BA-Treffen BA-Treffen in Magdeburg: Zanderforschung light
Mit über 50 Männern und zwei Frauen wollten wir am Wochenende vom um den 14.11. auf die Fische in der Magdeburger Elbe losgehen. Ich habe nicht durchgezählt, aber es dürften dann auch wirklich annähernd 50 Mann gewesen sein. Bei den Frauen kann ich da eine verlässlichere Angabe machen. Von den angemeldeten Teilnehmerinnen waren beide da. Ich hab’s den anwesenden Barsch-Alarmern bei meiner Ansprache gesagt: Eigentlich muss man ganz schön bekloppt sein, wenn man sich bei Starkwind und Regenandrohung an die Elbe stellt, anstatt gemütlich auf der Couch zu chillen. An diesem speziellen WE hatte das aber zumindest den Vorteil, dass wir während der Attentate nicht vor der Glotze saßen, sondern beim Italiener. BA ist unpolitisch und soll’s auch bleiben. Ich muss aber gestehen, dass es mir aufgrund der Ereignisse von Paris ein bisschen schwerfällt, hier einen lockerflockigen Bericht vom Forentreffen zu schreiben. Ich bin echt schockiert darüber, dass uns die Gewalt, die in anderen Teilen dieser Welt zum Alltag gehört und die Millionen Menschen dazu veranlasst, ihre Heimat aufzugeben, so nahe gekommen ist. Trotzdem machen wir jetzt einfach weiter und gehen wieder zurück zum Italiener.
Wobei: Eine kleine Fraktion hat vorher ja noch angeangelt und auch schon die ersten Fische gefangen. Zwei Zander, einen Hecht und zwei schöne Ü40-Barsche, soweit ich mich erinnere. Das wurde auch fast alles im Bild festgehalten.
Beim Italiener war’s dann recht gemütlich. Wir saßen an zweieinhalb großen Tischen und waren ca. 30 Jungs und 2 Mädchen. Ein paar Erwachsene waren auch darunter. Mit unseren Bestellungen war das Dolce-Vita-Team ein bisschen überfordert. Gefordert war auch die Toleranz der Gäste. Aber wir wollen hier ja nicht mosern und vor allem der Orga kein schlechtes Gewissen machen.
Rene und Rathi haben das ganze Event wirklich ausgezeichnet organisiert. Ich hoffe, dass ich das am Samstagmorgen auch rübergebracht habe und möchte mich hier noch einmal im Namen der Gruppe bei euch bedanken.
Rene hat sogar den Haussegen gefährdet durch Dauer-WhatsAppen. Ihr habt den Mann ganz ordentlich beansprucht, habe ich mir sagen lassen. (Ich weiß schon, warum ich auf diesen modernen Schnickschnack verzichte.) Er hat’s gern gemacht. Genauso wie Rathi uns gern auf die Spots gestellt hat und mehr mit dem Fahrrad unterwegs war als mit der Angel. Beide erhalten noch ein kleines Paket von mir, das ich in den nächsten Tagen auf die Post bringe.
Post. Paket. Starterpaket: Richtig. Ein schönes Starterpaket haben ja auch alle erhalten.
Könnt ihr uns das mal zeigen, Mädels?
Danke an Camo-Tackle, Lurenatic, Shimano, Köderwahnsinn und den Hardbaitversand, der sich last minute eingeklinkt hat.
Mit meinem Namesvetter Johannes aka Zitternde Hand hatten wir jemand unter uns, der an dem Tag seinen Geburtstag mit uns feierte. Aufs Ständchen wollte er verzichten. Dafür gab’s ne Packung Zartbitterschokolade und viele Glückwünsche von Angler zu Angler. Wenn das nächste Jahr kein Megaangeljahr wird, weiß ich auch nicht…
Nach der Ansprache haben wir uns dann auf die einzelnen Gewässerabschnitte verteilt.
Das Team Stillwasser hat sich einen Kanal/Hafen vorgenommen, um mit leichtem Geschirr den Barschen nachzustellen.
Die anderen haben die „Hauptelbe“ angesteuert und dort direkt auf Zander und Hecht geangelt.
