Gewässer-Tipps Die Talsperre Spremberg – ein „Barsch-Eldorado“
Dieses brandenburgische Gewässer wurde hier im Forum schon kurz besprochen – allerdings stammen die letzten Einträge von 2004.
Also höchste Zeit für ein Update:
Die Talsperre Spremberg kann ich seit ca. 3 Jahren als mein „Hausgewässer“ bezeichnen. Obwohl ich jede freie Minute an diesem Gewässer verbringe, sind drei Jahre keine lange Zeit. Gleichwohl möchte ich euch meine Erfahrungen mitteilen und einen möglichst hilfreichen Gewässertipp abgeben.
Will man sich mit Hilfe der einschlägigen Suchmaschinen über die Möglichkeiten des Angelns an der Talsperre Spremberg informieren, muss man sich derzeit mit dünnen und teilweise uralten Informationen begnügen. Auch Wikipedia liefert allenfalls spärliche Informationen, die kaum über die geografischen/statistischen Informationen hinausgehen:
„Die Talsperre Spremberg, auch Spremberger Stausee genannt, liegt zwischen Cottbus und Spremberg als Aufstauung der Spree. Sie ist flächenmäßig die viertgrößte Talsperre in Deutschland und die einzige „große“ Talsperre in Brandenburg. Ihre Aufgaben liegen in erster Linie im Hochwasserschutz und der Niedrigwasseraufhöhung für den Spreewald. Die Inbetriebnahme war am 8. Oktober 1965.
- Wasseroberfläche 9,33 km²
- Speicherraum 42,7 Mio. m³
- Koordinaten 51° 38′ 49″ N, 14° 23′ 41″ O“
(Vgl. https://de.wikipedia.org/wiki/Talsperre_Spremberg (6.10.2019))
So wenig, so gut.
Die Talsperre ist ein eher flaches Gewässer mit durchschnittlich 2-4 m Wassertiefe. Die tiefste (von mir per Echolot gemessene) Stelle liegt an der Staumauer und beträgt ca. 7,50 m – je nach Staupegel. Entlang des alten Spreebetts findet man tiefe Stellen und vielversprechende Grundstrukturen. Das Ostufer (Bagenz) ist sehr flach. Mit einem niedrigen Wasserstand insbesondere im Sommer muss man überall rechnen und klarkommen.
Das Bootsangeln (E-Motor), das Nachtangeln und das Eisangeln sind erlaubt. Im Folgenden beschreibe ich ausschließlich das Angeln vom Ufer.
Der Fischbestand
ist aus meiner Sicht sehr gut. Der Hauptfisch ist eindeutig der Barsch. Fische in Größen bis 15 cm sind oft „lästig“, bis 30 cm häufig an der Angel und bis 40 cm jederzeit möglich. Die begehrten 40+ sind dann schon etwas für Spezialisten oder auch Glückspilze. Gefangen werden die Barsche auf alle(!) Köder: Softbaits, Hardbaits, Deadbaits, Livebaits (Wurm, Made ;-), Blechbaits ;-) und so weiter und so fort. Allerdings lernen die (großen) Barsche schnell und kennen spätestens im Herbst sämtliche Seriennummern der handelsüblichen Köder. Dann sollte man schon etwas tiefer in die (Finesse-)Trickkiste greifen.
Hechte kommen reichlich vor und werden vornehmlich mit Köderfisch beangelt und gefangen. Die Welse treiben, wie in vielen unserer Gewässer, auch hier ihr „Unwesen“. Fänge von 1,80m sind verbucht. Der Rapfen macht sich oft und laut bemerkbar – wird aber meines Wissens nach kaum gefangen, weil (noch) wenig beangelt. Aale werden gefangen und auch besetzt.
Der Zander würde in diesem Gewässer ein ausgezeichnetes Habitat vorfinden, weil der Grund sehr viele sandige, kiesige Strukturen aufweist und zudem die Verockerung im Südteil seiner „Lichtallergie“ entgegenkommt. Aber: Es gibt ihn nicht (mehr) – und es erfolgt auch kein Besatz. Komisch und vielleicht diskussionswürdig.
Weißfische vermehren sich fantastisch und sind demzufolge in allen Größen omnipräsent.
