Barsch Barsch-Twitchen mit der Baitcaster
Beitrag enthält WerbungDie einen tun es seit Jahren. Die anderen wagen sich nicht so richtig ran. Da es sich bei Fraktion No. 2 um den größeren Teil der Spinnanglerschaft handelt und Fraktion No. 1 nicht nur mehr Spaß aus einem Wobbeltag zieht, sondern auch schlagkräftige Argumente dafür hat, die schlanken Wobbler lieber mit der Baitcaster zu fischen als mit der Stationärrolle, möchte ich das Thema noch ein bisschen auseinander nehmen und in die Details gehen. Themen sind vor allem die Ruten/Rollen-Konfiguration, die Schnurwahl, Einsteiger-Twitchbaits, hechtsicher Vorfächer, die Bremseinstellung und die Wurftechnik.
Bevor wir ans Eingemachte gehen, gilt es noch die Frage zu beantworten, warum ausgerechnet die Twitchbaitangelei den Einstieg ins Baitcasten eben könnte:
- Die hochwertigen Modelle aus der schlanken Wobbler-Gilde sind mit Weitwurfsystemen ausgestattet. Im Inneren sorgen sich im Wurf verlagernde und einen in Wurfrichtung ausrichtende Kugeln für eine gerade Flugbahn. Dennoch ist beim Werfen mit der Stationärrolle viel Schnur in der Luft. Bei Gegenwind oder seitlichen Winden geraten auch Highend-Minnows aus der Bahn und schlagen sich in die Schnur. Das Resultat: Ein Leerwurf. Im schlimmsten Fall hat man den vorsichtigen Räuber mit dieser Aktion vergrämt. Manchmal hat man eben nur einen Wurf. Bei der Baitcaster wird die Schnur linear von der Rolle gezogen. Will heißen, dass nur so viel Schnur im Spiel ist, wie der nach vorne fliegende Köder abzieht. Wenn man das Werfen beherrscht, kommt es fast nie mehr zu in die Schnur gedrehten Wobbler-Drillingen.
- Während man beim Jiggen noch darüber streiten kann, ob die oben auf der Rute angebrachte Rolle förderlich für die Köderführung ist, unterstützt der Schwerpunkt der Baitcaster ein softes Schlagen in die Schnur perfekt.
- Der dritte Baitcaster-Vorteil ist die Wurfpräzision. Vor allem die Wurflänge kann auf den Zentimeter genau getimt werden, da man ja nur den Daumen auf die Schnur pressen muss, um den Köder abzusetzen.
Ruten/Rollen-Konfiguration: Schraubt man jetzt eine 1000er, 2000er oder 4000er an die Spinnrute? Wurfperformancetechnisch ist das weitgehend irrelevant. Steif oder semiparabolisch? Auch Wurscht. Bei der Zusammenstellung einer Baitcaster-Kombo muss man sorgfältiger vorgehen. Wurfgewicht und Rutenaktion müssen ziemlich genau auf die abzuschießenden Köder ausgerichtet sein. Schließlich muss sich die Rute mit dem Ködergewicht so aufladen, dass sie ihn herauskatapultiert. Man wirft hier weniger über den Hebel als über die Ladung der Rute. Wenn wir also Twitchbaits im Gewichtsbereich von 5 bis 8 Gramm schmeißen wollen, brauchen wir eine Rute mit entsprechendem Wurfgewicht. Oft sind diese Baitcaster mit dem Kürzel „BFS“ versehen. „BFS“ steht für Bait Finesse System und bedeutet nichts anderes, dass die so gekennzeichneten Ruten (und Rollen) für die feine Angelei konzipiert wurden. Zum Thema Rutenaktion: Zum Twitchen bevorzugen die meisten Menschen schnelle Ruten (Aktionstyp „Fast“). Erst wenn man die richtige Rute gewählt hat, kann eine hochwertige BFS-Baitcaster ihre Stärken ausspielen, heißt niedrige Gewichte stressfrei auf die Reise schicken.
Wer im niedrigen Wurfgewichtsbereich unterwegs sein will, braucht eine Rolle, die sofort anspringt und dann möglichst nicht überdreht. Die gute Nachricht: Hier gibt’s nur wenige Rollen auf dem Markt, die das mitmachen, so dass man sich nicht zwischen 3547 Modellen entscheiden muss. Die schlechte: Kaum eine davon ist richtig preiswert. Kann man bei den Ruten noch mit 150 Euro was erreichen, muss man für eine BFS-Rolle meistens über 300 Euro auf den Angelladentisch blättern. Das aktuelle Shimano-Flaggschiff heißt Aldebaran BFS XG und steht mit einem UVP von 429,95 im Katalog. Ein satter Kurs, für den man aber auch maximalen Wurfspaß einkauft. In dem nur 130 Gramm schweren Rollenkörper ist alles eingefasst, was den Wurfablauf mit leichten und in diesem Falle auch ultraleichten Ködern fördert: eine gelochte Alu-Spule mit geringer Schnurfassung, ein hocheffektives Fliehkraftbremssystem und Premium-Kugellager. Mit entsprechenden Ruten kann man damit auch 2 Gramm schwere Köder locker und relativ weit werfen.
