Gewässer-Tipps Pfaueninsel (Immer für einen fetten Barsch gut!)
Mit der kalten Jahreszeit begeben sich die Fische auf Wanderschaft und suchen wärmere Bereiche des Gewässers auf .Zentriert, an den tiefsten Stellen, kann man nun in kürzester Zeit mehr Barsche als im übrigen Jahr fangen. Ein Boot ist dabei sehr hilfreich. Hat man keins, ist mühsames Suchen von Land aus angesagt. Um der Arbeit aber erst mal aus dem Weg zu gehen, würde ich es an den Anlegestellen der Dampfer probieren. Die unangenehme Kälte schreckt Besucher ab und ermöglicht den Anglern ein ruhiges, konzentriertes Vorgehen.
Die muschelbewachsenen Kanten entlang der Fahrrinne, schattenspendende Stege und das meist aufgewühlte Wasser bieten einem ideale Bedingungen. Auf der Suche nach guten Gewässern müssen wir Hauptstadtangler meist lange Wege auf sich nehmen. Gut erreichbar mit Straßenbahn und Bus, ist die Pfaueninsel an der Unterhavel, ein magnetischer Anziehungspunkt für Berliner Ausflügler und Angler gleichermaßen.
Hat man den kurzen Weg durch den Wald hinter sich gelassen, erscheinen schon die fünf Anlegestellen. Eine Fähre bringt die Besucher auf die Pfaueninsel. Angeln darf man von dort aus jedoch nicht. Die Ruhe trügt, unter Wasser geht es heiß her. Viele Fischreiher warten in versteinerter Haltung auf die umherziehenden Schwärme von Kleinfischen, die von den raubenden Barschen in die Enge getrieben werden. In der Hoffnung auf Schutz und ein paar Krümel Brot halten Plötzen, Rotfedern und Kaulbarsche sich nun mit Vorliebe unter den Stegen auf. Jetzt muss der Angler seine Chance nutzen. Direkt vor dem Steg, an den bis auf 8 Meter Tiefe abfallenden Kanten, tummeln sich zeitweise Scharen von Barschen. Oftmals pfeift der Wind so heftig durch die enge Schneise zwischen Insel und Festland, dass ein Angeln fast unmöglich zu sein scheint. Die Möwen stört dies aber nicht. Die Gewalt des Windes macht zwar der Fähre zu schaffen, versorgt das Wasser jedoch mit einer Menge Sauerstoff. Aufgewirbelt durch Schiffsschrauben bieten kleine Krebse die optimale Nahrungsergänzung.
Von Ende September bis Dezember beißen die Barsche an den drei Stegen in der Nähe der Fähre. Ich habe die Erfahrung gemacht, dass sie sich im Frühjahr auch oft in der Bucht aufhalten. Dort habe ich im März 2001, gleich bei meinem ersten Mal, zwei vollgefressene 40er Winter- Barsche auf einen 10cm Gummifisch gefangen. Das war ein verdammter Glückstag. Seitdem probiere ich es immer wieder. Man fängt sie aber nicht sooft wie die 35er, die in einer guten Zahl vorkommen.
Wenn das Fressen im September beginnt, können die Köder ruhig noch etwas größer sein. Bei den regelrechten Orgien wird der Köder ( Kopytos fangen hervorragend) kaum eine Gelegenheit haben, den Grund zu erreichen. Meistens wird er schon vorher vom Barsch geschluckt. Massenfänge von 30 Barschen sind keine Seltenheit. Je weiter die Jahreszeit voranschreitet, desto kleinere Köder sollten gewählt werden. Dabei wären die Turbotails oder kleine Doppelschwanz-Twister eine gute Alternative. Geeignet sind trübere Farben, wie Braun, Grau und Grün mit Glitter versetzt. Den meisten Spaß machen jetzt feinste Barschruten. Dicke Knüppel sind fehl am Platz, die Hot Spots sind vom Ufer aus erreichbar. Wer die Massenfänge irgendwann satt hat und lieber einen Kapitalen fangen will, der sollte nur noch mit großen Ködern angeln. So wird ausgeschlossen, dass die vielen Kleinen vor den Großen an den Haken beißen. Die Wahrscheinlichkeit erhöht sich deutlich. Da die Barsche umherziehen, solltet Ihr die Beißphase ausnutzen, denn es kann schnell vorbei sein. Bleibt, wenn nichts beißt, nicht den ganzen Tag am selben Steg arbeiten, sondern klappert alle einmal ab. Es gibt kein geschriebenes Gesetz. So gut die Stellen am Festland auch sind, mit der gegenüberliegenden Seite, nämlich dem Ufer der Pfaueninsel, kann keine der Stellen konkurrieren. Noch steilere Kannten und überhängendes Gestrüpp, bieten den Fischen idealen Unterschlupf. Was den Zander und den Hecht betrifft, da kann ich Euch keine Auskunft geben. Müsst Ihr mal den Fischer fragen! Wenn dennoch mal was Größeres am Haken hängen sollte, dann freut Euch nicht zu früh, denn auch Brassen ziehen ihre Runden. Gelegentlich schwimmt eine olle Wasserratte ihre Runde, wenn Ihr die seht, könnt Ihr Eure Angelsachen einpacken. Das ist ein schlechtes Omen. In ihrer Anwesenheit ist es unmöglich einen Fisch zu fangen.
Falls Ihr Euch dazu entschließen solltet, der Pfaueninsel mal einen Besuch abzustatten, dann solltet Ihr früh aufstehen. Am Wochenende würde ich schon um 8 Uhr dort erscheinen, um einen vernünftigen Platz zu bekommen. Die Stege sind vielen Anglern bekannt. Zumal man von den Anlegestellen aus am Wannsee nicht mehr angeln darf. Unter der Woche muss man sich keine Sorgen machen. Ein noch weitestgehend unbekannter Steg liegt an der Moorlacke.
Einen Tipp will ich noch loswerden, und zwar sind die Barsche nur bei West- oder Südwestwind an der Pfaueninsel, wenn feuchte Luft vom Atlantik kommt. So jetzt liegt der Fangerfolg an Euch. Die Beißzeiten müsst Ihr leider selber rausfinden. Das wäre sonst zu einfach! Spätestens beim Kreischen der Pfauen werdet Ihr wieder aus Euren Träumen erwachen. Übrigens: Auch im Sommer lohnt sich ein Besuch. In der von der Fähre ausgespülten Vertiefung lauern oft Rapfen den Brutfischen auf, die notgedrungen von der danebenliegenden Sandbank aus die tieferen Stellen durchqueren müssen. Wenn man den richtigen Zeitpunkt erwischt, führen umherstreunende Barsche regelrechte Jagdszenen auf dieser Sandbank vor. In Panik versetzt springen die kleinen Fische flüchtend aus dem Wasser.
Und noch was: Jeder kann dazu beitragen, dass wir in einigen Jahren noch gute Barschbestände vorfinden können. Also bringt es über das Herz ,auch mal einen Barsch der besseren Sorte freizulassen. Kleine sowieso.
Viel Glück!