Fangberichte Angelsegel-Trip vor Rügen
Beitrag enthält WerbungAls mich meine Kumpels Jörg und Martin auf meiner diesjährigen Geburtstagsparty beim Italiener in Kreuzberg gefragt haben, ob ich nicht mal Lust habe, mit ihnen segeln zu gehen, habe ich spontan zugesagt. Das Leben auf dem Wasser ist nunmal genau mein Ding. Außerdem ist ein Segeltrip auf der Müritz daran schuld, dass ich nicht in einer PR-Agentur gelandet bin, sondern im Angelzirkus. Als es dann letztes WE spontan losgehen sollte, war ich anfangs ein bisschen gestresst. Nachdem ich in den letzten Wochen an jedem WE unterwegs war, hatte ich mich eigentlich mal auf zwei gemütliche Tage mit meiner Freundin eingestellt. In Anbetracht dessen, dass wir noch einen Pärchen-Urlaub vor uns haben, hat sie mir aber nochmal freigegeben. Schließlich ist es auch mal wichtig, dass ich mich mit was anderem als der Angelei beschäftige.
Segeln also. Mit Martin, Jörg und Lennart. Abfahrt am Freitagmorgen. 7 Uhr. Ankunft auf Rügen (Lauterbach) um 11 Uhr. Auf dem Wasser um 12.30 Uhr. Bombenwetter. Beste Stimmung unter den Seglern und dem Leichtmatrosen, der u.a. für die Versorgung mit Frischbarsch zuständig war. Ein paar Angeln und Köder waren also mit im Gepäck.
Am ersten Tag war’s nicht wirklich windig. Aufgrund einer langen Flaute kamen wir recht spät im Zielhafen an. Und so stand ich ziemlich unter Druck, was die Barsch-Mahlzeit anging. So richtig vertrauenserweckend wirkte die Kormoran-Kolonie vorm Hafen allerdings nicht.
Doch hat’s an der Oberfläche richtig getobt. Plötzen im Fressrausch. Überall Brutfisch. Also einen kleinen Dropshot-Minnow rangeschraubt und losgeangelt. Den ersten Fehlbiss hatte ich beim zweiten Wurf. Dann passierte lange nichts mehr. „Das haben wir uns aber anders vorgestellt, Herr Barsch-Papst!“ „Was geht denn Barschel?“ „Es ist doch Fisch da, Dr. Barsch.“ Jaja. Wer den Schaden hat, braucht für den Spott nicht zu sorgen. Aber ein bisschen Gestachel schadet ja nicht wirklich was. Im Gegenteil. Dann wird halt getrickst, um die Ehre zu retten. Anstatt die Gummis zu faulenzen oder zu hibbeln, habe ich sie getwitcht. Mal durchs Mittelwasser, mal über dem Grund. Und das war dann auch der Durchbruch. Mit Müh‘ und Not habe ich uns eine Vorspeise (Barsch-Filet im Schiffchen an Tomaten und Zwiebeln in Olivenöl) zusammengefischt.
Nach einem kleinen Schlummertrunk auf dem Kai…
…ging’s recht spät ins Bett, was mich nicht daran gehindert hat, bereits um 6 wieder auf der Matte zu stehen und ein paar Barsche fürs Abendessen aus dem Becken zu kitzeln. Dann ging’s wieder los mit segeln. Zielhafen diesmal: Thiessow. Da kamen wir dann 8 h nach dem Ablegen vom Ruden an. In diesen 8 h habe ich das Schiff auch mal hart am Wind gehalten.
Ich kann schon nachvollziehen, dass meinen Kumpels das Spaß macht. Es ist ein tolles Gefühl, wenn man die Kraft der Natur ausnützt und es teilweise auf über 9 Knoten bringt. (Die Höchstgeschwindigkeit unter meiner Regie waren knappe 8 Knoten.) Aber irgendwie müsste man sich da schon noch dran gewöhnen, wenn man unter die Segler gehen wollte. Fahren um des Fahrens willen. Befehle entgegen nehmen und ausführen. Die Kommandos mit Standardsätzen beantworten. Von wegen „Alles klar zu Wende?“ „Klar zur Wende!“ usw.
Immer wieder an Anglerbooten vorbei fahren und sich darüber im Klaren sein, dass man gerade auf einem der besten Reviere der Welt unterwegs ist und seine Zeit mit Wenden verballert. Gegen Ende des 8 Stunden-Törns war mir bewusst: Auch wenn man jetzt auch auf dem Wasser ist – irgendwie ist man dann halt doch mehr Angler als Segler.
Wäre ich nicht mit der besten Crew unterwegs gewesen, die man sich vorstellen kann, wäre es mir womöglich richtig langweilig geworden. So war ich aber mit ein paar Supertypen in der Natur, hatte immerhin den Wind um die Nase, die Sonne hat geschienen und die Stimmung war einfach nur gut. U.a. deshalb, weil‘s den Kollegen an Bord eben so richtig Spaß gemacht hat, das Boot über den Bodden zu dirigieren.
Der Hafen war allerdings voll. Also mussten wir draußen ankern. Bei Windstärke 5 in Böen mit Sicherheit auch mal ne 7. Eine unruhige Nacht lag vor uns. Das Boot wurde mal nach rechts mal nach links gedrückt. So richtig gut schlafen kann man in dem Bewusstsein nicht, dass das Boot losgerissen werden könnte und man dann in Richtung Hafen gedrückt wird. Und so war ich auch an diesem Morgen recht früh wach. Geangelt habe ich nicht, sondern stattdessen ein wenig auf dem Deck vor mich hin bzw. in mich rein sinniert. Auch mal schön, so eine Ruhe. Wobei mir beim Anblick der Schaumkronen klar war, dass diese Ruhe bald ein Ende haben würde.
Der Törn am Sonntag war dann auch ein anderer Schnack. Das Boot lag extrem schräg im Wind.
Teilweise stand es richtig auf der Kante, so dass man von innen auf der Lee-Seite nach Fischen schauen konnte.
Mit der Gemütlichkeit an Bord war’s damit vorbei. Und damit dann auch mit meinem Willen, mich als Segler zu beweisen. Glücklicherweise hatten sich zum Mittag noch zwei weitere Kumpels angemeldet, die in Lauterbach zusteigen wollten. Diese Gelegenheit habe ich dann genutzt, um auszusteigen und mich vom Seegang zu erholen. Die Jungs hatten noch richtig Spaß auf dem Wasser.
Und ich ein paar kleine Barsche im Hafen.
Dann hieß es Abschiednehmen von der LUNA.
Die Moral von der Geschicht? Der Hannes taugt zum harten Segler nicht. Trotzdem war’s toll mit euch, Kameraden!