Barsch Barsch-Angeln: Strategie für Fresspausen
Willkommen im Winter! Nachdem Euch der Herbst mit zornigen Räubern verwöhnt hat, zeigen sich die Fische nun langsam deutlich zurückhaltender. Nicht mehr jeder Köder wird gierig inhaliert. Nicht jede Farbe bringt den Erfolg. Nicht jede Bewegung führt zum Biss. Das ist natürlich auch im Herbst so. Aber im Winter kommt es viel mehr auf das Zusammenspiel von Köder, Präsentation und Laune des Zielfisches an. Ganz besonders auch beim Barschangeln. Manchmal, so scheint es, will einfach gar nichts gehen.
Am 31.12.04 war so ein Tag. Da waren die Barsche kritisch ohne Ende. Im klaren Wasser konnte man sie dem Köder nachpaddeln sehen. Gebissen aber hat nur ein ganz kleiner Prozentsatz dieser Inspekteure. Waren denen meine 5 bis 7 cm langen Köder echt zu groß? War’s die falsche Farbe? Fressen die überhaupt? Also ab zur Obduktion mit den Pfannenbarschen. Und nachdem ich einige Fische seziert hatte, war klar: die Jungs sind nicht in Fresslaune (sprichwörtlich übrigens – auf 15 Rogner kommt bei mir diese Saison ein Milchner). Im Magen befand sich mal rein gar nichts. Bei keinem von 6 Fischen.
Kleine Köder – viele Farben
Grund genug, die Sommerköderboxen hervor zu kramen. Die mit den Mini-Gummis. Vielleicht sind die Herrschaften ja damit wach zu kitzeln. Vielleicht nehmen sie ja Mini-Kopytos und Turbotails in gedeckten Farben? Lila, Grünschwarz, Braun. Aber natürlich müssen auch Schocker mit. Man weiß ja nie. Schließlich hat man es hier zu knapp 95 Prozent mit Ladies zu tun… Außerdem habe ich die Erfahrung gemacht, dass die Barsche immer mal eine Abwechslung brauchen. Wer denselben Schwarm immer mit dem gleichen Köder beackert, fängt manchmal deutlich weniger als jemand, der immer mal wieder in Nuancen wechselt. Manchmal aber halt auch nicht. Doch sollte man aufs Schlimmste vorbereitet sein.
Bei meinem Havelbesuch am 1.1. – Strategien wollen ja gleich in die Tat umgesetzt werden – hatte ich jedenfalls fast nur Miniköder dabei (in Brandenburg ist das Kunstöderangeln auf Barsch ja ganzjährig erlaubt). Dafür eine Menge Farben und Formen.
Lila und Grünschwarz sollten es dann schließlich sein. Um die 50 Barsche gingen auf das Konto dieser Farben. Während Schocker kaum Bisse provozierten. Und während Lila eher kleine Fische fing,…
brachte Grünschwarz die besseren Exemplare.
Hätte ich ausschließlich grelle Köder gefischt, wäre ich sicher nie auf diese Stückzahl gekommen. Denn extreme Farbenwechsel habe ich ziemlich schnell bereut und korrigiert.
Gleichmäßige Führung
Neben Ködergröße und Farbe spielt jetzt auch die Art der Präsentation eine große Rolle. Hektische Bewegungen bringen jetzt viel weniger Bisse als eine ruhige Hand. Zwei Varianten haben sich besonders bewährt:
1. Zeitlupenschleifen auf dem Grund. Hier wird der Köder einfach gaaaanz langsam über den Boden gezogen. Ab und zu die Fahrt unterbrechen und nach der kurzen Pause wieder weiterschleppen. Die Bisse kommen oft sehr hart, was dieser Variante eine spezielle Note verleiht. Jedenfalls sind Attacken deutlich von Hängerchen beim Schleifen zu unterscheiden.
2. Langsames Einleiern direkt überm Grund und manchmal auch im Mittelwasser. Der Köder wird dabei gerade so schnell eingeholt, dass er nicht auf den Boden fällt. Gelegentliches Absetzen kann erstens Bisse bringen, zweitens hat man so die Gewissheit, dass man in Grundnähe operiert.
Oft nuggeln die Barsche jetzt aber erst mal am Köder rum, bevor sie ihn final nehmen. Also nicht zu schnell anhauen. Damit der Köder nicht davon saust, wenn ihn ein Angreifer nicht fasst, schlage ich nur ganz soft an. Wenn sich niemand wehrt, lasse ich den Köder wieder abtaumeln und dann geht’s wie gehabt weiter. Denn die Barsche bleiben dran. Schließlich jagen sie in Rudeln und gönnen ihren Brüdern und Schwestern auch im Winter nichts, was sie selber fressen wollen könnten.
Wer mit offenen Augen angelt, fängt meistens mehr. Jetzt im klaren Winterwasser sieht man die Barsche den Köder bis vor die eigenen Füße verfolgen. Und von denen kann man sich dann noch den einen oder anderen herausmogeln. Vor dem Herausholen hebe ich dazu den Köder vom Boden ab und führe ihn ganz langsam nach oben. Oft sieht man jetzt ein paar Barsche senkrecht nach oben nachschwimmen. Wenn man den Köder stoppt, plumpst er fast in ein Barschmaul herein. Ansonst bringt ganz langsames Heben und Senken Bisse. Ab und zu attackieren die Barsche auch gern einen ganz ruhig im Wasser stehenden Köder. Nur Mut. Erlaubt ist, was imitiert. Und im Moment stehen die Beutefische eben eher regungslos im Wasser als dass sie wild umher fuhrwerken.
Drei Tipps noch
1. Um in der Endphase des Köderlaufs alles mitzubekommen, ist eine Polbrille fast schon Pflicht. Mit der kann man nämlich nicht nur die Schnur schön sehen, sondern auch die Nahdistanz-Barsche…
2. Ich fische weiterhin am liebsten mit einer 10er Fireline, weil ich die Bisse so einfach besser mitbekomme. Deshalb ist geflochtene Schnur – zumindest für mich – solange Programm, bis der Frost das Angeln mit Geflecht verhindert. Mit einer beschichteten Geflochtenen wie der Fireline könnte man zwar zunächst auch ohne Probleme fischen, weil die Beschichtung die Sehne davor bewahrt, sich voll zu saugen und dann selbst einzufrieren. Nach ein paar Angeltagen aber, an denen man die Fireline durch die gefrorenen Ringe gezogen hat, nutzt sich die Beschichtung ab und die Schnur friert ein wie jede normale Geflochtene auch. Volle Sensitivität ist also eine Kostenfrage. Solange es mit Geflochtener geht, knüpfe ich ein 1,5 m langes Fluocarbon-Vorfach zwischen Köder und Hauptschnur (18er Vanish von Berkley – Tragkraftangabe: 3,1 kg). Fluocarbon ist unter Wasser nicht sichtbar. Ein Monovorfach aber muss sein. Zumindest wenn die Damen ihre (kritischen) Tage haben. Das kann absolut fangentscheidend sein und den Unterschied zwischen Nullnummer und Abräumertag ausmachen.
3. Weil das Knoten bei der Kälte ja immer ein wenig nervig ist, klinke ich die Köder in einen kleinen Crosslock-Snap ein.
Und jetzt nichts wie raus ans Wasser. Nicht dass wir ne Fresspause verpassen