Waller & Exoten Aalangeln im Frühjahr
Lange hatte es nach dem düsteren Winter und anfänglich noch zu kaltem Frühling gedauert, daß es endlich wärmer werden sollte. Die Temperaturen stiegen nun so weit, daß sich die ersten Ansitze auf Aal lohnen sollten. Wenn die Tage länger werden und die Sonne wieder an Kraft gewinnt, juckt es mir in den Fingern, da ich weiß, daß nun auch die Aale aus ihrem Winterschlaf erwachen.
Zudem ist dies eine spannende Art zu Angeln und eine gute Möglichkeit, die Schonzeit der übrigen Raubfische zu überbrücken. Sobald das Wasser sich auf 8-10°C erwärmt hat, lohnt es sich, die ersten Versuche zu starten, die heimlichen Schlängler gezielt zu beangeln. Dazu suche ich mir bevorzugt kleine, nicht zu tiefe Seen und flache, nicht zu breite oder stark strömende Gräben und Flüsse aus, da sich das Wasser dort recht schnell erwärmt. An größeren Gewässern lohnt sich auch, ein Versuch in den flachen Buchten zu starten, die über Mittag und am Nachmittag von der Sonne erwärmt wurden.
Die Köderfrage ist für mich schnell geklärt: Tauwürmer, Mistwürmer, Dendrobenas oder Rotwürmer. Versuche mit anderen Ködern, wie zum Beispiel Garnelen, Käse, Bienenmaden Leberstückchen oder Fischrogen brachten zwar auch mal ein paar Fische, aber der gute alte Wurm war bisher immer noch der Köder, der mit Abstand die meisten Fische brachte. Da ich gerne schnell anschlage, um kleinere Exemplare nicht zu verangeln, nehme ich beim Tauwurm nur das Kopfstück, angeködert an einem geschränkten 6er oder 8er Aalhaken. Die Hakenspitze sollte dafür aus dem Köder herausgucken. Das abgekniffene Ende beim Tauwurm sorgt dann zusätzlich für eine gute Abgabe des Wurmaromas. Dendrobenas nehme ich gerne im Ganzen, da sie auch unter Wasser noch lange quirlig herumzappeln. Bei den kleineren Mist- und Rotwürmern kann man auch mehrere Exemplare auf den Haken ziehen und erhält so eine gute Lockwirkung.
Als Gerät verwende ich gerne Ruten mit einer Länge von 3,00m bis 3,60m und 2,0 lb. Eine robuste Rolle wird mit einer Hauptschnur zwischen 0,25mm und 0,30mm bespult. Rutenablagen und evtl. elektronische Bissanzeiger vervollständigen das Gerät. Wenn ich eine Grundmontage wähle, ist sie sehr einfach aufgebaut: Auf die Hauptschnur kommt ein kleiner CastingBoom, mit einem der Strömung und der Angelentfernung angepasstem Birnenblei zwischen 15gr. und 40 gr.* Anschließend folgt eine weiche Gummiperle, die den Knoten am Wirbel schützen soll. Das sich anschließende Vorfach, um die 40-60cm, sollte in der Tragkraft ein wenig schwächer gewählt werden, damit man im Falle eines Hängers nicht die komplette Montage verliert. Wenn der Grund am Angelplatz sehr schlammig/ krautig ist, montiere ich zusätzlich eine kleine rote oder schwarze Styroporkugel, die ich auf das Vorfach aufziehe und bis zum Hakenöhr vorschiebe. Diese hebt das duftende Wurmbündel ein wenig vom Gewässergrund und verhindert, daß der Köder für den Aal unzugänglich „versteckt“ bleibt. Grundsätzlich versuche ich, mit geöffnetem Rollenbügel zu fischen, damit ein beißender Fisch so wenig wie möglich Widerstand beim Biss spürt. Als Bissanzeiger haben sich leise (!) eingestellte elektronische Bissanzeiger bewährt, wobei ich darauf achte, daß die Rute immer in Richtung Köder zeigt. Oder ich verwende eine Konstruktion, die zwischen Rolle und Bockring in die Hauptschnur eingehängt wird, die ich „Alufolie für die Nacht“ getauft habe (siehe Zeichnung).
