Gewässer-Tipps Aus DER RAUBFISCH: Die Kleinen Grundewaldseen


Angeln mitten in Berlin. Das geht nicht nur an Havel und Spree. Johannes Dietel erkundete für Sie gleich vier Seen auf einmal.

Das Berliner Umland ist ja bekannt einen unendlich großen Schatz an Fließgewässern und Seen. Und so wundert es nicht, dass viele Berliner am Wochenende fächerförmig ausschwärmen und Brandenburg oder Mecklenburg-Vorpommern unsicher machen. Stellt sich nur die Frage: Muss das sein? Denn das Gute liegt oft so nah. In Wilmersdorf fast direkt an der Avus (der ehemals als Rennstrecke genutzte Teil der Stadtautobahn) zum Beispiel befindet sich die „Kleine Grunewaldseenkette“. Da die komplette Kette schon seit Jahrzehnten allein vom SFV Wilmersdorf 1947 e.V. gepachtet und besetzt wird, hat sich hier ein erstaunlicher Fischbestand entwickelt. Vier Seen sind es, die durch Kanäle miteinander verbunden sind: der Hubertussee, der Hertasee, der Königssee und der Dianasee. Die habe ich mir kürzlich zusammen mit Pitti, seit 20 Jahren an diesen Gewässern aktiv, mal etwas näher angeschaut und kann ihnen ein hervorragendes Zeugnis ausstellen.

Eine Gesamtwasserfläche von etwa 8,5 macht die vier durchschnittlich 3 Meter tiefen Seen zu einem recht überschaubaren Terrain. Doch so klein die Gewässer auch sind, so interessant sind sie auch für den Raubfischangler. Denn an Unterständen mangelt es hier wahrlich nicht. Kein Wunder also, dass es neben dem für Friedfischangler sensationellen Karpfenvorkommen hier reichlich Barsche, Hechte, Zander, Aale und Welse gibt – populationstechnisch betrachtet auch genau in dieser Reihenfolge. Doch nicht nur die vielen Verstecke sorgen für einen dichten Bestand. Jedes Jahr investieren die Mitglieder ihren Jahresbeitrag unter anderem in den Besatz von laichfähigen Zandern. Und die fühlen sich in dem trüben Wasser so wohl, dass sie – wie alle anderen Seebewohner außer den Aalen auch – selbst für Nachwuchs sorgen. Zusammen mit den anderen Räubern verhindern sie einen übergroßen Weißfischbestand. So erwischt man hier selten Brassen oder Rotaugen von über 500 Gramm (woran natürlich auch die Karpfendichte ihren Anteil hat).




Massig Hotspots für Hechte


Schon beim ersten Betrachten der Gewässer scheint es, als steige einem so ein merkwürdiger Geruch ins Näschen. Riecht es hier tatsächlich nach Hecht? Zumindest sieht es an allen Ecken und Enden so aus, als würde hier ein Hecht sein Unwesen treiben. Massenweise umgefallene Bäume, kleine und große Schilfgürtel, überhängende Büsche, kleine Stege, Seerosenfelder und Inselchen bieten den Entenschnäbeln optimale Jagdgründe.


Und wenn man einmal einen Hecht aus einem komfortablen Unterstand weggefischt hat, so stellt sich schon nach wenigen Tagen ein neuer Bewohner ein. Wer sich also mit dem Boot auf den See begibt, weiß eigentlich gar nicht, wo er seinen Spinner oder Blinker lang ziehen soll. (Des weichen und hindernisreichen Gewässeruntergrundes halber sind diese Köder hier im Übrigen weit besser geeignet als Twister oder Gummifische.) Während im Sommer, wenn das Wasser doch sehr trüb ist, eindeutig grelle Farben oder silberne Fischimitate bessere Fangergebnisse liefern, sind es im Herbst und Winter dann die etwas gedeckteren Modelle, die den Fisch an den Haken bringen. Auf die beste Jahreszeit hin befragt, meinte Pitti, dass es hier nicht anders ist als an jedem relativ flachen See. Im Sommer sind hauptsächlich die Fische bis zur 60 cm-Klasse aktiv. Ab Oktober aber erwachen die alten Hechtdamen aus ihrem Dämmerzzustand und hauen sich den Ranzen voll. Jetzt schlägt die große Stunde der Hechtspezialisten, die pro Angeltag mit mehrere Attacken rechnen dürfen. Die drei Hechte, die Pitti und ich während unseres Ausflugs haken konnten (der beste ging leider kurz vor der Landung verloren), bestätigen diese These. Die größten Exemplare sollen sich übrigens im Königssee aufhalten, wobei sich die Hechte mengenmäßig auf alle vier Seen gleichmäßig verteilen.  