Die Bedingungen waren widrig. Extremes Niedrigwasser contra Starkwind und Luftdruckschwankungen. Aber was soll’s. Feuer frei! In meiner Stillwassergruppe gab’s auch gleich die ersten Bisse. Gilles hatte von der Spundwand 6 Meter heruntervertikalt und ziemlich zügig einen Hechtabriss. Jochen hatte irgendwann auch einen Biss auf Dropshot. Und irgendwo ist noch ein Fisch ausgestiegen. Das war’s dann aber auch. Und als wir am Kanalende angekommen waren, hieß es: Rüberwechseln an die Elbe.
Und da standen wir Piloten dann mit unserem Barschzeug an den Buhnen. Was köderführungstechnisch null Problem war, weil man mit unseren feinen Schnüren nicht mehr als 7 Gramm fischen musste, um an der Strömungskante klarzukommen. Wenn dann aber ein guter Zander einsteigt und man mit dünnem Geflecht und 18er Vorfach mit einer Flucht in den Hauptstrom konfrontiert wird, muss man sich nicht wundern, wenn man den Fisch nicht davon abhalten kann, um die Buhne herumzuziehen. Und dann macht’s eben PENG! Und der Gilles muss sich ärgern. Das war sein dritter Fischverlust nach einem weiteren Überbiss, den er kurz vorher in einem flachen Buhnenfeld verzeichnen musste. Kein Stahl. Zu dünne Schnüre. Zu schwache Ruten. Hunger. (Das Frühstück im Hotel war mager.)
Und so beschloss die kleine Splittergruppe, der ich angehörte, zum Parkplatz zu gehen, Essen zu fassen und umzutackeln.
So ähnlich machten es viele andere auch. Eigentlich fast alle außer Veit. Der sah sich plötzlich allein an der Elbe und hat sich dafür verflucht, seinen kompletten Köderkram und seine ganzen Bleiköppe mit in die Umhängetasche gepackt zu haben. Auf seinem Gewaltmarsch Richtung Havelzufluss hatte er dann irgendwann ganz schön Rücken und hat sich sogar überlegt, ob er die Jigs nicht einbuddelt in den Sand. Hat er nicht getan. Stattdessen hat er sich und seine Gerätschaften weiter geschleppt und Buhne für Buhne abgeangelt. Die Kraft von drei BIFIs und drei Schokobrötchen und die Aussicht auf einen Meterzander haben ihn durchhalten lassen bis in die Dunkelheit. Vier Zander bis maximal 50 Zentimeter hat er auf seinem gefühlt 100 km langen Solotrip gefangen. In Ermangelung eines Begleiters gibt’s da aber keine Beweisfotos. Schade eigentlich. Doch viel interessanter als Bilder von Zanderschniepeln sind doch die Auswirkungen übertriebenen Zanderangelns auf Physis und das gesellschafliche Dasein. Es drängen sich zunächst erst einmal zwei Fragen auf.
Erstens ob übertriebenes Zanderangeln gesund für den menschlichen Organismus ist. Zunächst schien ja alles ok zu sein mit dem Veit. Am Samstagabend stand er noch da wie eine Eins. Das hat aber wohl getäuscht. In einem Telefonat mit unserem Kilometerfresser hat sich gestern herausgestellt, dass sich Veit eine schwere Erkältung zugezogen hat und Muskelzerrungen, die ihm beispielsweise das Ein- und Aussteigen in ein Auto unmöglich machen.
Zweitens interessieren uns die Auswirkungen auf die Sozialkompatibilität. Macht übertriebenes Zanderangeln einsam? Auch diese Frage können wir klar verneinen. In Einzelfällen eventuell. Aber der Rest der Gruppe ging nach der Mittagspause wieder zusammen ans Werk. Meine Kleingruppe zum Beispiel setzte wieder zum Marsch zur ersten tiefen Buhne auf der linken Seite an. (Am Ende des Tages kam Gilles Schritte-App auf 25.000 Schritte.) Die anderen zog es in kleinen und großen Gruppen ins Stillwasser oder auf die andere Elbseite.
Erfolg hatten im Hellen nur die Barschangler – allen voran Lars, der die meisten und die größten Barsche verhaften konnte. Aber auch Felix, Rene, Heiko und die anderen Filigran-Spezis konnten sich „entschneidern“.