Ich fische den Vorgänger Aldebaran BFS Limited und werfe im Zusammenspiel mit meiner Poison Adrena 166 L BFS (Wurfgewicht 4 bis 12 Gramm, Aktion „F“) Twitchbaits ab 5 Gramm ganz locker und mit durchschnittlichen Wurfskills genauso weit wie mit der Stationärrolle. Nur ein bisschen präziser.
Schnurwahl: Mono? Geflecht? Oder doch Fluorocarbon? Geflecht scheidet für mich beim Twitchen aus. Auf Dauer holt man sich damit einen mit dem Tennisarm verwandten Twitcharm. Zu groß ist die Belastung, wenn man ohne Dehnung immer wieder gegen den Widerstand der Wobblerschaufel drischt. Außerdem laufen Wobbler an einer sich dehnenden Schnur natürlicher. Vor allem die japanischen Hersteller haben das Laufverhalten ihrer Köder an „Dehnschnur“ angepasst. Mono oder Fluorocarbon? Mono hat eine höhere Tragkraft und ist geschmeidiger. Fluorocarbon dehnt sich dafür etwas weniger, hat eine höhere Abriebfestigkeit und lässt den Köder ein bisschen tiefer laufen. Ein bisschen ist das auch Geschmacksache. Für den Einsteiger ist eine 20er oder 24er Mono sicher die beste Wahl, da sie den Wurfprozess ideal unterstützt.
Rolleneinstellung: Die Einstellung der Baitcaster-Rolle korreliert mit vielen Dingen. Die wesentlichen sind das Ködergewicht, der Ködertyp (Stichwort „Luftwiderstand“), der Schnurtyp und natürlich spielen da auch die Wurftechniken rein bzw. der Wurfablauf. Bei den meisten Rollen hat man eine Fliehkraft- oder Magnet-Bremse und eine Spulenbremse zur Verfügung, um den Schnurabzug beim Wurf zu regulieren. Beide Einstellungen müssen irgendwie zusammenpassen. „Irgendwie“ deshalb, weil jeder Angler einen anderen Wurfablauf hat und deshalb ein bisschen andere Bremseinstellungen benötigt.
Ein paar Faustregeln, die mir persönlich weiter geholfen haben:
- Je kompakter der Köder, desto weiter darf ich die Fliehkraftbremse öffnen.
- Mit geflochtener Schnur kann ich die Fliehkraftbremse bei gleich geringem Tüddel-Risiko weiter öffnen als mit Mono. FC ist am empfindlichsten und bedarf einer größeren Kontrolle.
- Erst eine gute Fliehkraftbremseinstellung finden und dann mit der Spulenbremse experimentieren.
- Die Spulenbremse zuerst so einstellen, dass der Köder langsam die Schnur abzieht, wenn man den Freilauf-Butten gedrückt hat.
- Die Fliehkraftbremse Schritt für Schritt weiter öffnen (Pin für Pin), bis man den Köder locker aus der Hüfte schießen kann.
Für die mit 20er Mono geladene Aldebaran BFS Limited kann ich eine ganz konkrete Bremseinstellung zum Besten geben: 4 von 8 Pins der Fliehkraftbremse aktivieren. (Die gelockerten Plastik-Stäbchen schaben während der durch den Wurf angestarteten Rotation der Spule gegen die Abdeckung und bremsen so die Spulenrotation ein.) Die Spulenbremse locker einstellen, so dass der Köder gerade noch linear fällt.
Weitflug-Twitchbaits: Als Rapala-Experte kann ich den X-Rap und den Max-Rap empfehlen. Beide Wobbler sind mit Weitwurfsystemen ausgestattet und fangen sehr zuverlässig ihre Fische. Selbiges gilt für Wobbler wie den Trick Shad, den Double Clutch oder den Squirrel, um nur ein paar Modelle zu nennen. Wichtig beim Einkauf: Unbedingt auf das Verhältnis von Länge zu Gewicht achten. Am Anfang tut man sich einfacher, wenn ein Wobbler möglichst viel Gewicht pro Zentimeter mitbringt.
Hechtversicherung: In unseren Breitengraden kann man sich eigentlich fast nirgends sicher sein, dass nicht auch mal ein Hecht auf einen kleinen Wobbler losgeht. Deshalb fische ich in meinen Barschseen immer mit einer dünnen Stahlspitze. Genauer gesagt ist das Vorfach aus 1x7er Titan. Dieses Material ist flexibel, schlägt sich aber nicht so oft in die Drillinge wie 7x7er Stahl und knickt nicht. Man kann es also ewig fischen. Im Zusammenhang mit Suspendern muss man dünne Stärken fischen und feine Karabiner, damit das Vorfach keinen zu großen Einfluss auf das schwebeverhalten des Wobblers hat.
Ich wünsche ich allen, die sich durch diesen Artikel animiert sehen, das Ding mit der Baitcaster endlich mal anzugehen, erst einmal viel Spaß beim Einstieg in diese wunderbare Angelei!
Es gibt hier schon ein paar mehr Artikel zum Baitcasten:
Baitcaster: Braucht man als Barschangler eine Baitcasting-Kombo