Fangberichte Abenteuer Amazonas: Auf Pfauenbarsche & Piranhas


Im Jahre 1994 habe ich eine Brasilienrundreise mit meiner Familie gemacht. Dabei ließen wir uns natürlich nicht den beeindruckenden Regenwald mit seinen weit verzweigten Wasserläufen entgehen. In Manaus angekommen machten wir uns sofort auf die Suche nach einem Guide. Dies sollte sich als eine schwierige und zeitraubende Angelegenheit erweisen, doch letztendlich konnten wir einen passenden Veranstalter finden.


Ein Passagierschiff ist fraglos die flexibelste und bequemste Art, den Amazonas zu erkunden. Es ist gleichzeitig Zuhause und Beobachtungsplattform und der Fahrplan richtet sich nach den Wünschen der Gäste.

Man ankert an idyllischen Plätzen und kann mit dem Beiboot flache Nebenflüsse oder schwimmende Wiesen erkunden. Sei es nun Vogelbeobachtung, das Sammeln von Pflanzen, Fischen oder einfach Baden. Die Hektik der Stadt hinter uns gelassen, tauchten wir mit dem Schiff in der Ruhe des Regenwaldes unter. Im Gegensatz zu der trügerischen Stille des Tages erwacht an den Flussufern nachts geschäftiges Leben. Das Licht der Taschenlampe dringt durch die treibenden  Vegetationsteppiche und trifft zwischen glitzernden Tautropfen auf die grünen Kristallaugen zahlloser Spinnen. Brillenkaimane gleiten lautlos durch das Wasser. Schwärme von Moskitos steigen auf und attackieren uns.


Der Urwald mit seinen unzähligen Tierarten konnte noch so interessant sein, bei den Wassermassen drehten sich meine Gedanken nur um die eine Sache. Ich wollte endlich angeln. Ungeduldig, wie ich war, fragte ich den Guide, ob sich eventuell mal die Gelegenheit ergeben würde, einen Tag angeln zu gehen. Um meine Euphorie nicht ganz zu zerschlagen, erklärte er, dass das Hochwasser es wahrscheinlich schwer machen würde die Fische zu finden, doch er wüsste, wo man mit ein bisschen Glück welche erbeuten könnte.


Man muss sich das so vorstellen: Alles war unter Wasser, es gab fast kein Festland mehr, weit und breit waren nur noch Baumkronen zu sehen, freigespülte Wurzeln trieben umher und etliche Wasserpflanzen bewucherten die Überschwemmungsgebiete. Eigentlich perfekte Angelstellen, wenn nicht soviel Wasser da  gewesen wäre. Wo sollte man anfangen? Bei den Weiten! Die Hauptflussadern verlassen, tuckerten wir nun die schmalen Wasserstraßen entlang. Hin und wieder begleiteten uns Flussdelphine. Nach zwei Tagen war der Zeitpunkt gekommen. Den Außenborder klar gemacht, ging es mit dem Beiboot in Richtung Hot-Spot. Im Dickicht zwischen den außergewöhnlichsten Baumarten machten wir uns an einer Liane fest und hielten unsere Angeln ins Wasser. Der Guide hatte am Morgen zerhacktes Rindfleisch vom Bauern geholt. Es sollte auf Piranhas gehen. Kaum war das Fleischstückchen im Wasser knabberte auch schon was energisch. Zack angehauen, nichts. Alles abgefressen. Wieder rein. Die Rutenspitze senkte sich leicht und Anhieb. Diesmal war ein Piranha dran und zwar einer der gefährlichsten Sorte. Rot glitzernd mit einem beeindruckenden Gebiss. Beim Entfernen der Haken knurrte er wie verrückt. Stahlvorfächer aus Deutschland hätten es nicht getan, es musste schon ein 1,5 Millimeter dicker Draht her. Im Wasser waren nun Scharen von Fischen die beim Geruch des Fleisches immer aggressiver wurden. Als Showeinlage raspelte der  Guide Raupen von einem Baumstamm ab. Das Wasser kochte. Sie waren sofort zur Stelle. Die Kunst beim Angeln war es, äußerst schnell zu reagieren. Nach einer Weile drang immer weniger Licht durch das Dach des Waldes, sodass wir uns entschlossen umzukehren.