Die Carphunter lieben die Talsperre wegen ihrer kapitalen Insassen. Und „spannen“ das Ostufer vom Frühjahr bis zum Herbst kreuz und quer „ab“. Diese furchtbare Unsitte soll hier allerdings nicht das Thema sein.
Die Hotspots
(1) Spreewehr nach dem Vorfluter
(2) „Unter der Hochspannungsleitung“
(3) „Dynamo-Bucht“
(4) Bagenz
(5) Klein Döbbern/Schäferberg
(6) Spree Bräsinchen
(7) Schutzgebiet
(1) Spreewehr nach dem Vorfluter
Wer sich von der braunen Brühe nicht abschrecken lässt, fängt ordentlich Fisch. Die (30+)-Barsche beißen auf langsam(!) und grundnah angebotene Gummiköder. Allerdings ist der Angeldruck insbesondere an Wochenenden und Feiertagen ziemlich hoch, weil man alle Stellen mit dem KFZ erreichen kann. Welse und Hechte gehen beim Deadbaiting ans Band.
(6) Spree Bräsinchen
Sehr interessanter und abwechslungsreicher Spot für die Barschangelei. Man findet alle Strömungsverhältnisse und Tiefen sehr nahe beisammen. Reichlich Barsche in kleinen und mittleren Größen. Der ein oder andere „Gute“ über 30cm lässt sich vor allem im Frühjahr überlisten. Kleine Hechte sind auch da – aber (bisher) keine Gefahr für 25er FC.
(4) Bagenz Campingplatz
Das Wasser ist extrem flach und man kann weit hinein waten. Wer schon mal am Balaton war, kann sich das ungefähr vorstellen. Im Gegensatz zum ungarischen Binnensee besteht der Gewässergrund glücklicherweise aus Sand/Kies. Mit Wathose oder vom großen Steg aus kann man im Frühjahr und Sommer Sternstunden hinsichtlich der Bissfrequenz erleben. Früh zeitig und abends kommen die größeren Räuber (Barsche, Hechte, Rapfen) ins Flachwasser und veranstalten in den Laubenschwärmen zum Teil sehenswerte Spektakel. Karpfenangler sind allgegenwärtig (und fangen richtig gut).
(3) „Dynamo-Bucht“
Man kann hier mit dem PKW bis ans Wasser fahren. Allerdings nur zum Be- und Entladen des Tackles. Der offizielle Parkplatz befindet sich unweit des Ufers. Das vergessen (und missachten) leider viele Kollegen. Nicht gut. In Wurfweite erreicht man Tiefen bis 3 m und hat gute Chancen auf Hecht und Barsch. Auf Grund der bequemen Erreichbarkeit ist dieser Bereich außerordentlich frequentiert (überangelt) und deswegen nicht so mein Ding.
(2) „Unter der Hochspannungsleitung“
Quer über die Talsperre führt eine Hochspannungsleitung. Einer der Masten befindet sich sogar mitten auf einer kleinen Insel im Wasser. Hier scheinen sich alle Fische zu konzentrieren, glaubt man den Fangmeldungen und Erfahrungsberichten. Offensichtlich werden die Fische durch das elektromagnetische Feld der 10KV-Leitung magisch angezogen. Kann durchaus sein. Ich glaube es jedoch nicht. Eine Bootsfahrt mit dem Echolot brachte nämlich zu Tage, dass sich genau dort Inselbereiche mit extrem abwechslungsreichen Grundstrukturen befinden.
(5) Klein Döbbern/Schäferberg
Hier ist echt was los unter Wasser! Demzufolge aber auch über Wasser – es erinnert am Wochenende stark an einen (gut besetzten) Forellenteich. So etwas habe ich bisher noch nicht erlebt: Am Ufer rund um den Bootssteg (auf ihm ist das Angeln verboten) steht und sitzt Angler an Angler. Die einen angeln passiv mit Köfi, die anderen peitschen was das Zeug hält. Ihnen gegenüber sitzen in Wurfweite(!) die Bootsangler, die ebenfalls mit Posenmontage und Köderfisch oder mit der Spinnangel in Richtung Ufer ihr Glück versuchen. Das Unglaubliche dabei ist: Es fällt kein böses Wort – ja, man unterhält sich sogar und freut sich mit dem anderen. Und jeder fängt seine Fische. Diese Erfahrung habe ich in diesem Herbst (2019) gemacht und selber sehr gut gefangen.
