Meeresräuber Ausflug an den Fjord I – Zielfische & Standplätze
Ich geh‘ mal davon aus, dass Ihr nicht ausschließlich auf Barsche angelt. Und weil wir gerade von einer Norwegen-Exkursion zurückkommen, möchte ich Euch in mehreren kleinen Artikeln ein paar Tipps und Geschichten um die Angelei am Fjord „zum Fraß vorwerfen“. Dabei tu ich einfach mal so, als hättet Ihr gar keine Ahnung (wohlwissend, dass viele von Euch natürlich schon mal in Norwegen waren – aber halt nicht jeder). Heute möchte ich Euch erst mal einen kleinen Überblick über die verschiedenen Fischarten und Ihre Standplätze verschaffen, bevor es im zweiten Teil um die fängigsten Montagen geht.
Zur allgemeinen Fischsituation in Norwegen lässt sich sagen, dass Ihr dort auf eine ganz andere Dichte prallt, als Ihr das von unseren Küsten oder denen des Mittelmeers gewohnt seid. Schneidertage kommen eigentlich nur zustande, wenn man aufgrund der Wetterverhältnisse nicht aufs Wasser kann. Der Fischreichtum erstreckt sich über das gesamte Küstengebiet, wobei die Fische umso größer werden, je weiter es nach Norden hochgeht. Besondere Ballungsgebiete sind die Straumen (der Saltstraumen ist wohl jedem Angler ein Begriff). Hier toben die Fische in den Strudeln, in denen enorm viel Nahrung herumgewirbelt wird. Zu den Hauptzielfischen für Angler gehören: Dorsch, Köhler (Seelachs), Platte, Heilbutt, Hornhecht, Schellfisch, Leng, Lumb, Pollack, Steinbeißer (Seewolf) und natürlich der Rotbarsch.
Die häufigsten Fischarten sind wohl der Seelachs (Köhler), der Dorsch, der Pollack und verschiedene Plattfische. Während man diese Fischarten eigentlich immer fangen kann, sind die Leng, Lumb, Steinbeißer und Heilbutt eher etwas für die Spezialisten. Doch keine Angst: zum Lengspezi wird man schneller als man denkt. Die Angelei auf die letztgenannten Fischarten ist deshalb etwas komplizierter, weil man diese Arten im Gegensatz zu Dorsch, Köhler & Co. nicht überall antrifft, sondern schon wesentlich gezielter die Plätze angehen muss, an denen sich die Fische aufhalten. Und die liegen oft ziemlich tief. So wird es für Lengprofis erst ab 200 m richtig interessant. Zwar fängt man kleine Leng schon ab 50 m, die dicken Fische ab 10 kg stehen aber megatief. Dazu braucht man dann natürlich entsprechendes Gerät (dazu komm ich aber in einem anderen Bericht).
Wichtig ist also, ein Echolot dabei zu haben und die heißen Stellen zu identifizieren. Weil man aber in einem Urlaub nicht den ganzen Fjord abscannen kann, ist folgende Weisheit eine wichtige Orientierungshilfe: „Was Ihr über Wasser seht, setzt sich unter Wasser fort.“ Heißt konkret: Wenn Ihr eine Steilwand ins Wasser stürzen seht, geht diese auch unter Wasser steil hinunter – wenn das Ufer flach in den Fjord läuft, setzt sich diese Struktur so auch unter Wasser fort. Außerdem ist es immer wichtig zu beachten, wo die Strömung hindrückt. Auch solche Stellen sind immer einen Versuch wert, da sich hier die Nahrung konzentriert.
Damit Ihr ein paar Anhaltspunkte für Euren ersten Ausflug an den Fjord habt, versuche ich hier einmal den einzelnen Fischen bestimmte Standorte zuzuordnen.
Plattfisch:
Die Platten stehen am liebsten über kiesigem oder sandigem Grund, der am besten nicht oder nur leicht abfällt. Ideal, wenn das Sandareal von Krautbänken umgeben ist, denn hier finden die flachen Räuber dann auch ordentlich Nahrung. Diese Stellen findet Ihr z.B. in Ufernähe, wenn aus den Felswänden ein Bächlein rinnt und man schon Kieselbildung an Land erkennt, ist das eine erfolgversprechende Stelle. Platten kommen zwar auch im Tiefen vor, aber generell sind die Bereich zwischen 5 und 40 Metern am interessantesten.