Während das Wasser die Strahlen des Sonnenunterganges beeindruckend wiederspiegelte, fing nun das Konzert der Heuschrecken und Frösche an. Alle waren still und lauschten dem Klang des Waldes, der gelegentlich durch das Brummen des Motors verstummte. Beim Hauptboot angekommen, wurde aus den Piranhas eine Suppe gemacht. Mit ein Stück Brot im Mund ließen wir sie uns schmecken. Überwältigt vom Tag fanden wir gerade noch den Weg zu unseren Hängematten.


Hatte sich das Wetter bis zu dem Zeitpunkt von seiner schönsten Seite gezeigt, so sollte es an den darauf folgenden Tagen ungemütlicher werden. Große, dunkle Regenwolken zogen auf. Nun gingen, die für den Regenwald, typischen Regengüsse nieder. So stark das man kaum ein paar Meter weit sehen konnte. Schnell wurde das Boot seitlich mit Planen abgedichtet. Zumindest waren wir jetzt für ein Weilchen die lästigen Mücken los. Als der Himmel aufklarte, bot sich noch einmal die Chance einen Ausflug mit dem Beiboot zu machen. Entlang den schmalen Flussläufen tuckerten wir in Richtung Hauptstrom um ein Naturreservat  besichtigen zu können. Nachdem wir stundenlang durch den Dschungel marschiert waren und am Ende noch mal ein träges Faultier und eine Schlange anfassen durften, fanden wir uns letztendlich erschöpft am Holzkahn wieder. Kurz noch einen kleinen Snack zu uns genommen, dampften wir dann auch schon unseren Hängematten entgegen.


Doch als wir, auf halben Weg, gerade in einen schmalen Seitenarm einbiegen wollten, stellte der Guide urplötzlich den Motor aus und meinte: Hier können wir unser Glück noch mal probieren. Das kam mir natürlich sehr entgegen. Angelruten und Rollen, so ne feinen Sachen, werden dort nicht benutzt, sondern es reicht einfach ne Spule mit dicker Schnur aus, an deren Ende ein Wobbler befestigt wird. Die Schnur musste deshalb eine extrem hohe Tragkraft haben, weil nicht nur mit den bis zu über einen Meter groß werdenden Pfauenbarschen zu rechnen war, sondern auch noch mit den riesige Welsen. Bei leichter Geschwindigkeit und mit der Hand den Wobbler auf einer Entfernung von 20 Meter zum Boot haltend, fuhren wir so nah wie möglich an dem Waldrand entlang. Der ist sicherer Zufluchtsort und Jagdrevier junger Fische. Im Wurzelwerk finden sie Insektenlarven, Krebse und Süßwassergarnelen in Hülle und Fülle.


Es dauerte nicht lange und da hatten wir schon den ersten Biss. Motor aus und langsam rangeholt, entpuppte sich der Fisch schon sehr bald als farbenprächtiger Pfauenbarsch. Grüner Körper mit vielen gelben Flecken, rote Flossen und auf der Schwanzflosse ein sogenanntes Pfauenauge, dem der Barsch seinen Namen verdankt. Einfach wunderschön! Insgesamt fingen wir innerhalb von zwei Stunden vier schöne Barsche, wobei ein paar Kapitale ausgeschlitzt sind, weil auch bei der Sorte das Maul besonders dünnhäutig ist. Ähnlich wie bei unseren Barschen versuchte auch die Barschart beim Tackeln  durch energisches Hin- und Herreißen des weit geöffneten  Mauls den Köder los zu werden. Das Hochwasser hat es leider unmöglich gemacht, in der kurzen Zeit die wirklich großen Exemplare zu fangen. Da wir aber keine gezielten Angelausflüge gemacht haben, sondern eher nebenbei geangelt haben, denke ich, dass sich die Fangergebnisse sehen lassen können.


Fährt man in das Amazonas Gebiet und mietet sich für eine Woche einen Guide extra fürs Angeln, dann sage ich Euch würde man wahrscheinlich, was die Qualität und die Quantität betrifft, mehr fangen als in einem halben Leben in Deutschland. Nach sechs Tagen ging unser Ausflug im Regenwald dem Ende zu. Zwei Stunden vorm Abflug hatte das Schiff auf einmal ein Motorschaden. Im Dunkeln waren schon die Lichter des Hafens von Manaus zu sehen, doch wir kamen keinen Meter weiter. War mal wieder alles zu knapp geplant! Zumindest hatten wir diesmal Glück. Nachdem unser Guide eine Stunde lang verzweifelt den Motor auseinander geschraubt hatte und zwischenzeitlich mal weißer Qualm entstanden war, konnten wir die Fahrt wieder aufnehmen. 30 Minuten bevor es in die Lüfte ging, holte uns dann das Taxi ab. Als der Taxifahrer verstanden hatte, dass Eile geboten war, rasten wir mit 120 km/h durch die Stadt. Einfach Wahnsinn. Auf den letzten Drücker ging die Reise dann weiter Richtung Rio de Janeiro.


