Barsch XL-Barsch-Rubbern im Krebsland
Beitrag enthält WerbungWie jedes Jahr im Frühjahr verziehe ich mich auch 2016 nach Spanien. Viel filmen. Ein bisschen guiden. Ein kleines Finesse-Seminar hier und ein bisschen internationale Angelkollaboration dort. Vor allem aber: Sonne tanken. Natur aufsaugen. Fische fangen. Sprich: Den Akku laden, den mir der Winter jedes Jahr lehrsaugt. Wenn ich ehrlich bin, bremst die Aussicht auf eine ordentliche Dosis Angelspaß an einem meiner absoluten Lieblingsgewässer die Euphorie für Ausflüge ins Brandenburger Umland. Anstatt mich hier bei meist fiesem Wetter durchzukämpfen, erledige ich gerade viel Bürokram, schaffe mir ein Polster und lerne sogar ein bisschen Spanisch.
Und dann wird auch viel gepackt und gebastelt. Gestern Abend habe ich mir während der Tatort auf dem Glotzophon flimmerte zum Beispiel einen Haufen Spin-Jigs zusammengefummelt, die ich mir beim Tackle-Dealer bestellt habe. Und während die Kommissare herausfinden müssen, wer jetzt den ersten Vergewaltiger mit 60 km/h überfahren und dann angezündet und den zweiten mit heimtückisch in die Trinkwasserflasche injiziertem Insulin vergiftet hat, bin ich in Gedanken beim Ruten-und-Rollen-Sortiment und überlege, welche Schnur auf welche Rolle muss. Und dann marschiere ich ins Arbeitszimmer, hole meine Rubber-Rute raus und nehme sie mit zu mir auf die Couch. Oh jaaaaa. Ganz langsam wird er gezupft. Mit einem 4- bis 5-Inch-Wurm oder einem ordentlichen Krebs wird er ausgestattet. Und dann fische ich gaaaaaaaaaaaaaaaaanz langsam. Und dann hauts hoffentlich gaaaaaaaaaaaaaaaaaz doll rein in die Rute.
Das Rubberjiggen ist für mich eine der schönsten Angelarten. Nicht nur in Spanien. Auch hierzulande. Die Teile funzen in der Spree, in der Havel und im Waldsee. Überall. Besonders gut aber natürlich im Krebsland. Und als solche kann man das Embalse de Mequinenza auf jeden Fall bezeichnen. Krebse gehören hier zur Hauptmahlzeit von Barschen, Zander, Karpfen und Welsen. Einfach weil sie massenhaft vorkommen, recht einfach „zu fangen“ sind und eine hohe Proteinladung versprechen.
Letztes Mal lief es so gut, dass ich mir erstmal für 300 Euro Rubber-Jigs von Camo-Tackle nach Spanien schicken ließ. Das war gut so. Weil ich jetzt einen ordentlichen Vorrat habe, den ich natürlich einfliegen werde.
Das faszinierende an dieser Angelei sind die brutalen Bisse bei einer extrem entschleunigten Köderführung. Egal ob Barsch oder Zander – wenn man sich fischseitig entschlossen hat, einen Krebs anzugreifen, gilt die Maxime „Alles oder Nichts!“. Schließlich will man ja nicht das Gesicht zerkratzt bekommen von den fiesen Zwickern.
Und so werfe ich Uferlinien ab, bearbeite Kanten und Abbrüche an den Felsen, die Ecken an den Buchten, Landzungen, Steinschüttungen und Baumfelder. Letzteres kann teuer werden. Das Finesse-Rubbern an leichtem Gerät (also 12 Gramm-Rute, 8er Hauptschnur und 25er Vorfach) macht zwar mit am meisten Spaß, geht aber doch ins Geld.
Mit Krautschutz bekommt man so einen reins Platon leider nur bei jedem zweiten Biss versenkt. Weiche Weedguards wie bei den Keitech-Jigs behindern das Eindringen des haken überhaupt nicht, bringen aber auch so gut wie gar nix im Holz.
Deshalb muss eine grobe Kombo ran. Sprich eine Rute mit 20 bis 30 Gramm Wurfgewicht, auf die eine Rolle mit einigermaßen dicker Geflochtener (12er, eher 15er oder 17er) sitzt.
Und an die Geflochtene wird ein Vorfach geknotet, dass ordentlich was abkann, aber möglichst vorne reißt (die Hauptschnur muss also mehr tragen als das FC und der Verbindungsknoten muss minimal mehr halten als der Knoten an der Köderöse, damit im Fall der Fälle nicht komplett montiert werden muss). Mit dem starkem Gerät kann man viel Hänger lösen. Wenn man drüber fährt, bekommt man fast jeden Jig wieder aus dem Holz. Aus den Steinen sowieso. Vor allem aber lassen sich – einen satten Anhieb vorausgesetzt – auch mit fetten Weedguards bewehrte Rubber-Jigs im Barschmaul versenken.
Und so sitze ich hier. Visualisiere die Angelsituationen. Antizipiere vermeintliche Standplätze. Und immer mal geht ein Ruck durch die Rute, bei dem ich aufpassen muss, dass ich die zum Glück recht hohe Decke in meiner Altbauwohnung nicht touchiere.
Vorfreude ist eine der schönsten Freuden im Leben. Und Rubber-Jiggen eine der schönsten Methoden für große Barsche im Krebsland.