Fangberichte Bafos im Mai
7 Uhr an einem Sonntagmorgen Ende Mai. Ich liege friedlich in meinem Bett, träume von Zanderdrills und Hechtattacken auf Sicht, da klingelt plötzlich mein Wecker. Noch schlaftrunken schalte ich den Wecker aus, will mich gerade wieder meinen Raubfisch-Träumen widmen, da fällt mir ein. Da war doch was? Ach ja! Bachforellenangeln. Also in Rekordzeit aus dem Bett, in die Klamotten und meinen Vater geweckt. Einer muss ja Taxi spielen. Tackle und Watstiefel ins Auto und los geht’s – an einen kleinen Bach im schönen Moseltal.
Der Bach gehört einem guten Freund von uns, und daher kann ich einmal im Monat das Privileg genießen an diesem kleinen Bach die Natur zu genießen und ein wenig zu angeln. Der Bach beherbergt ausschließlich Bachforellen, zwar keine Riesen, aber Fänge von 15 Fischen jeweils um die 25cm pro Tag sind immer drin. Und an leichtem Spinngerät sind Bachforellen in der teils starken Strömung gute Kämpfer. Nach 30 Minuten Fahrt sind wir am Ziel. Schnell raus aus dem Auto, rein in die Watstiefel und ab in den Bach. An dieser Stelle einen herzlichen dank an meinen Taxi Papa, der mich zum Angeln (fast) immer hin- und her fährt. Und das bei den Spritpreisen!
Zurück zum Angeln. Ich steh endlich im Bach. Es ist ziemlich warm. Wenigstens meine Beine sind bis zu den Oberschenkeln im kühlen Nass. Schnell habe ich Fluocarbon an die 0.09er geflochtene Hauptschnur und einen kleinen Spinner ans Ende geknüpft. Schon am ersten Gumpen geht’s gut los. 2 wunderschön gefärbte BaFos um die 20cm kann ich überlisten. Was für ein Start!
Motiviert geht’s auf zum nächsten Gumpen. Ich habe 2 Fehlbisse und eine kleine Forelle haut sich den Spinner dermaßen zwischen die Kiemen das ich sie leider entnehmen muss. Schnell einen größeren Spinner montiert, damit nicht noch eine Kleine den Haken zum Opfer fällt. Am nächsten Gumpen das gleiche Spiel, 2 Fehlbisse von übermütigen Kleinstforellen. Dann – Wurf vor ein unterspültes Ufer. Biss, die ersehnte starke Gegenwehr. Der Fisch strebt zum Grund, flüchtet 2mal stromaufwärts. Dann gibt mein Gegenüber klein bei und lässt sich führen. Eine gut genährte 35er BaFo taucht vor mir im Gumpen auf. Ich führe den Fisch ins seichte Wasser, schnell ein Foto, leider keinen Fotoassi dabei, also nur Fisch, kein Peter auf dem Bild.
Trotzdem freue ich mich total über den gelungenen Start und den spritzigen Drill. Ich befreie die Forelle im Wasser von dem Haken und schaue ihr noch hinterher bis sie unter einem Stein verschwindet. Ein wirklich wunderschöner Anblick. Weiter geht’s.
Am nächsten Gumpen geht’s richtig rund. Schon von weitem sehe ich die Forellen an der Oberfläche, wie sie Mücken nachstellen. Also schnell den kleinsten Spinner aus der Box gekramt, Spot überworfen und zack! Beim ersten Wurf direkt Kontakt. Eine schöne knapp 30er springt 2mal aus dem Wasser bevor ich sie schonend, im Wasser lösen kann. Noch 3 weitere kleinere Forellen kann ich an dem Gumpen überlisten. Dann gönne ich mir eine kleine Pause, ziehe eine positive Zwischenbilanz und binde einen bronzenen Mepps Gr. 2 ans Fluocarbon. Es kann weitergehen.
Ich wate geduckt durch den Bach, werfe den einen- oder anderen Spot an, fange ein paar kleine Forellen, die zum Glück alle so knapp hängen, dass ich sie problemlos releasen kann. Geduckt hinter einem Busch kann ich noch beobachten, wie ein Eisvogel sich seinen Anteil an den kleinen Besatzforellen sichert. Ich verharre regungslos um ihn nicht zu verscheuchen, traue mich nicht die Digicam herauszuholen. Ich glaube jeder kann sich vorstellen was für ein Anblick das ist.