Zander am Tag und in der Nacht


Wie bereits erwähnt, verdanken die Seen ihren guten Zanderbestand vor allem der Bemühungen des AS Wilmersdorf, hier für ein ordentliches Aufkommen zu sorgen. Inzwischen kann man hier zuversichtlich sein, auch einen Zander zu fangen, wenn man es gezielt drauf anlegt. Die Kollegen mit den glasigen Augen beißen sowohl am helllichten Tag auch in der Nacht. Lediglich bei der Köderwahl sollte man sich nach der Tageszeit ausrichten. Tagsüber lockt man die Zander am besten mit Kunstködern aus der Reserve – grelle Spinner mit großen Blättern funktionieren am besten. Nachts lohnt sich mehr der Ansitz mit dem toten Köderfisch. Allerdings haben die Fische hier die Angewohntheit, den Köder nur supervorsichtig zu nehmen. Deshalb sind sehr fein austarierte Posen unglaublich wichtig. Pitti verwendet seit einiger Zeit sogar nur feinste Waggler und hat damit die besten Erfahrungen gemacht. Er lotet den Angelplatz genau aus und bietet die kleinen Lauben (zwischen 5 und 10 cm groß) dann etwa 10 cm über dem Grund an. Wenn dann ein Zander kommt, spielt er richtig mit dem Fischchen und bringt die Pose zum wackeln, bevor er mit dem Fisch im Maul abzieht. Die Fische haben hier verdammt viel Zeit, sich ihre Beute zurecht zu legen. Und wenn ihnen dabei etwas nicht passt, lassen sie es eben. Gute Stellen sind das flache Ende des Hubertussees, die kleine Insel im Hubertussee, das Westufer des Hertasees und am Ostufer des Dianasees.
Fette Aale, feiste Barsche


Mit den Zandern werden jedes Jahr auch eine Menge Aale eingesetzt. Und da sich die Kormorane nicht soweit nach Berlin hineintrauen, kann man auch in den Genuss der Ergebnisse dieser Maßnahme kommen. Schon so mancher Zanderangler hat beim nächtlichen Ansitz Bekanntschaft mit einem fetten Raubaal gemacht, der sich am Köderfisch vergriffen hat. Natürlich geht es auch mit Tauwürmern. Die Aale treiben sich in den Sommernächten am liebsten vor den Seerosenfeldern, Schilfgürteln und im Holz herum. Hier ziehen sie ihre Runden. Die dicksten Dinger werden regelmäßig im Hubertussee erbeutet.


Die Barsche erreichen ebenfalls schöne Gewichte. Doch sind sie weit weniger standorttreu wie die anderen Fische. Sie sind heute mal da und morgen schon wieder dort. Wer also gezielt auf die Damen und Herren im breitgestreiften Schuppenkleid angeln will, muss sie suchen. Dabei bietet es sich an, erst einmal die klassischen Hechtstandorte mit relativ großen Spinnern (ab Gr. 3) oder Blinkern abzuklappern (Silber geht immer). Ein Stahlvorfach ist dabei natürlich Pflicht. Denn so schlägt man evtl. zwei Fliegen mit einer Klappe. Wenn die Barsche woanders sind, schaut man gleichzeitig, ob da nicht gerade ein Hecht Appetit auf einen kleinen Happen hat.


Gelegentlich schnappt auch mal einer der wenigen im See ansässigen Waller zu, wenn man ihm den Köder vor die Nase wirft. Pitti hat schon den einen oder anderen erwischt. Aber dazu braucht man entweder viele Angeltage auf der Seenkette oder eine Menge Glück.