Apropos Schneider: Der Bernd war diesmal nicht dabei. Schade eigentlich. Da fehlt richtig was. Ab und an hätte uns ein schlechter Scherz gutgetan auf dem Weg zur vermeintlichen Mega-Buhne. Aber man kann nicht alles haben. Richtig. Das wurde mir an diesem Tag mehrfach klar. Z.B. bekam ich keinen Barschbiss. Auch keinen Zanderbiss. Und auch keinen vom Hecht. Und das obwohl ich den Redhead bis kurz vorm Abendessen im Moonlight ein ums andere Mal in die Fluten schmiss.
Dank WhatsApp konnte uns Kevin immer wieder über die Zwischenstände informieren. Da kamen nach Einbruch der Dunkelheit immer mal wieder ein paar Zander. Erst ganz kleine. Dann auch ein größerer. Die meisten hatte Markus, der sie dem Geburtstagskind vor der Nase wegfing.
Angelkrankpati war wahrscheinlich ein bisschen enttäuscht, als dieser Hecht im Suchkegel der Kopflampe auftauchte.
Das haben wir dann alles im Moonlight – nein, es ist eine Kneipe und kein Freudenhaus – analysiert und besprochen. Auch hier war der Service ein bisschen überfordert mit dem Angleransturm.
Dazu eine kleine Anekdote, die ich hier nur mit einbaue, weil sie uns die Auswirkungen übertriebener Zanderangelei auf die kognitiven Fähigkeiten vor Augen führt:
Micha, der schon zwei Stunden vor dem Ende des samstäglichen Angelparts über Hunger geklagt hatte, musste bis 22.30 Uhr irgendwas warten, bis er einen kalten Burger ohne Pommes bekam. Das Sonderlob für die aufgezwungene Diät darf sich unser Zander-Veighter mit der Bedienung teilen. Weil übertriebenes Zanderangeln Hunger macht, wundert es nicht, dass sich Veit nach der Currywurst noch einen Burger ohne Pommes bestellt hat. So großen Hunger, dass er sich erst nach dem Verzehr Gedanken über die Pommes auf dem Teller gemacht hat, die er ja abbestellt hatte.
Ganz verrückt wurde es dann, als der nächste Burger vor ihm stand. Diesmal ohne Pommes. Klar hätte man sich vor der Direktinhaltation des ersten Burgers fragen können, ob man wirklich schon die Nachbestellung bekommt, während andere noch auf den ersten Gang warten. Man hätte auch die Fritten auf dem Teller als Indiz nehmen können, dass da was nicht passt. Auf der Metaebene könnte man sich nun fragen, ob übertriebenes Zanderangeln nun dauerhaft die Anzahl der Hirnzellen schrumpfen lässt oder ob es nur zu einer temporären Entschleunigung der Hirnströme führt. Die gute Nachricht: Veit hat den zweiten Burger nicht gegessen! Er konnte den Schnappreflex unterdrücken. Und als ich ihn gefragt habe, ob er jetzt echt noch einen dritten Gang bestellt hat, konnte er dies auch direkt verneinen. Übertriebenes Zanderangeln richtet also keinen dauerhaften Schaden, macht aber ein bisschen träge im Geist. Die nächste gute Nachricht: Irgendwann ist Veits Zweitburger dann doch irgendwie zu Micha gekommen. Kalt zwar. Aber immerhin. Und die Pommes wurden 20 Minuten später nachgereicht. Immerhin. Und immerhin waren sie warm und die Ketschup/Majo-Schale gab‘s direkt dazu und nicht als Nachtisch. Ende gut. Alles gut.
Der Rest des Abends stand im Zeichen der Feierlichkeiten von Johannes‘ Geburtstag.
Und am nächsten Morgen? Da hat’s geregnet und gewindet. Es war richtig eklig. Einige sind deshalb direkt abgereist. Andere haben ausgeschlafen. Und ein paar haben auch noch geangelt. Gefangen wurde meines Wissens aber nichts mehr. Angesichts des bescheidenen Wetters wurde die Abschlusskundgebung via WhatsApp spontan auf 11 Uhr vorverlegt.
Hier habe ich angekündigt, dass wir künftig mehr Treffen veranstalten und auch mehr vom Ufer miteinander angeln. Trotz des bescheidenen Fangerfolgs hat’s mir riesig Spaß gemacht. Ich habe sehr viele Leute viel besser kennengelernt als bei Bootsveranstaltungen. Und auch die Elbe hat nicht nur mir gut gefallen. Wir kommen wieder – keine Frage!