Gewässer-Tipps Der Veltener Stichkanal
Auf der Suche nach einem DAV-Gewässer mit gutem Barschbestand in der Nähe Berlins hat es mich am Samstag, den 27.3.2004, in den Nordosten der Hauptstadt verschlagen. Genauer gesagt an den Veltener Stichkanal. Auf dieses Gewässer hatte mich ein Teilnehmer an den Twisterkursen gebracht. Er hatte dort zusammen mit Freunden im Januar eine Menge Barsche auf tote Köderfische gefangen, die er an der Posenrute hatte in die Schwärme treiben lassen. Allerdings waren die Barsche nicht viel größer als 15 cm.
Nachdem es für die Twisterseminare nicht ganz unwesentlich ist, dass möglichst oft ein Fisch am Gummi lutscht, war mir die niedrige Durchschnittgröße egal. Außerdem kann es ja sein, dass man mit etwas größeren Gummis auch größere Fische fängt als die Kollegen mit den kleinen Köfis.
Nach einer guten halben Stunde Fahrt war ich am Gewässer (Samstag morgens läuft der Verkehr sogar in Berlin). Als ich ankam, schien die Sonne auf den kleinen Stichkanal. Ein älterer Angler saß bereits am Wasser und badete Würmer an dicken Schwimmern. Es entwickelte sich ein nettes Gespräch: „Auf was angeln Sie denn?“ „Auf alles, was beißt!“ „Und was ist hier drin?“ „Jede Fischart. Der Kanal ist ja mit der Havel verbunden.“ „Sind da auch Zander drin?“ „Nee. Davon hab ich noch nichts gehört.“ „Und Barsche?“ „Hab ich noch keinen gefangen. Aber schöne Bleie und Plötzen kann man hier fangen. Und Aale und Hechte gibt’s hier auch.“ „Naja. Ich werd’s mal auf Barsche versuchen.“
Und schon war die Rute zusammengesteckt. Ein 7 Gramm-Köpfchen war genau die richtige Wahl: der Veltener Stichkanal ist nur max. 2 m tief, die Strömung maximal mäßig, aber eigentlich eher zu vernachlässigen. Aufgrund des recht trüben, leicht grünlichen Wassers viel meine Wahl auf einen kleinen giftgrünen 4,5 cm-Kopyto mit schwarzem Rücken. Zuerst noch ein paar Fotos geknipst, dann flog der Gufi unter eine der vielen Brücken, die den 3,5 km langen Stichkanal zieren. Schon beim zweiten Anheben ein zaghafter Biss. Beim nächsten Wurf saß der Barsch, ein wahres Monster von ca. 15 cm.
Aber es sollte noch besser kommen. Denn nachdem ich diese Brücke ein paar Minuten beangelt hatte, beschloss ich, beide Ufer des Kanals abzulaufen und an den verdächtigen Spots immer ein paar Würfe zu riskieren. Schließlich war das Ding maximal 10 bis 15 m breit. Insofern sollte man das Kanälchen an einem Vormittag abgeklopft haben und danach wissen, was der Veltener Stichkanal Ende März so wert ist.
An einer ehemaligen Brücke, die nach dem Abzug der Russen eingerissen wurde (die verfallenen Kasernen verraten: der Bereich um den Kanal war einmal von russischen Soldaten besiedelt), fing ich dann einen noch fetteren Barsch. Kapitale 18 cm, so meine erste Schätzung. In Ermangelung eines Maßbandes leider nur der inoffizielle Veltener-Stichkanal-Rekord! Und den konnte ich nicht mehr steigern. Obwohl sich noch ungefähr 20 weitere Kandidaten um den Titel bewarben. Viele davon habe ich vertikal an der Spundwand gefangen. Teilweise konnte man die Fische sogar mit dem Gummifisch zur Wasserfläche hoch holen und ihnen dabei zuschauen, wie sie den Köder attackierten.
Insgesamt ein sehr schöner Ausflug – und wer weiß, vielleicht hab ich ja den Giganten unter den Veltener Barschen gefangen. Der Bestand scheint mir jedenfalls verbuttet. Natürlich kann es sein, dass hier im Herbst oder Frühjahr noch Fisch aufzieht. Schön wäre das ja. Denn das Gewässer hat auf jeden Fall etwas. Nur halt im Moment alles andere als große Barsche…