Fangberichte Auf Kampfköhler und Pollack südlich von Bergen
Es war mein bislang einziger Trip nach Norwegen. Ende Mai 2002 ging es los. Und hätte ich im Vorfeld gewusst, welche Reisestrapazen auf mich warten, ich weiß nicht, ob ich losgefahren wäre. Zumal mir die grobe Angelei im Meer eh etwas suspekt war. Mal gut, dass mich Felix und Flohze mitgerissen haben. Die beiden fahren jedes Jahr an die norwegische Küste, weil ihnen die Angelei in unseren „fischleeren“ Gefilden nicht genügend Kurzweil bietet.
Obwohl wir vorher Naturköder-Montagen en masse zusammenbastelten und uns die ganze Zeit vom großen Leng erzählten, stand dieser Urlaub ganz im Zeichen der leichten Pilkerei auf große Köhler. Und das kam so:
Nachdem Flohze am ersten Tag direkt einmal einen großen Dorsch gefangen hatte, ging in den Tiefenregionen nicht mehr viel. Lediglich ein paar kleine Lengs, ein Seehecht, ein paar Rotbarsche und ein Flügelbutt gingen auf die schweren Pilker, die wir am Grund in Tiefen zwischen 70 und 180 m anboten.
Ich selber konnte dem Fischen mit der Multi sowieso nichts abgewinnen. Zu lang dauerte es, bis man den Köder oben hatte, die Drills machten keine Freude und auch auf das Kurbeln mit rechts und das Angelhalten mit links wollte ich mich nicht so recht einlassen. Also bot ich mit meiner Cleveland und einer mittleren Stationärrolle Hakuma- und Eisele-Pilker an. Diese 60 bis 100 Gramm schweren Teile ließ ich so weit es möglich war hinab (dazu warf ich sie in die Driftrichtung und führte sie dann um das Boot, um sie dann der Drift entgegengesetzt einzuholen) und jiggte sie dann durchs Freiwasser. Als der erste fette Pollack einstieg waren Freude und Verblüffung groß. So einen krassen Drill legt natürlich kein Barsch hin. Das Salzwasserangeln hatte einen neuen Freund. Doch abgesehen von zwei mittleren Köhlern um die 3 kg und einigen Pollacks gleichen Formats wollten nur die kleinen Seelachse zuschlagen. Und die gingen derart brachial auf die Köder, dass es einem schon fast schlecht wurde: entweder hingen die Haken sportlich im Auge, im Hirn und ab und zu auch im Maul. Aber so ist das halt im Meer, da muss man durch.
Der Urlaub war halb vorbei. Wir waren wieder draußen und etwas zu weit abgetrieben von dem Plateau, an dem wir unsere besten Fische erwischten. Deshalb kurbelten wir auch ein, so schnell es ging. Schließlich wollten wir schnellstmöglich zurück zum Hotspot. Da passierte es. Erste Rute krumm, zweite Rute krumm. Beide Bremsen heulten auf. 10-meterweise wurde die Schnur von der Rolle gerissen. Nach langem und hartem Kampf kamen die ersten richtig guten Köhler nach oben. War das die neue Taktik? Vor dem Plateau die Köder von unten nach oben turboartig durchs Wasser ziehen?
Sie war es. In den nächsten Tagen holten wir uns alle Muskelkater vor lauter Köhlerpumpen und waren noch Wochen später richtig sattgedrillt. Das lag auch daran, dass wir natürlich weitergeangelt haben, obwohl schon einer dieser Kampfköhler am Tag unseren Nahrungsbedarf mehr als deckte und auch in die Fischkiste nichts mehr reinpasste. Da die Kollegen meist in Tiefen um die 30 m bissen, konnte man sie nach vorsichtigem Drill (nicht brachial nach oben pumpen, sondern in Etappen) wieder freilassen. Und das haben wir dann auch getan.
Ein wirklich schöner Ausflug, trotz der 26-stündigen Fahrt über Stock und Stein. Wer noch keinen großen Polack oder Köhler an der Angel hatte, sollte diese Tortur auf jeden Fall einmal auf sich nehmen.