Aber was hat dieser Spot, was andere nicht haben? Tiefen bis 4 m in Wurfweite mit deutlicher Kante, das alte Spreebett läuft in Ufernähe vorbei und das Wasser „kocht“ vor Weißfischen. Mehr fällt mir erstmal nicht ein.
(7) Schutzgebiet
Das lassen wir mal schön in Ruhe (auch wenn das einige „Carphunter“ ganz anders sehen).
Das alte Spreebett
Tja, das ist üblicherweise der Hotspot einer jeden Talsperre und bietet meist hervorragende Chancen auf den ein oder anderen richtig guten Fisch. Mit einem Boot inkl. Echolot lässt es sich sehr einfach finden. Seid aber nicht enttäuscht, wenn mal den ganzen Tag nix beißt. Hier lohnt es sich vor allem in der kalten Jahreszeit. Die Flachwasserzonen sind von Mai bis September so produktiv, dass sich dort auch viele Raubfische rumtreiben.
Verockerung (braune Brühe)
Seit dem Jahr 2007 wird die Verockerung der Spree bei Spremberg beobachtet. Dieses Phänomen ist eine Spätfolge des Braunkohlenbergbaus im Lausitzer Revier. Über Jahrzehnte hat hier eine großflächige (2500 km²) und tiefgründige Grundwasserabsenkung zur Förderung der Braunkohle stattgefunden. Diese hat dazu geführt, dass im Boden gelagertes Pyrit verwittert ist. Die Verwitterungsprodukte werden nun mit dem Wiederanstieg des Grundwassers in Form von Eisenhydroxid und Sulfat in die Fließgewässer und Seen der Lausitz eingetragen.
Eisenhydroxid (Eisenocker) schwebt in Form kleinster Partikel im Wasser und lagert sich bei geringen Fließgeschwindigkeiten von unter 10 cm/s als rostroter Schlamm am Gewässerboden ab. Bei Erhöhung der Strömung wird das Eisenocker wieder mitgeschwemmt und flussabwärts verlagert.
(Vgl. https://klare-spree.de/de/informationen-zur-verockerung/allgemeine-informationen.html (6.10.2019))
Tackle
Ich fische meist eine Sportex NOVA Ultralight mit1,85m Länge und einem Wurfgewicht von 1-5g. Eine 1000er Fluid von Mitchell, bespult mit 0,06er J-Braid x8 von Daiwa rundet diese Combo ab.
Die Köder sind entsprechend klein und leicht. Im Frühjahr und Sommer ist der Easy Shiner (Wakasagi) in 2 Inch von Keitech, kombiniert mit einem „Spitzen Haken“ von Lieblingsköder in Größe #1 und 2g Gewicht kaum zu schlagen. Sollte er nach ein paar Stachelrittern dann „versagen“, hat bisher immer ein kleiner flach laufender Wobbler im Barsch-Design geholfen und erstaunlich gut gefangen. Im Herbst habe ich mit dem Carolina-Rig echt abgefeiert: 6g Tungsten Bullet Weight, klare Glasperle und Doiyo Blaze Oji Craw in 2 Inch von Sänger am Smile Hook der Größe 5 von NOIKE.
Fazit
Auf der schnellen Suche nach dem PB-Barsch oder dem Großhecht ist man hier sicherlich falsch. Wer auf abwechslungsreiche UL-Angelei mit hoher Bissfrequenz steht und dazu ein Wochenende in wunderschöner Natur erleben möchte, sollte sich die Talsperre Spremberg auf seine To-Do-List schreiben.
Last but not least
Die Angelerlaubnis
…für dieses und viele andere brandenburgische DAV-Gewässer erhält man bequem online unter: https://shop.lavb.de
Übernachtungen
…in direkter Wassernähe findet man sowohl in Bagenz als auch in Klein Döbbern (Campingplatz, Bungalows, Ferienwohnungen und Hotel)
Bootsverleih
Boote werden in Klein-Döbbern verliehen.
Ich freue mich auf eure Meinungen, Tipps und weitere Insider-Infos zu diesem Gewässer. Vielleicht sehen wir uns mal am Stausee.
Hagen