nimmt man Spannung auf und hebt das Rig mit einem sachten Zug kurz an. Dabei wird die Rolle nicht eingesetzt. Das Geheimnis ist es nämlich, den Köder wieder zurück in die alte Position taumeln zu lassen, so dass er für den Barsch eine leichte Beute darstellt. Diesen Prozess wiederholt man mehrere Male. Wenn es sich beim Anheben des Köders anfühlt, als würde ein Blatt darauf liegen, hat ein Stachelritter zugeschlagen. Höchste Zeit für den Anhieb. Wenn man den Köder mit einem Aroma besprüht oder gleich einen geflavourten Wurm verwendet, behalten die Barsche die vermeintliche Beute länger im Maul, was die Wahrscheinlichkeit natürlich erhöht, den Fisch sicher zu haken.
Zwei Floating-Rigs*
Wenn man den Suchbegriff Floating-Rig in die Suchmaschine google eingibt, bekommt man hauptsächlich Ergebnisse geliefert, die das Fischen mit auftreibenden Gummis zum Thema haben. Die Autoren empfehlen, den Wurm auf den Haken zu ziehen, ein 30 cm langes Vorfach zu wählen, dieses an einen Wirbel zu knüpfen und den wiederum an die Hauptschnur. Damit das Rig schwimmt, muss der Haken dünndrahtig und leicht ausfallen.*
Dieses Rig fischt man in flachem und klarem Wasser, denn die Fische müssen den Köder sehen (er knallt ja beispielsweise nicht auf den Boden und produziert so Schallwellen). Das Floating-Rig verwenden die Kollegen da drüben hauptsächlich für Barsche, die sich in der Nähe von überhängenden Büschen oder ins Wasser gefallenen Bäumen aufhalten.
Eine andere Variante wird mit einem Schwimmkopf gefischt (Abb.). Vorteil: Wenn man das Ködergewicht auf den Schwimmkopf abstimmt, braucht man nicht unbedingt einen auftreibenden Gummiwurm.
Diese Montage dürfte sich sehr gut dazu eignen, Seerosenfelder und die angesprochenen Flachwasserbereiche nach Fischen abzusuchen. Auch für Rapfen muss das ein gutes System sein, wenn man sie an der Oberfläche rauben sieht. Ich werde das auf jeden Fall noch austesten. Wer den ersten Fisch drauf gefangen hat, hat gewonnen!
Slider-Rig
Und zumm Schluss*möchte ich hier noch mal ein Rig*zum Besten geben, das*es ermöglicht, Gummiwürmer perfekt im Mittelwasser anzubieten: das Slider-Rig.
„To slide“ heißt im Englischen so viel wie „rutschen“ oder besser „schlittern“. Und auch das Slider-Rig trägt seinen Namen deshalb, weil es so fidel durchs Wasser schlittert. Das liegt an dem speziellen Jig-Kopf, mit dem man es fischt: er ist extrem flach und erlaubt durch die flache Auflagefläche, die die Unterseite des Kopfes bildet, eine Köderführung durchs Freiwasser – ohne dass man wie ein Irrer Gas geben muss, damit der Köder nicht absinkt.
*
Wie immer montieren die Amerikaner das System so, dass der haken im Wurm verborgen bleibt. Das hat u.a. den Vorteil, dass weniger Kraut am Haken hängen bleibt. Und so kann man mit diesem Rig schon fast in Seerosenfelder, auf jeden Fall aber ans Schilf bzw. in lockere Schilfhalmansammlungen hinein werfen und die Jungs aus dem Dickicht herauszuppeln. Aber auch für’s Flachwasser eignet sich diese Montage ganz hervorragend. Und auch wer zwischen Baumstümpfen und im Holz angelt, wird die Vorteile dieser Montage schätzen lernen.
Köderführung: Der Köder wird ausgeworfen und eingeholt wie ein Spinner. Gelegentlich kann man das Köpfchen absacken lassen, um dann wieder Gas zu geben. Die Spinnstopps und Beschleuniger imitieren perfekt ein angeschlagenes Fischchen. Die Köderpräsentation ist extrem natürlich. Im Gegensatz zu einem Gummifisch am Bleikopf, der ständig nach unten flieht, schwimmt ein Gummi am Slider-Kopf ganz normal durchs Wasser.