Barsch Back to the Roots: Mit Swimbaits auf Barsch, die Dritte.
Lang, lang ist es her. Aber erinnern kann ich mich noch gut an die ersten Gehversuche mit Gummiködern. Es begab sich in einer Zeit, in der es noch keine schwebenden Japan-Wobbler gab, hierzulande noch kein Mensch gedropshottet hat, „Texas“- und „Carolina-Rig“ noch unbekannte Vokabeln waren und Mepps-Spinner oder der kleine Effzetts die Köder-Hitliste der Barschangler dominierten. Und mit einem Mal war da die Rede von der „weichen Welle“ in den Angelmagazinen. Diese wollte natürlich sofort geritten werden. Schließlich hieß es, dass man mit diesen Gummidingern mit dem Sichelschwanz oft unglaublich viel mehr fängt als mit Blech, Holz und Plastik zusammen. Also ab in den Angeladen und ein Twister-Set „Barsch & Forelle“ von Balzer gekauft. Da waren ein paar kleine Twisterköpfe drin und rote, gelbe, weiße, chartreuse und sogar braune Twister in ca. 2,5 und 5 cm.
Meiner damaligen Lieblingslektüre, dem Blinker-Sonderheft „Barsch“, konnte ich entnehmen, dass man diese Köder am besten mit einer 3 m langen und weichen Rute fischt, um die Bisse gut zu erkennen. Das war natürlich doof. Weil meine Barschrute – ja, Leute, damals hatte man EINE Barschrute – 1,8 m lang war. Und für eine Glasfaserrute war sie auch noch ziemlich straff. Egal. Für den ersten Test musste das auch so gehen. Am Wasser angekommen, wollte ich erst mal sehen, wie sich so ein Twister eigentlich bewegt, wenn man ihn durchs Wasser zieht. Also hab ich das Ding an der Spundwand runtergelassen und bin einfach ein paar Meter gelaufen, um den Gummiköder knapp unter der Wasseroberfläche beobachten zu können. Und zack – da hing schon eine Hechtfritte am Haken. Wenig später ein paar Barsche. Und das obwohl ich ja gar nicht streng nach Anleitung gearbeitet habe. Schließlich sollte man die Weichplastikköder ja über den Grund zupfen. Das habe ich in den folgenden Wochen, Monaten und Jahren einigermaßen perfektioniert. Vor ein paar Jahren habe ich das simple Einleiern dann wieder für mich entdeckt…
Gerade über Krautfeldern haben durchgekurbelte Kopytos und Twister deutlich mehr gefangen als die meisten anderen Köder aus meiner Box , die damals allerdings auch noch nicht mit so vielen Top-Wobblern bestückt war wie heute.
Und jetzt, da ich schon den einen oder anderen Barsch mit den Wobblern der zweiten oder dritten Generation gefangen habe, intensiviert sich meine Liebe zum Gummifisch von Angelausflug zu Angelausflug. Nicht dass die Japaner zwingend schlechter fangen als ein langsam eingeholter Gummifisch. Suspender sind den Gummis manchmal sogar haushoch überlegen. Aber erstens sind die Bisse auf den Gufi schöner. Zweitens hängen nur Fische am Haken, die auch beißen wollen. Drittens dauern die OPs nicht halb so lang. Viertens läuft man nicht ständig Gefahr, sich selbst zu haken. Fünftens sind Gummis billiger. Sechstens entfällt das Drillingsgetüddel beim Herausnehmen eines Köders aus der Box… Der Hauptvorteil der Gummifische ist, dass man sie in allen Wassertiefen anbieten kann. Dazu muss man nur das Bleigewicht anpassen und schauen, ob der Gummifisch dann auch richtig schön läuft bzw. bei welcher Einholgeschwindigkeit er am besten arbeitet. Ich fische im Oberflächenbereich mit 5 bis 7 Gramm. In Tiefen von 4 bis 6 m mit ca. 10 Gramm. Und darunter mit entsprechend mehr Gewicht.
Das hier soll jetzt kein Artikel gegen den Wobbler an sich sein – die Dinger muss man natürlich auch im Gepäck haben, wenn man für alle Situationen gewappnet sein will. Aber für mich ist es einfach mal Zeit für eine kleine Homage an den eingekurbelten Gummifisch, der mir und meinen Mitanglern in letzter Zeit viele recht schöne Fische gebracht hat.
Spezielle Swimbaits
Wie bereits erwähnt: Auch eingeleierte Twister und Kopytos fangen eine Menge Fische. Aber inzwischen haben die Ködertüftler spezielle Gummifische an den Start gebracht, die einzig und allein darauf ausgelegt sind, durchs Wasser gezogen zu werden und dabei so natürlich wie nur irgendwie möglich auszusehen. Das ist mir besonders im klaren Wasser wichtig, weil ich ja am liebsten die etwas größren Barsche fangen will. Und die sind nun mal ziemlich abgeklärt und leider oftmals kunstköderresistenter als man will. Ich glaube da wirklich dran und fühle mich da auch bestätigt, wenn ich die Fangergebnisse an „meinen“ klaren Brandenburger Seen auswerte: Je natürlicher ein Köder daher kommt, desto größer die Chance, einen dicken Brummer zu verhaften.
