Fangberichte Alles für die Angel-Wissenschaft…
Wenn man das höchste Ziel der Erkenntnisgewinn ist, muss man als Angelwissenschaftler manchmal Dinge machen, von denen man nicht so wirklich überzeugt ist, Sachen also, von denen man praktisch schon im Vorfeld weiß, dass sie wehtun werden. Man kann sich das dann schön reden. Von wegen „Abenteuer“ und so. Als ich vorgestern um 6.15 Uhr von Langeland mit der Fähre nach Lolland übergesetzt habe, war mir klar, dass dieses Abenteuer eines von denen ist, die am besten schon erlebt sind, bevor sie angefangen haben.
Ich war mit Käptn Henrik Onesevik verabredet. Er hat mich eingeladen, eine Gruppe Dänen beim gezielten Steinbuttfang zu begleiten. Henrik ist Eigner der MS Kirsten. Mit der fährt er gegen Beltdorsch, Plattfisch und eben auch gezielt auf Steinbutt.
An sich ja eine tolle Sache. Ich will ja unbedingt noch einen schönen „Stonie“ fangen in diesem Urlaub. Und Henrik ist echt ein netter Käptn und die MS Kirsten ein cooler Kleinkutter. Auch die dänischen Mitangler waren megasympathisch. NUR: Das Wetter war richtig fies. Bzw. der Wind. Als ich mit der Fähre rüberfuhr, dachte ich mir noch: „Hoffentlich angeln wir vor Lolland. Da haben wir Landabdeckung. Die von Oststurm und Südströmung aufgepushten Wellen vor Langeland ertrage ich keinen ganzen Tag. Vor allem will ich ja kontrolliert mit Gummi angeln. Eh schon ein Problem vom voll belegten Kutter. Bei dem Seegang aber unmöglich.“
Umso „erfreuter“ war ich dann, als ich mir ein paar Brocken aus der dänischen Ansprache übersetzen konnte: Wir angeln erstmal kurz vor Lolland, um dann zu den besten Plätzen nach Langeland überzusetzen. Zustimmende Blicke meiner Mitangler. Aber die wussten ja nicht, was sie erwartet. Ich schon.
Tiefe Wellentäler zum Beispiel. Und das in hoher Frequenz. Übel. Man sieht’s auf den Bildern nur schwer. Hier mal drei hintereinanderweg geknipste Schnappschüsse .
Und nach einer halben Stunde war’s mir dann auch übel. Angefüttert habe ich nicht. Der Blick war konsequent auf den Horizont gerichtet. Die Konzentration galt dem Auftreffe des schweren T-Rig.
Und das fing dann tatsächlich auch den ersten Mini-Steinbutt. Sprichwörtlich: Eine kleine Sensation. Denn Köderkontrolle sieht anders aus.
Dass meine Kollegen mit ihren Tobis (Sandaalen) bessere Chancen hatten, war schon von vornherein klar. Meine oberste Forschungsfrage war aber ja, ob sich der Gummiwurm mit dem Naturköder messen kann.
Und so habe ich es bestmöglich durchgezogen. Endergebnis: 6 Steinbutt. Keiner Angler hat mehr als einen Steinbutt gefangen. Aber aussagekräftig ist das leider nicht. Denn am Ende waren wir alle froh, dass wir den Trip überstanden hatten.
Die Touren kann ich aber guten Gewissens empfehlen. Dass wir bei diesem Wetter überhaupt Fische gefangen haben, grenz für mich an ein Wunder. Die Steinbutts können fast nichts gesehen haben vorlauter Sand im Wasser. Henrik weiß also schon recht genau, wo er sein Boot hinsteuern muss, wenn er Steinbutt haben will. Tiefer als ich dachte. Und damit habe ich immerhin die zweite Forschungsfrage beantworten können. Mal sehen, ob mir das noch etwas bringt. Zwei Kleinboottage habe ich noch…