„Schlauchboot mitbringen oder Mitglied werden“


So lautet die Devise für jeden, der es hier nicht auf die an den Kanten entlang ziehenden Karpfen abgesehen hat. Denn die meisten Grundstücke um die Seen sind in privater Hand. Das macht das Angeln vom Ufer somit nicht überall möglich, was die Erfolgsaussichten ein wenig schmälert. Wer kein eigenes Boot hat, aber mitten in Berlin an einem tollen Gewässer angeln will, und das regelmäßig, der kann sich ja überlegen, ob er in den Verein eintreten will. Denn für Mitglieder stehen eine Menge Ruderboote am Vereinsheim kostenlos bereit. Besonders Jugendliche sind hier sehr gern gesehen. Junge Interessenten nimmt der Lokalmatador dann auch ganz gern mal mit auf sein Hausgewässer, um ihnen zu zeigen, was man hier so alles fangen kann. Für jeden, der auf die „Öffentlichen“ angewiesen ist, bietet die Kleine Grunewaldseenkette auf jeden Fall eine Menge Spaß und stellt eine hervorragende Alternative zu den Seen im Umland dar.



Methoden
Spinnfischen vorwiegend auf Barsche, Zander und Hechte. Ansitzangeln auf Hechte, Zander und Aale.


Gerät
Zum Barsch- und Zanderangeln: leichte Spinnrute; kleine Stationärrolle mit 10er Geflochtener und Stahlvorfach.
Zum Spinnfischen auf Hecht: steife Spinnrute (Wg. 30 – 60 g); mittlere Stationärrolle mit 14er Geflochtener und  Stahlvorfach.
Zum Ansitzangeln auf Hecht und Aal: kräftige Grundrute mit Pose oder elektronischen Bissanzeiger


Köder
Wegen des trüben Wassers kommen beim Spinnfischen auffällige Köder zum Einsatz: große Wobbler im Barschdekor oder im Firetiger-Design; helle Spinner für Barsche, Effzett-Blinker in Silber und im Barschdeskor.



Extra-Tipp
Das Angeln mit Gummifischen ist weitgehend sinnlos, da der Gewässeruntergrund an den meisten Stellen recht schlammig ist, und die Köder beim Aufprall einsinken. Wenn mit Gummis geangelt wird, dann indem man sie wie einen Blinker einfach einholt.


Bestimmungen
Da der Verein genügend Fischereiaufseher stellt (wird von der Stadt Berlin vorgeschrieben), kann hier nachts geangelt werden! Ansonsten gelten die Bestimmungen des Berliner Fischereigesetzes.


Erlaubnis
Jahreskarte: 75 Euro (für die 4 Seen und die Hundekehle sowie den Halensee, Gesamtwasserfläche von 21,4 ha)


Ausgabestellen
Angelhaus Koss, Tegeler Str. 36-37, 13353 Berlin, Tel.: (030) 4542135
Angelladen Fielusch, Kaiser-Friedrich-Str. 54, 10627 Berlin, Tel.: (030) 3245118


Anfahrt
Stadtauswärts: Von der Stadtautobahn (A 100) an der Ausfahrt Kurfürstendamm runter, nach der Ausfahrt rechts halten, nach ca. 200 m links (entgegengesetzt der Richtung des ausgeschilderten Zentrums), dann geradeaus über die erste Kreuzung in die Hubertusallee. Direkt vor dem Hubertussee parken. Mit dem Bus geht’s auch (Buslinie 110 und 129).


Weitere Infos

www.sfvw.de



Erschienen in:


K
Kann nur sagen das es gute gewääser sing auch wenn,s nich immer so ausschaut(meine meinung)war aber paarmal angeln mit pitti und haben immer unseren Fisch gefangen.<br />
<br />
PS: werde dieses jahr bestimmt auch wieder mal angeln gehen vieleicht nimmt mich pitti mal zu wels angeln mit.
P
Klar Klee,brauche echt unterstützung dort,bist immer gerne gesehen.Gruß Pitti
K
Alles klar pitti is ja auch nich so weit von mir.
K