Fischküche Malayischer Barsch-Tartar nach Art schiffbrüchiger Chefköche
Liebe Barsch-Alarmer, ich bin kein typischer Kochtopfangler, aber eigentlich esse ich wirklich gerne selbst gefangenen frischen Fisch. Doch ihr kennt es auch: Es liegt ein 10 stündiger Angeltag vor einem, die Sonne brennt. Man hat einige schöne Barsche gefangen, und die Vorstellung, das die Tiere in einer Alditüte den Rest des Tages im Boot vor sich hingammeln, um abends stocksteif und mikrobiologisch höchstbedenklich unters Filliermesser zu kommen; das bricht einem doch das Herz. Zudem bekomme ich Hunger an der frischen Luft und beiße deshalb in pappige Schnitzelbrötchen, schlechten Atem verursachende BiFis, angeschmolzene Schokolade etc.
Die Lösung liegt nahe, will man wirklich superfrischen Fisch genießen, wie er eigentlich nur uns Anglern vorbehalten ist, muß dieser sofort vor Ort, im Boot verzehrt werden. Doch der Bootsverleiher guckt sicher nicht zu unrecht kritisch, wenn man einen Grill an Bord schleppt und neben dem Benzintank aufbaut. Dieses Problem hat mich lange beschäftigt, bis mir die Fischersfrau vom Kölpiner See den entscheidenden Tipp gab: “ Den Barsch jibt`s bei uns nur noch als Tartar ! Herrrlisch sag ich Ihnen! Es ist ne Sünde, die Viecher zu braten…!“
Tartar ! Hackepeter ! Sushi ! Na klar, der wahre Gourmet verzehrt roh ! Dankbar ließ ich mich von Frau Ziehbart belehren: “ Die Barschfilets musst Du in kleinste Stücke schneiden. Dann werden sie in reichlich gehackte Zwiebeln, Salz, Pfeffer, Zitronensaft und einem Schuß Weißwein für eine Stunde eingelegt. Das essen sogar Leute mit Genuß, die sonst gar keinen Fisch mögen! Herrrrrrlisch! “ Auf mein Bedenken von wegen Würmer, Salmonellen, Strychnomadoletten, etc. erntete ich nur ein Kopfschütteln. “ Die Viecher gibt’s doch nur bei Meeresfisch…Kenne keinen, dem schlecht davon geworden wäre, im Gegenteil, die schreien alle nach mehr !“
Und die Japaner leben schließlich auch noch, obwohl sie sich fast nur von rohem (Meeres!)Fisch ernähren und die ganze Welt mit Sushi-Buden beglücken.
So Leute, ich hab das alles getestet und möchte nun allen Anglern, die keine Mickymäuser und Äh-Bäh-Mag-ich-nicht-Weicheier sind, mein persönliches Barsch-Ruck-Zuck-Vor-Ort-Traum-Rezept vorstellen. Denn seit meiner Testserie, in der ich das Rezept von Frau Ziebarth mit einem Hauch von Süd-Ost-Asien paarte, gibt’s für meine Barsche ein vorbestimmtes Ende:
Den malayischen Barsch-Tartar nach Art schiffbrüchiger Chefköche
Zubehör: eine geräumige Tupperbox mit festsitzendem Deckel, Küchenbrett, Filliermesser. Desweiteren: 3-4 Zwiebeln, 1 Bund frischer Koriander (Asiamarkt), Sojasoße, Weißwein, 2 Limetten, 1ne handvoll Cherrytomaten, 1ne Chilischote, Olivenöl, Salz und Pfeffer.
Am Abend vor dem Angeln bereite man folgendes vor: Man hacke die Zwiebeln in kleine Stücke, den frischen Koriander und die Tomaten ebenso. Hierzu kommt ein großzügiger Schuß Weißwein, der Saft der ausgepressten Limetten und ordentlich Sojasoße, das Chilischötchen und ein kleiner Schuß Olivenöl. Mit Salz und Pfeffer abschmecken. Dies kommt in der Tupperbox dann über Nacht in den Kühlschrank, damit die Zwiebeln so ein bisschen anfermentieren und süß werden. Am nächsten Tag werden die Barsche an Bord absolut fangfrisch abfiletiert, in kleinste Stücke geschnitten, zu der Marinade in die Box geworfen und durchgeschüttelt. Nun muß das alles mindestens eine halbe Stunde an einem schattigen Platz im Boot durchziehen. Fertig. Das Ganze dann während einer Beißflaute mit Plastikgabeln und Dosenbier einwerfen, Super ! Da fliegen die pappigen Brötchen und BiFi`s ganz schnell über Bord sag ich euch.
Der erste Bissen mag für Skeptiker noch ungewohnt erscheinen. Doch glaubt mir: Das ist so was von lecker, das fasst man kaum. Der rohe Fisch hat eine super Konsistenz, ist weder schleimig noch mulchig oder sonst was man von rohem Fisch erwarten würde und schmeckt erstaunlicherweise nur ganz fein und dezent nach Fisch. Köööööstlich sag ich euch, probierts unbedingt mal aus und experimentiert mit euer Marinade ! Wichtig ist nur die Säure, damit das alles so ein bisschen fermentiert (wenn das chemisch gesehen der richtige Ausdruck ist) , das ist auch eine Art Garungsprozess. Allerdings würde ich mich auch wie Frau Ziebarth auf den Barsch beschränken. Ich wette, für die meisten von euch heißt es auch bald:
„Es ist ne Sünde die Viecher zu braten !“
Euer