Hier mal ein paar verschiedene Varianten:
Berkley Hollow Belly (10 cm): Ein perfektes Laubenimitat. Markenzeichen sind der große Teller und die schlanke Form, die es auch von anderen Herstellern gibt– halt ohne Powerbait-Aroma.
Jackson „The Shad“ (10 cm): Bulliger Körper mit Kerben in der Unterseite der Schwanzflosse. Bewegt sich sehr natürlich. Ebenfalls in schönen Farbdesigns erhältlich.
Castaic Baby Jerky J (9 cm): Ebenfalls ein sehr naturgetreues Imitat. Auch in tollen Farben erhältlich. Und läuft super natürlich.
Berkley Pulse Shad (6 und 8 cm): Relativ bulliger Körper mit verhältnismäßig großem Teller, der durch die Einkerbungen Bewegungsspielraum erhält und deshalb viel Druck macht. Besonders gut fangen das Barschdesign (mit integrierter Holofolie) und die Farbe „Appleseed“.
Storm Wild Eye Swim Shad (5 und 8 cm): Klassische Fischform. Natürliche Farben. Sicher auch eine gute Wahl.
Savage Gear Rattle Shad (6,5 und 9,5 cm): Agile Bewegungen auch bei langsamer Führung.
DTL Aggronizer (7,5 cm): Tolle Farben, eine der naturgetreusten Formen am Markt, agiler aber relativ kleiner Teller – diese Kombination spielt auch dann noch Barsche ans Band, wenn andere Gummis unbeachtet bleiben.
Köderführung
Die Köderführung ist denkbar einfach: Durchkurbeln und ab und an einen Spinnstop einlegen. Das war’s im Wesentlichen. Wobei: Ab und zu braucht es ein paar Twitches, um die Barsche zum Zupacken zu animieren. Mal wollen sie schnelle Köder, mal langsame. Hier spielt dann das Bleikopfgewicht eine Rolle. Je tiefer und schneller man den Köder präsentieren will, desto schwerer muss der Bleikopf ausfallen. Bedeutet umgekehrt: Je flacher und langsamer man angeln will, desto weniger Gewicht ist angesagt.
Bissverwertung
Wenn ein Fisch beißt, gibt’s meist einen schönen Ruck in der Rute. Schließlich knallen die Barsche in die gespannte Schnur. Das heißt aber leider nicht, dass jeder Biss einen Barsch zum Vorschein bringt. Die Fehlbissrate ist relativ hoch, weil Barsche ihre Beute nicht reißen, sondern ansaugen. Das fällt ihnen aufgrund der Schnurspannung nicht so leicht wie beim Jiggen, wo ja immer ein Schnurbogen für den nötigen Einsaugfreiraum sorgt. Deshalb schlage ich beim Durchkurbeln nicht an und gebe den Fischen so die Chance, nach einer Fehlattacke noch ein zweites oder drittes Mal zu attackieren. Wenn man eine relativ harte Rute fischt und nach dem Biss einfach weiterkurbelt hängen die Fische automatisch am Haken, sobald sie den Köder weit genug im Maul haben.
2 Tuning-Tipps
Krautschutz: Wenn das Kraut bis unter die Wasseroberfläche ragt fängt auch ein Swimbait viel Grünzeug – obwohl der Einzelhaken nach oben weist. Die in die Länge gezogenen Modelle können aber auch „offset“ angeboten werden. Eine andere Methode, das Kraut abzuwehren ist ein Vorschalt-Spinnerbait-Gestell (Helikopter-Snap).
Dadurch verliert der Köder zwar seine Natürlichkeit, dafür macht das Spinnerblatt noch mehr Druck und erzeugt auch mehr Aufmerksamkeit.
Fehlbiss-Minimierung: Beim Einkurbeln kommt es oft zu Fehlbissen – gerade wenn man in tiefen Gewässern mit etwas schwereren Köpfen im Mittelwasser arbeitet. Die Bissausbeute lässt sich deutlich erhöhen durch einen „freischwingenden“ Einzelhaken, der einfach an den Jighaken geknotet wird und knapp hinter dem köder herläuft. Nachteil: Auch kleine Barsche, die den Köder nicht ins Maul bekommen würden, ihn aber trotzdem attackieren, bleiben so am Gummi „kleben“.
Hardware
Meine Lieblings-Swimbait-Rute zum Dickbarscheln ist die Rocksweeper in 2,10 m mit einem WG von 25 Gramm. Die hat ordentlich Wumms für dicke Brummer. Außerdem deckt sie ein Köderspektrum von 3 bis mindestens 20 Gramm ab, ist sensibel und kraftvoll zugleich.
Das Swimbaiten ist aber auch eine tolle Disziplin für die Baitcaster. Die Köder sind kompakt und bringen ein bisschen mehr Gewicht mit als die meisten Wobbler im entsprechenden Format. Anfänger erzielen damit also größere Wurfweiten und haben weniger mit Tüddel zu tun als beim Wobbeln. Mir ist hierbei die Ripple Pro bis 21 Gramm ans Herz gewachsen. Ein straffes und leichtes Stöckchen, das aktionstechnisch mit der „Rocke“ zu vergleichen ist.
Vor allem im Sommer ist das Durchkurbeln eine der besten Angeltechniken, die Barsche zu suchen und zu fangen. Wer diese Methode noch nicht auf der Agenda hat, sollte es dringend mal ausprobieren. Ich wünsche viel Erfolg!
Johannes