Fangberichte Attacke!
Dieser Tage wollte ich den Spätnachmittag eines herrlichen Herbsttages
nutzen, um mein neues Hausgewässer, ein kleines Flüsschen im Nordwesten
Freiburgs bei Bötzingen am Kaiserstuhl, näher zu erkunden. Mein Ziel
waren zwei, drei nette Portionsbarsche fürs Abendbrot mit meiner
Liebsten. Also habe ich mein LightTackle (zum Glück nicht mein
UL-Zeugs…) eingepackt und bin losgezogen.
Das Gewässer ist zwischen zwei bis vier Meter breit, hat eine insgesamt
ganz ordentliche Fließgeschwindigkeit, einen sehr lehmigen, weichen
Grund und ist an den meisten Stellen sowohl dicht verkrautet als auch
am Ufer dicht bewachsen. Die Wassertiefe schwankt zwischen zwanzig
Zentimeter vielleicht gut einem Meter. Für uns Kunstköder-Fans also
kein leichtes Unterfangen, hier hängerfrei zu unseren Stachelrittern
zu kommen. Trotzdem konnte ich für jeden Köder, den ich hier bereits
versemmelt habe, auch mindestens einen Fisch landen – Barsche, Döbel
und kleine Mini-Hechte. Für den Feierabend einfach perfekt!
So also mit meiner feinen SPRO Passion (210cm, WG 10-28g), einer Zauber 3000, dünner Fireline und feinem FC-Vorfach ausgerüstet, war ich nach zehn Minuten Fußmarsch am Wasser und hatte in kürzester Zeit zwei, drei kleine Babybarsche und dann den ersten pfannentauglichen Perca fluviatilis an der Leine. Jetzt nur noch einen zweiten in der Größe und das Dinner wär geritzt…
Also wanderte ich wieder einige Meter weiter flussabwärts und warf in der Nähe eines kleinen Wehrs, das den Abfluss aus dem „Hauptstrom“ in einen Seitenarm regelt, meinen Köder aus. Mehrfach trudelte der kleine Spinner im Zug gegen die Strömung langsam nach unten und wurde von mir mit der Rute sensibel beschleunigt… Obwohl diese Stelle sicher zu den tiefsten des ganzen Abschnitts gehört, tat sich lange nix, aber meine Würfe um die Ecke wurden immer besser und länger und so konnte ich von meinem Standplatz aus sicher 30 Meter weit mit dem Fluss werfen – auch wenn ich den Einschlag des Köders dann durch den Uferbewuchs nicht mehr sehen, sondern nur noch leise ob des Wehr-Rauschens hören konnte… Allein schon das Gefühl des genau richtig rotierenden Spinnerblatts in der Strömung war sehr gut.
Bei einem der nächsten erfolgreichen Würfe passierte es dann: Nach den ersten drei, vier Kurbelumdrehungen nahm ETWAS meinen Spinner und tobte rasend davon. Anschlag? Nun, nicht ich habe angeschlagen, sondern das Ding hat eher mich angeschlagen – sagen wir, wir sind voneinander angeschlagen worden. Oder so… Es platschte und plitschte jedenfalls laut und blitzte ab und an durch die Sträucher visuell wahrnehmbar im Wasser – was um Himmels willen war denn das??? – Radfahrer? Ratte? Rottweiler? Jedenfalls habe ich, seit ich vor rund einem Jahr mit dem Angeln angefangen habe, sowas noch nicht erlebt, trotzt einiger schöner Erfolge mit großen brown trouts in Irland oder dicken Boddenhechten mit Hacki rund um Usedom… Vielleicht ein Wels? Die Schnur wurde trotzt hoher Bremseinstellung einfach von meiner Rolle gerissen wie nix, das DING düste von links nach rechts und wieder zurück und immer weiter weg von mir gen Eichstetten am Kaiserstuhl…
Diese wirren Gedanken schossen mir in Windeseile durch den Kopf, als das Spektakel mit einem kräftigen Platscher und Ruck – zu Ende war. Meine Fireline kam ohne Vorfach wieder… – und mir pulsierte das Adrenalin nur so durch die Adern. Eigentlich wollt ich doch nur n zweiten kleinen Barsch!
Nun aber war das Jagdfieber ausgebrochen und der Bereich wurde intensiver befischt. Zum Glück hatte ich meine Tasche und Material dabei – also mit zitternden Fingern das Stahlvorfach und einen erstklassigen, größeren Krautschutz-Blinker dran. Eine Dreiviertelstunde lang habe ich links und rechts der Attackenstelle alles ausgefischt, aber keinen einzigen Kontakt mehr bekommen, außer einem megafetten Fischplatscher direkt unter meinen Füßen, als allerdings mein Blick gerade ganz weit nach links gerichtet war. So konnte ich nur noch einen fetten silbernen Schatten verschwinden sehen…
Inzwischen hatten sich an meiner Angelstelle auch einige blutsaugende und ein paar Fragen stellende Plagegeister eingefunden – Zeit, weiter zu ziehen. Vielleicht dreihundert Meter flussabwärts gab’s dann die nächste halbwegs gut zu beangelnde Stelle.
Erster Wurf – ein Riesenfang: Algen soviel wie ein ordentlicher Strohballen… Zweiter Wurf – Biss! Schnur – Rolle – Bremse – Hechtsprung – drei Minuten Adrenalindrill-Thrill in dem kleinen Gewässer: Immer wieder sprang Meister Esox aus dem Grünzeugs, ich hielt dagegen, in der Befürchtung, er könne sich in dem dichten Gehölz verstecken, erneute Flucht, Sprung, aber dann kam er brav in meinen gerade ausreichend großen Kescher: kein Riese, aber mit 74 cm ein ordentlicher und für das kleine Gewässer wohl recht großer Fisch. Und meine bisherige ehrliche persönliche Bestmarke, denn meine Usedomer „Guide-Hechte“ um die Metermarke rum zählen nur bedingt…
Als ich dann den Fisch näher betrachten konnte, war klar, dass es mein „Bekannter“ von vor einer Stunde war – denn mein FC-Vorfach und der kleine Spinner hingen ihm noch zwischen den Zähnen. Erfolgsköder war wiederum ein kleiner Spinner von Panther Martin mit „gummibewurmtem Krautschutz-Sicherheits-Drilling“ an einem feinen 7×7-Vorfach. Die Rute war bis zum Anschlag gekrümmt, hat aber – wie das gesamte Tackle – brav durchgehalten und überzeugt. Ob ihre kleine Schwester (WG 2-14g), mein UL-Liebling, das auch geschafft hätte?
Auf diese Art und Weise seinen Köder wieder zu bekommen, ist… – ok! Und diese Feierabendangelei einfach fantastisch!
Zum Abschluss hab ich noch ne neue UL-Ködervariante ausprobiert – Fliege mit Kronleuchterjuwel –: drei Döbel und ein Barsch in 15 Minuten. Aber das ist ne andere Geschichte, versprochen…
Grüße vom Kaiserstuhl und tight lines, Euer TT
PS: das nächste Mal nehm ich auch endlich meine Digicam mit ans Wasser… ;-(