Echolot Live Scope: JETZT rotten wir sie aus!
Es gibt Shitstorms, die den Hannes anfassen würden. Wenn es allzu persönlich wird, nervt’s dann doch. Es gibt aber auch Social-Media-Tumulte, die mich einigermaßen kalt lassen. Ein hervorragendes Beispiel ist der kleine Aufstand, den unser Baum-Zander-Live-Scope-Video aus dem Mai provoziert hat. Nicht weil ich mir in Spanien eine Lederpelle zugelegt habe, sondern weil die Kritik gar nichts mit der Realität zu tun hatte. Man wollte mich verantwortlich dafür machen, dass die Fischbestände einbrechen durch die Live-Scope-Technologie. Die Vorbild-Funktion verletzt. Das Angeln zum Computerspiel runtergewirtschaftet. Und Beschiss ist das am Ende auch noch. Ach ja. Die Fische haben wir würdelos in ihren letzten Rückzugsrefugien beangelt. (In einem Stausee, dessen Uferlinie zu gefühlt 30 Prozent aus geflutetem Wald besteht.) Dabei habe ich einfach nur mal was probiert, was Teil der gegenwärtigen Angelkultur ist. Und ich habe es gefilmt, weil ich finde, dass wir auch dieses Thema mal ausleuchten müssen. In besagtem Video haben wir Gameboy-Musik laufen lassen und meines Erachtens sogar gezeigt, wie untalentiert ich auf dem Live-Scope-Sektor bin.
Eigentlich war ich nach dem Ding durch mit Echolot-Demos, hatte aber noch Stoff für zwei Folgen auf der Festplatte. Und dann hat’s mich schon gejuckt, wenigstens noch die eine Folge rauszukloppen, in der wir uns selber einen Köder basteln und zeigen, dass es Leute gibt, die total auf dieses Echo-Game abfahren (Eric zum Beispiel) und andere, denen das gar nichts gibt.
Ich habe so ein Ding auf meinem Boot. Allerdings anders montiert. Am Bugmotor. Damit könnte man auch pelagen bzw. sharpshooten. Allerdings ist das nochmal anspruchsvoller, weil man das Boot mit dem E-Motor steuert und parallel mit dem E-Motor nach den Fischen schaut. Da gibt’s Leute, die machen das richtig gut. Ich bin das nicht. Ich gönne mir aber halt den Luxus, schnell mal über den Spot zu schwenken, ob da Fisch ist. Was ein Hecht ist, was ein Zander und was ein Barsch? Kann ich euch nicht sagen. Weil ich mich nicht intensiv damit beschäftige. Bringt mir nix. Will kein Mensch sehen. Macht mir aber auch keinen Spaß.
Dem Eric zuschauen, macht mir aber eine große Freude. Es ist herrlich zu sehen, wie man sich stressen kann, um ein paar Fische zu fangen. Manchmal blitzt es richtig in den Augen, wenn ein großer Fisch „reinkommt“. Und es ist auch schön zu sehen, dass die Fische nicht komplett willenlos sind. Die beißen nicht automatisch, nur weil man sie verfolgt.
Ich kann wirklich jeden verstehen, der diese Technik ablehnt. Ich kann aber auch verstehen, dass das Spaß machen kann und womöglich sogar süchtig macht. Das Angeln wird schon deutlich konkreter. Und wenn man die Social Media Accounts talentierter Scoper anschaut, muss man ja schon gestehen, dass das Instrument dafür sorgt, dass die Fischgröße ansteigt. Muss das nun sein? Ist es wichtig, immer mehr immer größere Fische zu fangen?
Keine Ahnung. Was ich aber weiß und auch zeigen wollte: Mir ist es nicht so wichtig, als dass ich mich in dieses Angeln reinarbeite. Mir ist es so unwichtig, dass ich es sein lasse, obwohl ich so ein Teil auf dem Boot habe. Und da schließt sich nun der Kreis zur Einleitung: Diese Kritik traf definitiv den Falschen.
Und das Geile ist, dass diese Live-Scope-Parodie nicht als Reaktion auf die unfreiwillig heraufbeschworene Empörung gedreht wurde, sondern eine Session davor.
Was ich damit sagen will: Man kann doch über alles reden. Und: Keine Sorge, BA bleibt ein technischer Kanal. Es wird aber immer mehr um Rigs, Köder und Führungstechniken gehen, als um Echolote, Bootsmotorisierungen, GPS-Anker usw. – auch wenn ich das Zeug auf meinem Boot habe.
Unter dem neuen Video stehen jetzt viele sehr nette und auch sehr lustige Kommentare. Da gibt’s genug Menschen, die selber nicht auf die Idee kommen würden, so ein Echolot zu erstehen. Es gibt sogar eine Menge Menschen, die das Teil absolut beschissen finden, die aber trotzdem drüber lachen können, wenn der Junior den Senior in seinen Echolot-Stress mitnimmt. Das finde ich super. So würde ich es mir eigentlich immer wünschen. Nicht gleich voll drüber auf die Barrikaden gehen, sondern auch mal leben lassen.