Eigenbau Angelhaken-Tuning – wie man blanke Wobbler-Haken „federt“
Für so manchen Blackbass-Angler ist ein Popper nicht viel mehr als das Vehikel, dass den Federdrilling zum Bass bringt. Die Jungs reduzieren die Fängigkeit des Poppers auf die Feder: Das Ploppen lockt die Fische an. Der Federdrilling sorgt für den Biss. Ich habe festgestellt, dass alle Oberflächenköder auch mehr Barsche fangen, wenn man sie mit einem Federdrilling ausstattet – vorausgesetzt, sie laufen dann noch sauber. Und auch Wobbler sind attraktiver, wenn da hinten noch eine Feder winkt, die wie ein Flosse oder eine Blutspur auf die Räuber wirken muss. Mit so einem Feder- oder Fellbüschel kann man auch günstige Wobbler wie z.B die Frenzy’s deutlich aufwerten und zu Low-Budget-Fangmaschinen aufmotzen. Bislang habe ich die Federdrillinge immer gekauft. Das ist allerdings relativ kostenintensiv. Zudem ist die Farbauswahl limitiert. Und außerdem fische ich meine Wobbler ja gern mit Einzelhaken. Die bekommt man hierzulande meines Wissens bislang nur blanko – also ohne Federschmuck.
Wie beim Stahlvorfach-Basteln gilt es aber auch hier erst ein bisschen zu investieren, bevor man so richtig in die Sparphase übergehen kann. Bedeutet in diesem Fall, dass man sich einen Bindestock, Federn bzw. Felle, ein bisschen Glitter, Wickelgarn und Lack kaufen muss.
So ein Bindestock ist nicht wirklich teuer. Für unsere Zwecke reichen einfache Modelle völlig aus. So ist z.B. in dem Fly Tying Kit von Shakespeare alles dabei, was man braucht. Elementar sind neben dem Stock zum Einspannen des Hakens das Bobbin (Wickelgarn), Lack zum Fixieren und ein Instrument zum Auftragen des Lacks (da tut’s auch ein Zahnstocher). Ganz wichtig ist auch eine Unterlage. Ich habe neulich mal einen halben Samstag investiert, um den Tisch, auf dem mir der Lack umgekippt ist, abzuschleifen und neu zu lasieren. Solchen Ärger kann man sich mit einer Schreibtischunterlage sparen!
Und dann braucht man natürlich Bindematerial. Dazu fährt man am besten mal in einen Fliegenfischerladen. Mein Shop des Vertrauens ist Morefly in der Joachimstaler Str. In Berlin. Hier wird man vom Herrn Fiebig bestens beraten. U.a. weils billig ist und sich einfach verarbeiten lässt, habe ich auf Fell als Basis gesetzt. Fuchsfell, um genau zu sein. Und zwar in den Farben Fluorot, Weiß, und Gelb. Dann habe ich mir noch so ein Olive/Schwarz-farbiges Fell zugelegt. Keine Ahnung, wer das vorher getragen hat. Aber die Farbe ist sehr schick und passt sehr gut zu Ayu-Wobblern und vielen anderen Natur-Dekos.
Außerdem durfte es noch ein bisschen Lametta sein – relativ steife Glitzerfäden, die für den Schuppeneffekt sorgen sollen.
Dann habe ich mir noch ein bisschen Bleidraht gekauft, um das Gewicht auszugleichen, wenn ich von Drilling auf Einzelhaken umstelle und das Schwebeverhalten des Wobblers unbedingt erhalten möchte. (Wobei ich Slow Floater auch gut finde und meisten aus den Draht verzichte.) „Und wie wird‘s gemacht, Meister Fiebig?“ „Da Gehste einfach mal auf Youtube und schaust Dir an, wie das andere machen. Da gibt’s ne Menge Einsteigervideos. Das schaffst Du!“ Also ab nach Hause, den Bindestock vor dem Rechner aufgebaut und den Haken eingespannt. Erstmal gab’s ein Video von einem Engländer, der einen Streamer bindet. Dann drei Viedeoclips über die Materialien und die Knoten.
Und dann war‘s soweit. Der erste Versuch hat mich allerdings ein paar Nerven gekostet. Vor allem der Abschlussknoten mit diesem Teufelswerkzeug namens Whip Finisher gestaltete sich schwierig. Da hat auch dieses Video erst einmal nicht geholfen. Es sieht so einfach aus, erfordert aber ein bisschen Geschick und Mitdenken. Irgendwann bin ich dann drauf gekommen, dass mein Problem das große Öhr sein könnte und habe den Knoten ein bisschen weiter in Richtung Schenkelmitte verlegt. Das hat besser geklappt. (Mit halben Schlägen und ordentlich lack, ist das alles aber auch zuverlässig fixiert!)
Hier möchte ich euch mal zeigen, wie ich vorgehe:
1. Faden anlegen und Grundwicklung erstellen.
2. Ein kleines Büschel aus dem Fellkomplex trennen, auflegen und über das Öhr herausstehen lassen.
3. Bis zum Öhr umwickeln.
4. Ggf. eine zweite Farbe einbringen (also noch ein Büschel drauflegen) und genauso vorgehen.
5. Ca. 6 bis 12 Glitterfäden zurechtstutzen (so abmessen, dass der Faden bei halber Länge noch etwas über den Haken herausschaut).
6. Glitterfaden anlegen, mittig anbinden und Richtung Hakenbogen wickeln.
7. Den hinteren Strang (der der übers Öhr hinaussteht) der Glitterfäden überlegen und flach binden.
8. Wieder nach vorne wickeln.
9. Jetzt das Restfell umknicken und Richtung Öhr flach binden.
10. Lack drüber.
11. Haken umdrehen (muss man natürlich nicht machen, wenn man ihn gleich richtig einspannt) und den Abschlussknoten mit dem Whip Finisher oder halben Schlägen binden.
Inzwischen dauert das pro Haken keine 5 Minuten. Ich bin optimistisch, dass es noch schneller gehen wird, wenn ich noch mehr Übung habe.
Zur Übung mit dem Whip Finisher eigenen sich Dropshot-Haken übrigens besonders gut. Das trifft sich gut, weil so eine Dropshot-Fliege wollte ich auch immer schon mal ausprobieren. Meine erste ist eine Ayu-Fliege – leider verkehrt herum gefärbt. Aber da müssen die Fische einfach mal umdenken. Die zweite binde ich dann einfach mit umgedrehtem Haken nach dem gleichen Muster (erst gelb, dann Olive, dann Glitterfaden).
Dass man auch Drillinge schön dekorieren kann, habe ich mir auch schon bewiesen.
Als Speicher dient eine Fliegenbox. (Rechts neben der Box sieht man ein klobiges Modell, dass nochmal neu bearbeitet wird, weil der extreme Busch den Woblerflug mit Sicherheit deutlich abbremsen würde.)
Ich binde mir die Haken übrigens gern passend zum Grunddesign der Wobbler…
…und freue mich schon extrem auf die ersten Fischkontakte. Ich bin zuversichtlich, dass es noch mehr werden als auf blanke Wobbler…
Viel Spaß!