Die Hälfte meiner Angelzeit ist vorbei. Ich mache mich auf zum nächsten Spot, den ich von früheren Touren an dem Bach kenne. An dieser Stelle liegt ein großer Baum quer im Bach und bildet eine Rausche, hinter der ein Strudel entsteht. Ich montiere einen kleinen Kopyto, denn hier ist es fast 1,60 m tief, ein Spinner würde nicht tief genug sinken, um bis zu den Forellen, die ich dicht über Grund vermute, vorzudringen. Meine Überlegung bewahrheitet sich. Beim ersten Wurf, Attacke – der Anhieb geht ins Lehre – ich lasse den GuFi zurück zum Grund taumeln – Attacke – diesmal hängt der Fisch. Kurzer, heftiger Drill – der Fisch darf nicht unter den Baum flüchten – dann kann ich die nächste Ü30cm Forelle landen. Keine Zeit für ein Foto, denn hier geht noch mehr. Schnell den Einzelhaken aus dem Maulwinkel entfernt und schon schwimmt die Forelle wieder. Der nächste Wurf. Schon beim Absinken die Attacke – Anhieb – der sitzt. Kaum Gegenwehr. Eine kleinen Forelle taucht auf und kurz danach wieder ab. Ich mache noch ein paar Würfe, aber außer ein paar Fehlattacken geht nichts mehr. Auf zum nächsten Spot. Ich durchwate gerade eine flache Stelle des Bachs da kreuzt eine knapp metrige Ringelnatter meinen Weg. Ich schieße noch schnell ein Foto bevor sie sich im Wurzeldickicht verkriecht. Auch das genieße ich jedes Mal beim Angeln. Solche Erlebnisse.
Ich komme an der nächsten heißen Stelle an. Ein sehr tiefer, ruhiger Bereich, der durch eine Quelle etwas oberhalb stark eingetrübt ist.
Ich montiere einen neongelben Spinner überwerfe die Stelle, wo ich die Fische vermute, und bekommen prompt eine heftige Attacke. Das ist eine wirklich gute! Ich halte die Rute nach unten, will einen Sprung vermeiden und drille die um die 40cm große BaFo heran. Ich sehe, dass nur ein Haken gefasst hat. Ganz knapp im Maulwinkel. Wahrscheinlich hat die Forelle den Spinner im trüben Wasser nicht genau getroffen. Wie auch immer. Ich will sie gerade über den Rand meines Watkeschers führen, da verabschiedet sie sich mit einem letzen Sprung. Ich kann ihr nur hinterher schauen als sie stromabwärts schwimmt. Schade…Naja, ich hätte sie sowieso zurück gesetzt. Ich trauere kurz dem schönen Foto, was ich hätte schießen können hinterher, dann werfe ich erneut in den Gumpen. Sofort nach dem Eintauchen eine Attacke. Eine von den Fingerlangen hat sich den Köder gepackt. Ich kann sie jedoch unbeschadet vom Drilling befreien. Am nächsten Gumpen sehe ich den Schatten einer guten Forelle. Ich gehe in die Hocke, überwerfe den Fisch und setze nach der sofortigen Attacke einen sachten Anhieb aus dem Handgelenk. Ich kann die nächste bessere BaFo landen. Ich wage ein Selbstauslöserfoto. Nach dem Zurücksetzten der Forelle schau ich mir das Foto an. Gar nicht mal so übel.
Ich hab noch ein paar gute Spots vor mir. Die kleine Selbstmörderin vom Anfang des Angelns soll nicht alleine in der Pfanne enden. Am nächsten Spot kann ich wieder eine schöne Forelle haken. Ich bemühe meinen Watkescher – die Forelle will ich haben – töte sie dann auch waidgerecht und knipse ein schönes Stilleben.
Ich mache mich auf zum letzten Hot-Spot. Zwischendurch mache ich ein paar Würfe, bekomme ein paar Attacken und fange 3 wundervoll gezeichnete 20er BaFos. Am letzten Spot angelangt, volle Konzentration. Ich knie mich hinter einen Baum, montiere einen kleinen Wobbler und lasse ihn mit der Strömung über den Spot treiben. Kurz vor der Rückströmung straffe ich die Schnur. Das BaFo-Imitat geht auf Tauchfahrt. Ich spüre die Tauschaufel über den Grund stochern. Plötzlich geht nichts mehr. Hänger? Nein! Ich spüre Kopfschläge bis in den Rutengriff. Der Fisch versucht hinter einen Stein zu flüchten, setzt sich kurz am Grund fest. Ich sehe einen dunklen Schatten vor mir auftauchen der Fisch erscheint fast schwarz. Eine sehr dunkle, orange gefleckte BaFo hat sich meinen Köder geschnappt. Ich lande den Fisch per Hand, löse den Wobbler, mache schnell ein Foto und entlasse die Schönheit zurück in ihr Element.
Mein Angeltag geht zu Ende. Ich konnte 3 erholsame Stunden an dem naturbelassenen Bach vollbringen. Ich habe um die 15 Forellen gefangen. Balsam für die geschundene Raubfischerseele, die bei mir in Koblenz erst ab 1.Juni wieder voll rehabilitiert werden kann. Dann endet hier das Kunstköderverbot. Vielleicht gibt’s dann auch noch mal einen Bericht von mir.
Bis dahin wünsche ich euch allen viel Petri Heil
Peter