Schellfisch:
Der Schellfisch ist eigentlich immer nur Beifang. Weil sehr lecker aber auch sehr willkommen. Man fängt ihn in Tiefen von 10 bis 200 m in Grundnähe. Er hält sich bevorzugt dort auf, wo auch die anderen üblichen Verdächtigen (Dorsch, Rotbarsch) stehen.
Hornhecht:
Der Hornhecht laicht in Südnorwegen im Sommer vor der Küste. Er lebt oberflächennah und geht hier auf die Jagd nach kleinen Fischchen (Sandaale) und Garnelen.
Dorsch:
Generell muss man zwischen Dorschen und den braunen Tangdorschen unterscheiden. Letztere stehen bevorzugt über dem Kraut und sind deshalb wunderschön in Brauntönen gefärbt. Diese Fische werden aber selten richtig riesig. Die dicken Dorsche stehen gerne in Wracks und am Fuße harter Kanten. Allerdings ziehen sie oft auch den Kleinfischschwärmen (Heringe) ins Mittelwasser hinterher. Dorsche leben bis in 600 m Tiefe.
Köhler (Seelachs):
Die Köhler sind die Könige des Freiwassers. Bevorzugt patrouillieren sie vor schroff abfallenden Kanten. Stellen, auf die die Flut drückt, sind besonders interessant. Die großen Fische kommen oft mit der auflaufenden Flut in den Fjord und schlagen sich dort den Magen voll. Lachsfarmen sind zwar prinzipiell für alle Fische interessant, oft sind sie aber in der Hand riesiger Köhlerschwärme, deren Einzelmitglieder man dann kaum vom Haken fernhalten kann. Abends und morgens kommen die Fische oft bis unter die Wasseroberfläche. Man trifft die Fische in Tiefen bis 300 m an.
Pollack:
Auch die Pollack fängt man bevorzugt im Freiwasser über Plateaus und an den Kanten. Immer dort, wo Felswände steil abfallen und sich Nahrung anhäuft, gehen diese starken Kämpfer auf die Jagd nach Kleinfisch und anderem Getier. Der Pollack taucht schon mal bis in 200 m ab, tiefer trifft man den Fisch aber eher selten an.
Steinbeißer (Seewolf):
Der Steinbeißer lebt hauptsächlich auf Steinböden und mitten in Tangfeldern. Er kommt in Tiefen von 20 bis 200 Metern vor. Am liebsten hält er sich über relativ ebenem und steinigem Grund auf, aber auch an Riffen und vor Klippen trifft man diesen Fisch ganz gerne an.
Leng:
Der Leng ist der größte Fisch unter den Dorschartigen. Er wird bis 30 kg schwer und dringt in Tiefen bis zu 1200 m vor. Wie gesagt: Ihr fangt kleine Exemplare schon in 50 m, Spezialisten aber gehen erst ab 200 m ran. Der Leng lebt über steinigem und etwas zerklüfteten Grund und liebt Verstecke. Deshalb bevölkert er auch gerne Wracks.
Lumb:
Der Lumb ähnelt dem Leng nicht nur von seiner Form her – auch der Lebensraum ist nahezu identisch. Der Fisch mag es gern, wenn es steil in die Tiefe geht. Dabei bevölkert er Regionen bis 1000 m Tiefe. Wenn es vor den Klippen rasant abwärts geht, hat man eine gute Stelle gefunden.
Heilbutt:
Der Heilbutt ist der König der Grundfische. Zum Jagen zieht es ihn jedoch auch häufig ins Freiwasser! Man trifft ihn in Tiefen von 50 bis 2.000 (!!!) Metern an. Zwar ist die Wahrscheinlichkeit größer, einen richtig Dicken im Tiefen zu erwischen. Im Sommer kommt der Heilbutt aber auch nah ans Ufer, so dass man ordentliche Exemplare schon in 20 m Tiefe erwischen kann.
Rotbarsch:
Der darf natürlich nicht fehlen. Den Rotbarsch findet Ihr tendenziell eher im tiefen Wasser (50 bis 300 Meter). Er kommt fast ausschließlich in Küstennähe vor.