Bei der Posenmontage verwende ich, je nach Strömung und Wind, Laufposen mit Knicklichtfassung, die nicht zu bauchig sind. Ich bevorzuge schlanke Modelle mir 1-3 gr. Tragkraft, was für den Nahbereich ausreichend ist. Sie werden als Waagler montiert und mittels Schnurstopper auf die gewünschte Tiefe eingestellt. Ich verwende nun eine Punktbebleiung mittels eines etwas zu leichten Tropfenbleis, dann wieder eine Gummiperle vor den Knoten. Zwischen oberem Drittel und der Mitte des Vorfaches kommt nun die restliche Bebleiung. Beim Ausloten liegt das untere Klemmblei dem Grund auf, die Pose guckt etwas mehr aus dem Wasser. Nimmt der Aal den Köder auf und hebt somit das Pilotblei an, so spürt er nicht sofort das gesamte Gewicht von Pose und Bebleiung, ich sehe aber schon durch das leichte Absinken der Pose, das was passiert ist.
Im Frühjahr sind die Schleicher meist noch recht vorsichtig, deshalb fische ich gerne mit roten Knicklichtern, da diese nicht so hell sind und gerade im Flachbereich eine nicht so große Scheuchwirkung haben. Habe ich nur normale Knicklichter, so wickle ich diese zusätzlich in Papier ein, bevor ich sie in den Knicklichtkanal der Pose stecke, um die Leuchtkraft der Pose zu reduzieren. Auch Knickies vom Vortag eignen sich manchmal noch. Sie haben die meiste Leuchtkraft verloren, sind aber bei guten Bedingungen und auf Nahdistanz noch ausreichend zu erkennen.
Wenn die Pose nach einem kleinen Tänzchen anfängt, stetig abzuziehen oder das verhaltene Piepsen des elektronischen Bissanzeigers in einen kontinuierlichen Dauerton übergeht, wird es Zeit, den Anschlag zu setzen. Falls uns Wind oder Strömung einen Schnurbogen auf das Wasser gelegt haben, sollte man diesen vorsichtig einkurbeln und Fühlung zum Fisch aufnehmen. Spürt man den Fisch, erfolgt ein kurzer schneller Ruck und der Fisch sollte vorne im Maulbereich nun an unserem Haken hängen. Nun bloß nicht nachlässig werden und die Schnur erschlaffen lassen! Auch wenn der Fisch sicher gehakt ist, muss man im Drill dafür sorgen, daß der Aal keine Chance hat, sich an einem Hindernis am Grund festzusetzen. Gewährt man ihm einen zu großen Freiraum, so kann es passieren, daß er das nun folgende Tauziehen für sich entscheidet. Also sofort Druck aufbauen und stetig herankurbeln. Die Rute sollte dabei etwas steiler gehalten werden, damit der Aal schnell zur Oberfläche kommt und sich nicht doch noch in einem Hindernis festsetzt.
Wenn es das Ufer zulässt, kann man Aale bis zu einem Pfund noch gut mit einem Schlenzer aus dem Wasser heben. An Land wird er mit einem rauen Lappen (z.B. ein altes Frotteehandtuch) „eingefangen“. So kann man den zappelnden Schleicher gut unter Kontrolle halten, denn Aale sind an Land wahre Akrobaten und verwickeln sich nur zu gerne in unserem Vorfach.
Wenn der Fisch sichtbar klein ist, verzichte ich auf den Lappen und hebe ihn am Vorfach aus dem Wasser, damit ich ihn ohne große Beeinträchtigung anschließend wieder schonend in sein Element entlassen kann. Sicherheitshalber sollte man, falls das Ufer zu steil ist oder viele Hindernisse vorhanden sind, gerade bei besseren Aalen, eine Kescher verwenden. Dieser sollte ausreichend groß sein, damit man den Fisch sicher landen kann. Wenn der Fisch anschließend waidgerecht versorgt worden ist, empfiehlt es sich, ein neues Vorfach zu montieren, da der Aal bekanntlich kleine Zähnchen im Maulbereich besitzt, mit denen er das Vorfach im Drill leicht ein wenig aufgeraspelt kann. Vielleicht beißt ja anschließend auch noch ein richtig guter Aal, den wir natürlich nicht durch Schnurbruch verlieren wollen…
Wenn das Wetter und natürlich die Aale mitspielen, kann man so schon am Anfang der Saison eine spannende Art des Angelns erleben. Es ist einfach schön, die neu aufblühende Natur und das erste laue Lüftchen unter dem freien Abendhimmel zu genießen. Die Seele baumeln lassen und ab und zu einen der heimlichen Schleicher zu überlisten, ist für ich einfach spannende Entspannung.
Und wenn am Ende des Saisonauftakts auf Aal alles geklappt hat, können wir uns dann vielleicht schon auf die ersten geräucherten Aale freuen. Noch heiß und direkt aus dem Rauch, vielleicht ein gut gekühltes Pils dazu – eine wahre Gaumenfreude!