Aber nicht zum Angeln!!!


Erlebnis – Natur


Zur näheren Information zitiert aus einem Amazonas-Guide:


Längst meint die Bezeichnung „Amazonas“ nicht nur den Abschnitt des gewaltigen Stroms unterhalb der Einmündung des Rio Negro (oberhalb heißt er Rio Solimoes), sondern das gesamte riesige Flusssystem Amazonien. Mit mehr als 1000 Nebenflüssen und einem Wassereinzugsgebiet von über sieben Millionen Quadratkilometern ist es das gewaltigste Gewässernetz der Erde. Das Flussbett des Amazonas selbst ist so tief, dass Überseeschiffe 3700 Kilometer stromauf fast durch den ganzen Kontinent bis ins peruanische Iquitos fahren können. Die Gesamtlänge der schiffbaren Flüsse Amazoniens beträgt sogar 50000 Kilometer.


Bei der Stadt Manaus, wo der Rio Negro mündet, weist ein Leuchtfeuer seegehenden Schiffen und Fischerflotten, die von hier zu wochenlangen Fangreisen auf dem Fluss auslaufen, den Weg – wie an einer Meeresküste. Oberhalb der Stadt ist der Nebenfluss Rio Negro mehr als 20 Kilometer breit, und was der Reisende auf dem Flussdampfer für das ferne andere Ufer hält, sind große Inseln im Strom.


Wie alle Flüsse hat der Amazonas zahllose Quellen, die ihn speisen. Wasser rinnt herab von den Blättern und Ästen des Waldes, heraus aus Runsen und Klüften der Gebirge, stürzt hinunter in unzähligen Wasserfällen.


Nur in den Weltmeeren existiert eine vergleichbare Vielfalt von Fischarten wie im Amazonasbecken. Die Zahl der ständig neu entdeckten Arten lässt darauf schließen, dass ca. 3000 Arten in den Flüssen und Seen des Amazonassystems leben. Darunter sind viele, die nur in der Fauna Amazoniens vorkommen. Diese Arten haben sich in Anpassung an die ärmlichen Lebensräume und an die Flutzyklen im Amazonasbecken entwickelt. Im Einzugsgebiet der Weißwasser- und Schwarzwasserflüsse des Amazonas ist der Mineraliengehalt des Wassers so niedrig, dass viele Fische während der Trockenzeiten hauptsächlich von ihren Fettreserven leben müssen – es gibt so gut wie keine Wasserpflanzen. Wenn die Flüsse über die Ufer treten und das Wasser viele Waldflächen überflutet, finden die Fische am meisten Nahrung. Sie verlassen das Flussbett und schwimmen durch das Geäst der Bäume, wo sie den Platz der von der Flut vertriebenen Vögel, Säugetiere und Wirbellosen einnehmen. Darunter sind z.B. Fische, die sich von Früchten ernähren – eine Besonderheit des Amazonasgebiets.


Bemerkenswert ist, dass sich einige Arten aus Familien angesiedelt haben, die gewöhnlich zu den Meeresfischen gerechnet werden. Haie sind 3000 Kilometer ins Land vorgedrungen und Sägefische sind in Nebenflüssen häufig. Auch Rochen sind weit verbreitet.


Zu den seltsamsten Phänomenen des Amazonassystems zählt friagem, eine Erscheinung, die manchmal im Juni auftritt: Kalte Winde aus dem Süden des Kontinents kühlen die Wasseroberfläche der Flüsse ab, und das kalte Wasser sinkt auf den Grund. Dort verdrängt es durch Bakterien seines Sauerstoffs beraubtes Wasser. Dieses Wasser steigt auf, und alle Fische, die mit ihm in Kontakt kommen, flüchten nach Luft schnappend an die Oberfläche – eine Goldader für Fischer.

D
sehr schöner reisebericht. und auch schöne bilders.
L
sehr schöner Bericht. Der Amazons ist bestimmt mal eine Reise wert......
G
wow! schöner bericht! jetzt versteh ich auch deine vorliebe für die pfaueninsel!
D
:)
D
Das könnte man annehmen. Ich stehe auf alles, daß mit Pfau anfängt.
D